Zyankalikapseln

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meine hausaufgabe in geschichte ist es herauszufinden wo die soldaten im krieg damals die zyankalikapseln im mund versteckt hatten ohne versehentlich draufzubeissen.
bitte helft mir.
CU Luise
 
Ich denke nicht, das die Pillen im Mund aufbewahrt wurden, wirklich zu gefährlich. Vielmehr vermute ich , das sie erst kurz vorher in den Mund genommen wurden.
 
Er bekam sie von seiner Frau wenn ich mich recht erinnere.

Eine Z-Kapsel ist verschwindend klein. Sie versteckt zu tragen ist unnötig.
U-Boot-Männer bekamen sie manchmal und trugen sie oft in Streichholzschachteln oder ähnlichem mit sich.
Man kann sie auch einfach in der Tasche tragen und bei Bedarf innerhalb von 2 Sekunden rausholen und zerbeißen.
 
florian17160 schrieb:
Ich glaube auch nicht, das sie unter einer Plombe versteckt waren. Wie hat sich eigentlich Göring umgebracht?


Mit Zyankali. Allerdings ist nie so ganz aufgeklärt worden, wie er da ran kam. Göring selbst hat einen Brief an den Gefängniskommandanten Andrus geschrieben, in dem er mitteilt, bei seiner Verhaftung 3 Kapseln besessen zu haben. Eine habe er so "versteckt", dass sie bei einer Untersuchung gefunden wurde. Die 2. habe er in seinen Reitstiefeln mit sich rumgetragen und Nummer 3 hätte sich in einer Cremedose befunden.
Für diese Version spricht, dass bei der Untersuchung die 3. Kapsel tatsächlich in der Dose gefunden wurde.
Allerdings hegte der Ankläger Dr.Kempner Zweifel hieran. Speziell nach einem Gespräch mit Emmy Göring, die zugab, dass die Kapseln erst nach Inhaftierung in die Zelle gelangt sei. Sie wisse auch durch wen. Aber dieses Geheimnis hat sie mit ins Grab genommen, ihre Tochter schweigt bis heute.
Die Spekulationen gingen sogar dahingehend Personal der Wachmannschaft zu verdächtigen.

Übrigens haben 2 Personen für sich in Anspruch genommen, Göring das Gift zugespielt zu haben: Ein Journalist, dessen Version allerdings pure Phantasie ist und der SS-General Bach-Zelewski, der Göring die Kapsel in einem Stück Seife gegeben haben will. Bemerkenswert an letzterer Version ist, dass Bach-Zelewski den Amerikanern eine zweite Kapsel aushändigte, deren Glas identisch mit der war, die aus Görings Mundhöhle geholt wurde.
 
Warum wurde im Krieg meistens Zynkali gewählt?
War es einfach das billigste oder das am schnellsten wirkendste Gift?
Wie hoch schätzt man heute die Toten, die sich selber mit diesem Gift töteten?
 
Zweiteres. Kaliumzyanid wirkt sofort, die letale Dosis sind ca 60 mg, also auch nicht grade viel.
Ich würde also sagen, weil es ein starkes und sofort wirkendes Gift ist.
 
Kaum zu glauben, aber gegen Zyankali gibt es sogar ein Gegenmittel. Denn so schnell, wie es aus Filmen kennt wirkt es nun auch nicht, meistens dauert es 5- 15 Min.
 
Hallo,

mir kam letztens die folgende Frage in den Sinn: In gefühlt jedem Film mit Nazis haben ebendiese Blausäurekapseln, mit denen sie sich am Ende "aus der Affäre ziehen".

Eigentlich ergibt sich da ein ganzer Fragenkomplex, zu dem ich im Netz kaum Antworten finden konnte.


