Fraktur oder Sütterlin?

Ricco

Mitglied
Hallo zusammen.

Habe folgendes Problem:

Ich habe einge Feldpostkarten aus dem Ersten Weltkrieg, Bücher von 1920 und von 1930 gelesen. Mir ist dabei aufgefallen, das es kein einheitliches Schriftbild gab. Teilweise wurde Fraktur und Sütterlin zusammen in einem Text genutzt oder man konnte 2 Texte aus der selben Zeit nehmen, die aber unterschiedlichen Schrifttypes sind.

Nun meine Frage:
Gab es damals keine einheitliche Schrift?
Wie seht ihr das?
Ich selbst finde Fraktur besser.

Grüße
 
Ich verstehe die Frage nicht ganz. Sütterlin ist eine Kinderschreibschrift, Fraktur ist ein Druckschrift.
Es kommt aber schon mal vor, dass ein in Fraktur gedruckter Text bei fremdsprachigen Worten die Blockschrift benutzt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es kommt aber schon mal vor, dass ein in Fraktur gedruckter Text bei fremdsprachigen Worten die Blockschrift benutzt.

Habe mich ein wenig komisch ungekonnt, aber meine Frage hast du vom Prinzip her beantwortet. Danke für die fixe Antwort. :)

Das Sütterlin eine Kinderschreibschrift ist und Fraktur nur Druckschrift geschrieben wird wusste ich vorher nicht.
Denn wenn man im Internet nach Fraktur sucht, kommt es häufig vor, das man neben der Druckschrift auch die Schreibschrift angezeigt bekommt - verwirrend.

Grüße

/edit: Habe gerade auf einer Seite gelesen das Sütterlin-Schrift erst ab ca 1914 genutzt wurde. Stimmt das? Wenn ja dann wäre Fraktur ja nicht nur eine reine Druckschrift oder?
 
Sütterlin gehört in die Gruppe der gebrochenen Schriften. Es ist 1906 von dem Graphiker Ludwig Sütterlin im Auftrag des preußischen Staates (frag mich nicht welcher Behörde) entwickelt worden. Kann sein, dass da jemand Gebrochene Schriften und Fraktur, was ja letztlich nichts weiter heißt, als 'gebrochen', vermischt hat.
 
Eigentlich ist die "Fraktur" auch eine Schreibschrift (wie überhaupt alle Schriften aus Schreibschriften herzuleiten sind) - wenn man mit einer Bandzugfeder (mit breiter, schräger Spitze) schreibt, erkennt man schnell, dass verschiedene breite und dünne Striche die Buchstaben formen; es fällt sehr leicht, damit "Fraktur" zu schreiben (und der erste Buchdrucker Gutenberg machte sich große Mühe, mit vielen Schnitten der einzelnen Buchstaben die perfekte Imitation eines perfekt handgeschriebenen Textes herzustellen).
Sütterlin ist eine Kurrentschrift - d. h. eine, die für schnelle Handschrift entwickelt worden ist (Kinder oder nicht) bzw. mehr oder weniger aus dem gängigen Bestand definiert wurde (Wiki sagt 1911). Kurrent- oder Kanzleischriften gab es schon vorher eine Menge, in beständiger Tradition des "Hinkritzelns" neben der "Reinschrift", bis hin zu den ersten Formen der Schrift überhaupt (Hieroglyphen vs. Hieratisch vs. Demotisch).

In der Kommunikations- und Werbeindustrie des späten 19./frühen 20. Jhs. wurde auch gerne die Sütterlin-Schreibschrift als "flotte Handschrift" eingesetzt.
Interessanterweise haben die nationalsozialistischen Kulturbehörden (eigentlich ein Widerspruch in sich) 1941, vermutlich auf höchste Weisung, eine 180°-Wende in der "Pflege" der Sütterlin und der Frakturschriften vollzogen; zumal die letzten wurden haltlos als "Schwabacher Judenlettern" verunglimpft. Die Sütterlin blieb noch länger als Kurrentschrift vorherrschend und wurde erst 1953 durch die lateinische Ausgangsschrift bzw. ab den siebzigern die vereinfachte Ausgangsschrift (ohne die komplexen Großbuchstaben) ersetzt. Ich habe 1976 noch Sütterlin gelernt, aber gewissermaßen als "Zweitschrift".
 
:winke:
Sütterlin ist eine Kurrentschrift - d. h. eine, die für schnelle Handschrift entwickelt worden ist (Kinder oder nicht) bzw. mehr oder weniger aus dem gängigen Bestand definiert wurde (Wiki sagt 1911).

Das erklärt auch wieso man Feldpostkarten und Feldpostbriefe hauptsächlich in Sütterlin geschrieben hat.

Meine Oma hat es auch noch in der Schule ( 50/60 Jahren) gelernt. Von ihr habe ich auch das Lesen gelernt, nur bei dem Schreiben denke ich noch zu viel nach. ;)

Man kann also sagen, das Sütterlin die Fraktur abgelöst hat ?!

