Hannibals Leistung

A

amicus

Gast
Wie bewertet ihr die Leistungen Hannibals?



Hier ein paar meiner Ansichten und Meinungen.

Hannibal als Stratege: Seine Erfolge sprechen für sich. Hannibal hat nur eine einzige Schlacht, Zama, gegen Scpio Africanus verloren. Fairerweise muss man anmerken, das Scipio zu jenem Zeitpunkt ursprünglich Hannibals Reiterei, die Numidier unter Masinissa, auf seiner Seite hatte. Hätte Hannibal in Zama gesiegt, wäre er wohl der größte Feldherr der Antike gewesen.

Später im Exil war Hannibal als Flottenbefehlshaber für verschiedene Könige (Seleukos) erfolgreich tätig.

Hannibal als Menschenführer: Es kam nie zu Meutereien in seinem Heer, was bei den gewaltigen Strapazen sicher eine beachtliche Kompetenz als Führungspersönlichkeit erfordert hat.

Hannibal als Politiker: Als erstes und ganz wichtig ist, das Hannibal im Gegensatz zu den Römern, Rom eben nicht vernichten wollte, sondern die Gleichberechtigung als Großmacht anstrebte. Da hat Hannibal aber die Römer vollkommen verkannt, denn genau dies war für die Römer nicht akzeptabel.

Beachtlich waren auch die Verfassungsreformen, die Maßnahmen gegen die Korruption und in der Finanzverwaltung, die er als Sufet von Karthago auf dem Wege brachte. Allerdings machte er sich bei Teilen der bisherigen Oberschicht Karthagos damit dermaßen unbeliebt, das diese gegen Hannibal in Rom beschuldigten, er würde einen neuen Krieg vorbereiten.

Grüße
Amicus
 
Also in seiner Rolle als "Stratege" würde ich Hannibal weniger positiv einschätzen. Dabei beziehe ich mich v.a. auf sein Verhalten nach den drei ersten großen und für ihn siegreichen Schlachten zu Beginn des Krieges. Bei den begrenzten militärischen Ressourcen, die ihm damals zur Verfügung standen, hätte er versuchen müssen, eine schnelle Entscheidung zu erzwingen, z.B. durch einen Angriff gegen Rom. Statt dessen hat er sich auf einen langwierigen Manöverkrieg in ganz Italien eingelassen. Den konnte er letztlich nicht gewinnen, weil es für die Punier nicht möglich war, stabile Nachschublinien zu etablieren, auf denen frische Truppen zu ihm hätten stoßen können. Dazu kam der Umstand, dass die punischen Eliten in Afrika nicht bereit waren, Hannibals Unternehmen uneingeschränkt zu supporten. Daher konnte es für Hannibal gar keine langfristige Planungssicherheit geben. Alles das hätte einen klugen Strategen dazu veranlassen müssen, alles auf eine Karte zu setzten und im Zuge der Erfolgsserie eine Entscheidung zu forcieren.

In taktischer Hinsicht (nach Clausewitz also: der Einsatz der Kräfte im Gefecht) war Hannibal natürlich ein ganz Großer, keine Frage.

Wale
 
Was mich interessieren würde: Woher weiß man, welche Kriegsziele Hannibal vertreten hat (Dein Punkt: Hannibal als Politiker). Aus welchen Quellen hast du das?
 
Meines Wissens sagt das so keine Quelle aus - können sie auch kaum, da das zum Zeitpunkt, da die meisten (römischen) Quellen verfasst wurden, ein sehr kontroverser Punkt gewesen wäre, der das göttliche Vorrecht Roms zu herrschen in Frage gestellt hätte. Allerdings bin ich dieser Interpretation in den letzten Jahren viel begegnet, und mit ihr lässt sich erklären, dass so viele Handlungen Hanibals ganz offensichtlich der Schwächung Roms, aber nicht seiner Vernichtung, dienten (Behandlung der Bundesgenossen und Nichtrömer, die in Gefangenschaft gerieten oder überliefen, wiederholter Aufruf der Bundesgenossen zum Abfall[en] von Rom, aber auch die immer wiederkehrende Frage, warum er nach Cannae nicht gegen Rom marschiert ist).

