Ich schreibe einen Roman - und brauche Hilfe!

instinct

Neues Mitglied
Hallo ihr Lieben!
Ich lese hier im Forum schon eine Weile durch die Beiträge und finde als Mittelalterfan die Informationen die ihr hier austauscht natürlich total interessant! Da ich gerade an einem Roman schreibe, hole ich mir hier natürlich Inspirationen und wichtige Merkmale, die ich in die Geschichte einbringen möchte. Sie spielt (natürlich) im Mittelalter und zieht sich vom Fürstentum bis zum Pöbel durch alle Schichten.
Da ich selbst schon einige Filme und Geschichten in mich gesogenhabe, die mir sehr klischeehaft vorkamen, möchte ich dies bei meinen Ausführungen vermeiden. Was sind die Klischees die euch in Filmen oder Büchern stören die mit dem Mittelalter zusammenhängen?
Und: Wie redet eine Adlige ihre Freundin (kann ich hier ein banales "Du" verwenden?!) die Fürstentochter an, wie redet sie ihren Mann an, wie ihren Vater? Welche Strafe droht bei Ehebruch durch die Frau in Adelskreisen?
Vielleicht fallen mir noch mehr Fragen ein wenn ich weiterarbeite oder ihr mir meine Anfangsfragen beantworten könnt! Auf jeden Fall bin ich dankbar um jeden, der mir hilfreich ist!
Schöne Grüße
Marlene
 
Es würde helfen, wenn du Zeit und Ort etwas eingrenzen würdest - z.B. freie Reichsstadt im süddeutschen Raum im 14. Jahrhundert - da wir dann genauere Auskünfte geben können.
 
Bislang haben die Romanschreiberinnen im Forum ihre Geschichten vorwiegend in England um 1200 spielen lassen...
 
Ja darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht! Also auf jeden Fall sollte es in Deutschland spielen aber die Zeit anzugeben fällt mir schwer da das Mittelalter schon einige Zeit umfasst. Ich denke mal es sollte vor der Reformation sein, ein wenig Pest wäre hilfreich und eine Prise Hexenverbrennung?! *gg*

Ich werde vielleicht Städte wie Eisenach oder Torgau verwenden um die Straßen etc. zu beschreiben, aber ob ich die Städtenamen nenne und soo historisch korrekt bin bezweifle ich da ich für so detaillierte Recherchen kein Geld habe (Städtebesichtigungen, Museen, Stadtgeschichte..)
 
Ich denke mal es sollte vor der Reformation sein, ein wenig Pest wäre hilfreich und eine Prise Hexenverbrennung?! *gg*

Ich werde vielleicht Städte wie Eisenach oder Torgau verwenden um die Straßen etc. zu beschreiben, aber ob ich die Städtenamen nenne und soo historisch korrekt bin bezweifle ich da ich für so detaillierte Recherchen kein Geld habe (Städtebesichtigungen, Museen, Stadtgeschichte..)

Zur Vermeidung gröbster Schnitzer könnte dir das hilfreich sein:
Kleines Lexikon des Mittelalters
http://www.bsz-bw.de/depot/media/3400000/3421000/3421308/99_0424.html

Für Hexenverbrennung eignen sich Eisenach und Torgau überhaupt nicht. Wenn du diese Prise in deinem Roman unterbringen willst, mußt du dir andere Gefilde suchen, die es zuhauf gibt.
 
Danke für den Buchtipp! Habe auch schon überlegt mir so eins zuzulegen aber im Moment muss das Budget für Politikwissenschaftliche und soziologische Bücher herhalten! :(
Weiß jemand was wegen der Anredeform?
 