Auch wenn es nicht ganz so zu den Thema passt:

Die Sütterlin blieb noch länger als Kurrentschrift vorherrschend und wurde erst 1953 durch die lateinische Ausgangsschrift bzw. ab den siebzigern die vereinfachte Ausgangsschrift (ohne die komplexen Großbuchstaben) ersetzt.

Ich habe eine kleine Sammlung von Feldpostkarten und -Briefen. Mir ist dabei aufgefallen, dass der "gewöhnliche Soldat" in Sütterlin schreibt, aber ein Offizier mit lateinischen Buchstaben (wobei nur vereinzelte Buchstaben wie z.B. 'S'). Kann es daher sein, das auch damals schon die latenischen Buchstaben genutzt wurden, sie aber nur von den höher gebildeten Menschen genutzt wurden?

Grüße
 
Man kann also sagen, das Sütterlin die Fraktur abgelöst hat ?!

Nö, kann man nicht. Sütterlin ist eine Handschrift (und wir nutzen den Begriff etwas fälschlich übergreifend für die verschiedenen Handschriften bis 1953), "Fraktur" eine Satzschrift-Gattung.

Ich habe eine kleine Sammlung von Feldpostkarten und -Briefen. Mir ist dabei aufgefallen, dass der "gewöhnliche Soldat" in Sütterlin schreibt, aber ein Offizier mit lateinischen Buchstaben (wobei nur vereinzelte Buchstaben wie z.B. 'S'). Kann es daher sein, das auch damals schon die latenischen Buchstaben genutzt wurden, sie aber nur von den höher gebildeten Menschen genutzt wurden?

Die Großbuchstaben der deutschen Kurrentschriften waren alles, ehrlich gesagt, ziemlich komplexe und schwierige Dinger - zumal Buchstaben wie W, M und N. Der Unterschied auch zw. Kurrent-S und Satz (Fraktur)-S ist gewaltig. Und man darf nicht außer Acht lassen, dass auch zu Sütterlins Zeiten die lateinische Ausgangsschrift in ihren Vorläufern bereits weit verbreitet war, und auch in Deutschland bzw. dem deutschsprachigen Raum genutzt wurde.
Letztlich schreibt jeder Jeck anders, sobald er/sie aus der Schule draussen ist ... mir ist es aufgefallen, dass einige Leute lateinische Großbuchstaben in ihre ansonsten Sütterlin-Handschrift aufgenommen haben.
 
Sütterlin ist eine Kurrentschrift - d. h. eine, die für schnelle Handschrift entwickelt worden ist (Kinder oder nicht) bzw. mehr oder weniger aus dem gängigen Bestand definiert wurde (Wiki sagt 1911).

Sütterlin verzichtete auf einige Schnörkel der Deutschen Schrift, um das schreiben lernen zu erleichtern.

Letztlich schreibt jeder Jeck anders, sobald er/sie aus der Schule draussen ist ... mir ist es aufgefallen, dass einige Leute lateinische Großbuchstaben in ihre ansonsten Sütterlin-Handschrift aufgenommen haben.
Umfrage: Wer schreibt heute noch so, wie er/sie/es es als i-Dötzchen gelernt hat?
 
Zur Umfrage:
Vermutlich alle GrundschullehrerInnen, die gerade dabei sind, den Kindern die sogen. Schreibschrift - vorausgesetzt es handelt sich um die lateinische Ausgangsschrift - beizubringen.
Das war jetzt echte "Korinthenk.....ei" von mir!!
Vielleicht findet sich aber noch irgendein "Es", das immer so schreibt!!
Jetzt sind mir die Korinthen ausgegangen.
 
Hi,

man findet unter den Begriffen Gotik und Fraktur eine ganze Reihe von Schriften, die sich recht ähnlich sind. Allgemein werden sie als die "gebrochenen Schriften" bezeichnet.
Bereits ab dem 12. Jahrhundert machte sich die Veränderung bemerkbar, indem die Rundungen der Minuskelschrift eckig gebrochen wurden. Die Schaftenden wurden umgebogen. Die Zugrichtung dieser Schriftart ist steil, enger als bisher und betont nun die senkrechten Linien. Es entstand zuerst die gotische Buchschrift, die im 13. Jahrhundert immer enger und steiler wurde.
Im 14. Jahrhundert machte diese Brechung weitere Fortschritte. Nicht nur die Enden der senkrechten Schäfte wurden spitz umgebogen, sondern durch Schrägführung des Schaftes am oberen und unteren Ende entwickelte sich eine doppelte Brechung. Hierdurch entstand die "Textura".
Aus dem Kursivschriften entwickelten sich die Notula und die Bastarda, die sich regional verschieden weiterentwickelte. So entstand in Mainz die "Schwabacher".
Später wurden die Abgrenzungen der Schäfte durch Haarstriche ersetzt (einfache Brechung) und es entwickelte sich die Frakturschrift.
Mit der Bandfeder geschriebene Texte die unterschiedliche Strichstäken aufweisen gehören in den Bereich der kalligraphie.
gruß
Oriml
 
