Reichskrone und -insignien ab 1871 bis Heute

Karl V. schrieb:
Nun ergeben sich natürlich Unklarheiten über die wohl symbolkräftigeste europäische Krone...warum wurde sie zur Krönung der deutschen Kaiser ab 1871 nicht verwendet? Es existierte ja im Kaiserreich ein Modell einer Krone, die der alten Reichskrone sehr ähnlich sah. Aber warum wurde nicht die altehrwürdige verwendet? Die österreichischen Kaiser verwendeten ja die Hauskrone Rudolfs II., somit wäre die des HRRDN doch dafür wie geschaffen gewesen. Wollte Franz Joseph sie nicht herausgeben? Hat sich je ein Hohenzoller um sie bemüht???

Da man sich 1871 für die kleindeutsche Lösung entschlossen und die Österreicher vor der Tür gelassen hatte, wollte ziemlich sicher niemand bei ihnen anklopfen und bitten: "Bitte gebt uns mal die alte Reichskrone. Ihr braucht sie nicht mehr und jetzt wollen wir mit ihr spielen..." :cool:

Ob der Bundespräsident durch einen Kaiser ersetzt werden sollte, wird nur von einer kleinen Minderheit unterstützt. Es gibt Für-und-Wieder, die Mehrheit kann sich damit nicht anfreunden, politisch ist das jetzt nicht auf dem Tisch.

Abgesehen davon: Stell dir mal vor, daß unser kleines Deutschland einen Monarchen hätte, der sich Kaiser nennt....passt denn das?
Also ich stelle mir einen Kaiser an der Spitze eines selbstbewußten, großen Staates vor. Wie wirkt denn da "Kaiser von Luxemburg" oder "König von Hamburg"?
Ist doch albern....wie General von 7 Soldaten...
:S
 
Arne schrieb:
Da man sich 1871 für die kleindeutsche Lösung entschlossen und die Österreicher vor der Tür gelassen hatte, wollte ziemlich sicher niemand bei ihnen anklopfen und bitten: "Bitte gebt uns mal die alte Reichskrone. Ihr braucht sie nicht mehr und jetzt wollen wir mit ihr spielen..." :cool:

:S

Diesen Gedanken soll aber Kronprinz Friedrich (der 99 Tage Kaiser) geäußert haben.
Den ihm verm. Bismarck wieder ausgeredet hat.

Grüße Repo
 
Repo schrieb:
Diesen Gedanken soll aber Kronprinz Friedrich (der 99 Tage Kaiser) geäußert haben.
Den ihm verm. Bismarck wieder ausgeredet hat.

Das passt eigentlich zu beiden...
Bismarck der Realpolitiker und Friedrich, der angeblich so an Vernunft und an das Gute im Menschen glaubte, daß nach seinem Tod Bücher mit dem Titel "Kaiser Friedrich III - Der Gütige" erschienen.
 
Arne schrieb:
Abgesehen davon: Stell dir mal vor, daß unser kleines Deutschland einen Monarchen hätte, der sich Kaiser nennt....passt denn das?
Also ich stelle mir einen Kaiser an der Spitze eines selbstbewußten, großen Staates vor. Wie wirkt denn da "Kaiser von Luxemburg" oder "König von Hamburg"?
Aus der Sicht etlicher Amis haben wir doch nach Hitler wieder einen Kaiser. =)

Ein Kaiser würde der Geschichte nach nicht in die EU passen. Besondere Vorteile sehe ich nicht (da sind mir Präsidenten wie der Rau noch lieber - weggelobt als Belohnung für eine lange Laufbahn), ein Nachteil wäre die Belebung nachbarschaftlicher Ängste bezüglich einer deutschen Hegemoniestellung.

Solwac
 
Arne schrieb:
Wieso denn das? Gibt doch diverse Monarchien in der EU. Nein, das wäre kein Argument dagegen.

Das sind aber alles nur Fürsten Großherzoge und Könige.
Solwac sieht den Kaiser als den Chef derselben.

Mann Gottes, sind wir doch froh, dass wir die los haben!
Wenn ein Präsident ne Pflaume ist, wählt man in eben nicht wieder. Fertig.
Res. er darf nur zweimal, dann nicht nochmal gewählt werden.
Und das ist gut so!!!!!!!!

