Tartan vor dem 19. Jahrhundert

hi,

ich habe euch gelesen und wollte wissen wie du, robroyMacgregor, kannst 20 meter tartan bekommen ???

Ich verstehe das nicht lol ... ich brauche unbedingt Tartan ... aber das ist beim internet und in paris ( wo ich lebe) zu teuer ...

schweinteuer ... 75 per yard bei einem kiltmaker ... lol

Also, kann jemanden mir sagen wo ich das finden kann ???

dankeschön ...
 
Hallo O'hara!

Deine Frage ist zwar schon beantwortet, aber nicht hier, also schreibe ich kurz. Es ist schon klar, daß Tartan normalerweise ziemlich teuer ist. Wenn man aber bei türkischen Stoffhändlern etwas stöbert, findet man oft ausgesprochen günstige Tartans. Diese Händler kaufen den Tartan extrem billig und können es sich so auch leisten, ihn zu Schleuderpreisen von 3 bis maximal 8 Euro wieder zu verkaufen. Bei normalen Textilhändlern wird man dieses Glück nicht haben, aber auch bei ihnen kann man, wenn man etwas Geduld hat und nicht gleich kauft, mit etwas Glück den Tartan billiger kaufen. Sonderangebote gibt es da immer wieder.

Liebe Grüße, Rob
 
Hallo,
Ich habe, in Bezug auf den vorherigen Beitrag, ein paar Tipps zum Kauf des Kilts oder Tartan Stoffes:
Wenn man sich den Tartan eines bestimmten Clans kaufen will, sollte man das bei einem spezialisierten Händler oder einem schottischen Laden tun, natürlich nicht unbedingt, wenn man einfach einen Tartan/Kilt als solches haben möchte. Mit der Erfahrung eines 1/4 Schotten (Campbell) würde ich, wenn überhaupt im Internet, auch nur bei renommierten Händlern kaufen. Ist zwar meistens teurer, aber besser.
Mit der länge etc. kennt ihr euch ja anscheinend aus, also werde ich euch mit weiteren Details nicht quälen.
 
Hallo v.dem Knesebeck!

Also ich fühle mich mit Details sicher nicht gequält, man lernt schließlich durch gute Zusammenarbeit immer wieder dazu.

Was Clan Tartans betrifft, ist es bei uns in Österreich nicht leicht. Ich weiß nicht, wie es in Deutschland ist. Man bekommt viele der Stewart Tartans, also Royal Stewart, Stewart Black und auch White, ab und zu Stewart Dress. Dann bekommt man auch relativ problemlos Thompson Camel, Gordon Dress, Black Watch, MacKenzie und Farquharson Modern. Die meisten anderen Tartans sind No Name. Allerdings sind sehr schöne darunter und wenn man nicht auf einen Clan Tartan besteht, findet man schon etwas.

Was ich persönlich nicht ganz verstehe, warum manche unbedingt auf Tartan aus reiner Schurwolle bestehen. Weil es Tradition ist? Das ist für mich nicht ganz nachvollziehbar, denn der Tartan war ja damals nur aus einem Grund aus reiner Schurwolle, weil es noch gar keine Kunstfaser gab, sonst hätte man sie mit Sicherheit auch damals schon verwendet. Es ist bekannt und jeder Kiltmaker warnt einen ausdrücklich, daß man einen Kilt aus reiner Schurwolle nicht waschen darf. Ich habe im ebay nicht erst einmal 300 Euro Kilts gesehen, die der Besitzer in Mißachtung der Warnung trotzdem gewaschen hat. Dann bietet er das teure Stück im ebay um 1 Euro an. Nur, wie sehen diese Kilts aus? Mich erinnern sie an Putzlappen, ich würde nicht mal diesen einen Euro dafür ausgeben.

Kilts deren Material aus Schurwolle mit Kunsfaserzusatz bestehen, kann man hingegen gefahrlos waschen. Wo also soll der Vorteil eines Kilts aus reiner Schurwolle liegen? Traditional bedeutet für mich, daß der Kilt im traditionellen Stil hergestellt ist. Er wird mit der Hand genäht, man achtet beim Legen der Falten auf den Pattern, egal ob pleated to sett, oder pleated to stripe. Die Falten sind tief und der Kilt besteht wirklich aus mehreren Metern Tartan, wobei ich 8 Yards für etwas übertrieben halte, denn es kommt schließlich auf den Taillenumfang des Trägers an. Der Kilt sollte 3 lederne Kiltstraps und 3 Schnallen haben und er benötigt ein Innenfutter. Der Außenschurz hat am rechten Rand die Fringes, die aus einer doppelten Schicht bestehen und er sollte am unteren Rand auf keinen Fall gesäumt sein. Das ist ein Traditional Kilt. Ob man diesen aus reiner Schurwolle oder mit Kunstfaserzusatz herstellt, ist völlig nebensächlich. Eine andere Sache wäre es, wenn der Träger gegen Kunstfaser allergisch ist. Das war bei mir zB. vor vielen Jahren mal der Fall. Seltsamer Weise verging diese Allergie eines Tages und heute kann ich selbst reine Kunstfaser tragen.
 
