Gesellschaft und Wissenschaft

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F1zzle

Gast
Wie war denn damals (700-1500 n.chr.) das Verhältnis zwischen Forschung und Gesellschaft zu bewerten ?

Wann gab es in diesem Zeitraum Konfklite/Auseinandersetzung zwischen Gesellschaft und Forschnug und wann war das Verhältnis angespannt ?
 
Ich frage mich gerade, ob es da überhaupt ein Verhältnis gab und inwieweit man von "Forschung" im heutigen Sinn überhaupt sprechen kann.. Ich glaube, es war den Leuten egal, womit sich die Studierenden ab dem 12. Jahrhundert an der Uni in Paris beschäftigten oder ob da ein Bauer an seinem Pflug bastelte, bestenfalls wird Misstrauen im Spiel gewesen sein. Die Leute hatten wahrscheinlich andere Sorgen.

Interessanter finde ich die Überlegung, wie das Verhältnis von Kirche und "Forschung" war - das war sicherlich aus verständlichen Gründen gelegentlich mal angespannt. Die Verbesserung landwirtschaftlicher Anbaumethoden (z.B. die Einführung der Drei-Felder-Wirtschaft ab der karolingischen Zeit) war da wohl weniger problematisch als die Frage nach der Scheibe und der Kugel.
 
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Bin da ähnlicher Meinung.
Außerdem wird ein großteil der Bevölkerung am Land kaum eine Ahnung von diversen Erfindungen oder geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen gehabt haben, weil sie weder lesen konnten, noch es die Möglichkeit gab es groß zu verbreiten. Wenn es sie dann doch betroffen hat (3 Felderwirtschaft), dann wird man der Sache wohl eher ablehnend gegenübergestanden sein. So sind ja viele Nutzpflanzen aus Amerika die man im weitesten Sinne auch noch Erfindungen nennen kann, von der bäuerlichen Bevölkerungsmehrheit größtenteils abgelehnt worden (wie z.B. der Erdapfel (Kartoffel für unsere deutschen Freunde)).
 
Die Verbesserung landwirtschaftlicher Anbaumethoden (z.B. die Einführung der Drei-Felder-Wirtschaft ab der karolingischen Zeit) war da wohl weniger problematisch als die Frage nach der Scheibe und der Kugel.

Wann und wo gab es denn im Mittelalter ein Problem mit Scheibe und Kugel?
 
Wann und wo gab es denn im Mittelalter ein Problem mit Scheibe und Kugel?

Ist mir auch ein Rätsel. Dass die Erde eine Kugel ist, war schon in der Antike bekannt, siehe Aristoteles oder Pythagoras und Eratosthenes
Im Mittelalter war die Kugelform auf jeden Fall bekannt! Das es im Mittelalter noch eine solche Debatte gab ist wohl eher ein weit verbreiteter Irrtum.
 
Die Kirche hat sich aber meines Wissens trotzdem mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. Auch wenn ers wissenschaftlich schon lang bewiesen war. Es gabt ja auch heut noch religiöse Gruppen (nett ausgedrückt), die z.B. die Evolutionstheorie für Schwachsinn halten, trotz aller wissenschaftlichen untermauerungen.
 
Man sollte vielleicht sagen, dass die Wissenschaft im Mittelalter in weiten Teilen hinter den Klostermauern stattfand und scholastisch, nicht empirisch orientiert war.
 
Gut. Sagen wir einmal so, am Beginn der Neuzeit, hat sich die Kirche durchaus gegen neue Erkentnisse gewehrt. Genau aus solchen Gründen hat ja z.B. Kopernikus bis knapp vor seinen Tod gewartet um seine Schriften zu veröffentlichen.

Im Mittelalter selbst waren solche Gedanken wohl weniger gefährlich für die Kirche. Wie bereits von mir oben gesagt, wurde Wissen ja kaum verbreitet und hat sich wie El Quijote schön sagt größtenteils innerhalb der Klostermauern aufgehalten.
 
Was ist scholastisch?

Eine philosophische Richtung. Zum näheren:

Wiki-Definition schrieb:
.Die Scholastik (v. lat.: schola = Schule) ist eine philosophische Richtung, die gegen Ende des 11. Jahrhunderts entstand. Sie löste langsam aber sicher die spirituell-mystizistisch geprägten Intellektuellen des frühen Mittelalters ab, die stets eine Einheit der Seele mit dem Göttlichen herstellen wollten und glaubten dieses Streben sei der einzige Sinn des menschlichen Geistes. Die Entwicklung der Scholastik lässt sich in drei Abschnitte aufteilen: Früh-Scholastik (9.-12. Jh. ...
 
Gut, wenn es kein Problem mit der Kugel gab, lasse ich mich gerne belehren.
Aber wie Protagoras schon sagte, hat sich die Kirche schon gegen das eine oder andere neue gewehrt, wenn es gegen Dogmen bzw. damals falsch verstandene Bibelinhalte verstieß (oder?)
 
Aber wie Protagoras schon sagte, hat sich die Kirche schon gegen das eine oder andere neue gewehrt, wenn es gegen Dogmen bzw. damals falsch verstandene Bibelinhalte verstieß (oder?)

Gewehrt hat sich die Kirche vor allem gegen Lehren, die an ihrem theologischen Gedankengebäude rüttelten. Es wurde ja niemand allein deswegen verurteilt, weil er kopernikanische Theorien publizierte. Da mußte schon noch mehr dazukommen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Galileo_Galilei
http://de.wikipedia.org/wiki/Giordano_Bruno
 
Eben. Genau das, was ich vorhin sagte, kommt im ersten Link zum Ausdruck- Bibelauslegung und Dogmen.
 
Die Kirche hat doch immer das Ptolemäische Weltbild als Grundlage gehabt. Wie sieht das dort aus mit Erde = Kugel etc.? Meines Wissens (hätte in Physik doch besser aufpassen sollen) nach steht deie Erde dort ja in der Mitte und in kreisförmigen Bahnen der Rest.

Sorry, hätte die Links vorher lesen sollen. Damit erklärt sich meine Frage teilweise von selbst. Lasse sie trotzdem einmal im Raum stehen.
Also hat die Kirche dieses Weltbild im Mittelalter vertreten?
 
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Jetzt muß ich mich hier auch einmal einmischen...

Die Kirche hat doch immer das Ptolemäische Weltbild als Grundlage gehabt.
Wie sieht das dort aus mit Erde = Kugel etc.? Meines Wissens (hätte in Physik doch besser aufpassen sollen) nach steht deie Erde dort ja in der Mitte und in kreisförmigen Bahnen der Rest.

Wie Du ja schon selbst in Leos Links nachgelesen hast, hat das Ptolemäische Weltbild nichts damit zu tun, ob die Erde nun als Scheibe oder als Kugel gesehen wurde...

Im Mittelalter war den Gelehrten längst bekannt, daß die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel ist, vgl. dazu auch http://de.wikipedia.org/wiki/Flache_Erde#Mittelalter

Also hat die Kirche dieses Weltbild im Mittelalter vertreten?

Das ist richtig; allerdings darfst Du dabei nicht leichtfertig darüber hinwegsehen, daß die Erde (und damit letztlich der Mensch) als kosmologisches Zentrum im Denken der Zeit ebenso fest verankert war wie der Aufbau der Welt aus den Elementen Feuer, Erde, Luft, Wasser und Quintessenz, da dies nach damaligem Kenntnisstand offenbar schlüssiger erklärbar war. Es wurde das bereits in der Antike gültige Weltbild übernommen bzw. weitergeführt, und das war eben das Geozentrische Weltbild.
Einer der bedeutendsten Gelehrten des Mittelalters, der dies in Frage stellte, war übrigens nicht nur ein Universalgelehrter, sondern überdies ein Kirchenmann, ja sogar ein Kardinal, nämlich Nikolaus von Kues/Nikolaus Cusanus (1410/64).
Es bedurfte aber schließlich erst der Studien und Arbeiten von Gelehrten im 16. Jh., ergo in der Frühen Neuzeit, aufzuzeigen, daß dieses Geozentrische Weltbild nicht stimmen konnte. Zwar hatte es das Heliozentrische Weltbild bereits vorher - nämlich in der Antike durch Aristarch von Samos - gegeben, nur konnte es noch nicht ausreichend bewiesen werden.
 
Jetzt muß ich mich hier auch einmal einmischen...



Wie Du ja schon selbst in Leos Links nachgelesen hast, hat das Ptolemäische Weltbild nichts damit zu tun, ob die Erde nun als Scheibe oder als Kugel gesehen wurde...

Im Mittelalter war den Gelehrten längst bekannt, daß die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel ist, vgl. dazu auch http://de.wikipedia.org/wiki/Flache_Erde#Mittelalter

Mir ist durchaus bekannt, dass das ptolemäische Weltbild die Erde als Kugel sieht. Bin nur in die "Scheiben-Falle" getappt.

Hast du zufällig nähere Infos zu Nikolaus von Kues? Würde mich interessieren.

Trotz allem halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass im einfachen Volk der glauben die Welt als Scheibe noch vorhanden war. Es ist ja für einen ungebildeten Menschen schwer vorstellbar, dass auf der anderen Seite alles "Kopf" steht. Im Übrigen hatte diese Frage für einen Bauern der sich vielleicht in seinem ganzen Leben keine 100 km von seinem Heimatort entfernt hat kaum Bedeutung.
 
Mir ist durchaus bekannt, dass das ptolemäische Weltbild die Erde als Kugel sieht. Bin nur in die "Scheiben-Falle" getappt.

Hatte ich auch so verstanden; nur wollte ich es noch einmal deutlich herausarbeiten, daß man beides - "Flache Erde" und "Ptolemäisches Weltbild" - nicht miteinander verwechseln darf.
Mein Satz richtete sich daher eher an die Allgemeinheit und nicht vordergründig gegen Dich...

Hast du zufällig nähere Infos zu Nikolaus von Kues?

Für einen ersten Einstieg ist der Wiki Artikel ganz gut: http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_von_Kues
Vor allem verfügt er auch über weiterführende Links...
Zu Cusanus und seinem Infragestellen des Ptolemäischen Weltbildes trifft folgender Abschnitt eine kurze, aber sehr präzise Aussage: http://de.wikipedia.org/wiki/Kosmologie#Die_Kopernikanische_Wende

Trotz allem halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass im einfachen Volk der glauben die Welt als Scheibe noch vorhanden war. Es ist ja für einen ungebildeten Menschen schwer vorstellbar, dass auf der anderen Seite alles "Kopf" steht. Im Übrigen hatte diese Frage für einen Bauern der sich vielleicht in seinem ganzen Leben keine 100 km von seinem Heimatort entfernt hat kaum Bedeutung.

Mit Deinem letzten Satz stimme ich überein: die einfachen Leute befaßten sich wohl kaum mit Dingen wie der Frage nach der Erdgestalt.
Ob und inwiefern sie glaubten, daß die Erde eine Scheibe sei, ist spekulativ, weil mW niemand etwas dazu niedergeschrieben hat...
 
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