Kolonialismus und Imperialismus

Paolino

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Könnt ihr mal überprüfen, ob diese Gedanken für eine Unterscheidung des Kolonialismus vom Imperialismus stimmen?

Der Kolonialismus ist die Zeit vor 1890 (so sagte es mein Lehrer). Die darauf folgenden Jahre sind dem Imperialismus zu zuschreiben. Eigentlich kann man das nur schwer von einander trennen, da beides doch irgendwie auf einander aufbaut, oder?

Mit dem Kolonialismus verstehen wir doch die Zeit in der nicht direkt die Staaten an sich, also aus politischen Gründen, die Kolonien gegründet haben, sondern es waren eher Handelsunternehmen wie die East India Company. Man war damals noch nicht an einer direkten (formellen) Herrschaft interessiert, sondern man versuchte einen wirtschaftlichen Vorteil daraus zu erlangen. Denken wir ein Mal an die Erschließung neuer Absatzmärkte und Rohstoffe. Diese Handelsunternehmen wurden jedoch vom Staat her finanziell unterstützt, was eine indirekte Beteiligung war und somit eine Verbesserung der Wirtschaft zum Ziel hatte.

Der Imperialismus hingegen schließt dies alles ein. Doch nun kommt der Drang der Großmächte hinzu sich aus Prestigegründen zu erweitern. Der ständige Konkurrenzdruck, dass die anderen Staaten sich auch erweitern konnten und die Protektionistischen Mittel der Staaten sich vor dem ausländischen Export zuschützen, veranlasste nun die Europäischen Staaten die besetzten Staaten vollkommen zu beherrschen (formelle Herrschaft). Die Erweiterungen hatte also nicht nur einen wirtschaftliches Ziel, sondern war zur Vergrößerung des eigenen Landes gedacht.
 
Der Kolonialismus ist die Zeit vor 1890 (so sagte es mein Lehrer).

Sagt er das wirklich?
Ich wüßte wirklich nicht, wieso man diesen schon 1890 abschließen sollte - die Entkolonialisierung kam doch erst nach dem zweiten Weltkrieg.

Eigentlich kann man das nur schwer von einander trennen, da beides doch irgendwie auf einander aufbaut, oder?
Richtig.
Seinen Kolonialbesitz zu erweitern war eines der Hauptziele beim Imperialismus.

Mit dem Kolonialismus verstehen wir doch die Zeit in der nicht direkt die Staaten an sich, also aus politischen Gründen, die Kolonien gegründet haben, sondern es waren eher Handelsunternehmen wie die East India Company.
Die Handelsunternehmen gehören auch dazu, waren aber eine Spezialität einzelner Länder (vor allem England und Holland).
Ansonsten umschließt Kolonialismus zwischen der Entdeckung Amerikas und dem zweiten Weltkrieg alle Kolonialbestrebungen, sowohl privatwirtschaftliche wie staatliche.

Man war damals noch nicht ... Vergrößerung des eigenen Landes gedacht.
Zustimmung.
 
Wenn ich es ganz platt formulieren darf:

Ziel des Kolonialismus ist es durch weltweite Handelsverbindungen Kapital zu erwirtschaften. Die Gewinnmaximierung ist das vorderste Ziel. Egal ob dafür blühende Handelsplätze erobert werden müssen, Handelswege gesichert werden, Plantagen angelegt oder sonst etwas gemacht wird. Der Koloinalismus ist die Kombination von Maßnahmen militärischer, politischer und vor allem wirtschaftlicher Art zum Zwecke der Gewinnmaximierung.

Der Imperialismus trägt eine stärker nationale Note. Hier werden auch Kolonien erworben die gar keinen- oder nur wenig Ertrag abwerfen zum Zwecke des Prestigegewinnes. Dazu gehörten fast alle deutschen Kolonien! Die einstmals vor allem auf wirtschaftlichen Gewinn ausgerichteten Unternehmen werden nationalen Vorteilen untergeordnet, was zu leichten Ankängen des längst überwundenen Merkantilismus führen konnte. Damit meine ich, dass lieber exotische Waren aus einer eigenen Kolonie eingeführt wurden statt aus fremden Kolonien, selbst wenn sie teurer waren. Um sich und sein Imperium wirtschaftlich zu halten, konnten entsprechende Zölle ins Spiel gebracht werden. Außerdem wurden die Kolonien zunehmend zum Ziel für den eigenen Bevölkerungsüberschuß um sie dauerhaft an das Mutterland zu binden.

...so weit aus der Hüfte geschossen.

EDIT: Passend zum Thema:
http://www.geschichtsforum.de/f82/alter-und-neuer-imperialismus-15649/#post247895
 
Zuletzt bearbeitet:
Außerdem wurden die Kolonien zunehmend zum Ziel für den eigenen Bevölkerungsüberschuß um sie dauerhaft an das Mutterland zu binden.

Die Besiedlung würde ich aber - neben dem von dir genannten wirtschaftlichen Aspekt - durchaus noch dem Kolonialismus zurechnen. Außerdem spielten - wenn ich mal an die Mittelafrikaphantasien denke - auch beim Imperialismus wirtschaftliche Ziele durchaus eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Vielleicht könnte man es auf diese Kurzformel bringen:
Kolonialismus ist der Erwerb von Ländereien und Stützpunkten zu einem bestimmten Zweck, beim Imperialismus wird dieser Erwerb zum Selbstzweck.