Nun, gegenüber den Eltern ist in jedem Fall ein Ihr angebracht. Um zu zitieren, wie es eine Freundin mit derartigen Fragen hält:
"[Anredeformen] ...sind in historischen Romanen meistens ein Kompromiß. In diesem konkreten Fall ist es so, daß die Plantagenets miteinander Französisch sprachen, und daher mit Sicherheit die zweite Person Plural verwendeten, was noch weit in das letzte Jahrhundert selbst zwischen Eheleuten in Frankreich üblich war. (Oder Partnern. Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre siezten, respektive "ihrzten" sich ihr Leben lang.) Nur schreibe ich natürlich für ein heutiges Publikum. Also habe ich damals den Kompromiß gewählt, in der Regel Kinder Eltern gegenüber die "Ihr" Anrede verwenden zu lassen, außer in sehr persönlichen Momenten. Eltern reden Kinder mit "Du" an, weil sie rangmäßig über ihnen stehen, das war nicht weiter schwer zu rechtfertigen. Henry und Alienor duzen sich, nachdem sie ein Paar geworden sind, weil sich sonst beim deutschen Leser unweigerlich eine distanzierte Beziehung assoziert hätte. Etc. "
 
Bring mit der Pest und Hexenverbrennungen zeitlich nichts durcheinander. Die größte Pestwelle gab es in Europa 1346/47, die eigentliche Zeit der Hexenverfolgung fand aber erst NACH dem Ende des Mitellalters statt (16./17. Jahrhundert).
Männer durften so gut wie ungestraft ehebrechen, Frauen mussten mit allem rechnen, u.U. auch mit dem Tod.
Mit dem "Du" kannst du für nicht viel falsch machen, finde ich. "Bitte verzeiht, lieber Vater" fände ich für meinen Geschmack etwas künstlich und gestelzt.
Viele Detailinformationen finden sich per Suchmaschine im Netz, am besten aber: lesen, und zwar in der Bücherei per Fernleihe für umsonst.
Buchtip: Maike Vogt-Lüerssen: Alltagsgeschichte des Mittelalters. Im Internet zu lesen oder zu kaufen. Sie beleuchtet kompetent viele Aspekte des Mittelalters (Essen und Trinken, Mode, die Bauern, Ehe.......)

Aswin
 
Die Pest gab es auch vor und nach 1347, also auch zur Zeit der Hexenverbrennungen. Bis auf eine Pause von ca. 770 - 1347 musste man in Europa immer wieder mit der Krankheit rechnen.

Die letzte Pestepidemie in Europa war übrigens 1771.
 
Ich sprach ja von der größten Pestwelle. Natürlich gab es auch vorher und nachher diese Krankheit, da hast du natürlich recht.
Instinct fragte nach nicht gemochten Klischees in Romanen und Filmen. Für Viele steht "das" Mittelalter unbedingt mit Dingen wie Pest, Hexenverbrennungen und täglichen Exzessen in Folterkellern in unmittelbarem Zusammenhang, was unzutreffend ist.
 
Dann möchte ich mal auch noch meine Münzen dazu tun...

Die wichtigsten Punkte wurden ja bereits angesprochen, und ich danke überdies Mercy für die Verlinkung des sehr interessanten Dokuments.

Noch einmal ganz schnell zu folgenden Punkten:

  1. Hexenverfolgungen gehören in eine spätere Epoche, wie auch schon angemerkt wurde.
    Wenn Du aber unbedingt Pest und Hexenprozesse/-verbrennungen zusammenbringen willst, würde ich Dir empfehlen, die Romanhandlung vom Mittelalter wegzunehmen und z.B. in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges zu verlegen.
  2. Zu Anreden und Begrüßungen fallen mir spontan die beiden folgenden Threads in diesem Forum ein:
    http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=12687
    http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=7469
    Dort gab es auch schon einige Gedanken zu diesem Thema...
  3. Was schließlich den Ehebruch der Frau angeht, so gab es da keine einheitliche Behandlung bzw. Sanktion - sprich: man verfuhr so, wie man es selbst für richtig hielt.
    Es gibt diesbezüglich aber zwei Beispiele sehr harter Bestrafung - jedoch nicht geschlechtsspezifisch:
    1. auf dem Gemälde Tristan und Isolde (15. Jh.) tötet ein Mann seine Mutter, die Ehebruch begangen hat, läßt aber den neben ihr liegenden Ritter ungeschoren, weil man einen unbewaffneten Mann nicht töten darf
    2. gibt es die Geschichte von 1175, als Graf Philippe d'Alsace-Flandres seine Frau Elisabeth (Mabille) de Vermandois mit dem Ritter Gautier des Fontaines erwischte; hier entging die Frau einer Bestrafung, aber dafür wurde der Liebhaber verprügelt und schließlich über einer Kloake kopfüber aufgehängt, bis der Tod eintrat
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn man Pest und Inquisition zusammenbringen will und dies vor der Reformation spielen soll, dann wäre halt ein näheres Quellenstudium unumgänglich, da die Abläufe der Verfolgungen/Hexenverbrennungen erst später die heute bekannte Reglementierung erhielten.