1) Wer war der Hersteller der Blausäurekapseln?
2) Wie erfolgte die Beschaffung und Verteilung? Gab es eine Ausschreibung? Rechtsgrundlagen?
3) Wie groß war eine Blausäurekapsel und aus welchem Material?
4) Genaue Rezeptur des Inhaltes?
5) Hatte jedes NSDAP-Mitglied Anrecht auf eine Blausäurekapsel oder nur die Führungsebene? Wo lag die Grenze?
6) Gab es die Blausäurekapseln schon seit 1933 bzw. davor oder erst in der Endphase?
7) Wie kam man überhaupt auf den eigentlich etwas abseitigen Gedanken, diese Kapsel zu verteilen? Was waren die Beweggründe? Normalerweise sollte man ja versuchen, das Leben von wichtigen Funktionsträgern in einem Staat eher zu schützen...
8) Oder war es vielleicht einfach eine Tradition, welche von Vorgängerregierungen übernommen worden war? Hatten Kaiser Wilhelm und Friedrich Ebert vielleicht schon Blausäurekapseln in der Hosentasche? Oder ist es vielleicht generell unter Regierenden so üblich, hat die Merkel vielleicht auch sowas?
9) Wie gut sind/waren diese Kapseln gegen Fehlbedienung gesichert? Wenn ich mir vorstelle, so ein dicker Nazi-Bonze (Göring) hat sie evtl. in der Hosentasche, setzt sich ungeschickt hin und ...uuuups! :rolleyes: Sind hier evtl. Fälle bekannt?
 
8) Oder war es vielleicht einfach eine Tradition, welche von Vorgängerregierungen übernommen worden war? Hatten Kaiser Wilhelm und Friedrich Ebert vielleicht schon Blausäurekapseln in der Hosentasche? Oder ist es vielleicht generell unter Regierenden so üblich, hat die Merkel vielleicht auch sowas?
7) Wie kam man überhaupt auf den eigentlich etwas abseitigen Gedanken, diese Kapsel zu verteilen? Was waren die Beweggründe? Normalerweise sollte man ja versuchen, das Leben von wichtigen Funktionsträgern in einem Staat eher zu schützen...
Diese Fragen muten schon ein wenig seltsam an, ich habe sie aus Zweckmäßigkeit mal in der Reihenfolge umgekehrt:
Warum hätten Ebert oder Willi II. (oder Hindenburg) prophylaktisch Blausäurekapseln haben sollen? Welchen Gerichtsprozess hatten sie zu befürchten? Die Nazis wussten sehr genau, was sie verbrochen hatten, sie haben ja nicht von ungefähr in Euphemismen geredet, als spätestens mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg das Ende nur noch eine Frage der Zeit war, da "musste man" sich Gedanken machen, was nach dem Krieg sei. Offiziell hat die sich keiner besorgt, das wäre ja gewissermaßen das Eingeständnis davon gewesen, dass das, was Himmler in der Posener Rede von sich gab, Gewäsch war, dass alle Verbrechen die man beging eben das waren: sinnlose Verbrechen.
 
Sind einem größeren Personenkreis zugängliche Blausäurekapseln überhaupt historisch belegt oder ist es am Ende eine Erfindung von Hollywood?
 
Siehe Goeschel, Suicide in Nazi Germany.

Die lokalen Gesundheitsämter verteilten die zB zu Tausenden 1945 in Berliner Stadtteilen. Bekommen konnte die offenbar jeder, neben NS-Kontext auch Furcht vor Vergewaltigungen etc.
 
Das ist interessant.. Ich hätte jetzt auch vermutet das es irgendwie eher in die Richtung Geheimdienst/Spionage geht und diese Kapseln nur unter der Hand in den Machtzirkeln zu haben waren.

Gibt es da auch Informationen dazu wann die Kapseln beschafft bzw beauftragt wurden ?
 
Bestimmt gibt es dazu Informationen in den Archiven. Produktion und Distribution sind mW forschungsseitig noch nicht untersucht worden,

Die suizidale Stimmung waberte über dem Reich mindestens seit der Invasion in der Normandie und dem Zusammenbruch im Osten 1944. Und verdichtete sich - siehe Goeschel - laufend auch im Propagandaalltag.

Die Berichte über Verteilung stammen aus Tagebücher, Zeitzeugen-Angaben. So auch - anderer Fall von "Öffentlichkeit"- die Verteilung in bereitstehenden Schüsseln für die Besucher vom 12.4.1945 der vollbesetzten Philharmonie Berlin, organisiert vermutlich durch die Partei.