*ausderhüftezurückschießt* :D
 
Ich hoffe es passt hierein (da andere Thread IMHO schon zu detailliert sind):

Falls jemand mal in einem Podcast unterwegs einen Überblick haben möchte, über die Begriffe Kolonialismus, Kolonie, Kolonisierung, Imerialismus, angelehnt an J. Osterhammel, dann könnte man sich die ersten 15 Minuten dieser Vorlesung mal reinziehen:

http://www.geschichtsforum.de/372256-post18.html

11. Stunde.


Darin:
Kolonialismus: Definition, Formen, Abgrenzung zum Imperialismus
Kolonialismus: Rechtfertigungsideologien, koloniales Denken

PS. @Mods: Könnte man auch mit diesem Thread zusammenlegen?
http://www.geschichtsforum.de/f60/imperialismus-und-kolonialismus-16277/
 
Lies dir doch diesen Thread hier nochmal durch. Oder nutze die Suchfunktion. Deine Frage haben wir hier so oder so ähnlich sicher bereits an die 234573 Mal zu beantworten versucht.
 
Wenn ich es ganz platt formulieren darf:

Ziel des Kolonialismus ist es durch weltweite Handelsverbindungen Kapital zu erwirtschaften. Die Gewinnmaximierung ist das vorderste Ziel. Egal ob dafür blühende Handelsplätze erobert werden müssen, Handelswege gesichert werden, Plantagen angelegt oder sonst etwas gemacht wird. Der Koloinalismus ist die Kombination von Maßnahmen militärischer, politischer und vor allem wirtschaftlicher Art zum Zwecke der Gewinnmaximierung.

Der Imperialismus trägt eine stärker nationale Note. Hier werden auch Kolonien erworben die gar keinen- oder nur wenig Ertrag abwerfen zum Zwecke des Prestigegewinnes. Dazu gehörten fast alle deutschen Kolonien! Die einstmals vor allem auf wirtschaftlichen Gewinn ausgerichteten Unternehmen werden nationalen Vorteilen untergeordnet, was zu leichten Ankängen des längst überwundenen Merkantilismus führen konnte. Damit meine ich, dass lieber exotische Waren aus einer eigenen Kolonie eingeführt wurden statt aus fremden Kolonien, selbst wenn sie teurer waren. Um sich und sein Imperium wirtschaftlich zu halten, konnten entsprechende Zölle ins Spiel gebracht werden. Außerdem wurden die Kolonien zunehmend zum Ziel für den eigenen Bevölkerungsüberschuß um sie dauerhaft an das Mutterland zu binden.

...so weit aus der Hüfte geschossen.

EDIT: Passend zum Thema:
http://www.geschichtsforum.de/f82/alter-und-neuer-imperialismus-15649/#post247895


Der Kolonialismus war sicherlich kein Frühkapitalismus. Es ging nicht vordergründig um Handel. Ich glaube nicht, dass man da irgendwie in guten Kolonialismus und bösen Imperialismus einteilen kann, dazu sind beide viel zu stark verwoben. Auch wenn die Deutschen alsbald merkten, dass ihre Ländereien zu Verlustgeschäften wurden, war das bei Beginn der Kolonialprojekte keinesfalls zu erwarten. Sie wurden ja oftmals erst zu Schutzgebieten erklärt, weil eben Unternehmungen vor Ort angesiedelt waren. Zudem gab es eine starke Lobby. Also sollte man nicht denken, dass das Reich das einzig und allein aus Prestigegründen gemacht hat. Da hat man sicherlich Hoffnungen auf mehr gehabt, und sei es, sie als Sprungbrett zu nutzen. Und auch vor den Auswüchsen des Imperialismus hat man lieber in seinen eigenen Kolonien gekauft als in fremden.

Auch die Projekte der anderen Länder waren doch größtenteils staatlich protegiert und eben nicht auf eine marktwirtschaftliche Ordnung Zusammenarbeit oder dergleichen mit den Konolisierten ausgelegt. Die unterjochten Völker haben sich ja später nicht einfach so erhoben, die Ausbeutung ging ja natürlich auf ihre Kosten.

Die Ziele waren vielmehr, 'Rohstoffe und Arbeitskräfte der kolonisierten Länder weitmöglichst zum eigenen Zwecke auszubeuten und sie dem eigenen Markt zum Vorteil zu machen, des Weiteren das kolonisierte Land mit eigener, überschüssiger Ware zu versorgen und es als Absatzmarkt zu erschließen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind sicherlich militärische Aspekte oder sicherlich auch exotischere Sachen wie Sozialimperialismus zum "Export" sozialen Frage. Um einen Ausbau eines freien Handels oder ähnliches ging es nicht, die Handelsverhältnisse der Mächte untereinander waren oft immer noch von Protektionismus geprägt, auch wenn die Ströme zwischen Kolonie und Mutterland zunahmen.

Die Periode des Imperialismus erscheint mir da als geradezu zwangsläufiger Zusammenstoß der rivalisierenden Großmächte, sei es wirtschaftlich-politischer Natur mit dem Bau der Bagdadbahn (D-GB), sei es militärisch im Krimkrieg, sei es in der Technologie im Kampf um das "Blaue Band" der Schiffe o.ä. Denn spätestens zum Ende des 19. Jhd. mit dem Ende der afrikanischen Kolonisierung war der Großteil der Welt kolonisiert und verteilt, die Auseinandersetzungen setzten sich dann in den Balkan- und Marrokokrisen usw. fort und kulumierten dann in der Junikrise um Serbien, die ja bekanntlich im Weltkrieg mündetet.
 
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