RobRoyMacGregor schrieb:
Was ich persönlich nicht ganz verstehe, warum manche unbedingt auf Tartan aus reiner Schurwolle bestehen. Weil es Tradition ist? Das ist für mich nicht ganz nachvollziehbar, denn der Tartan war ja damals nur aus einem Grund aus reiner Schurwolle, weil es noch gar keine Kunstfaser gab, sonst hätte man sie mit Sicherheit auch damals schon verwendet. Es ist bekannt und jeder Kiltmaker warnt einen ausdrücklich, daß man einen Kilt aus reiner Schurwolle nicht waschen darf.

Also ich würde auch zu denen gehören, die nur einen Tartan aus Schurwolle haben möchten.
Aber wieso darf man den nicht waschen? Unterscheidet sich die Herstellung beim Weben so viel von anderen Kleidungsstücken aus Wolle?
 
Hallo William!

Warum man den Kilt nicht waschen darf, habe ich ja eigentlich schon erklärt. Die Herstellung hat damit wenig zu tun, aber Schafwolle ist nun mal keine Baumwolle. Wenn man neue Jeans ( wohlgemerkt: nie vorgewaschene ) zum ersten mal wäscht, gehen sie auch ein. Darum sollte man sie ja, falls Kürzen nötig ist, dies erst nach der ersten Wäsche tun, damit sie nicht zu kurz sind. Allerdings läuft die Baumwolle nur einmal ein. Die Querfasern ziehen sich zwar bei jeder Wäsche zusammen, das merkt man daran, daß die Jeans anschließend enger sind. der Stoff dehnt sich danach aber beim Tragen wieder.

Schafwolle reagiert einfach anders. Du darfst nicht vergessen, daß der Kilt Unmengen Nähte hat, besonders eben an den Falten im oberen Teil. Aus welchem Grund sollte ein Kiltmaker den Kunden davor warnen, den Kilt zu waschen, wenn das gefahrlos wäre? Er könnte sich ja die Hände reiben, weil der Kunde nach der Kiltwäsche nur noch einen Putzlappen hat und einen neuen kaufen muß. Ich habe schon Dutzende gewaschene Kilts gesehen und glaub mir, sie sehen grauenhaft aus, du würdest sie nicht mehr anziehen. Das beste Beispiel ist ein Freund, der pausenlos etwas in die Waschmaschine stopfen muß. Ich warnte ihn davor, den Belted Plaid ( einen mit eingenähten Falten) zu waschen, aber er wußte es ja besser. Der Plaid ist seitdem verknittert und man bekommt es nicht mehr raus. Aber er wollte ja nicht hören. Bei einem Belted Plaid sieht es ja nicht so schlimm aus, aber trag mal zum Formal Evening Dress einen gewaschenen Traditional Kilt, der verzogen und zerkinttert ist. Du wirst ja wohl kaum einen völlig zerknitterten Abendanzug tragen, der noch dazu eingegangen ist.

Ich kann es nur nochmal sagen, reine Schurwolle wurde nur aus einem Grund verwendet, es gab noch keine Kunstfaser. In einem Schurwolle Tartan mit einigen Prozent Kunstfaserzusatz siehst du absolut nichts. Wenn ich dir zwei Tartans hinlege, einen aus reiner Schurwolle, einen mit Kunstfaserzusatz, kannst du sicher sein, daß du es niemals bemerken würdest, sie nicht unterscheiden könntest. Da sieht man keine glänzenden Kunstfaserfäden.
 
Nehmen wir jetzt z.B. einen Kilt aus dem 17. Jahrhundert. Man hat ihn nicht waschen dürfen. Was war zu dieser Zeit mit anderen Kleidungsstücken? Hat man die waschen dürfen?
 
Mit Einschränkungen, darf man einen Schurwolle Kilt mit kaltem Wasser waschen, aber sehr zu empfehlen ist es trotzdem nicht. Wenn man es tut, muß der Kilt unbedingt händisch geglättet werden, also jede einzelne Falte. Auswringen darf man ihn auf keinen Fall. Anschließend muß er komplett ausgelegt an die Leine Gehängt werden.