Was Deine Vermutungen betrifft, kann ich nichts Konkretes sagen, sondern auch nur vermuten. Vielleicht hast Du aufwändigere Varianten wie Zahnprothesen etc. im Sinn, die der Sicherstellung bei Festnahmen "entgehen", oder einfach Agentenstories.

Auch von Otto Wels wird übrigens behauptet, dass er in den Tagen des Ermächtigungsgesetzes Zyanid mit sich führte, ebenso gibt es solche Bericht über jüdische Bürger in Deutschland, die Selbstmord für den Fall von Verhaftungen planten. Goeschel hat auch eine Arbeit zu solchen Selbstmorden von Juden in Deutschland verfasst.

Bzgl des noch verbliebenen jüdischen Lebens 1941 schreibt Goeschel:
"Carrying potassium cyanide and barbiturates was a matter of everyday routine for many Jews by that time. Carrying poison gave Jews a strong sense of control over their fate, and made them feel prepared for any eventuality. There was a culture of being prepared to die by one’s own hand. But obtaining such drugs became increasingly difficult. They were expensive and not easily available."

Beide Aspekte (teuer, leicht verfügbar) bestanden offenbar nicht mehr im downfall des Reiches.
 
ich sah einfach die halböffentliche Verteilung von Kapseln zum Selbstmord der ewigen Propaganda zum halten bis zu letzten Patrone entgegengesetzt.

Ich meine man hat am Ende die Leute wegen Wehrkraftzersetzung gehängt wegen einer weißen Fahne in einem Kuhkaff, aber wenn sich die Führungsriege zum Selbstmord präpariert soll das Zuversicht ausdrücken ?
 
ich sah einfach die halböffentliche Verteilung von Kapseln zum Selbstmord der ewigen Propaganda zum halten bis zu letzten Patrone entgegengesetzt.

Ich meine man hat am Ende die Leute wegen Wehrkraftzersetzung gehängt wegen einer weißen Fahne in einem Kuhkaff, aber wenn sich die Führungsriege zum Selbstmord präpariert soll das Zuversicht ausdrücken ?

Ich würde dem entgegenhalten wollen, dass es in den Kontext etwa des Nerobefehls ganz gut passt. Dass das NS-Reich dem Untergang geweiht war, wusste letztendlich jeder habewegs informierte Mensch, allerspätestens, nachdem der Fall von Köln vermeldet wurde und den Amerikanern die Rhein-Überquerung gelungen war, während im Osten nach 1944 alles wie ein Kartenhaus in sich zusammen fiel.
Wer ein kleines Bisschen Überblick über die militärische Lage bereits im Jahr 1943, nach dem Beinahezusammenbruch der der russischen Südfront im Gefolge von Stalingrad, der hastigen Räumung des Kaukasus und dem Ausscheiden Italiens, dass dann um sich südlich abzusichern nebst Vichy-Frankreich auch noch besetzt werden musste um die militärische Lage im Mittelmeerraum prekär zu stabilisieren, was auch wieder massiv Truppen band, wusste bereits im Herbst 1943, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen war.

Vor der Invasion der Normandie, vielleicht auch vor der Überquerung des Rheins durch die Alliierten konnte man sich ohne nähren Einblick in die Ziele und politischen Abläufe der Westalliierten möglicherweise noch die Illusion machen, durch einen Separatfrieden im Westen und prekärer Stabilisierung im Osten noch irgendwie mit einem Status-Quo-ante-Frieden oder allenfalls einem 2. Versailles davon zu kommen.
Den Militärs war die endgültige Niederlage spätestens in dem Moment klar, in dem Cherbourg und Caen nicht zu halten waren und an Gegenangriff gegen den alliierten Brückenkopf nicht mehr zu denken war. der Zivlibevölkerung (mindestens dem rational denkenden Teil) mit dem Erreichen der Ostgrenze des Reiches durch die Rote Armee Ende 1944 und die Überquerung des Rheins durch die Amerikaner.