Ansonsten stimme ich Wale zu, dass Hannibal weniger Stratege war als Taktiker. Der ganz große Weitblick fehlte ihm, oder seine Pläne gingen nicht auf, weder im 2. punischen Krieg, noch später, als er, wie ein ausgedienter Bundesligaprofi in Japan, von Seleukidenkönig zu Seleukidenkönig* tingelte, ein paar Schlachten gewann, bis Rom mit dem gladius rasselte und man ihn rasch wieder loswerden musste.

Dass Hannibla sicher fest mit einer funktionstüchtigen Basis in Spanien rechnete, die er nicht nutzen konnte, weil seine Ressourcen durch die Scipionen in Spanien gebunden wurden, hatte ich ja an anderer Stelle beschrieben.

Was seine Kompetenz als Menschenführer anging, da sind sich meines Wissens die Historiker einig, dass er sie im Übermaß besessen haben muss. Interessant ist hierbei die Frage, wie viel Zuckerbrot und wieviel Peitsche dabei war. Gegenüber potentiellen Überläufern war er geradezu unfassbar milde (auch, nachdem sie sehr lange nur potentiell gebleiben waren), und während die römischen Autoren ihn - routinemäßig - der punica crudelitas, der punischen Grausamkeit, bezichtigen, bleiben sie konkrete Beispiele jedoch weitgehend schuldig.

*Seleukos war keiner dabei - es handelte sich um Antiochos von Syrien und Prusias von Bithynien.
 
Also in seiner Rolle als "Stratege" würde ich Hannibal weniger positiv einschätzen. Dabei beziehe ich mich v.a. auf sein Verhalten nach den drei ersten großen und für ihn siegreichen Schlachten zu Beginn des Krieges. Bei den begrenzten militärischen Ressourcen, die ihm damals zur Verfügung standen, hätte er versuchen müssen, eine schnelle Entscheidung zu erzwingen, z.B. durch einen Angriff gegen Rom. Statt dessen hat er sich auf einen langwierigen Manöverkrieg in ganz Italien eingelassen. Den konnte er letztlich nicht gewinnen, weil es für die Punier nicht möglich war, stabile Nachschublinien zu etablieren, auf denen frische Truppen zu ihm hätten stoßen können. Dazu kam der Umstand, dass die punischen Eliten in Afrika nicht bereit waren, Hannibals Unternehmen uneingeschränkt zu supporten. Daher konnte es für Hannibal gar keine langfristige Planungssicherheit geben. Alles das hätte einen klugen Strategen dazu veranlassen müssen, alles auf eine Karte zu setzten und im Zuge der Erfolgsserie eine Entscheidung zu forcieren.

In taktischer Hinsicht (nach Clausewitz also: der Einsatz der Kräfte im Gefecht) war Hannibal natürlich ein ganz Großer, keine Frage.

Wale
Die drei Schlachen waren schon für sich genommen eine absolute Meisterleistung. Das gleiche gilt für die Überquerung der Alpen. Interessant ist beispielsweise die Schlacht an der Trasimenische See. Ich habe unten mal eine Karte angehängt.

Hannibal stieß im Jahre 217 v.Chr. nach Mittelitalien vor.Hannibal hatte rasch erkannt, dass ihm die Landesnatur im Norden des Trasimenische Sees eine einmalige Channce für die Vernichtung des Gegners bot. Wenn er die Römer zur Verfolgung auf die Norduferstraße des Trasimenische Sees locken konnte und ihm gleichzeitig Eingang und Ausgang der Seestraße durch starke Verbände abzuspreren, die Masse seine Truppen hinter den Hügeln zu verbergen und den so eingekesselten Gegner dann umfassend anzugreifen und gegen die See zu drängen, könnte ein großer Sieg glücken.
Hannibals Plan beruhte offensichtlich auf Auswertung eigner Erkundung und der seiner Spähtrupps. Er entstand an Ort und Stelle und wurde geradezu auf perfekte Weise realisiert.
Erst als die Vorhut der Römer das Ende der Enge der Straße erreicht hatte, gab Hannibal den Befehl zum Angriff. Der weithin orientierungslose, es war sehr neblig an diesem Tag, kilometerlange Zug der Römer sah sich von drei Seiten eingeschlossen und wurde nach knapp drei Stunden fast vollständig vernichtet. Das passierte nicht auf heimatlich vertrauten Boden, sondern in Italien. In Rom brach daraufhin Panik aus, da die Bevölkerung einen Angriff Hannibals erwartete. Es wurden, staatrechtlich bedenklich, Diktatoren, nämlich Quintus Fabius Maximus und Rufus, vom Senat ernannt.

