Warum ist Namibia heute noch so "deutsch"?

mitsch

Neues Mitglied
hallo
warum ist namibia heute noch so ,, deutsch" im vergleich zu den restlichen ehemaligen deutschen kolonien ? der zeitraum der deutschen herrschaft in den einzelnen kolonien war doch in etwa überall gleich lang bzw . gleich intensiv oder ?
besten dank im voraus, schönen gruß michi
 
warum ist namibia heute noch so ,, deutsch"
Weil dort nach wie vor noch Deutsche leben, nehme ich mal an. ;)

Im Gegesatz zu den anderen Kolonien kann man das damalige Deutsch-Südwestafrika als Siedlungskolonie klassifizieren; eine Einwanderung deutscher Siedler hat es in dem Ausmaß in den anderen Schutzgebieten nicht gegeben.
 
Die Waffenstillstandsvereinbarungen waren für die deutschen Siedler auch relativ vorteilhaft.
 
Weil das Land so lebensabweisend ist, dass sich in Namibia die paar Bewohner an einem Abend die Hand gegenseitig reichen könnten.
Da die Deutschen mal dieses unfruchtbare Land ihr eigen nannten, haben sie Häuser gebaut und lebten dort. Nach dem 1.Weltkrieg hat sich keine europäische Macht um Namibia geschert, sondern überliessen die Verwaltung Südafrika.
Die Südafrikaner widerrum waren froh, dass ein paar Deutsche geblieben sind, die im südafrikanischem Auftrag das ärmliche Land verwalteten.
 
Na ich glaube nach dem Massaker an den Herero war keiner so erfreut darüber, dass die Deutschen dort blieben.

Aber die Deutschen Siedler waren halt da und niemand hat sie herausgeworfen. Warum im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika mehr Deutsche blieben als anderswo? Hmm vielleicht waren von vornherein mehr dort, als in den anderen Kolionien?

Wikipedia sagt:
Deutsch-Südwestafrika war die einzige der deutschen Kolonien, in der sich eine nennenswerte Anzahl deutscher Siedler niederließ.
und:

Vor der deutschen Besiedlung lebten in Südwestafrika etwa 80.000 Herero, 60.000 Owambo, 35.000 Damara und 10.000 Nama. Deutsch-Südwestafrika war die einzige Kolonie Deutschlands, in der eine gezielte Ansiedlung Deutscher in größerem Stil erfolgte (Siedlungskolonie). Neben dem Abbau von Diamanten und Kupfer war es insbesondere die Viehzucht, die deutsche Siedler ins Land lockte. 1902 hatte die Kolonie etwa 200.000 Einwohner, darunter 2.595 Deutsche, 1.354 Buren und 452 Briten. Bis 1914 kamen weitere 9.000 deutsche Siedler hinzu.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Waffenstillstandsbedingungen 1915 ließen den deutschen Siedlern erhebliche Rechte. Die anderen Kolonien wurden schlicht erobert, während in Südwestafrika die Schutztruppe durchaus noch Mittel zur Fortsetzung des Krieges gehabt hätte.
Auch hätte es durchaus noch die Möglichkeit gegeben, dass sich ein Teil nach Ostafrika durchgeschlagen hätte.

Diese Pluspunkte wuirden in den Verhandlungen erfolgreich geltend gemacht.

Der Völkermord an den Hereros ist schlimm. Ganz Zweifellos. War aber damals "Stand der Dinge" für den Umgang mit den Afrikanern. Also für Afrika nichts besonderes.

Dass sich keiner groß darum gekümmert hat, ist so nicht richtig. Es gab und gibt z. B. reichlich Diamanten dort. Die Südafrikaner haben das Land erobert, und sich vermutlich schon vorher "das Eigentum" zusichern lassen.

Näheres weiß der sicher der "Foren-Kolonial-Spezialist" Arne. Also im Zweifel dort Anfragen.
 
Die anderen Kolonien wurden schlicht erobert, während in Südwestafrika die Schutztruppe durchaus noch Mittel zur Fortsetzung des Krieges gehabt hätte.
Auch hätte es durchaus noch die Möglichkeit gegeben, dass sich ein Teil nach Ostafrika durchgeschlagen hätte.

Au weia, nee! Die Verteidigung war 1915 am Ende, da war nichts mehr groß möglich. Glaube nicht den Märchen aus der 30/40er Jahre Literatur. Die Ideen vom Durchschlagen nach Ostafrika gab es vereinzelt. Hätten es zwei Soldaten geschafft, hätten sie ein Buch drüber schreiben können.

Warum es in Namibia heute noch so viele Deutschstämmige gibt?
Zwei Gründe, die beide schon genannt wurden:
1) DSWA war die einzig nennenswerte Siedlungskolonie.
2) Nur verhältnismäßig wenige Deutsche wurden (nach dem 1. und 2.WK) ausgewiesen. Die Südafrikaner waren trotz Kriegsverpflichtung durch GB, eigentlich immer recht deutschfreundlich.

und als dritter vielleicht noch: Es gab einige deutsche Auswanderer, die auch später, noch nach 1945, dorthin gegangen sind.
 
