Absolute
Disziplin – bis hin zur Grausamkeit gegen sich selbst und
andere. Drill ohne Ende, Gehorsam bis in den Tod, dem
Staatswillen sich unterwerfen, die eigenen Bedürfnisse denen
der Gemeinschaft unterordnen: Der Einzelne ist nichts – das
Volk ist alles. So haben wir in der Schule Sparta kennen
gelernt. Ein freudloses Sparta: eng, sparsam und unterwürfig –
nach innen. Brutal und skrupellos nach außen.
Was
wir nicht gelernt haben: Bevor Sparta »spartanisch« wurde,
war es ein Mekka für Künstler, Dichter und Musiker. Heute
würden wir sagen: Hier war der Bär los. Hier gab es die
heißesten Partys, die grandioses-ten Feste, die üppigsten
Bankette – die Szene von Sparta war berühmt, wer was werden
wollte, pilgerte in die Stadt auf dem Peloponnes. Sparta – das
war ein anderer Name für Kultur, Offenheit, Liberalität und
Toleranz.
Aber dann ging alles in Scherben. Die
Staatskontrolle griff durch, und der Spaß war vorbei. Was war
geschehen? Was treibt Menschen zu gnadenloser Härte und
striktem Gehorsam? Was zwingt eine fröhliche, gebildete
Gesellschaft in eine eiskalte, menschenverachtende
Militärdiktatur? Sparta – ein Lehrstück, das noch heute
Aktualität hat.
Beginnen wir mit dem angenehmen
Teil der Geschichte. Anfang des 7. Jahrhunderts v. Chr.
schöpfte die spartanische Gesellschaft noch aus dem Vollen.
Die »Stadt der lieblichen Chöre« hatte auch das Allroundtalent
Terpander angelockt. Der Musiker und Dichter von der Insel
Lesbos war neugierig auf die »ruhmvolle Stadt am
schilfbestandenen Fluss Eurotas«. Hier entdeckte er »die helle
Muse und die Gerechtigkeit, die auf breiter Straße schreitet«.
Die neue Heimat inspirierte ihn. Terpander experimentierte mit
Tönen und Instrumenten. Seiner Leier, Lyra genannt, fügte er
drei neue Saiten hinzu und gelangte in die bisher unbekannte
Tonhöhe der Oktave. Musikalische Darbietungen wurden von nun
an zu einem wahren Genuss.
Terpander gewann
zahlreiche Musikwettbewerbe und gründete die erste Musikschule
der Antike. Auf dem Lehrplan stand neben dem Flöten- und
Leierspiel auch Gesangsunterricht – die berühmte Chorlyrik der
alten Griechen hat ihre Wurzeln in Sparta. »Wie einst bei
Xanthos’ Strom der Schwan« sollen die Frauenstimmen geklungen
haben. Der »Schwanengesang« ertönte bei Hochzeiten und
religiösen Festen. Langweilig wurde es den Chormitgliedern
nicht, denn Sparta war Hauptstadt der kultischen Bräuche.
Ständig gab es irgendetwas zu feiern. Sehr beliebt war das
Fest der Karneen zu Ehren des Gottes Apollo. Es fand
regelmäßig im Hochsommer statt und sollte die Erntegötter
spendabel stimmen; die Männer bekränzten ihr Haupt mit
Weinlaub und trafen sich zu rituellen Mahlzeiten. Nach dem
Essen brachten sportliche und musikalische Wettbewerbe die
Teilnehmer in Stimmung. An-derswo wurde das Fest der Karneen
ebenfalls begangen, zum Beispiel auf Kreta. Doch die Spartaner
galten als Profis im Feiern – zu ihnen kamen die meisten
Gäste.
Auch den Dichter Alkman zog es im
siebten Jahrhundert nach Sparta. Er stammte aus Lydien, einer
Gegend in Kleinasien. Fragmente seines »Partheneion«, eines
Chorliedes für Jungfrauen mit etwa 100 Versen, wurden im Jahr
1855 von französischen Forschern in der ägyptischen Wüste
gefunden. Die Papyrusrollen sind heute im Pariser Louvre
ausgestellt. Der Lebemann hielt nichts von Schwert und Lanze.
