Der Ortsname und das Salz

Pope

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Anders als früher angenommen und bis heute in Fremdenverkehrsprospekten behauptet, ist der Namensbestandteil 'hall' nicht auf das keltische Wort für Salz zurückzuführen, das wohl *saleinom gelautet hat. Zwar heißt Salz im Walisischen 'halen', aber der Lautwandel von s- zu h- im Anlaut wurde nur in den britannischen Sprachen vollzogen und nicht in den keltischen Sprachen des europäischen Festlands. Das einheimische keltische Wort wäre also nicht als 'Hall' ins Deutsche übernommen worden, sondern als 'Salln' o.ä.

http://de.wikipedia.org/wiki/Hallstatt

Das wundert mich jetzt.

Städte, die mit Salz in Verbindung stehen, tragen oft Salz (oder das keltische Wort Hall) im Namen. Beispiele sind etwa Halle (Saale), Bad Reichenhall, Hallein, Hallstatt mit dem weltweit ältestem Bergerk, Hall in Tirol, Schwäbisch Hall, Salzburg, Salzgitter, Bad Salzuflen, Bad Salzdetfurth, Salzkotten, Schweizerhalle und Bad Salzschlirf.

http://de.wikipedia.org/wiki/Salz

Woher kommt denn jetzt das "HAL"??
 
Die Anfangsbuchstaben 'S' und 'H' sind nicht unbedingt über eine Lautverschiebung verknüpft. Die lateinischen (sal) und griechischen Ursprünge (hals) können ebenso Grund für unterschiedliche Namen sein. Ich weiß nicht, welchen Ursprung das keltische Wort hat, es könnte einen gemeinsamen Sprachursprung wie das griechische haben oder auch einfach aus dem griechischen entlehnt sein.

Die Bemerkung über die Geschichte des Ortsnamen Hallstatts kann ich nicht ganz verstehen, denn Eigennamen müssen ja nicht unbedingt derselben Lautverschiebung unterliegen wie die restliche Sprache.

Solwac
 
Die Bemerkung über die Geschichte des Ortsnamen Hallstatts kann ich nicht ganz verstehen, denn Eigennamen müssen ja nicht unbedingt derselben Lautverschiebung unterliegen wie die restliche Sprache.

Mir leuchtet der Einwand unmittelbar ein (ohne mich näher mit der speziellen Etymologie auseinandergesetzt zu haben):

Im Festlandskeltischen und im Germanischen hat es hier nie eine Lautverschiebung gegeben, daher gab es kein Wort *hal.

Man müßte eine Lautverschiebung annehmen, die sich nur auf Ortsnamen erstreckt hat, und das ist kaum denkbar.
 
Aus einem indogermanischen Wörterbuch:

Salz: *sal- (1), *sýl-, idg., N.: nhd. Salz; *sald-,
*saldom, idg., N.: nhd. Salz; *sali, idg., Sb.: nhd.
Salz; *salu, idg., Sb.: nhd. Salz

http://www.koeblergerhard.de/german...h/nhd-idg.pdf#search="nhd-idg indogermanisch"

Die Urform war *sal- und blieb scheinbar in den Sprachen der "Kelto-Italo-Tocharischen" Sprachgruppe bis auf die walisische Ausnahme unverändert. Dann fragt sich wirklich, woher das hal kommt.

Eine ausgestorbene keltische Zwischenform?

Und gilt das hal = Salz nur im deutschen Sprachraum??
 
Hyo, aber da beide Orte ja im romanisierten Raum liegen, kann man nicht doch von einer Sprachverschiebung mit der Germansierung rechnen?
Salzburg wechselt ja auch erst nach dem Ende der Römerzeit seinen Namen, davor war es ja Iuvarum bekannt, was wiederum null mit Salz zu tun hatte.
 
Hyo, aber da beide Orte ja im romanisierten Raum liegen, kann man nicht doch von einer Sprachverschiebung mit der Germansierung rechnen?

Mit ist nicht ganz klar, was Du meinst.
Ich sprach nicht von einer Sprachverschiebung, sondern von einer Lautverschiebung. Die hat es weder im Festlandskeltischen noch im Germanischen noch im Romanischen gegeben. Egal, welche in Frage kommende Sprache man ansetzt, eine wissenschaftliche Ableitung von von "Hal-" aus den indoeuropäischen "Salz"-Wörtern ist ausgeschlossen.