Wenn Pest und Hexenverfolgung gemeinsam vorkommen soll und Du nicht genug Geld für Bücher und Archivstudium hat, dann stimme ich timotheus zu, dass die Geschichte dann eher im 30-jährigen Krieg angelegt sein sollte. Außerdem gibt es dazu einige gute Publikationen, die auch in Deutschland zu bekommen sind oder sogar hier verfasst wurden wie "Hortus Bellicus" ...
 
Wow, vielen Dank für den Links von Maike Vogt-Lüerssen! Wie lange habe ich im I-Net nach so einer Seite gesucht!? Scheine wirklich unfähig zu sein was Suchmaschinen anbetrifft *gg*!
Danke dass sich so viele von euch an der Zeitdiskussion beteiligen, jetzt wo ich mit dem Dreizig Jährigen Krieg und den Jahreszahlen einige Akzente in den Jahrhunderten habe kann ich allein versuchen in Geshcichtsbüchern eine passende Epoche zu finden - dankeschön!
Und mit den Anreden werde ich vielleicht beides probieren und jemand Probe lesen lassen, ich mag übertriebene Distanz auch nicht aber vielleicht kann ich bei einigen Personen so Nähe und Distanz spürbar machen!
Auf jeden Fall danke!

 
Vielleicht kennst du die Seite schon, aber es lohnt sich bei Google oder einer anderen Suchmaschine einmal "quo vadis" einzugeben, daß ist eine Webseite von und für Freunde des historischen Romans. Du findest dort eine ganze Reihe nützliche Tipps zum handwerklichen. Denk daran, daß Roman sozusagen die "Königsklasse" ist. Wenn man den ersten Roman beendet hat, wird man meistens geradezu berauscht von seinem eigenen Opus sein. Offenbar bist Du noch in der Vorbereitung, aber gutes Gelingen! Ich gebe Dir den Rat, wenn dein Opus fertig ist, dann gib es zuerst jemandem, der etwas von Literatur versteht und ehrlich, nicht höflich und schonend kritisiert, ehe Du dein Manuskript an Verlage oder Literaturzeitschriften schickst. Ich weiß, wovon ich spreche, ich habe selbst letztes Jahr einen Roman geschrieben, und ich bin heute froh, daß niemand außer einer befreundeten Germanistin mein Opus gelesen hat. Es war gut, aber nicht perfekt, so wie ein Anzug von der Stange, verglichen mit einem maßgefertigten. Es sind beim Erstlingswerk meistens Kleinigkeiten, die noch nicht stimmen, aber Kleinigkeiten haben den Grand Canon entstehen lassen, wenn Du weißt, was ich meine. Laß Dich aber nicht entmutigen, du wirst besser werden, und es gibt fast nichts schöneres, als ein Buch zu beenden.
 
@ Scorpio: Mein erster Roman war eine Zusammenarbeit mit einem anderem Autor, meine besten Freundinnen waren "meine Kritiker" und natürlich begeistert! Werde sicherlich nicht gleich alles losschicken, der Roman soll mein Projekt werden, welches ich während des Bachelor-Studiengangs schaffen will! Wenn ich ernste Absichten hätte zu veröffentlichen glaube ich würde ich erstmal in unserer Stadtbuchhandlung Selbstgemachtes an den Mann bringen, Lesungen machen und gucken ob es ankommt. Wie heißt denn dein gutes Stück?
@ Mercy: Bin grad auf der quo vadis-Seite, gibt nicht so viel her leider. Trotzdem habe ich hier tatsächlich schon sehr viele Informationen sammeln können aber danke trotzdem!
 
Zurück
Oben