Grüße Repo
 
Karl V. schrieb:
Nun ergeben sich natürlich Unklarheiten über die wohl symbolkräftigeste europäische Krone...warum wurde sie zur Krönung der deutschen Kaiser ab 1871 nicht verwendet? Es existierte ja im Kaiserreich ein Modell einer Krone, die der alten Reichskrone sehr ähnlich sah. Aber warum wurde nicht die altehrwürdige verwendet? Die österreichischen Kaiser verwendeten ja die Hauskrone Rudolfs II., somit wäre die des HRRDN doch dafür wie geschaffen gewesen. Wollte Franz Joseph sie nicht herausgeben? Hat sich je ein Hohenzoller um sie bemüht???

Dann nehm ich die schweren Insignien mal auf *horuck* (nachdem "wir" sie den Deutschen ja vorenthalten): diese Krone, Zepter, Schwert, Reichsapfel, Mantel, Lanze (hab ich was vergessen?) symbolisierten das hl. röm. Reich.
Dies war anno 1806 endgültig zu Grabe zu tragen - durch Napoleons gar nicht so unberechtigten Anspruch auf die Nachfolge als röm. Kaiser, sein erfolgreiches Herauslösen der Rheinstaaten aus dem Reichsverband bzw. deren Kündigung.

Nach dem Wiener Kongress war dieses verstaubte hl. alte Reich auch kein Thema mehr. Ottos mittelalterliche Krone war erledigt und die Kleinodien passten nicht mehr in die Zeit. Und jeder wollte seine eigene Krone haben.

Adolf Hitler war allerdings wieder recht romantisch, verbrachte die Reichsinsignien von Wien nach Nürnberg (passten zu gut zum Reichparteitagsgetöse - wer weiß, vielleicht hätte er sich dereinst gekrönt ...
Interessant, dass General Clark seine Charmeoffensive in Österreich als US-Oberkommisar erstens mit der Wiedereröffnung der Salzburger Festspiele und zweitens mit der Rückgabe der alten Reichsinsignien startete ... mit denen sich die Habsburger die letzten 300 und mehr Jahre (unnötigerweise) abgerackert hatten.
 
Arne schrieb:
Wen meinst du? Beckenbauer?
:rofl: :rofl:

Ich weiß nicht genau, von wann die Umfrage genau war, aber ca. 1997 haben über 40% der Amis bei einer Umfrage Deutschland als Kaiserreich bezeichnet. Und das Schlimme, es war eine seriöse Umfrage. :S

Arne schrieb:
Wieso denn das? Gibt doch diverse Monarchien in der EU. Nein, das wäre kein Argument dagegen.
Viele Nachbarn verbinden mit dem Deutschen Kaiserreich eine Weltmacht mit Hegemoniebestreben über den gesamten Kontinent. Egal in welcher Tradition, ein deutscher Kaiser wäre das falsche Signal. Und ein König hätte keine Tradition.

Solwac
 
Karl V. schrieb:
...Nun ergeben sich natürlich Unklarheiten über die wohl symbolkräftigeste europäische Krone...warum wurde sie zur Krönung der deutschen Kaiser ab 1871 nicht verwendet? Es existierte ja im Kaiserreich ein Modell einer Krone, die der alten Reichskrone sehr ähnlich sah. Aber warum wurde nicht die altehrwürdige verwendet? Die österreichischen Kaiser verwendeten ja die Hauskrone Rudolfs II., somit wäre die des HRRDN doch dafür wie geschaffen gewesen. ...:winke:

Meiner Auffassung nach war die Entscheidung für die kleindeutsche Lösung eine Entscheidung gegen die Idee des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Die Verwendung der Insignien des HRRDN wäre der Entscheidung für die kleindeutsche Lösung entgegen gelaufen und hätte die kleindeutsche Lösung öffentlich ad Absurdum geführt. (d.h. ...deren Unsinnigkeit nachgewiesen). Jedenfalls für die Nachbarstaaten.

Wer die Insignien des HRRDN anlegt, signalisiert den Anderen, dass er dessen Nachfolge antreten will. Oder... warum wohl, hat der östereichische Kaiser diese Insignien nicht getragen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Wer die Insignien des HRRDN anlegt, signalisiert den Anderen, dass er dessen Nachfolge antreten will. [/quote]

(1) Aber mit der Bezeichnung "Deutsches REICH" als Ersatz für "Norddeutscher Bund" sollte doch die Nachfolgerschaft zum HR REICH angedeutet werden (ohne sie explizit auszusprechen - s.Wikipedia)...

(2) Der oben erwähnte 99 Tage Kaiser wollte sich ja ursprünglich Friedrich der IV. nennen (quasi der Friedrich nach dem Habsburger im 15.Jh.) und so eine Kontinuität (wieder)herstellen.