Die Karthager hatten wie auch die hellenistischen Staaten eine grundlegend andere Einstellung zum Krieg, denn dieser konnte nach den verheerenden Niederlagen der Römer durch Verhandlungen beendet werden. Nicht so die Römer: Die verweigerten jede Verhandlung. Nicht einmal wegen ihrer eigenen Legionäre waren sie gesprächsbereit. Das ist schon Menschenverachtung pur. Für Römer war der Krieg erst zu Ende, wenn der Unterlegene sich den Willen des Siegers total beugte, also die bedingungslose Kapitulation.

Ich bin auch der Meinung, das Hannibal hätte versuchen müssen, Rom zu nehmen. Die große Frage ist: Warum hat er es nicht versucht?

Ein Erklärung wäre beispielsweise, das er dafür nicht über das erforderliche schwere Belagerungsgerät verfügte (Katapulte, Rammböcke, fahrbare Angriffstürme).

Rom wurde von einen massiven Steinwall umgeben, der sich über viele Kilometer erstreckte. Hannibals Mannschaftsbestand betrug etwas noch 50.000 Mann, was wahrscheinlich nicht ausgereicht hätte, um einen undurchdringlichen Blokadering um Rom zu legen.Ein Angriff auf die schwer befestigten Mauern auf Rom, der sich durch die verbissene Verteidigung auszeichnen würde, hätte unerhörte Verlsute gefordertet. Die Römer haben es ja selbst bei ihrer Belagerung Karthagos erlebt. Sie haben sagenhafte 3 Jahre gebraucht, um Karthago zu erobern und schließlich den Erdboden gleich zu machen. Des Weiteren operierte Hannibal immer noch ohne ausreichende Nachschubbasis in einem feindlichen land, das von zahlreichen Stützpunkten und Garnisionen übersät war.

An eine Aushungerung war auch nicht zu denken, denn Rom konnte durch den Hafen Ostia versorgt werden. Es wäre zusätzlich eine Seeblockade erforderlich gewesen.

Hannibal hoffte einfach auf seine durchdachte Strategie der Befreiung und der damit verbundene Übertritt der Bundesgenossen.

Grüße
Amicus
 

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Was mich interessieren würde: Woher weiß man, welche Kriegsziele Hannibal vertreten hat (Dein Punkt: Hannibal als Politiker). Aus welchen Quellen hast du das?
Hallo,
ich habe mich des Werkes erstklassigen Hannibalkenners Seibert bedient. Quelle in streng historischen Sinne, kann ich dir keine nennen, denn wie du bestimmt weißt, haben die Römer bei der Zerstörüung Karthagos ja alles vernichtet.

Grüße
Amicus
 
Ansonsten stimme ich Wale zu, dass Hannibal weniger Stratege war als Taktiker. Der ganz große Weitblick fehlte ihm, oder seine Pläne gingen nicht auf, weder im 2. punischen Krieg, noch später, als er, wie ein ausgedienter Bundesligaprofi in Japan, von Seleukidenkönig zu Seleukidenkönig* tingelte, ein paar Schlachten gewann, bis Rom mit dem gladius rasselte und man ihn rasch wieder loswerden musste.
*.
Dazu muss man abe fairerweise sagen, das Antiochos Hannibal aus Eitelkeit nicht das Oberkommado anvertrauen wollte und Hannibal ein drittklassiges Kommado über eine Flotte bekommen hat. Wohlgemerkt: Hannibal war ein Heeresfürher und kein Admiral und trotzdem machte er einen sehr guten Job.

