Elisabeth von Thüringen

Dieter

Premiummitglied
Gestern hörte ich eine Sendung im MDR-Kultur über die hl. Elisabeth (1207-1231). Die erbitterte Diskussion von vier TeilnehmerInnen gipfelte in der Frage:

Elisabeth von Thüringen: starke Frau oder psychotischer Fall mit religiösen Wahnvorstellungen? :confused:
 
Wenn ich mich recht aus Sagenbücher und Quellen vor Ort in Eisenach entsinne, ist das Leben der Hl. Elisabeth wenig von den angeblichen Wundern trennbar. Kein Wunder allerdings, dass man wohl wenig genaues über sie sagen kann, obgleich Urteile sehr gern gefällt wurden, immerhin wurde sie nur 24 Jahre alt und über ihr Leben nach dem Tode des Landgrafen, ihres Gemahls ist noch weniger gesichert, als über die Zeit davor.
Also ich würde mir da keine klare Antwort trauen, auch wenn Spekulationen Tür und Tor geöffnet sind und durch ihren frühen Tod nochmehr angeheizt werden dürften.:grübel:
 
, dass man wohl wenig genaues über sie sagen kann, obgleich Urteile sehr gern gefällt wurden, immerhin wurde sie nur 24 Jahre alt und über ihr Leben nach dem Tode des Landgrafen, ihres Gemahls ist noch weniger gesichert, als über die Zeit davor.
Also ich würde mir da keine klare Antwort trauen, auch wenn Spekulationen Tür und Tor geöffnet sind und durch ihren frühen Tod nochmehr angeheizt werden dürften.:grübel:



So ganz im Dunkeln ist die Vita nicht, sie hat da einen ganz speziellen "Freund " zu Seite gehabt......Konrad von Marburg :eek:

...... Konrad v. M. erkämpfte für sie in Auseinandersetzung mit der Familie des Landgrafen die Herausgabe beträchtlicher Witwengüter. Die beiden zogen auf seine Veranlassung um, von der Wartburg nach Marburg. Papst Gregor IX. selbst hatte Konrad per Sendschreiben zu Elisabeths "Defensor", also Wahrer ihrer Rechte gegenüber ihren Verwandten nach dem Tod ihres Mannes und ihr Vormund, bevollmächtigt. Konrad nutzte den Zugriff auf das Vermögen Elisabeths um in Übereinstimmung mit ihr ein Hospital zur Betreuung Kranker und Armer einzurichten, in dem die ehemalige Fürstin als Krankenpflegerin arbeitete. Sein seelsorgerliches Amt gegenüber der späteren Heiligen übte er in grausamer Weise aus: er nahm ihr die Kinder weg ebenso wie ihre Freundinnen, er ließ sie häufig auspeitschen und bespitzeln. Die Gesundheit der jungen Frau war dem nicht lange gewachsen. Elisabeth starb 1231 mit nur 24 Jahren.


http://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_von_Marburg

dazu passend: http://marburger-forum.de/mafo/heft2007-1/Scha_Kon.htm
 
Zuletzt bearbeitet:
Sein seelsorgerliches Amt gegenüber der späteren Heiligen übte er in grausamer Weise aus: er nahm ihr die Kinder weg ebenso wie ihre Freundinnen, er ließ sie häufig auspeitschen und bespitzeln. Die Gesundheit der jungen Frau war dem nicht lange gewachsen. Elisabeth starb 1231 mit nur 24 Jahren.
Soviel las ich auch schon und vielleicht ist soviel genaues schon recht viel für diese Zeit.
Das mit dem Auspeitschen und Bespitzeln klingt ja danach, als hätte jemand dessen diesen Konrad geradezu angeklagt.

Für religiöse Wahnvorstellungen spricht das nicht, bzw. es hört sich nicht an, als ob dies von ihr aus einer inneren Überzeugung gekommen wäre, auch wenn solche Behandlungen zu dergleichen geführt haben dürften, fand ich eben eine Bewertung ihres tatsächlichen Lebens schwierig, auch wenn ich eine Kurzbio schon mal über sie gelesen habe.
 
Hat sie nicht freiwillig in nem armenviertel gelebt oder so? und ist dann aussätzig geworden und daran gestorben
 
Hat sie nicht freiwillig in nem armenviertel gelebt oder so?