(3) Auf zahlreiche Gemälden aus dem Ende des 20. Jh. sieht man die Deutschen Kaiser zusammen mit römisch-deutschen z.B. zu Pferde.

Dem entnehme ich, dass man sich schon als Erbe des alten Imperiums gesehen hat... :grübel:

Könnte evt. auch der konfessionelle Aspekt eine Rolle spielen?

MfG
 
(1) Aber mit der Bezeichnung "Deutsches REICH" als Ersatz für "Norddeutscher Bund" sollte doch die Nachfolgerschaft zum HR REICH angedeutet werden (ohne sie explizit auszusprechen - s.Wikipedia)...
Wie deutet der Begriff "Deutsches Reich" eine Beziehung zum HRR an? Durch die Verwendung des Wortes "Reich"? Ist dann auch das Russische Reich ein Nachfolger des HRR?

(2) Der oben erwähnte 99 Tage Kaiser wollte sich ja ursprünglich Friedrich der IV. nennen (quasi der Friedrich nach dem Habsburger im 15.Jh.) und so eine Kontinuität (wieder)herstellen.
Hat er aber nicht. Nein, er nannte sich nichtmal Friedrich I., sondern Friedrich III., womit er sich in erster Linie als preußischer König verstand.

(3) Auf zahlreiche Gemälden aus dem Ende des 20. Jh. sieht man die Deutschen Kaiser zusammen mit römisch-deutschen z.B. zu Pferde.

Dem entnehme ich, dass man sich schon als Erbe des alten Imperiums gesehen hat...
Das mag so sein aber man verstand sich höchstens als Erbe eines Teils des alten Reiches, indem man sich nur auf einen Teil der deutschsprachigen Gebiete des Reichs beschränkte.
Viel stärker stand das Reich in der Tradition Preußens, das Deutsche Reich war eine preußische Gründung, mit preußischen Kaisern, dem eine Reihe von preußischen Angriffs- bzw. Eroberungskriege gegen diejenigen Staaten vorrausgingen, die den preußischen Führungsanspruch im späteren Deustche Reich nicht akzeptieren wollten. Die Bezüge zum HRR (der damals massenhaft in Gebrauch gebrachte Begriff eines HRRDN spricht Bände) waren eher Geschichtsverklitterung und haben genausoviel Berechtigung wie die "Renovatio Imperii" des Alten Reiches.
 
Wie deutet der Begriff "Deutsches Reich" eine Beziehung zum HRR an? Durch die Verwendung des Wortes "Reich"? Ist dann auch das Russische Reich ein Nachfolger des HRR?

Sicher nicht mein lieber Andronikos...wer würde denn sowas behaupten?
"Die Verwendung des Wortes Reich im Titel knüpfte an das Heilige Römische Reich Deutscher Nation (9621806). Dieses war 1806 zerbrochen angesichts von Säkularisierung und napoleonischer Übermacht (Diktat). Zuvor hatte der habsburgische Kaiser den Titel des römisch-deutschen Kaisers niedergelegt. Dabei hatte er alle Reichsbeamten und -organe entlassen aus ihren Verpflichtungen gegenüber dem „deutschen Reich“. Mit dem Akt der Niederlegung der Kaiserkrone endete das Heilige Römische Reich Deutscher Nation.
Die spätere Epoche des wilhelminischen Kaiserreiches wurde als „Zweites Reich“ bezeichnet. Diese Wortwahl deutete eine Nachfolgerschaft zum „Ersten (deutschen) Reich“ an, ohne sie explizit auszusprechen. Diese Zurückhaltung war taktisch und diplomatisch geboten. Das Kaisertum Österreich und dessen Kaiser betrachteten sich als Nachfolger des Heiligen Römischen Reichs und wären somit indirekt als illegitim bezeichnet worden." (http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Reich) :grübel:
 
Das sind aber alles nur Fürsten Großherzoge und Könige.
Solwac sieht den Kaiser als den Chef derselben.

Mann Gottes, sind wir doch froh, dass wir die los haben!
Wenn ein Präsident ne Pflaume ist, wählt man in eben nicht wieder. Fertig.
Res. er darf nur zweimal, dann nicht nochmal gewählt werden.
Und das ist gut so!!!!!!!!

Grüße Repo

Also ich weiß es passt hier nicht so ganz, aber ich könnte mir durchaus einen Föderalstaat als Traditionsnachfolger der Donaumonarchie vorstellen (bestehend aus den 7 souveränen Nachfolgestaaten), nachdem eine gesamteuröpische Einigung nicht in Sicht ist.