Prusias war schon richtig widerlich. Erst nutzt er Hannibal ebenfalls als Komandeur über eine drittklassige Flotteaus, um dann seinen Gast später den Römern ausliefern zu wollen. Hannibal wählte ja bekanntermaßen lieber den Freitod.
Grüße
Amicus
 
Pass auf, dass du dich nicht zu sehr in Sympathien und Antipathien versteigst, die alle Auslegungssache sind, mein junger Jedi. ;)

Von meinen glühenden Hannibal-Sympathien, als ich zarte 14 war, zeugt noch heute meine Was-ist-Was-"Die Römer"-Ausgabe aus den Achtzigern, in der ich wild die Römer verunglimpft und alle möglichen "Fehler" im Text angestrichen habe. ;)

Ob jemand widerlich war oder nicht, kann man, fürchte ich, nicht aus den zwei, drei Cameoauftritten schließen, die Prusias in der Geschichtsschreibung bekommen hat, und das stets als Operettenkönig (siehe Christian Dietrich Grabbe), der charakterschwach den großen Hannibal verraten hat. Es ist wahrscheinlich, aber auch zu literarisch verlockend, um wirklich seriös zu sein.
 
Pass auf, dass du dich nicht zu sehr in Sympathien und Antipathien versteigst, die alle Auslegungssache sind, mein junger Jedi. ;)

Von meinen glühenden Hannibal-Sympathien, als ich zarte 14 war, zeugt noch heute meine Was-ist-Was-"Die Römer"-Ausgabe aus den Achtzigern, in der ich wild die Römer verunglimpft und alle möglichen "Fehler" im Text angestrichen habe. ;)

Junger Yedi? :confused:
Zu sehr versteigen? :grübel:
Du bist vermutlich Fan von Star Wars.:)
Ich bekenne: Ich habe für Hannibal Sympathien. :yes:
Grüße
Amicus
 
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Mich würde interessieren, in welchem Zustand sich wohl die "Servianische Mauer" befand. Den modernsten fortifikatorischen Techniken entsprach sie ja sowieso nicht.
Also ich kann mir nicht vorstellen, das die Römer diese gewaltige 10m hohe und 4m breiten Mauer nicht 1a in Stand gehalten haben, denn von Norden drohte ja immer noch die Keltengefahr.
 
amicus schrieb:
...
Die Karthager hatten wie auch die hellenistischen Staaten eine grundlegend andere Einstellung zum Krieg, denn dieser konnte nach den verheerenden Niederlagen der Römer durch Verhandlungen beendet werden. Nicht so die Römer: Die verweigerten jede Verhandlung. Nicht einmal wegen ihrer eigenen Legionäre waren sie gesprächsbereit. Das ist schon Menschenverachtung pur. Für Römer war der Krieg erst zu Ende, wenn der Unterlegene sich den Willen des Siegers total beugte, also die bedingungslose Kapitulation.
...

Das die Verantwortlichen der römischen Politik Verhandlungen verweigerten macht eher ihren Durchhaltewillen in dieser Situation, als ihre Menschenverachtung gegenüber ihren Legionären, deutlich.
Vielleicht meinten die ein hohes Risiko damit einzugehen. Vielleicht waren sie sich aber auch Hannibals Situation bewusst.

amicus schrieb:
Ich bin auch der Meinung, das Hannibal hätte versuchen müssen, Rom zu nehmen. Die große Frage ist: Warum hat er es nicht versucht?

...

Hannibal hoffte einfach auf seine durchdachte Strategie der Befreiung und der damit verbundene Übertritt der Bundesgenossen.

Hannibal hätte Rom Belagern müssen. Nur dann wäre ein Überlaufen der Bundesgenossen denkbar gewessen. Denn was hätte es denen gebracht wenn sie sich Hannibal angeschlossen hätten und er trotzdem die Eroberung Roms nicht in Betracht zieht. Hannibal konnte mit seinem Heer jederzeit in seine Heimat abziehen, die Bundegenossen aber hätten sich Rom, ihren unmittelbaren Nachbarn, zum Feind gemacht. Von deren Standpunkt aus gesehen war also ein Verbleib im römischen Lager auf längerer Sicht vorteilhafter. Stattdessen zog es Hannibal vor sich in Süditalien in zermürbenden Belagerungen und Gefechte verwickeln zu lassen, wärend die Römer Spanien eroberten und damit Hannibal von seinem rückwärtigem Raum abschnitten. Und auch vom Nachschub. Das wird auch den Bundesgenossen nicht entgangen sein.
Wie schwer das reale politische Gewicht von Hannibals militärischen Erfolgen wog ist aus dem weiteren Kriegsverlauf in der Spätphase des Krieges zu erkennen. Wärend Hannibal ante portas war, konzentrierten sich die Römer in ihren Anstrengungen auf die Invasion Nordafrikas.
 