Dem ist wohl mehr oder weniger so: sie errichtete 1229 mit ihrem Witwenvermögen ein Spital in Marburg, in welchem sie auch selbst fortan als Pflegerin tätig war.
In diesem Kontext wählte sie freiwillig auch ein Leben in Armut.

... und ist dann aussätzig geworden und daran gestorben...

Woher hast Du diese Information?
Meines Wissens ist man sich unter Historikern lediglich dahingehend einig, daß sie erkrankte und dann starb. Da sie laut Überlieferung im November 1231 erkrankte und bereits am 17. November 1231 verstarb, spricht das für eine kurze Krankheit. Dies wiederum spricht nun nicht gerade für eine Aussatzerkrankung, da bei dieser der Tod erst nach eher langwierigem Verlauf eintritt.
 
Meines Wissens ist man sich unter Historikern lediglich dahingehend einig, daß sie erkrankte und dann starb. Da sie laut Überlieferung im November 1231 erkrankte und bereits am 17. November 1231 verstarb, spricht das für eine kurze Krankheit. Dies wiederum spricht nun nicht gerade für eine Aussatzerkrankung, da bei dieser der Tod erst nach eher langwierigem Verlauf eintritt.


Elisabeth erreichte von ihren landgräflichen Schwagern neben einer hohen finanziellen Abfindung die Möglichkeit zur Errichtung eines Hospitals in der Heimat ihres Freundes Konrad von Marburg. Sie wirkte dort nach ihrem Eintreten in den geistlichen Stand im Winter 1228 ohne feste Bindung an einen geistlichen Orden (Hospital jedoch mit erstem Franziskuspatrozinium nördlich der Alpen).

Im Streben nach einer völligen Nachfolge Christi nahm sie sich besonders der Aussätzigen an, verrichtete niedrigste Arbeiten, verschenkte ihr gesamtes Vermögen an Geld und Schmuck den Armen und übte sich in Gehorsam, Askese und Kontemplation..Da sie bereits nach dreijährigem Wirken starb, ist Lepra bzw. Aussatz als Todesursache wenig wahrscheinlich.

Als Hintergrund ihres Wirkens muss man die große Armutsbewegung des 12./13. Jh. sehen, die wesentlich von den weit reichenden sozialen Wandlungen der Zeit wie Massenarmut auf dem Land und den Städten sowie Anwachsen eines reichen Bürgertums geprägt war. Sie führte zu neuen Formen der Frömmigkeit wie Bettelorden und Beginentum, stellenweise auch zu häretischen Bewegungen wie Waldenser usw,

Insofern steht Elisabeth für eine Reihe anderer Frauen vornehmer Herkunft, die in ähnlicher Weise die Nachfolge Christi antreten wollten. Allerdings war sie eine der frühesten Vertreterinnen dieser neuen religiösen Strömungen in Deutschland, vor allem aber als Angehörige des europäischen Hochadels, die das Armutsideal in besonders extremer Weise verwirklichte
.
Ich muss gestehen, dass ich in diesem Zusammenhang auch Verständnis für Elisabeths Verwandtschaft aufbringe, die bestimmt geschockt und sprachlos war von einer Frau, die als Repräsentantin des Hochadels in nahezu exzentrischer Weise mit allen Konventionen brach. Und wer sieht es schon gern, wenn ihm die Schwägerin das halbe Haus verschenkt und das Vermögen in ihren Augen verschleudert? :D
 
Der Historiker Norbert Ohler schreibt in seiner lesenwerten Biographie Elisabeth von Thüringen, Fürstin im Dienst der Niedrigsten, Göttingen 1992:

Elisabeth starb im Alter von 24 Jahren. Drei Schwangerschaften, harte Arbeit, Fasten, schwere seelische Belastungen, Schlafentzug durch nächtliches Gebet mögen den Körper so weit geschwächt haben, daß er einer Infektionskrankheit - vielleicht Tuberkolose, von der vor allem junge Männer und Frauen in den produktivsten Lebensjahren hinweggerafft wurden - keinen Widerstand entgegenzusetzen hatte.
 
Eben; Lepra/Aussatz ist als Todesursache äußerst unwahrscheinlich - worin mir ja auch Dieter bereits beipflichtete.
Anm.: Die Verlinkung zu dem anderen Thread erfolgte in der Absicht, LadyAlienor das entsprechende Krankheitsbild transparent zu machen, aus welchem auch die angesprochene geringe Wahrscheinlichkeit ableitbar ist.