Seit dem ist "Halten bis zum letzten Mann" zwar militärischer Standartbefehl geblieben, aber wir reden ja hier in weiten Teilen über die Zivilbevölkerung und da ist der Gedanke alles zu vernichten, was noch irgendwie brauchbar ist, siehe Nero-Befehl eigentlich die logische Ergänzung zum "Halten bis zum letzten Mann".
Die Inkaufnahme der totalen Vernichtung um dem Feind nichts brauchbares mehr zu überlassen und ihn für den Sieg so weit als möglich bluten zu lassen.
 
ich sah einfach die halböffentliche Verteilung von Kapseln zum Selbstmord der ewigen Propaganda zum halten bis zu letzten Patrone entgegengesetzt.

Rationalitäten im Untergang des Dritten Reiches würde ich nicht ansatzweise suchen (wollen).

Abgesehen davon hätte "Halten bis zum letzten Mann/Patrone" einen passenden suizidalen touch. Oder man kehrt die Betrachtung um, wie bei shinigami, und es "passt".

Mir ging es allerdings nur darum, den vagen Andeutungen/Anzweifelungen von rrttdd zur Suizid-Orgie im Untergang den Hinweis auf Literatur entgegen zu setzen.
 
Seit dem ist "Halten bis zum letzten Mann" zwar militärischer Standartbefehl geblieben, aber wir reden ja hier in weiten Teilen über die Zivilbevölkerung und da ist der Gedanke alles zu vernichten, was noch irgendwie brauchbar ist, siehe Nero-Befehl eigentlich die logische Ergänzung zum "Halten bis zum letzten Mann".

Die Inkaufnahme der totalen Vernichtung um dem Feind nichts brauchbares mehr zu überlassen und ihn für den Sieg so weit als möglich bluten zu lassen.

Ein paar Anmerkungen und andere Sichten - auch aus der Sicht des NS-Staates – auf die damaligen historischen Realitäten in der Phase des Zusammenbruchs.

Zum einen ist es die Realität der entgrenzten Kriegsführung, die keine Form von legaler Einschränkung mehr kannte, die „nach Hause“ zurück kam (Kunz, S. 287). Der Terror, der im Osten praktiziert worden ist, wandte sich nun auch gegen die „Heimatfront“, so der Tenor bei Kershaw (S. 523ff) Insbesondere der Nero-Befehl wandte sich nicht nicht nur gegen den Feind, sondern auch gegen die Lebensgrundlagen des eigenen Volkes. Und wurde deswegen vielfach nicht befolgt, so auch die Ausführungen von Speer.

Die „Volksgemeinschaft“ befand sich in Auflösung und ein offener Aufstand gegen das Regime wurde im wesentlichen durch eine deutliche Steigerung der Repression verhindert. Im Kontext der „Todesmärsche“ wurde relativ wahllos gegen jeden Soldaten oder Zivilisten vorgegangen, gegen den „Verdacht“ vorlag. Vor allem die Parteigruppierungen und ihre paramilitärischen Verbände waren in diese Orgie der entfesselten Gewalt zunehmend eingebunden. Nicht selten losgelöst von zentralen Vorgaben, sondern als Ausdruck eines spontanen hysterischen Mobs.

Das System des tiefgestaffelten Erfassung von „Deserteuren“ war explizit dem „sowjetischen Verfahren“ entlehnt, durch brachiale Gewalt, die Front von Hinten zu stabilisieren und die meisten der zehntausenden Deserteure wurden aufgegriffen und standrechtlich erschossen.

Die Front im Osten hielt im wesentlichen auch deswegen, weil man die Rache der sowjetischen Soldaten fürchtete und aus diesem Grund – vielfach – noch aus innerer Überzeugung bereit war, sich selber und die eigenen Familien so lange wie möglich zu schützen.