Er war überzeugt: »Das süße Tönen der Kithara ist der wahre
Rivale des kriegerischen Eisens.« In seinen Liedern besang er
den Zauber der Liebe, die Schönheit der Natur und ein
sorgenfreies Leben: »Derjenige ist glücklich, der froh den
ganzen Tag durchläuft ohne Tränen.« Die Spartaner konnten
Alkmans Text auswendig. Seine Muse soll die blonde Dame
Megalostratos gewesen sein, deren Reize der Poet in erotische
Gedichte packte. Von »schönen Knöcheln« und einer »Mähne, die
wie pures Gold blüht«, erzählen seine Verse. Alkman machte
auch als Frauenheld von sich reden. Jahrhunderte später
berichtet der Römer Plutarch von Schauspielerinnen und
Musikerinnen, mit denen der Dichter wild gefeiert und die er
mit »schmeichlerischen Worten« erobert haben soll. – Der
allgemeine Wohlstand zeigt sich auch in der kostbaren
Ausgestaltung vieler religiöser Heiligtümer. Feinste
Schnitzereien aus Elfenbein und Bronzestatuen von
wohlproportionierten Männern und Frauen zierten die Tempel.
Mädchen wurden gern nackt dargestellt, wie es bei manchen
religiösen Riten üblich war, wo man unbekleidet sang und
tanzte. Einige kultische Bräuche, vor allem die Feiern zu
Ehren der Jagdgöttin Artemis, sollen regelrecht ausgeufert
sein. Antike Geschichtsschreiber be-richten von sexuellen
Spielchen und orgias-tischen Ausschweifungen der Mitwirkenden.
Terpander geriet ins Schwärmen: »Hier blüht die Lanze der
jungen Männer.«
Geld und Ehrgeiz hatte man auch
für den Sport übrig. Seit dem Jahr 776 v. Chr. fanden die
Olympischen Spiele statt, und Sparta war von Anfang an dabei.
Sportler wurden in Trainingslager geschickt und systematisch
ausgebildet. Hundert Jahre lang waren den Spartanern
überragende Erfolge sicher, einen Rekord nach dem anderen
trugen sie nach Hause.
Das war das glänzende,
sinnliche und fantasievolle Sparta.
Doch dann
geschah etwas mit dieser Stadt. Spartas olympischer Glanz
verblasste. Von Kunst und Musik war kaum noch etwas zu sehen
und zu hören. »Der spartanische Staat igelte sich ein und
verlor alle Fröhlichkeit«, so der Altertumsforscher Carl W.
Weber. Die lebensfrohe Kulturmetropole verkam zum
verbiesterten, grausamen Militärstaat. Was war geschehen? Bei
der Antwort spielt das Geld eine wichtige Rolle, mit dem die
Spartaner ihr bisheriges Leben finanziert hatten.
Kurz ein Blick auf die Vorgeschichte: Die
Spartaner, ein dorischer Stamm, waren mit der Völkerwanderung
um das Jahr 1200 v. Chr. von Norden in die Landschaft Lakonien
mitten auf dem Peloponnes gekommen. In der Flussebene am
Eurotas entstand Lakedaimon, bekannt geworden unter dem Namen
Sparta. Während die Bevölkerung kontinuierlich wuchs, wurden
die Erträge aus der heimischen Landwirtschaft immer weniger.
Die Ressourcen wurden knapp.
Man musste sich um
den eigenen Wohlstand Gedanken machen. Wo sollte man neuen,
Gewinn bringenden Boden hernehmen? Im Unterschied zur Seemacht
Athen war Sparta eine Landmacht. Kolonien in Übersee waren
nicht ihre Sache – nur eine einzige, die Stadtgründung von
Tarent, geht auf Sparta zurück. »Die Spartaner waren in ihrer
Mehrheit zu konservativ und bodenständig, um sich mit der
Aussicht auf monatelange Seefahrten und abenteurliches
Kolonisten-leben anfreunden zu können«, vermutet Carl W.
Weber. Dazu kam, dass man das Meer von Sparta aus nicht einmal
ahnen konnte. Man sah sich umgeben von Bergen, die allerdings
einen strategisch interessanten Durchgang aufwiesen: Im
Westen, gleich hinter dem Taygetos-Gebirge, tat sich Messenien
auf. »Fruchtbares Ackerland, reich an Obst und Weinbestand«,
staunte der Dichter Tyrtaios in Sparta. Gierig schielte
man auf den verführerischen Brocken, der etwa dreimal so
groß wie das eigene Land war. »Wer weiß nicht, dass die
Spartaner als Erste unter den Griechen aus Habsucht den Wunsch
hatten, das Land ihrer Nachbarn zu erobern?«, fragte später
der Geschichtsschreiber Polybios. Das Schlaraffenland vor der
Haustür wurde um das Jahr 730 überfallen. Knapp zwanzig Jahre
dauerte der Erste Messenische Krieg. Danach knechtete eine
Minderheit von 8000 Besatzern die zahlenmäßig weit überlegenen
Messenier. Die ebenbürtigen Nachbarn wurden zum Wohle Spartas
ausgebeutet. »Wie die Esel unter der schweren Last sich
schindend, bringen sie ihren Herren in hartem Zwang die Hälfte
all dessen, was die Flur erzeugt«, schreibt Tyrtaios.