Ich bin in Kolonialgeschichte nicht so firm wie @Arne, glaube mich aber erinnern zu können, gelesen zu haben, dass auch in Deutsch- Ostafrika Deutsche gesiedelt haben, die dann allerdings von den Briten ausgesiedelt oder interniert wurden, während in Südwestafrika die Siedler bleiben oder sich wiederansiedeln durften.
 
Au weia, nee! Die Verteidigung war 1915 am Ende, da war nichts mehr groß möglich. Glaube nicht den Märchen aus der 30/40er Jahre Literatur. Die Ideen vom Durchschlagen nach Ostafrika gab es vereinzelt. Hätten es zwei Soldaten geschafft, hätten sie ein Buch drüber schreiben können.

Warum es in Namibia heute noch so viele Deutschstämmige gibt?
Zwei Gründe, die beide schon genannt wurden:
1) DSWA war die einzig nennenswerte Siedlungskolonie.
2) Nur verhältnismäßig wenige Deutsche wurden (nach dem 1. und 2.WK) ausgewiesen. Die Südafrikaner waren trotz Kriegsverpflichtung durch GB, eigentlich immer recht deutschfreundlich.

und als dritter vielleicht noch: Es gab einige deutsche Auswanderer, die auch später, noch nach 1945, dorthin gegangen sind.

Mal sehen, vielleicht studiere ich ddie Literatur nochmal.:grübel:

Irgendwann in den 60ern sah ich im "Kicker" mal eine Anzeige in der ein Fussballverein aus Südwestafrika (Windhoek?) einen Trainer suchte, die Mannschaft sei kpl. deutschsprachig.
 
Richtig, Scorpio. In DOA wurde schwerpunktmäßig am Kilimandscharo (Moschi) und im nördlichen Küstenstreifen (Tanga, Bagamoyo, Pangani, Daressalam) gesiedelt. Zahlenmäßig aber insgesamt viel geringer als in DSWA.

Da wurden nach dem 1.WK viele enteignet und vertrieben. Einige kamen wieder und erlebten das dann zu Beginn des 2.WKs gleich noch einmal.

@ Repo: Auch heute gibt es in Namibia noch zig deutsche Vereine und Organisationen. Von Volkstanzgruppen, Schulvereinen über Pfadfindern bis zu Sportclubs...
Zur Geschichte der deutschen Verteidigung im 1.WK liegt übrigens ein neues Buch von W. Nuhn fertig in der Schublade, was Fehler in der Kriegführung (sinnlose Stellungsverteidigung und vertane Chancen) kritisch anhand von Originalquellen bearbeitet. Zur Zeit wird ein Verlag gesucht. In einem halben Jahr könntest du guten Lesestoff bekommen - falls du daran Interesse hast.
 
Zuletzt bearbeitet:
der zeitraum der deutschen herrschaft in den einzelnen kolonien war doch in etwa überall gleich lang bzw . gleich intensiv oder ?

Deutsch-Südwest war die einzige Kolonie, die zu Siedlungszwecken erworben wurde. Allerdings blieb die Zahl der Auswanderer unter den Erwartungen. In den anderen deutschen Kolonien waren viel weniger Deutsche, und fast alle von ihnen gehörten entweder zur Verwaltung oder zu Firmen und betrieben die wirtschaftliche Nutzung und Ausbeutung der Kolonien. Eine Ausnahme bildete da meines Wissens nur noch Kiautschou/Tsingtau in China, wo eine größere Militäreinheit lag.
Dazu kommt noch, dass die Deutschen sich in Südwest relativ rasch verbreiten konnten. Dagegen blieb die deutsche Kolonie in Kamerun zunächst für Jahre auf einen kleinen Teil des späteren Staates beschränkt, und es dauerte fast zehn Jahre, bis umfangreichere Eroberungskampagnen begannen.
 
Deutsch-Südwest war die einzige Kolonie, die zu Siedlungszwecken erworben wurde.

Der zweite Halbsatz klingt wie Landkauf.
Man hätte aber nicht so weit reisen müssen, um unwirtliche Landstriche besiedeln zu wollen.

Die heute ca. 20000 deutschsprachigen Personen haben anscheinend durch die deutsche Vereinsseele das deutsche Brauchtum in Namibia so intensiv über die Jahrzehnte pflegen und retten können.
 
Deutsch-Südwest war die einzige Kolonie, die zu Siedlungszwecken erworben wurde.

Meines Wissens ließ man sich beim Erwerb Südafrikas von der Hoffnung leiten, dort Diamanten, Gold und Silber zu finden. Der Siedlungszweck ergab sich daraus und war zunächst eine nachrangige Motivation.
 