Der Nero-Befehl verweist zwar einerseits auf die Entgrenzung von Gewalt auch gegen das eigene „arische Volkstum“, aber er verweist auch auf die Besonderheiten hin, mit dem die Ideologen des 3. Reich die Vorstellungen zum tausendjährigen Reich aufgeladen haben. Im Kern steht dabei eine Vorstellung von Zeit und Geschichtlichkeit, so im wesentlichen Clark in seinen interessanten Ausführungen(S. 189ff), die sich aus der Vorstellung einer linearen Zeit entkoppelt. „Das NS-Regime wollte nicht das Paradigma der linearen Geschichte von innen revolutionieren, um es für die Bedürfnisse einer alles verändernden Partei aufzurüsten, sondern trachtete danach, Geschichte ganz zu meiden, ihr in ein rassisch definiertes Zeitkontinuum des transhistorischen Gedankens zu entfliehen. In dieser Hinsicht ähnelte das Regime Mircea Eliades archaischen Menschen, der versucht, sich mit allen Mitteln der Geschichte entgegenzustemmen, die er betrachtet als eine Folge unumstößlicher, unvorhersehbarer Ereignisse von autonomem Wert. Vergangene Ereignisse und Individuen vermag er lediglich in der Gestalt zeitloser Archetypen wahrzunehmen. “ (Clark, S. 206)

Die enge historische Verzahnung von Rasse und Abstammung erzeugte eine Vorstellung der Identität der „arischen, germanischen Vorfahren“ und dem 3. Reich. Nicht der Zeitbegriff war damit zentral, sondern im Kern stand die zeitübergreifende Identität des „Volkskörpers“ in seiner „arischen Fundierung“. Und die Vorstellung von der historischen Mission des 3. Reichs konnte solange als intakt angesehen werden wie der „rassische Körper“ der „Volksgemeinschaft“ in seinem Kern intakt bleibt.

In diesem Sinne äußert sich Goebbels, der ein Anhang zu Hitlers politischen Testament anfertigt (Gosztony, S. 324). Er verweigert Hitler darin den Gehorsam, eine neue Regierung zu bilden, und folgt ihm stattdessen mit Frau und Kindern in den Tod. Im obigen Sinne der Möglichkeit zur Reinkarnation des 3. Reichs zu einem späteren Zeitpunkt formuliert Goebbels in diesem Anhang: „In dem Delirium von Verrat, das in diesen kritischen Tagen des Krieges den Führer umgibt, muß es wenigstens einige geben, die bedingungslos und bis zum Tode zu ihm halten, auch wenn das einem formalen, sachlich noch so begründeten Befehl, den er in seinem politischen Testament zum Ausdruck bringt, widerspricht. Ich glaube, damit dem deutschen Volk für seine Zukunft den besten Dienst zu erweisen, denn für die kommenden schweren Zeiten sind Vorbilder noch wichtiger als Männer. Männer werden sich immer finden, die der Nation den Weg ins Freie zeigen. Aber eine Neubildung unseres völkisch-nationalen Lebens wäre unmöglich, wenn sie sich nicht auf der Grundlage klarer und jedem verständlicher Vorbilder entwickelte.“ (Gosztony, S. 324).

Rationalitäten im Untergang des Dritten Reiches würde ich nicht ansatzweise suchen (wollen).

Vor dem Hintergrund der beschriebenen Sichtweise auf die aus der Zeit fallende Zeitlichkeit des „Tausenjährigen Reichs“ war das Verhalten von Hitler und anderen, wie Goebbels, durchaus - aus ihrer Sicht - rational nachvollziehbar. In dem Selbstmord von Hitler und anderen NS-Größen wird vor allem die Vorbildfunktion herausgestrichen, die eine Neuorientierung an der NS-Ideologie ermöglicht. Es war die Idee und der Kern einer neuen „Hermann-Sage“ , um die sich die Neugründung des neuen NS-Regimes,, dem „4. Reich“ vollziehen soll. Der arische Phönix aus der Asche, auch vor dem Hintergrund der intendierten Vernichtung im Rahmen des „Nero-Befehls“

Den Zeitbegriff, den Clark für das 3. Reich diagnostiziert, sollte man an einer anderen Stelle ausführlicher diskutieren, da er ausgesprochen interessante Einsichten in das Verständnis einer "neo-nazistischen Ideologie" bietet.