Die Verantwortlichen Roms haben sich den Spielregeln der Antike vollkomen entzogen und auf ensetzlcihe Art und Weise verantwortungslos gehandelt. Es war in der Antike üblich, die Gefangenen gegen ein entsprechendes Lösegeld freizulassen. Die Verantwortlichen Roms haben dies glatt abgelehnt. Sie fanden es in Ordnung, das die Legionäre, die alles geopfert haben, für die Sache Roms, ihren Schicksal zu überlassen. Das ist Menschenverachtung gepaart mit Arroganz.

Wenn die Bundesgenossen nach der vernichtenden Niederlage bei der Traimenische See aber endgültig nach Cannae zu Hannibal, mit aller Konsequenz, übergelaufen wären, hätten sie ihre Freiheit erlangt und Rom wäre nicht zu der damaligen Weltmacht geworden. König Philipp von Makedonien oder Syrakus haben die Entscheidung zu Hannibal überzutreten getroffen, aber nicht mit letzter Konsequenz.

Den Krieg nach Süditalien zu tragen war richtig und wichtig, hat wohl auch damit etwas zu tun, das Hannibal einen Hafen wie Tarent oder Brundisum gewinnen wollte. Weshalb Rom möglicherweise nicht von Hannibal angegriffen worden ist, habe ich schon oben erläutert.

Hinter den Römern stand ein eine sehr mächtige Stadt , ein perfekt organisiertes Heeres- und Staatswesen samt ihren zwangsverpflichteten Bundesgesnossen. Und was stand hinter Hannibal? Hinter Hannibal stand nur seine eigene Armee und nur sehr bedingt seine Heimatstadt Karthago. Der Vergleich ist so nicht ganz gerecht, denn zum Ende des Krieges haben sich Capua, Syrakus, Makedonien und auch Numidien ihre Felle schnellstens ins Trockene gebracht. Hannibal hat nicht einmal annäherend die logistischen und personellen Ressourcen der Römer gehabt und trotzdem haben sie es nicht geschafft, Hannibal auf italienischen Boden zu besiegen. Hannibal wurde von Karthago aus Italien zurückgerufen und nicht von den Römern vertrieben.

Grüße
Amicus
 
Die Verantwortlichen Roms haben sich den Spielregeln der Antike vollkomen entzogen und auf ensetzlcihe Art und Weise verantwortungslos gehandelt. Es war in der Antike üblich, die Gefangenen gegen ein entsprechendes Lösegeld freizulassen. Die Verantwortlichen Roms haben dies glatt abgelehnt. Sie fanden es in Ordnung, das die Legionäre, die alles geopfert haben, für die Sache Roms, ihren Schicksal zu überlassen. Das ist Menschenverachtung gepaart mit Arroganz.
...

Meinst du nicht auch das man den Stellenwert eines einfachen Soldaten in der Antike nicht überbewerten sollte?
Auch bezweifel ich das es in der Antike ein "Regelwerk" gab das das Freikaufen von Kriegsgefangenen gebot. Ob als Gefallene auf dem Schlachtfeld oder als Gefangene der Katharger, die Legionäre waren für die Sache Roms auf jener Art dienlich wie es die Politiker Roms für richtig hielten. Das gleiche gilt auch für die Gegenseite. Letzten Endes gibt einem der Erfolg recht. Und dann sollte man sehen in wie fern Hannibals Handeln richtig war.

amicus schrieb:
...
Wenn die Bundesgenossen nach der vernichtenden Niederlage bei der Traimenische See aber endgültig nach Cannae zu Hannibal, mit aller Konsequenz, übergelaufen wären, hätten sie ihre Freiheit erlangt und Rom wäre nicht zu der damaligen Weltmacht geworden. König Philipp von Makedonien oder Syrakus haben die Entscheidung zu Hannibal überzutreten getroffen, aber nicht mit letzter Konsequenz.
...