Deutschland, Frankreich und Großbritannien sind doch damit beschäftigt Großmacht zu spielen.
Die Einen sind für den Irak-Krieg die Anderen dagegen und schon sieht man wieder was für ein "geeintes" Europa das ist.
Oder auch bei innereuropäischen Agelegenheiten verteidigt jeder nur seine Pfründe.
Ich bin von der EU enttäuscht!
Neues Motto:Lieber klein aber fein!
 
Karl V.: Das "zweite Kaiserreich" griff gern auf Symbole alter Reichsherrlichkeit zurück, um Traditionslinien aufzuzeigen und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen zu stärken. Viele fühlten sich damals nicht in erster Linie als Deutsche, sonden als Preußen, Sachsen oder Bayern. Deshalb waren die Hohenzollern bestrebt, in ihren Untertanen ein deutsches Nationalgefühl zu wecken. Davon zeugen unter anderem auch Institutionen wie das "Germanische Nationalmuseum" in Nürnberg oder solch kolossale Denkmäler wie das Niederwald-Denkmal mit seiner 32 Tonnen schweren Germania, oder das Hermanns-Denkmal im Teutoburger Wald..

AndreasKlammer: Einen solchen föderativen Staat als Nachfolger der Donaumonarchie könnte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Er würde an den divergierenden Interessen seiner Mitglieder und vor allem an diversen ethnischen Querelen - siehe das zerfallene Jugoslawien - rasch zerbrechen.
 
Also ich weiß es passt hier nicht so ganz, aber ich könnte mir durchaus einen Föderalstaat als Traditionsnachfolger der Donaumonarchie vorstellen (bestehend aus den 7 souveränen Nachfolgestaaten), nachdem eine gesamteuröpische Einigung nicht in Sicht ist.

Deutschland, Frankreich und Großbritannien sind doch damit beschäftigt Großmacht zu spielen.
Die Einen sind für den Irak-Krieg die Anderen dagegen und schon sieht man wieder was für ein "geeintes" Europa das ist.
Oder auch bei innereuropäischen Agelegenheiten verteidigt jeder nur seine Pfründe.
Ich bin von der EU enttäuscht!
Neues Motto:Lieber klein aber fein!

Ich komme auf 6 oder 8 Nachfolgestaaten. Zähle ich falsch?

Aber egal, Du glaubst echt, die sehnen sich alle nach Habsburg-Lothringen?

Also ich bin froh, dass "unser" König sich nur noch Herzog schimpft und in Altshausen hockt, statt in Stuttgart.
Wobei, ich hab nichts gegen ihn. Ich kenne ihn ja nicht. Die Weine seiner Hofkammer sind allerdings excellent!
Aber brauchen, nee brauchen tun wir die nicht.

Grüüße Repo
 
Ich komm sogar auf 12 Nachfolgestaaten! - Aber in einem anderen Thread, denn hier gehts um die Reichskrone und - insignien des "Kaiserreichs" nach 71.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich komm sogar auf 12 Nachfolgestaaten! - Aber in einem anderen Thema, denn hier gehts um die Reichskrone und - insignien des "Kaiserreichs" nach 71.
Ich griff ja mal die Frage nach den konfessionellen Hintergründen auf. Das HRR mit seiner ehemaligen Reichskirche war ja ein rein katholisches Konstrukt (bis in Teilen die Reformation einsetzte). Kaiserkrönungen waren ja bis ins 16. Jh. mit einem aufwendigen Romzug verbunden und alle Kaiser des HRR waren Katholiken.
Jetzt stellt sich die Frage, WER hätte die protestantischen Hohenzollern denn krönen sollen? Der Pontifex sicher nicht! Ein evangelischer Bischof vielleicht (so wie in England der Erzbischof von Canterbury)? Könnte es sein dass man aufgrund dieses Dilemmas auf jegliche Krönungen verzichtet hat? Die erwünschte Verschmelzung der deutschen Stämme und Länder hätte eine solche wiederauferstandene Trasition sicher gefördert....:grübel:
 
Die deutschen Kaiser waren ja Oberhaupt der preußischen Kirche, insofern hätte das außer ihnen gar niemand machen können. Ein höheres Kirchenamt hatte niemand. Wilhelm II. ließ es sich auch nicht nehmen die erste Predigt im Berliner Dom selbst zu halten. :scheinheilig:
 
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