Clark, Christopher (2018): Von Zeit und Macht. Herrschaft und Geschichtsbild vom Großen Kurfürsten bis zu den Nationalsozialisten. 1. Aufl. München: Deutsche Verlags-Anstalt.
Gosztony, Peter (Hg.) (1975): Der Kampf um Berlin 1945 in Augenzeugenberichten. München: dtv.
Kershaw, Ian (2013): Das Ende. Kampf bis in den Untergang NS-Deutschland 1944/45. München: Pantheon.
Kunz, Andreas (2007): Wehrmacht und Niederlage. Die bewaffnete Macht in der Endphase der nationalsozialistischen Herrschaft 1944 bis 1945. München: Oldenbourg

Nero-Befehl
https://www.ns-archiv.de/personen/hitler/nero-befehl/

Hitler: Politisches Testament
https://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_de&dokument=0228_hte&l=de
 
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Vor dem Hintergrund der beschriebenen Sichtweise auf die aus der Zeit fallende Zeitlichkeit des „Tausenjährigen Reichs“ war das Verhalten von Hitler und anderen, wie Goebbels, durchaus - aus ihrer Sicht - rational nachvollziehbar. In dem Selbstmord von Hitler und anderen NS-Größen wird vor allem die Vorbildfunktion herausgestrichen, die eine Neuorientierung an der NS-Ideologie ermöglicht.

Liest man Hitlers politisches Testament unter der Perspektive von Clark These zur Aufhebung eines "linearen Zeitvorstellung" im NS-Staat, dann bekommen einzelne Passagen in Hitler`s Testament m.E. einen neuen Stellenwert.

Hitlers politisches Testament: Auszüge
"Es werden Jahrhunderte vergehen, aber aus den Ruinen unserer Städte und Kunstdenkmäler wird sich der Hass gegen das, letzten Endes verantwortliche Volk immer wieder erneuern, dem wir das alles zu verdanken haben: Dem internationalen Judentum und seinen Helfern!

Aus dem Opfer unserer Soldaten und aus meiner eigenen Verbundenheit mit ihnen bis in den Tod, wird in der deutschen Geschichte so oder so einmal wieder der Samen aufgehen zur strahlenden Wiedergeburt der
nationalsozialistischen Bewegung und damit zur Verwirklichung einer wahren Volksgemeinschaft.

Mögen sie sich endlich dessen bewusst sein, dass unsere Aufgabe, des Ausbaus eines nationalsozialistischen Staates die Arbeit kommender Jahrhunderte darstellt, …

Vor allem verpflichte ich die Führung der Nation und die Gefolgschaft zur peinlichen Einhaltung der Rassegesetze.."

Dass Hitler und die Inszenierung der NS-Ideologie nicht selten in religiösen Begriffen beschrieben wurde, die ihm die Rolle eines "Messias" und die Aufmärsche der NS-Bewegung als quasi religiöse Prozessionen wahrgenommen wurden, verstärkt die Nähe zu einer politischen Religion. Sein "persönliches Opfer" für das Deutsche Volk, in "Solidarität mit den vielen anderen "Gefallenen" und "Getöteten", erinnert dabei sicherlich nicht zufällig an das Opfer von Jesus.

Vor diesem Hintergrund, in Vorbereitung des Todes, ist es für Hitler selbstverständlich, dass ein zukünftiges Deutschland, bei Berücksichtigung der "Rassegesetze", als neues national-sozialistisches Deutschland aus den "Ruinen" wieder entstehen wird.

Und damit erhält auch die Argumentation von Clark zu Aufhebung der Zeitlichkeit im Kontext der zentralen Bedeutung von "Rasse" m.E. eine weitere Plausibilität, obwohl er sich nicht auf das politische Testament bezieht.

Wenn also die These von Clark zutrifft, dann gilt sie auch für die Erben Hitlers. Und diese Sicht kann man es als eine "Verpflichtung" ansehen für die "Erben Hitlers", in dieser Kontinuität das Erbe und den Neuanfang anzutreten und die richtigen Schritte zu machen. Und es ist eine Aufhebung der Zeitlichkeit möglich und somit die Perspektive zur Wiederkehr des NS-Regimes, allerdings nur sofern eine uneingeschränkte Identität zur reinen "arischen Rasse" besteht. Die Reinheit der Rasse ist der zentrale Garant für die Einheit zwischen arischer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
 
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