Was den Kilt des 17. Jhdts betrifft, darf man ihn nicht mit einem heutigen Traditional Kilt vergleichen. Auch der kleine Kilt, wurde am Anfang nur gefaltet und dann gegürtet. Da gab es keine einzige Naht. Damals achtete man sicher nicht so sehr auf leichte Knitterer. Genauso wenig achtete man zB. bei einem Belted Plaid auf den Pattern, wenn man die Falten gelegt wurden, das war ja nicht der Zweck der ganzen Sache, sondern daß man die 5 Meter lange Stoffbahn so schnell es ging, faltete und dann gürtete.

Ein heutiger Traditional Kilt ist hingegen mit einer großen Menge Nähten versehen. Wo mal eine Naht ist, kann man den Stoff ja nicht mehr so behandeln, wie glatten. Wenn sich also bei einem solchen Kilt mal die Falten verziehen sieht das nicht sehr gut aus. Es ist wirklich so, als ob man einen eleganten teuren Anzug nehmen und in die Waschmaschine stopfen würde und das macht wohl kein vernünftiger Mensch. Ein eleganter Traditional Kilt, der zum Formal Dress getragen wird, ist nichts anderes als ein Abendanzug und zudem noch sündteuer. Wer verstümmelt schon freiwillig ein teures Kleidungsstück?
 
RobRoyMacGregor schrieb:
1.Also ich fühle mich mit Details sicher nicht gequält, man lernt schließlich durch gute Zusammenarbeit immer wieder dazu.


2.Was Clan Tartans betrifft, ist es bei uns in Österreich nicht leicht. Ich weiß nicht, wie es in Deutschland ist. Man bekommt viele der Stewart Tartans, also Royal Stewart, Stewart Black und auch White, ab und zu Stewart Dress. Dann bekommt man auch relativ problemlos Thompson Camel, Gordon Dress, Black Watch, MacKenzie und Farquharson Modern. Die meisten anderen Tartans sind No Name. Allerdings sind sehr schöne darunter und wenn man nicht auf einen Clan Tartan besteht, findet man schon etwas.
1.Auch wenns sowas ist wie "der Kilt muss beim Knien bis zum Knie reichen (nicht mehr und nicht weniger)"?
2.Also sind Campbell, Mc/MacDonald oder MacLeod etc. No-Name Tartans?
 
Hallo v.dem Knesebeck!

Nein überhaupt nicht, aber das mit der Kiltlänge ist mir natürlich bekannt, ich stelle sie ja selbst her ;) Das sagt natürlich noch gar nichts, aber bevor ich mich auf das Herstellen von Kilts einließ, habe ich mich natürlich über alle Details informiert.

Was die No-Name Tartans betrifft, hast du mich allerdings mißverstanden. Ich zählte nur jene ClanTartans auf, von denen ich weiß, daß man sie auch bei uns meistens problemlos bekommt. Das sind jene, die unser einziger Textilhändler in Wien zur Zeit hat. Wenn man auch Campbell, MacDonald und MacLeod bekommt, zählen sie selbstverständlich zu den Clan Tartans :) Ich meinte nur, daß die Masse der bei uns erhältlichen Tartans No-Name sind.
 
Kein Problem ;) Habe übrigens auch den Campbell Tartan in dem Laden entdeckt.

Außerdem habe ich vor kurzem wieder mal 3 Kilts gesehen, die ohne Rücksicht auf Verluste gewaschen wurden. Außerdem bin ich mit einer Schneiderin in Kontakt, die einem jungen Mann für die Hochzeit einen Traditional Kilt nähen soll. Er schickte ihr seinen alten Traditional, den seine Schwiegermutter gewaschen hatte, das gute Stück ist restlos versaut, völlig verfilzt, zerknittert und verzogen. Wir leben halt leider in einer Zeit, wo sich jeder denkt, na und? wenn was kaputt ist, werf ich es weg und kaufe es neu. Zugleich jammert aber jeder über die hohen Kiltpreise, ohne zu wissen, was ein echter Traditional für Arbeit beinhaltet und daß er nicht umsonst so teuer ist. Es ist leider so, daß die meisten Interessenten einfach nicht berücksichtigen wollen, daß Tartan aus reiner Schurwolle teuer ist. Wenn es geht, sollte man ihnen noch etwas bezahlen, daß sie den Kilt nehmen. *g* Ich verlange vergleichsweise einen Spottpreis für die Arbeit und selbst da jammern die Interessenten noch. Dabei haben sie es nur meinem großen Idealismus zu verdanken, daß ich solche Preise mache. Bei einem schottischen Kiltmaker würde sie wahrscheinlich der Schlag treffen. Aber was solls, ich bin ja Kummer schon gewöhnt. ;)
 
Schottenkilte

Ich habe irgendwo mal gelesen das die Röcke bzw. die Clanmuster erst ums 18 Jhd. entstanden sind.
Simmt das?
 