Noch Aussagen von anderen Historikern dazu - vgl. auch http://www.genealogie-mittelalter.d...eilige_landgraefin_von_thueringen_+_1231.html

Heinrich Klauser "Lexikon deutscher Herrscher und Fürstenhäuser" - Kiesler, Salzburg 1984
Elisabeth stiftete 1228 ein Franziskanerinnenkloster; sie starb infolge der Askese an körperlicher Erschöpfung.

Hans Patze "Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen" - Böhlau Verlag, Köln/Graz 1962
Die Landgräfin Elisabeth hatte sich 1228 in Marburg niedergelassen und das Hospital des heiligen Franziskus gegründet, in dem sie sich selbst als Krankenpflegerin betätigte. Rasch hatten sich ihre körperlichen Kräfte erschöpft . Am 17. November 1231 starb sie und wurde zwei Tage später in der Kapelle des Hospitals begraben.

Hans Patze/Walter Schlesinger "Geschichte Thüringens" - Böhlau Verlag, Köln/Graz 1967
Nachdem sich die Landgräfin Elisabeth 1228 in Marburg niedergelassen hatte, hatte sie der Welt als Mitglied des 3. Ordens des heiligen Franziskus ein Beispiele aufopfernder Nächstenliebe gegeben. Am 17. November 1231 waren ihre körperlichen Kräfte erschöpft.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist als Literatur angegeben: Ohler, Norbert: Elisabeth von Thüringen. Fürstin im Dienste der Niedrigsten...

Ich weiß; die Literaturverweise auf der Seite schaue ich mir immer an...
Die von mir gebrachten Zitate sollten ja Deinem Zitat nicht widersprechen, sondern es bestärken.
Wiewohl mich aber trotzdem nach wie vor interessieren würde, woher die Information von LadyAlienor bezüglich des Aussatzes als Todesursache stammt... :grübel:
 
Es gibt auch noch einen Roman über Elisabeth v. Thüringen. Muß ich aber nachsehen, habe ich gerade nicht zur Hand.

Arthur
 
Es gibt auch noch einen Roman über Elisabeth v. Thüringen...

Nicht nur einen; ich habe via Google Suche auf Anhieb derer drei gefunden...

Nun ist das mit Romanen aber eben so eine Sache: gut recherchiert scheint im vorliegenden Fall ja Elisabeth von Thüringen. Die Kraft der Liebe von Ursula Koch, die laut Beschreibung auf der Basis von überlieferten historischen Quellen gearbeitet hat und diese auch im Anhang vermerkt.

Dennoch ist es gewöhnlich besser, für ernsthafte Beschäftigung mit einem historischen Thema der Fachliteratur den Vorzug gegenüber Romanen zu geben...
 
Es gibt sogar eine Oper , in der man verfolgen kann, wie´s wirklich war -damals auf der Wartburg. Mitglied Thannhaeuser wird mir da sicher zustimmen ;)


Ja, natürlich, und in dieser fantastischen Wagner-Oper die große Arie der Elisabeth: "Dich holde Halle grüß ich wieder".

Leider treibt sich Tannhäuser, der böse Bube, sexuell im Venusberg herum, worüber sich die arme Elisabeth dann zu Tode grämt! :cry:
 
Roman

Also ein sauberer Roman...bei dem gründlich geforscht wurde ist "Der Pfaffenkönig"
Lesenswert.
Die Autorin weiß i aber etz net..
 
Am Wochenende gab es einen Fernsehbericht über Elisabeth (hier wurd übrigens Tuberkulose als Todesursache angeführt und man folgte imm Wesentlichen den Ergebnis von Ohler).
Was mich jedoch interessiert: Es war die Rede davon, dass man sich an der Bahre der Toten um die Reliquien gebalgt habe. Tatsächlich sind die Gebeine Elisabeths ja bis nach Österreich verteilt worden.

Meine Frage: (haltet mich jetzt bitte nicht für abartig): ich hatte irgendwo einmal gelesen/gehört, amn habe sogar ihre Brustwarzen abgetrennt und als Reliquien verehrt. Haltet ihr so etwas im Rahmen des Möglichen? Kennt gar jemand die Quelle, aus welcher ich dieses Gerücht geschöpft haben könnte?


Gruß
Sala
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben