Diese Spartaner
Im ZDF kam eine Dokumentation zu SPARTA;
hier Highlights:
Spartaner sein, hiess: Kämpfen.
Alles war militärisch angelegt, die ganze Struktur des spartanischen Lebens. Es wurde erstmals in der uns bekannten Geschichte nicht nur für Land und Besitz oder Macht gekämpft – sondern für Ideale, wobei diese Vokabel durchaus oder eigentlich wie immer – wertfrei zu sehen ist.
So waren auch Demokratie und Freiheit KEINE Tugenden in diesem griechischen Stadtstaat. Es ar ein „terroristischer“ Staat nach aussen und innen.
Sie waren wohl auch die beste Armee der Antike, gleichwohl wenige Kriege. Aber gegen die Perser – allerdings im Verbund zunächst mit anderen Griechen (Athener etc).
Die Perser – unter Herrscher und König XERXES - Ihr wisst ja: SEXREX rückwaerts - verloren letztlich die Kriege. Zunächst gegen die Griechen ohne die Spartaner und später verloren sie zu See und gegen das bessere Waffenmaterial der Griechen mit den Spartanern. Auch ihre Elitetruppe „Die Unsterblichen“ konnten trotz Ihrer Erfolge das Blatt nicht wenden.
Waren die Perser auch personell überlegen, gegen die „Eiserne Phalanx“ der Spartaner hatten sie keine Chance. Und strategisch-taktisch verloren sie auch noch die Seeschlacht.
Spartaner sein, hiess auch „sich beschränken“. Daher kennen wir ja auch die „spartanische Ernährung“. Es war seinerzeit schon ein Graus spartanisch zu essen, wie Zeitzeugen berichteten. So bekamen die Heloten (Bauernsklaven) Blutsuppe mit Schweinefleisch. Muss „zum Kotzen“ geschmeckt haben.
Frauen wurden unterdrückt und waren nur „Gebärmaschinen“. Es ging darum, viele Nachkommen zu zeugen. Deshalb wurden die Frauen auch relativ gut ernährt und körperlich ertüchtigt.
Die Ehe galt nicht viel, war dem Staat untergeordnet. Ehemänner
Holten durchaus auch „FREMDarbeiter“, die ihren Frauen viel Nachwuchs zeugten.
Neugeborene wurden „gewogen“, taxiert und aussortiert. Den Felsen hinab geworfen, wenn sie nicht gesund waren, also ein Schadensfall gewissermasen….
Bedingungslose Auslese. Mit 7 schon kam man in die Militärschule. Ein drakonisches Strafsystem herrschte (woher stammt „drakonisch“?)
Jeder Jugendliche hatte auch einen Mentor, Lehrmeister auf Lebenszeit. Sexuelle Übergriffe entsprechend zahlreich.
Athen stand - anders als Sparta – in voller Blüte. Kulturell und wissenschaftlich, während die Spartaner nur ihre sprichwörtlichen „spartanischen“ Tugenden und Ideale hatten.
Perikles war der Führer Athens. Und Athen schlägt die Spartaner, die auch von ihrer milit. Ausrüstung her unterlegen waren.
Athen wollte überall in Griechenland die Demokratie einführen – allerdings nur für Männer, nicht für Frauen und Sklaven. Mythen hatten ihre Hochzeit, der Sieg über die Perser, das Goldene Zeitalter war angebrochen. Die Akropolis als Zeugnis dieser Epoche! Zu Ehren Athena, der Göttin::::
In Athen brach eine aus Aegypten importierte Pestseuche aus. Enorm hohe Zahl an Todesopfern (ein Drittel der Bevölkerung?)!
Perikles stirbt zudem und Nachfolger war Midas (??).
Trotz allem verlor Sparta weiter und erstmals ergaben sich in deren Geschichte die Elitetruppen – unglaublich. Beide Staaten geschwächt arrangierten einen auf 5 Jahre befristeten Friedensvertrag. Wahrscheinlich wollten beide Seiten eine Zeit der Rekonvaleszens.
Alkibiares war der neue Herrscher Athens, Gebildet und militärisch fit. Ein Schüler Sokrates – kurz: ein Superstar.
Er verfolgte die Politik Bündnisse mit anderen griech. Stadtstaaten zu schliessen.
Er initierte einen Aufmarsch gegen Sizilien. Das sah ganz danach aus, als ob er eine Expansionspolitik a la Alexander des Grossen machen wolllte.
Alkibiares wird Opfer einer Intrige (er soll einen griech. Gott gelästert haben) und ! geht nach Sparta.
Dort ändert er auch seinen ganzen Lebensstil und wird spartanisch. DAAS gedfiel den Spartaneren sehr. Er wurde ihr neue Anführer unter König XX.
Die Schlinge um Athen zog sich zu. Verlorener Krieg gegen Sizilien.
Aber zur selben Zeit hat Alkibiares wieder Probleme, da er mit des spartanischen Königs Frau eine Affaire hat. Eine angestrebte (?) Rückkehr nach Athen ist aber ausgeschlossen.
Um 400 ist Athen endgültig geschlagen und das Goldene Zeitalter vorbei.
Auf beiden Seiten – sowohl bei Besiegten als auch bei Siegern – ist aber nach 27 (!) Jahren kriegerischer Auseuinandersetzungen, die Infrastruktur überall zerstört.
Die Schreckensherrschaft der Spartaner über Athen leitet dennoch deren eigenen Niedergang ein. Die Spartaner schaffen die Demokratie als Staatsform überall in Griechenland wieder ab. Aber das sehen die vielen griech. Stadtstaaten als einen schlechten Tausch an: Jetzt sollen sie spartanisch leben. Die „Ideale“ von Zucht, Ordnung und milit. Gehorsam, Drill und karger Lebensstil – all das stösst nirgendwo auf Gegenliebe oder Akzeptanz.
Sparta hat gute Feldherren – aber keine Ahnung von Diplomatie, die notwendig waere um so einen grossen Staatenbund in Griechenland zu halten. Die Partnerschaften bröckeln wieder.
Und die beiden grossen Staaten Rheben und Kornth verbünden sich gegen Sparta. Sie führen eine Krieg und leiten so die erste spartanische Niederlage in deren Geschichte ein.
21. Februar 2004 - Neue Zürcher Zeitung: Wanderer, kommst du nach Sparta:
Rückblick auf einen Mythos Die Mythologisierung Spartas und des «Spartanischen» hat früh eingesetzt und manche auch unschöne Blüte getrieben. Im Zentrum der ideologischen Überhöhung standen die Tapferkeit, der Heldenmut und der Gesetzesgehorsam der Spartiaten.
http://www.nzz.ch/2004/02/21/li/page-article97RZO.html
Von Lukas Thommen:
«Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest / Uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl.»
Diese beiden Zeilen von Friedrich Schillers Gedicht «Der Spaziergang» (1795) sind in das Gedächtnis vieler Generationen eingegangen. Die Erinnerung an König Leonidas und seine 300 Spartiaten, die im Jahre 480 v. Chr. an den Thermopylen dem Einfall der Perser nach Griechenland zu trotzen versuchten und dabei ihr Leben opferten, hat den Mythos Sparta nachhaltig geprägt. Das Grabepigramm für die gefallenen Spartiaten steht stellvertretend für ein weit verbreitetes Sparta-Bild und reflektiert ein bis in die Schulbücher propagiertes Staats- und Erziehungsideal.
Nachdem schon J. G. Herder das Thermopylen-Epigramm als «Grundsatz der höchsten politischen Tugend» gepriesen hatte, verwendete Wilhelm Müller in seinen «Griechenliedern» aus den Jahren 1821-1823 Leonidas und die Thermopylen als Symbole für den bedingungslosen Freiheitskampf der Griechen. Gut hundert Jahre später zollten im Umfeld des Nationalsozialismus auch Historiker den Thermopylenkämpfern Anerkennung. Der Althistoriker Helmut Berve sah in seinem Sparta-Buch von 1937 das Heldentum der gefallenen Spartiaten darin, «dass sie fern von der Heimat, an einer Stelle, wohin der Befehl sie gestellt hatte, aushielten aus keinem anderen Grunde, als weil es so Befehl war . . . eine Tat von unwahrscheinlicher Grösse . . .» - und dies obwohl Berve die strategische Fragwürdigkeit der Tat erkannte: «aber der missversteht spartanische Kriegführung und verkennt die Kräfte, welche letzten Endes Hellas über den Perser haben siegen lassen, der hier nach äusserem Nutzen fragen oder gar nach ihm werten wollte. Wie die Grösse, so lag auch die Wirkung der Tat gerade in ihrer Nutzlosigkeit. Denn es war den Hellenen ein erschütterndes Beispiel aufgerichtet . . . ein Massstab war gesetzt, der Geist adligen Griechentums war in einer erhabenen Tat dokumentiert.» Hans Lüdemann, der in seinem Sparta-Buch von 1939 «das dorische Sparta als Mahnmal» aufrief, «als richtungsweisendes Beispiel der Erziehung und Staatsordnung», sah in den Thermopylen «die höchste Bewährung des Kosmos . . . Es ist die Bewusstheit des Opfers und die Selbstverständlichkeit heldischer Haltung in Kampf und Tod, die den Griechen von damals und alle Nachfahren und Erben der Hellenen bis heute erschüttern.»
P.S.
Eine kritische Behandlung erfuhr Sparta schon im Rahmen der grossen Darstellungen der «Griechischen Geschichte» von George Grote (1846-56) und Karl Julius Beloch (1912-14), welch Letzterer insbesondere mit Leonidas hart ins Gericht ging: «Nur einen Vorteil hat die Katastrophe an den Thermopylen der griechischen Sache gebracht; sie hat das Bundesheer von einem unfähigen Oberfeldherrn befreit und die Bahn freigemacht für den Mann, der es im folgenden Jahre bei Plataeae zum Siege führen sollte.» Jacob Burckhardt betrachtete Sparta als Modell einer geregelten Polis, deren Macht er bewunderte, der er aber auch kritische Vorbehalte entgegenbrachte.
Einen grossen Fortschritt in der Sparta-Forschung bedeuteten zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Grabungen der Engländer im Hauptheiligtum der Spartaner, dem Bezirk der Artemis Orthia am Ufer des Eurotas. Die reichen Funde widerlegten das Bild einer materiell beschränkten und kunstfeindlichen Gesellschaft in archaischer Zeit.
Die Vorstellung von Sparta als frühem Militärstaat wurde dadurch in Frage gestellt. Zum neuen Enddatum für die Herausbildung der politischen und gesellschaftlichen Strukturen wurde nun das mittlere 6. Jahrhundert v. Chr. erkoren. Victor Ehrenberg verwendete in diesem Zusammenhang erstmals die Bezeichnung «Kosmos» - ein Begriff, der die Allgegenwärtigkeit des spartanischen Staates mit seinen Verhaltensnormen und Unterdrückungsmechanismen zum Ausdruck bringt und für die Verklärung des spartanischen Staates symptomatisch blieb. Moses I. Finley redete später - und adäquater - von der «Revolution des 6. Jahrhunderts».
Insgesamt bleibt zu bedenken, dass die staatlichen Verhältnisse auch in Sparta einem steten Wandel unterworfen waren und das Ideal der Gesellschaft von Gleichen (hómoioi) erst im Anschluss an die Zeit der Perserkriege neu eingeschärft wurde. Verantwortlich dafür waren Probleme im Bürger- und Heeresverband, der zu schrumpfen drohte, sowie die Auseinandersetzungen der Spartaner mit ihrer Führungsschicht, die verstärkt eingebunden werden musste. Der Tod des Spartaners Leonidas und seiner Kämpferschar bei den Thermopylen war daher geeignet, zum Inbegriff spartanischen Gesetzesgehorsams hochstilisiert zu werden. Sparta trat nach den Perserkriegen in Konkurrenz mit dem wirtschaftlich und politisch aufstrebenden Athen, gegen das man sich abgrenzen musste.
Aufgrund der ideologischen Vorbelastung des Themas konnte sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland lange Zeit keine Forschungstradition mehr entfalten. Federführend wurde die englische Forschung, auch wenn in den letzten Jahren auch im deutschsprachigen Raum wieder verstärktes Interesse und kontroverse Diskussionen - gerade um das frühe Sparta - zu verzeichnen sind. Stephen Hodkinson charakterisiert in seinem Buch «Property and Wealth in Classical Sparta» (2000) die materiellen Verhältnisse im spartanischen Staat und macht die langfristige Konzentration von Landbesitz und Reichtum in den Händen von wenigen für den Untergang Spartas verantwortlich. Paul Cartledge und Antony Spawforth ist es schliesslich zu verdanken, dass wir auch einen ausführlichen Abriss des «Hellenistic and Roman Sparta» besitzen.
Andere Darstellungen enden demgegenüber - Xenophon folgend - meistens schon mit den Niederlagen der Spartaner gegen die Thebaner bei Leuktra und Mantineia (371/362 v. Chr.), weil Sparta danach nicht mehr an die frühere Bedeutung in der griechischen Poliswelt anknüpfen konnte. Zudem wird für die hellenistische Zeit allgemein mit einer Dekadenz der oft bewunderten spartanischen Lebensweise gerechnet. Die Spartaner haben im mittleren 3. Jahrhundert v. Chr. aber entscheidende Reformen eingeleitet, welche die vermeintlich altspartanische Lebensweise erneuern sollten. Sie sind in Plutarchs Lebensbeschreibungen der Könige Agis und Kleomenes festgehalten. Die Betrachtung der nachklassischen Epochen bringt wichtige Erkenntnisse über die Formierung des Mythos Sparta. Darüber hinaus wird exemplarisch deutlich, wie sich eine griechische Stadt zwischen den hellenistischen Reichen (den Makedonen, Ptolemäern und Seleukiden) behaupten musste, bevor sie im Jahre 146 v. Chr. ins Römische Reich eingegliedert wurde.
Neue Aufschlüsse sind in nächster Zeit auch von der archäologischen Forschung zu erwarten, da wir über die eigentlichen Siedlungs- und Wohnverhältnisse im antiken Sparta immer noch relativ schlecht unterrichtet sind. Die Stadt war im südlichen Teil 1834 von König Otto I. mit einem neuen Strassenraster überbaut worden, der heute immer mehr expandiert und auch die wenigen verbliebenen klassizistischen Bauten durch die Errichtung wenig ästhetischer Betontürme gefährdet. So ist es in den letzten Jahren zu zahlreichen Notgrabungen gekommen, auf deren Ergebnisse man gespannt sein darf. Für die Forschung stellt sich weiterhin die Aufgabe, Sparta zu entmythologisieren. Sparta bietet nach wie vor die Chance, den Blick für propagandistische Verfärbungen der Vergangenheit zu schärfen.
(Der Verfasser hat im Verlag J. B. Metzler (Stuttgart) eine einschlägige Studie veröffentlicht: «Sparta. Verfassungs- und Sozialgeschichte einer griechischen Polis»)