Die Spartaner finanzierten ihren Lebensstil von
nun an durch Unterdrückung – und unterlagen dabei einer
gefährlichen Täuschung. Sie ahnten nicht, mit wem sie es zu
tun hatten. Ein fataler Irrtum, der für Spartas berüchtigte
unerbittliche Geisteshaltung von historischer Bedeutung ist.
Die Messenier waren keine unerfahrenen Barbaren, sondern
Griechen, und den Spartanern verflucht ähnlich. Unbeugsam und
stolz machten sie den verhassten Fremdherrschern das Leben zur
Hölle. An allen Ecken und Enden des Landes gab es Meutereien
und Aufstände. Da Spartas Wohlstand in messenischen Händen
lag, wurde die Unterdrückung des Nachbarstaats zum einzigen
Überlebensthema. Terror und staatliche Kontrolle schienen das
geeignete Mittel, um die Macht in Messenien wie in der eigenen
Stadt zu festigen. Die Wandlung vom weltoffenen, kunstsinnigen
Stadtstaat zum patriotisch-rigiden Militärsystem war
eingeläutet.
Der zweite Krieg gegen die
störrischen Messenier begann wenige Jahrzehnte später um 650
v. Chr., dauerte dreißig Jahre und muss brutal gewesen sein.
Glaubt man dem englischen Historiker Arnold Joseph Toynbee,
war der Erste Messenische Krieg »ein Kinderspiel« gegen alles,
was danach kam. Denn die Messenier hatten neue Kräfte
gesammelt, Sparta hingegen musste in der Zwischenzeit
Niederlagen gegen andere Nachbarstaaten einstecken, war
eingekesselt und stand mit dem Rücken an der Wand. Im zweiten
Krieg ging es nicht mehr darum, das süße Leben in der Stadt zu
garantieren, sondern um die nackte Existenz.
Als
die Aufständischen endlich besiegt waren, nahm man sie
sich mit ungekannter Härte zur Brust. Alle Messenier wurden
versklavt. Als rechtlose Heloten mussten sie ihren Herren
dienen. Die Verteilung des besetzten Bodens regelte ab sofort
der spartanische Staat: Jeder Bürger erhielt ein Stück
messenisches Land. Es war so berechnet, dass der Ertrag eine
Familie bescheiden ernähren konnte, ohne dass der Hausherr
arbeiten musste. Er konnte sich in Ruhe um militärische
Angelegenheiten und das Gemeinschaftleben
kümmern.
Die staatliche Bodenverteilung änderte
das Leben jedes Einzelnen schlagartig. Jetzt gestaltete die
Regierung das Privatleben der Bürger. Ziel der neuen, so
genannten »lykurgischen« Verfassung war es, alle Bürger zu
»Gleichen unter Gleichen« zu machen. Gegenleistung war
absolute Staatstreue und bedingungslose Unterordnung. Fünf
Ephoren, vergleichbar dem modernen Geheimdienst, wurden zur
Überwachung und Bestrafung eingesetzt. Das politische System
konzentrierte sich ausschließlich auf die Bedürfnisse der
Staatsgewalt. Die Tötung »minderwertiger« Kinder,
militärischer Drill und brutale Erziehungsmethoden nahmen von
jung an die Lebensfreude.
Jeder Mann war zur
Teilnahme an Essgemeinschaften verpflichtet, den so genannten
Syssitien. Auf diese Weise kontrollierte der Staat das
Familienleben. Für Erbsenbrei, Käse und die berüchtigte
Blutsuppe (Schweinefleisch, das in einer Brühe aus Blut und
Essig gekocht wurde) musste jeder seinen Beitrag zahlen.