Hier wäre es hilfreich zu wissen, was Hannibals Ziele waren, die er mit seinem Feldzug verfolgte.
Denn die Niederlage der Römer in jener genannten Schlacht war nicht vernichtend. Schließlich wählten die Römer nun Fabius Maximus zum Diktator und gaben ihm zwei Legionen. Das Ringen um Oberitelien war also noch keineswegs entschieden. Die Bundegenossen mussten sich nun zwischen einem Feldherren entscheiden dessen Machtbasis sich im fernen Spanien befand und der möglicherweise nicht allzulang in Italien zu bleiben beabsischtigt. Oder zum anderen für die dominierende Macht auf italienischem Gebiet, die nach einem möglichen Abzug Hannibals wieder erstarken konnte und in der Lage wäre mit Verrätern abzurechnen.

amicus schrieb:
...
Den Krieg nach Süditalien zu tragen war richtig und wichtig, hat wohl auch damit etwas zu tun, das Hannibal einen Hafen wie Tarent oder Brundisum gewinnen wollte. Weshalb Rom möglicherweise nicht von Hannibal angegriffen worden ist, habe ich schon oben erläutert.
...

Im Grunde genommen blieb Hannibal nach Cannae nur zwei mögliche Optionen.
Entweder alles auf eine Karte setzten und Rom belagern in der Hoffnung dadurch die Bundesgenossen doch noch auf seine Seite zu ziehen. Oder der Rückzug mit seinem siegreichen Heer zurück nach Spanien.
Im zweite Fall hätte er zwar keinen nennenswerten politischen Erfolg aus diesem Feldzug ziehen können, jedoch wäre ihm Spanien als Machtbasis erhalten geblieben. Und damit die Option für einen erneuten Feldzug gegen Rom.
Doch zog er es vor in Süditalien zu bleiben. Und das trotz der schlechten Versorgungslage und der mangelnden Unterstützung durch Karthago. Dies und die sture Weigerung Roms, Verhandlungen einzugehen, machten aus seinen Erfolgen in der Schlacht Pyrrhus-Siege.

Ja die Römer konnten Hannibal auf italienischen Boden (militärisch) nicht besiegen. Doch taten sie es auf afrikanischen und das entscheident bei Zama.
 
Meinst du nicht auch das man den Stellenwert eines einfachen Soldaten in der Antike nicht überbewerten sollte?
Gut ausgebildete und kampferprobte Legionäre besaßen bestimmt einen Stellenwert. Das Verhalten Roms, diese mangelenden Loyalität gegeüber den eigenen Soldaten, die für die Sache der Nobilität alles gegeben haben, ist scon menschenverachtend.
Auch bezweifel ich das es in der Antike ein "Regelwerk" gab das das Freikaufen von Kriegsgefangenen gebot. Ob als Gefallene auf dem Schlachtfeld oder als Gefangene der Katharger, die Legionäre waren für die Sache Roms auf jener Art dienlich wie es die Politiker Roms für richtig hielten.
Sicher gab es keine "geschriebenes" Regelwerk, aber sehr wohl ein ungeschríebenes, an dem sich die damaligen Kriegsparteien mehr oder weniger gehalten haben. Das brutale Verhalten der Römer während der Kriegsführung, hat in der antiken Staatenwelt niemand verstanden.

Hier wäre es hilfreich zu wissen, was Hannibals Ziele waren, die er mit seinem Feldzug verfolgte.
Wir wissen nicht exakt Hannibals Ziele, da, wie schon oben erwähnt, Karthago von den Römern restlos zersört worden ist.
Aber die Geschichtswissenschaft geht davon aus, das Hannibal Roms Bundesgenossen mit den Versprechen dazu veranlassen wollte, auf seine Seite überzutreten. Des Weiteren ging es Hannibal nicht um die Zerstörung Roms, sondern um die Gleichberechtigung Karthagos mit Rom.
Denn die Niederlage der Römer in jener genannten Schlacht war nicht vernichtend.
Eine Niederlage, bei der fast vier Legionen in kanp drei Stunden vernichtet worden sind, ist m.E. sehr vernichtend. Es sind 15000 Legionäre gefallen, weitere 10000 gereiten in Gefangenschaft. Wenige Tage später wurde die Reiterei, 4000 Mann von dem Konsul Servilius, als dieser von der Feindberührung erfahren hat, ebenfalls von Hannibal fast vollständig vernichtet. Angesichts dieser hohen Verluste brach in Rom Panik aus.