Hi,

man findet unter den Begriffen Gotik und Fraktur eine ganze Reihe von Schriften, die sich recht ähnlich sind. Allgemein werden sie als die "gebrochenen Schriften" bezeichnet.
Bereits ab dem 12. Jahrhundert machte sich die Veränderung bemerkbar, indem die Rundungen der Minuskelschrift eckig gebrochen wurden. Die Schaftenden wurden umgebogen. Die Zugrichtung dieser Schriftart ist steil, enger als bisher und betont nun die senkrechten Linien. Es entstand zuerst die gotische Buchschrift, die im 13. Jahrhundert immer enger und steiler wurde.
Im 14. Jahrhundert machte diese Brechung weitere Fortschritte. Nicht nur die Enden der senkrechten Schäfte wurden spitz umgebogen, sondern durch Schrägführung des Schaftes am oberen und unteren Ende entwickelte sich eine doppelte Brechung. Hierdurch entstand die "Textura".
Aus dem Kursivschriften entwickelten sich die Notula und die Bastarda, die sich regional verschieden weiterentwickelte. So entstand in Mainz die "Schwabacher".
Später wurden die Abgrenzungen der Schäfte durch Haarstriche ersetzt (einfache Brechung) und es entwickelte sich die Frakturschrift.
Mit der Bandfeder geschriebene Texte die unterschiedliche Strichstäken aufweisen gehören in den Bereich der kalligraphie.
gruß
Oriml

Hallo Orim

Könntest du bitte, wenn du schon Texte aus dem Netz hier reinkopierst den Link angeben. Dies ist bei uns hier so üblich, du kannst auch nur den Link reinstellen. Längere Kopien sehen wir nicht so gerne.

Der Text stammt von dieser Seite:

Die gebrochenen Schriften Fraktur, Schwabacher und Gotik
 
Umfrage: Wer schreibt heute noch so, wie er/sie/es es als i-Dötzchen gelernt hat?

Also es stimmt, daß wohl nur Grundschullehrer noch (nein eigentlich wieder) so schreiben, wie sie es als ABC-Schützen (so heißen die Schulanfänger bei uns) gelernt haben.

Dabei handelt es sich aber nur in einigen Bundesländern um die "Lateinische Ausgangsschrift". Bei uns in Sachsen schreibt man beispielesweise die "Schulausgangsschrift" und in einigen deutschen Ländern die "Vereinfachte Ausgangsschrift".
 
Deutsche Kalligraphie

Hallo alle

Ich habe euch ein paar Fragen: die klassischdeutsche Kalligraphie, ich denke ihr sie kennt, welcher ist ihr Name? Es gibt mancher Programm oder sowas um mit ihr schreiben zu können?

Danke im Voraus
 
Moment einmal: welche meinst du? Handschriften nennt man Kurrentschriften, zu diesen zählte auch die von Sütterlin vereinheitlichte Schul-Ausgangsschrift (nicht weil davon die Schule ausgeht, sondern als Ausgangsbasis, die an Schulen unterrichtet wird)

Diese hier abgebildete "deutsche" Form der künstlerischen Schreibschrift (Kalligrafie) nennt sich wegen der harten An- und Absätze im Schriftfluss Fraktur; der sich damit als Netzraster ergebende optische Effekt einer Seite Textur. Dieses hochkultivierte Ideal der handgeschriebenen Bücher war der Ansporn für Gutenberg, mit seinen Lettern gewissermaßen einen Supermönch zu imitieren (und die Erfindung des Blocksatzes).

Aber, eine Gegenfrage: willst du diese Kalligrafie (oder Sütterlin) schreiben lernen oder suchst du nach einem Font für'n Computer?
 

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Dankeschön Leute für eure Antworte

ich sage etwas um auf dem Computer verwenden zu können, Sütterlin oder die Fraktur. Es gibt aber kein Problem, fragte ich über diese Schrift um meine Kenntnisse davon erweitern zu können
 
Wer Fraktur und Kurrente inkl. die von Sütterlin schreiben will, ob per Hand oder am PC, sollte nur aufpassen, dass er nicht einfach so losschreibt, denn es gibt etwas, was unbedingt berücksichtigt werden muss: das S. Gemeint ist das Schluss-S oder das sog. lange S. Ich habe im Netz von selbsternannten Sütterlin-Lehrern selbstverfasste Texte gesehen, wo es einfach nicht beachtet worden ist. Da steht das lange S eben einfach mal so am Ende, da der Autor einfach so schreibt mit seiner Tastatur, wie er es gewohnt ist. Dass auf Taste S nur das lange S zu finden ist, das Schluss-S aber je nach Font z.B. auf # oder $, geht dann unter. Dasselbe gilt dann auch für die Fraktura. ... Und selbst wenn er das Schluss-S entdeckt haben sollte, muss er erstmal die Regeln dafür kennen. Die sind durchaus nicht ganz so einfach. Ausführliche Regeln findet man u.a. hier: Langes s ? Wikipedia
 
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