Meines Wissens ließ man sich beim Erwerb Südafrikas von der Hoffnung leiten, dort Diamanten, Gold und Silber zu finden. Der Siedlungszweck ergab sich daraus und war zunächst eine nachrangige Motivation.

Noch einer, der von "erwerben" spricht.
 
Noch einer, der von "erwerben" spricht.

Und würde man uns fragen, was hält euch denn hier fest,
wir könnten nur sagen, wir lieben Südwest.


Die Neigung zum Zusammenschluß in der "Diaspora" ist ungleich größer.
Meine Schwester in Kentucky hat ständig Besuch, hat Bekannte quer durch die "States" parlieren längst überwiegend auf Ami-English, deutsch nur noch mit Anlauf. Aber die Laugenbrezeln, die Laugenbrezeln..... und das Roggenbrot.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hurvinek schrieb:
Der zweite Halbsatz klingt wie Landkauf.

Tatsächlich hat Adolf Lüderitz, der den Stein ins Rollen gebracht hatte, die Bucht von Angra Pequena per Vertrag mit einem örtlichen Hottentottenkapitän erworben. Was freilich spätere Eroberungen nicht ausnimt oder entschuldigt.

Hurvinek schrieb:
Man hätte aber nicht so weit reisen müssen, um unwirtliche Landstriche besiedeln zu wollen.

Dass dies so kam, hing mit den Merkwürdigkeiten des Kolonialisierungsprozesses des Deutschen Reiches zusammen. Bis auf Kiautschou wurden alle anderen deutschen Kolonien auf Initiative von Privatleuten bzw. Unternehmen gegründet. Zum Teil - wie in Togo oder Kamerun - waren es Regionen, wo Firmen schon länger Faktoreien betrieben. Im Falle von Ostafrika bzw. Südwest waren es Lüderitz und Carl Peters, die Neuland für wirtschaftliche Unternehmungen suchten und mit Hilfe der Regierung sicherten. Bismarck selbst hatte kein großes Interesse an der Koloniegründung. Das Reich gewährte aber deshalb Schutzbriefe, weil die Unternehmer und Firmen - grob verkürzt gesagt - versprachen, die finanziellen Kosten zu tragen und sich um die Infrastruktur zu kümmern.
Dieser Plan ging grandios schief und trug mit zu den späteren Aufständen und Kriegszügen des Reiches bei. Schon nach wenigen Jahren erfolgte in den größeren Kolonien der Ruf nach direkter militärischer und polizeilicher Intervention des Reiches.
 
Meines Wissens ließ man sich beim Erwerb Südafrikas von der Hoffnung leiten, dort Diamanten, Gold und Silber zu finden. Der Siedlungszweck ergab sich daraus und war zunächst eine nachrangige Motivation.

'Ich dachte, das wäre eher umgekehrt gewesen. Die ersten dort waren doch Missionare.

Der Stosch´sche Diamantenfund war doch ein Zufallsfund.

Ich denke auch, die Briten hätten, wenn da was zu erwarten gewesen wäre, die Finger längst drauf gelegt. saßen doch lange vorher schon in Walfishbay.
Bei den Buren hatten sie ja auch absolut keine Hemmungen
 
In Namibia wird heutzutage immer noch so viel Deutsch gesprochen weil dort ca. 22000 Deutschstämmige und ca. 30000 Deutschemuttersprachler leben. Am Ende der Deutschen Kolonnialzeit lebten dort ca.12000 Deutsche.
 
ca. 22000 Deutschstämmige
Weiter oben konnte man schon eine ähnliche Zahl lesen:
Die heute ca. 20000 deutschsprachigen Personen
Sehr interessant finde ich eure unterschiedliche Wortwahl, "deutschsprachigen Personen" bzw. "Deutschstämmige". Wenn man sich mit den betreffenden Menschen unterhält, bemerkt man sehr schnell die schlichte Eigenbezeichnung "Deutsche". :fs:

und ca. 30000 Deutschemuttersprachler
Ach so? Wer außer den Deutschen dort hat denn noch deutsch als Muttersprache? :confused:

Ach ich seh grad, deine Informationen hast du anscheinend von dieser Wikipediaseite. So ganz scheinst du das mit den Zahlenangaben aber wohl nicht verstanden zu haben?

Hier mußt du auch zwischen Deutsch und Küchendeutsch unterscheiden. Letzteres ist eine eigenständige (Pidgin-) Sprache. ;)
 
Nochmals zur ursprünglichen Frage:

1. In Namibia wurde nur ein Teil der Deutschen Siedler ausgewiesen
In allen anderen ehem. Deutschen Kolonien wurden alle ausgewiesen.

2. Namibia war im Vergleich zu den anderen Deutschen Kolonien ein Haupteinwanderungsland für deutsche Siedler (wie schon vorher genauer beschrieben)
 
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