So übrigens ein ausgewiesener Kenner der Materie:

http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=20040312

Dort wird auch eine nicht restlos bewiesene, aber immerhin mögliche Alternative genannt:

Jürgen Udolph schrieb:
Viele Argumente sprechen aber dafür, daß den meisten Hal(l)-Namen eine germanische . Weiterentwicklung aus einer indogermanischen. Wurzel mit Bedeutung „neigen, Schräge, Abhang“ zugrunde liegt. Sie wird u.a. auch sichtbar in dem deutschen Wort. Halde, mittelhochdeutsch helden „neigen“, norddeutsch Helling, auch Helge, was „geneigte Holzfläche beim Schiffbau“ bedeutet. Auch das nordgermanische hald, hall für „abschüssig, schräg“ hat eine ähnlich Bedeutung
 
Als Ansässigen würde mich jetzt schon interessieren, woher der Name meiner Wohnstadt kommt. Eine Saline gibt es hier auch, aber die Salzsieder nennen sich selbst Halloren. Hat das etwa keinen Zusammenhang mit Hal oder Salz?
 
Ich bin angesichts der Diskussion einigermaßen erstaunt. Wir haben auf der einen Seite eine ganze Reihe deutscher Städte, die mit Salzvorkommen und Salzproduktion zu tun haben und die in irgendeiner Weise die Silbe "Hal" im Namen tragen. Wie kommen sie zu ihrem Namen, wenn es das Wort Hal für Salz weder in germanischen, keltischen noch lateinischen Sprachen geben soll? Wie erklärt man diesen Fakt.

Der wissenschaftliche Name für Steinsalz ist übrigens Halit.
 
Egal, welche in Frage kommende Sprache man ansetzt, eine wissenschaftliche Ableitung von von "Hal-" aus den indoeuropäischen "Salz"-Wörtern ist ausgeschlossen.


So übrigens ein ausgewiesener Kenner der Materie:

http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=20040312

Der Link zum Experten war gut, aber ich zweifle immer noch.

Eine neue Variante fand ich im Netz - keine wissenschaftliche wohl - die das 'hal' dem althochdeutschen Begriff für Brennen, Kochen, Sieden ableitet.

"daz hal" lautete der Begriff. Komme leider nicht in Wikipedia rein. Versuche es später nochmal.
 
Bei Wikipedia las ich, Hal hätte die Saline bezeichnet (ich hatte unter Bad Reichenhall geguckt). Da war dann auch was von einer Ortsrivalität einer großen (eben Bad Reichenhall) und einer kleinen Saline.
 
Ich bin angesichts der Diskussion einigermaßen erstaunt. Wir haben auf der einen Seite eine ganze Reihe deutscher Städte, die mit Salzvorkommen und Salzproduktion zu tun haben und die in irgendeiner Weise die Silbe "Hal" im Namen tragen.

Dann haben wir eine ganze Reihe deutscher Städte, die mit Salzvorkommen und Salzproduktion zu tun haben und niemals eine Silbe "Hal" im Namen trugen.

Und schließlich haben wir eine ganze Reihe deutscher Städte, die zwar die Silbe "Hal" im Namen tragen, aber nichts mit Salzvorkommen und Salzproduktion zu tun haben.

So what?


Der wissenschaftliche Name für Steinsalz ist übrigens Halit.

Dieser Name wurde ja auch nachweislich aus dem Griechischen gebildet. Aber wie kommt das griechische "hals" nach Halle?
 
Der Link zum Experten war gut, aber ich zweifle immer noch.

Eine neue Variante fand ich im Netz - keine wissenschaftliche wohl - die das 'hal' dem althochdeutschen Begriff für Brennen, Kochen, Sieden ableitet.

"daz hal" lautete der Begriff. Komme leider nicht in Wikipedia rein. Versuche es später nochmal.

Richtig ist wohl "mittelhochdeutsch". Tatsächlich findet sich das Wort in Matthias Lexers Mittelhochdeutschem Taschenwörterbuch (Stuttgart 1983).

Das Problem ist: Das Wort scheint bestenfalls eine gelehrte Rekonstruktion zu sein, nachweisbar ist es nirgends.

Jürgen Udolph schrieb:
Gibt es ein anderes Wort? Man hat danach gesucht. Man glaubte es zu finden in: mittelhochdeutsch hal = Salzquelle, das nirgends bezeugt ist.
 
Was zwingt uns denn, einen Zusammenhang mit Salz zu suchen? Wie wäre es mit einer germanischen Herkunft von *hallu oder *halljö in der Bedeutung von Fels oder Stein. Gibt es Orte mit -hal in Norddeutschland (wo es keine Felsen gibt)?
 
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