Friedrich Schiller bemerkte in seiner Abhandlung »Die
Gesetzgebung des Lykurg und Solon«, es sei für die Spartaner
»kein so großes Übel zu sterben, als die schwarze Suppe zu
essen«. Vorbei die Zeit der fröhlichen Bankette, jetzt wurde
freudlos die Suppe ausgelöffelt, die man sich selber
eingebrockt hatte – und gab sich trotzig-stark.
Auf
den unerschütterlichen Glauben an die Gemeinschaft stützte
sich auch eine ganz neue Kampftechnik: die Phalanx, mit der
man erstmals im Zweiten Messenischen Krieg Erfolg hatte. Nicht
mehr der Zweikampf, sondern eine perfekt trainierte
Soldaten-Walze sollte den Gegner vernichten. Die Phalanx ist
das Symbol der spartanischen Gleichmacherei schlechthin. Alle
Kämpfer waren exakt in einer Linie aufgestellt, keiner durfte
aus der Reihe tanzen – sonst wäre das gesamte System aus den
Fugen geraten. Die Phalanx setzte sich im sozialen Leben des
Einzelnen fort. Ziel der Verfassung waren die »Homoioi«, die
Gleichen unter Gleichen. In der neuen Gesellschaftsordnung
zählte nicht mehr das Individuum, sondern die Masse.
Aber Gleichmacherei ist der Tod jeder Kultur.
Kunst braucht persönlichen Freiraum, in dem die Fantasie ihre
Blüten treibt. Unter den neuen spartanischen Bedingungen war
es nur eine Frage der Zeit, dass die Enge Engstirnigkeit
zeugte, die Menschen ihre Kreativität der staatlichen
Planerfüllung opferten und Lieder wie Gedichte zur schwarzen
Blutsuppe eindickten. »Die Verminderung der Kunstproduktion
ging mit der Einführung einer neuen Gemeinschaftsideologie
einher«, erklärt der Schweizer Historiker Lukas Thommen. Und
sein Berliner Kollege Ernst Baltrusch stellt fest: »Die
politische Ordnung erstarrte, und Sparta verlor seinen Ruf als
Wohnsitz der Muse.«
Die Abhängigkeit von
fremden Ressourcen war die Wurzel des spartanischen Übels. Die
Unterdrückung Messeniens setzte einen Kontrollmechanismus in
Gang, der die Spartaner zu Sklaven ihres eigenen Systems
machte. Durch seine beispiellose Starrheit schloss sich der
Überwachungsstaat von jeder Entwicklung aus. Fremde wurden
vertrieben, Aufenthalte in anderen Ländern verboten, alles
Neue wurde ausgemerzt. Zugleich sank die Zahl der
spartanischen Bürger von 8000 im sechsten Jahrhundert auf
unter tausend im vierten Jahrhundert. Der verheerende
Bevölkerungsschwund im eigenen Land brachte Sparta eine tiefe
soziale Krise. Mit gewaltigen Anstrengungen und einem Heer aus
Staatssklaven und fremden Söldnern errang man zwar um das Jahr
400 die Vorherrschaft in Griechenland, doch die Katas-trophe
konnte nicht ausbleiben. Das rigide System kam mit
Beschränkung, nicht aber mit Machtzuwachs und fremden
Einflüssen zurecht. Der Forscher Werner Dahlem spricht von
einer »Überdehnung der Kräfte«. Die Niederlage bei Leuktra,
ein schweres Erdbeben und der Verlust Messeniens besiegelten
im Jahr 371 v. Chr. offiziell das Schicksal Spartas. Doch
letztlich zerbrach das System an sich selbst. Ihre Härte hat
den Spartanern das Genick gebrochen.
Sparta war am
Boden, politisch und wirtschaftlich. Aber sein unseliges
Gedankengut blieb wach. Mehr als zweitausend Jahre später
erwiesen sich die Nazionalsozialisten als gelehrige Schüler.
Sparta war für sie das Musterbeispiel eines totalitären
Staates. So wurden die legendäre Opferbereitschaft und
Staatstreue der spartanischen Soldaten im Dritten Reich
ideologisch vermarktet. »Wanderer, kommst du nach Sparta,
verkündige dorten, du habest uns hier liegen sehen, wie das
Gesetz es befahl«, lautet die berühmte Grabinschrift, die an
die verlorene Thermopylen-Schlacht erinnert. »Kommst du nach
Deutschland, so berichte, du habest uns in Stalingrad kämpfen
sehen, wie das Gesetz, das Gesetz für die Sicherung unseres
Volkes, es befohlen hat«, münzte Luftwaffen-Chef Hermann
Göring die Inschrift um. Auch das Nazi-Gebot für studentische
Erziehung erinnert an spartanische Propaganda: »Lerne in einer
Ordnung zu leben! Zucht und Disziplin sind die unerlässlichen
Grundlagen jeder Gemeinschaft und der Anfang jeder Erziehung.«
Solche Worte hätten die gedrillten spartanischen Kinder wohl
verstanden.