Schließlich wählten die Römer nun Fabius Maximus zum Diktator und gaben ihm zwei Legionen.
Die zwei Legionen wurden ihm nicht gegeben, sie mussten von Rufus erst einmal ausgehoben werden.

Das Ringen um Oberitelien war also noch keineswegs entschieden.
Das habe ich auch nicht behauptet.

Die Bundegenossen mussten sich nun zwischen einem Feldherren entscheiden dessen Machtbasis sich im fernen Spanien befand und der möglicherweise nicht allzulang in Italien zu bleiben beabsischtigt. Oder zum anderen für die dominierende Macht auf italienischem Gebiet, die nach einem möglichen Abzug Hannibals wieder erstarken konnte und in der Lage wäre mit Verrätern abzurechnen.
Die Frage, die sich hier stellt ist: Wäre Rom denn nach einer Niederlage noch die beherrschende Macht in Italien geblieben. Im Bundesgenossenkrieg, also als Rom schon Weltmacht war, haben die Bundesgenossen den Römern ganz schön zu schaffen gemacht.

Im Grunde genommen blieb Hannibal nach Cannae nur zwei mögliche Optionen.
Entweder alles auf eine Karte setzten und Rom belagern in der Hoffnung dadurch die Bundesgenossen doch noch auf seine Seite zu ziehen. Oder der Rückzug mit seinem siegreichen Heer zurück nach Spanien.

Was hätter er in Spanien sollen? Rom war definitv nicht bereit, zu kapitulieren oder in Verhandlungen einzutreten und eines dieser Ziele musste Hannibal erreichen. Wenn er nach Spanien zurückgekehrt wäre, wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die Römer eine Invasion Spaniens auf dem Weg gebracht hätten.
Doch zog er es vor in Süditalien zu bleiben. Und das trotz der schlechten Versorgungslage und der mangelnden Unterstützung durch Karthago.
Es war das Richtige. Wenn die später gewonnenen Verbündeten mit Hannibal zusamengearbeitet hätten und Karthago umfassende Unterstüzung gewährt hätte, dann wäre dieser Krieg möglicherweise anders zu Ende gegangen.

Ja die Römer konnten Hannibal auf italienischen Boden (militärisch) nicht besiegen. Doch taten sie es auf afrikanischen und das entscheident bei Zama.
Stimmt, mit der entscheidenen Hilfe des Überläufers Masinissa.

Grüße
Amicus
 
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Bezüglich Cannae: Ich denke schon, dass Rom "vernichtend" geschlagen war - sie wollten es nur nicht wahrhaben. Und das ist der Knackpunkt. Livius schrieb, "Nulla alia gens tanta mole cladis non obruta esset" - Kein anderes Volk wäre durch eine solche Macht der Niederlage nicht vernichtet worden - und ich bin geneigt, ihm Recht zu geben.

Und wenn das bedeutete, dass man den eigenen Leuten gegenüber knallhart war, dann ist das aus heutiger Sicht menschenverachtend - aber die Geschichte gibt dem Sieger Recht.

Was für mich eine interessante Erkenntnis war - wie gesagt, amicus, ich war in zartem Alter ein bedingungsloser "Hannibal-Fan" und habe ihn gegen jeden mit Zähnen und Klauen verteidigt - ist, dass Hannibal diese Faszination heute ausübt, WEIL er verloren hat. Es ist leicht, in ihm den Visionär zu sehen, der einige für uns sehr greifbare moralische Aspekte hatte, und mit dem man sich gut identifizieren kann. Trotzdem ist er gegen andere - Beispiel Sagunt - mit großer Härte vorgegangen. Wenn er sich gegen Rom gewandt hätte, hätte er das auch tun müssen, unsere Geschichte wäre radikal anders verlaufen, und wir sähen ihn heute ambivalenter, vielleicht eher wie Alexander den Großen, der mehr kritische Stimmen anzieht als Hannibal, der mit seinem tragischen Lebensende beinahe eine Opferrolle einnimmt.

Insofern ist dieses Polarisieren eher für Romanautoren geeignet, weniger für den Historiker oder den, der halbwegs den Anspruch hat, Dinge wissenschaftlich zu sehen.