Ich habe irgendwo mal gelesen das die Röcke bzw. die Clanmuster erst ums 18 Jhd. entstanden sind.
Simmt das?


Die Muster gab es vorher schon, die Zuordnung zum Clan nicht. Dabei handelt es sich um eine Zuordnung neueren Datums. Martin Martin (1695) schreibt, daß die Bewohner des Hochlandes anhand des Musters erkennen konnten aus welcher Gegend jemand kam, da die benutzten Färbstoffe von Region zu Region verschieden waren, ebenso wie die bevorzugten Muster. (Nachzulesen in Martin Martin (1695) 'A Description of the Western Islands of Scotland' Neuauflage von 2002).

Kilts, wie man sie heute kennt, sind ebenfalls neueren Datums. Einer Quelle nach wurde der Kilt ca 1730 von einem englischen Quäker names Rawlinson aus Lancashire erfunden, und zwar als Arbeitskleidung für seine Angestellten in Schottland, weil der 'belted plaid' zu unpraktisch war. Anscheinend hat Rawlinson sich auch verdient um die Verbreitung seiner Erfindung gemacht indem er den Kilt selbst trug und mit seinem Businesspartner Ian MacDonnell of Glengarry damit eine neue Mode anfing. (Nachzulesen in 'The Invention of Tradition' (1983) von E. Hobsbawm und T. Ranger im 2. Kapitel von Hugh Trevor Roper 'The Invention of Tradition: The Highland Tradition of Scotland'.) 'Belted Plaids' darf man sich übrigens als große, dicke Wolldecke vorstellen, die man sich umgewickelt hat, und dann mit einem Gürtel um die Hüfte befestigt wurde. Der Überhang konnte dann je nach Bedarf einfach herunterhängen oder wurde zusammengedreht und über die Schulter gezogen.

Belted Plaids sind jedoch auch 'neueren Datums' und meines Wissens nach erst seit dem 16. Jahrhundert in Mode gewesen. Vorher trug man ähnliche Kleidung wie in Irland. Bis ins 16. Jahrhundert wurde in Schottland anscheinend eher irische Tracht getragen, also eine ‘léine‘ (Tunika) und ein ‘brat‘, eine Art Mantel, der durchaus Tartan Muster haben konnte.

Hier noch ein link zur genaueren Erklärung von 'belted plaids' und kilts. The Belted Plaid
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe hierzu eine kleine Frage.
Der Tartanstoff wurde ja sicher nicht nur für Kilts verwendet.
Könnte man sich vorstellen, dass ein Schotte, der in den Lowlalnds lebt, aber stolz ist auf seine Highlandabstammung, 'europäische' Kleidung, also z. B. ein Justeaucorps mit Tartanmuster trägt? Gibt es da vielleicht sogar Bilder?
 
Ich habe hierzu eine kleine Frage.
Der Tartanstoff wurde ja sicher nicht nur für Kilts verwendet.
Könnte man sich vorstellen, dass ein Schotte, der in den Lowlalnds lebt, aber stolz ist auf seine Highlandabstammung, 'europäische' Kleidung, also z. B. ein Justeaucorps mit Tartanmuster trägt? Gibt es da vielleicht sogar Bilder?

Zwar etwas spät, aber hier wäre mal ein Bildchen: File:Mosman; John Campbell 1749.jpg - Wikipedia, the free encyclopedia

Oder: File:Scottish soldiers in service of Gustavus Adolphus, 1631-cropped-.jpg - Wikipedia, the free encyclopedia

Also, Bemantelungen aus Tartan waren eigentlich keine Seltenheit und ich sehe eigentlich keinen Grund, warum jemand dergleichen nicht auch in den Lowlands getragen hat wenn's ihm gefiel- so lange es nicht gesetzlich verboten war. Warum nicht? :)
 
Nehmen wir jetzt z.B. einen Kilt aus dem 17. Jahrhundert. Man hat ihn nicht waschen dürfen. Was war zu dieser Zeit mit anderen Kleidungsstücken? Hat man die waschen dürfen?

Wozu? Man hatte ja auch "Wäsche" also Hemden, Unterröcke usw. und diese darf man ja schon vom Namen her waschen. Alles andere konnte und wollte man nicht waschen.

OT:Ich habe meine historischen Kleider auch noch nie gewaschen und kann damit durchaus leben, Wolle nimmt Gerüche nicht leicht an und wenn man Kleidungsstücke aus Wolle ausluften lässt gehen Gerüche, wenn sie sich denn festgesetzt haben auch wieder leicht raus. Normalen Dreck kann man aus Wolle wieder rausklopfenUnd der Rest sind das keine Flecken sondern Patina ;)
 
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