Sparta hat sich also nicht mit der
Antike erledigt. Die Entwicklung einer Gesellschaft von
Offenheit zu Enge, von Fröhlichkeit zu Härte, von Liberalität
zu Terror kennt keine Zeitgrenze. Das wusste auch der
griechische Berichterstatter Thukydides, der am Ende seiner
Sparta-Ausführungen schrieb: »Wer das Gewesene klar erkennen
will und damit auch das Künftige, das nach der menschlichen
Natur gleich oder ähnlich sein wird, der mag Spartas
Geschichte so für nützlich halten.«
Ist Sparta
heute noch nützlich? Ja, denn seine Geschichte führt
menschliche Strukturen ebenso wie die Mechanismen staatlicher
Machterhaltung eindrucksvoll vor Augen. Wir sehen: Ein ehemals
liberaler Staat gerät durch knapper werdende Ressourcen unter
Druck. Zwei Möglichkeiten sieht er, um den Wohlstand zu
erhalten: Die Bevölkerung muss verringert und neuer Boden
aufgetan werden. Sparta warf seine Kinder über die Stadtmauern
und besetzte das Nachbarland Messenien – der Beginn von
Unterdrückung und Härte. Ein Blick auf heute ist zulässig.
Statt um knappes Getreide geht es um knappes Öl. Amerikas way
of life ist teuer, der Wohlstand muss finanziert werden. Öl
spielt dabei eine wichtige Rolle. Der Irak hat es. »Ein großes
Land, reich an Öl«, würde der Dichter Tyrtaios heute
schwärmen. Angebliche Massenvernichtungswaffen machten den
Irak zum bedrohlichen Feind, 2500 Jahre früher war es
Messenien. Doch gestern wie heute geht es nicht primär um den
Feind, sondern um wirtschaftliche Ressourcen und die Erhaltung
der Macht, wenn nötig mit Gewalt.
Motor der
Aggression ist die Angst. Psychoanalytiker sprechen von
der »Angst vor Leere«. Leere Kornspeicher, leere Öltanks,
leere Kassen, leere Brieftaschen – und ein leeres Leben, weil
die Erfüllung von Wünschen und Träumen immer
unwahrscheinlicher wird. »Angst braucht eine vernünftige
Strategie«, erklärt der Mannheimer Psychoanalytiker Thomas
Fröhlich. Angst ist nützlich, sogar überlebenswichtig, wenn
sie als rechtzeitiges Warnsignal auftritt und Zeit bleibt zum
überlegten Handeln. Kommt die Angst zu spät, erscheint sie
bedrohlich – und wird mit Härte abgewehrt. Zwanghafte
Disziplin, Brutalität und gnadenlose Strenge helfen dem Staat
wie dem Einzelnen, das ungute Gefühl zu überdecken.
Spartas Angst um seinen Wohlstand war der Auslöser für die
brutale Unterdrückung der Messenier – und erzeugte so eine
neue Angst: die (berechtigte) Angst vor den Unterdrückten. In
dieser Angst rückten sie näher zusammen, suchten den Schutz
der Gemeinschaft – und waren dafür bereit, ihre Individualität
und Bürgerrechte zu opfern. Sie wurden unterwürfig nach innen
und zugleich »hart wie Kruppstahl« nach
außen.
Spartas Schicksal steht stellvertretend
für das Schicksal aller Staaten, die versuchen, auf Kosten
anderer und mit Gewalt den eigenen Wohlstand zu erhalten. Eine
Weile funktioniert es sogar, das lehrt die Geschichte. Aber
irgendwann wird der Druck von außen so groß, dass die Angst
vor den anderen alle Lebensfreude, Toleranz und Liberalität
auffrisst. Das ist dann der Anfang vom Ende.
Die
Geschichte lehrt auch: In jedem Imperium herrscht (vor dem
Untergang) der feste Glaube, stark ge-nug zu sein, um diesem
Schicksal zu entgehen.
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