Aber wie gesagt: Ich kann dich voll und ganz verstehen. ;)

Ich habe meine Fan-Bedürfnisse dann später lieber auf den Fußball übertragen, da darf man bedingungslos sein. ;) Und auf Star Wars. :D
 
Drei Beispiele, die in der Antike ohne Beispiel sind.


Im 1.Punischen Krieg war die sizilianische Stadt Akragas mit Karthago verbündet. Diese Stadt war stark befestigt und leistete einer römischen Übermacht hartnäckigen Widerstand. 262 v.Chr. fiel Akragas, doch die Garnision konnte entkommen. Die Wut der römischen Belagerer über diesen Widerstand war groß, denn viele Einwohner wurden abgeschlachtet oder in die Sklaverei verkauft. Hier auf Sizilien zeigte sich die römische Kriegsführung erstmals in ihrer abstoßendsten Form. Soweit Karl Christ, einer der besten Kenner der Römischen Geschichte. Aber auch Herr Heftner findet recht deutliche Worte.


Der Widerstand des Achäischen Bundes in Griechenland wird durch den Sieg des Konsuls L. Mummius am Isthmos niedergeworfen. Daraufhin wurdeKorinth im Jahre 146 v.Chr.auf Senatsbeschluß den Erdboden gleichgemacht. Die Bevölkerung wurde versklavt.


Karthago wurde auch restlos zerstört. Die Bewohner entweder niedergemetztelt oder in die Sklaverei verkauft.


Grüße
Amicus
 
Der Vertrag, den die Römer Karthago nach dem ersten Punischen Krieg auferlegt hatten, darf nicht vergessen werden. Auch das war ein Grund warum Hannibal nach einer Schwächung des römischen Staates, nicht aber nach dessen Vernichtung strebte.
Er wollte eine Ordnung schaffen, in der Karthago die Weltmacht wäre und Rom nach deren Pfeife tanzen müsse.
Hannibal wollte die Römer auf gleiche Art demütigen, wie diese es mit Karthago Jahre zuvor gemacht hatten.
Richtig ist, dass er hierbei die Römer falsch eingschätzt hat, denn für die konnte der Konflikt früher oder später nur mit der Vernichtung einer der beiden Nationen enden.

s.d.caes.
 
mir fällt spontan die schleifung olynthos durch Phillip/Alexander aus dem Jahr 348v.Chr. ein, und ich denke es werden sich noch weiter Beispiele finden das Versklavung /Zerstörung eher als politische Mittel zu sehen sind denn als purer willkürlicher Machtmissbauch.


Zu der Sache mit den gefangenen Legionären:
Für mich ein taktischer Meisterzug der Römer. Hannibal steht nun vor der Wahl die große Anzahl an Gefangenen zu töten, um somit seine vorhandene(sofern es diese bei den Bundesgenossen überhaupt gab) Lobby in Italien zu verspielen oder die Gefangen zu ernähren um möglicherweise doch noch an Lösegeld zu kommen. Die Versorgung hätte seine eh schon angespannte Versorgungslage nur noch verschlimmert. Die dritte Möglichkeit wäre eine Freilassung der Gefangenen, was Rom aber wieder Soldaten zugeführt hätte. Alternativ fällt mir noch der Verkauf auf dem Sklavenmarkt ein, jedoch stell ich mir das kaum in Italien bzw römischen Einflussgebiet vor, ohne dass Rom vorher total besiegt worden ist.

Damit sind wir bei dem für mich entscheidenden Punkt im Konflikt des 2. punischen Krieges: Römische Politik
Roms Politiker haben es nunmal geschaft dass die Verbündeten Hannibals anderweitig gebunden wurden oder aber von ihm und Karthago abgefallen sind. Im Osten wurde mit dem Aitolischen Bund eine Macht unterstützt die die Makedonen an einer Italischen Expedition hinderte und in Afrika gelang es Massinissa auf römische Seite zu ziehen.

Dass die Bundesgenossen nicht mit wehenden Fahnen zu Hannibal übergelaufen sind ist vllt das was am meisten überrascht, jedoch denke ich dass sie durch die viele Kriege zuvor die ja alle Rom für sich entschieden hatte sehr vorsichtig mit neuen Bündnissen waren.
 
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