Ursache Palästina-Konflikt

Und genau deswegen sollte man bei "Wer hat Schuld und angefangen"-Fragen stets umsichtig sein.
Da sind wir uns noch sehr einig.

Demgemäß sollte aber auch deine obige, von mir zitierte Aussage vielleicht weniger absolut ausfallen. :)
Mit Verlaub, die habe ich mir sehr umsichtig überlegt und dann in voller Absicht diese deutliche Aussage formuliert.
Man darf ja nicht vergessen: Seit 1957 war Ruhe.
Nach der Suezkrise hatte Israel den Sinai geräumt, Ägypten die Guerilla-Angriffe eingestellt, die UN-Truppen standen zwischen den Kontrahenten - und so hätte das noch Jahrzehten bleiben können.

Und daß es eben nicht friedlich blieb, war halt eindeutig auf Nassers Handeln zurückzuführen: Die ägyptische Armee auf Angriffspositionen schicken, die Wasserstraße blockieren, die UN-Truppen nach Hause schicken.
Da kann man schon verstehen, daß die Israelis nicht auch noch den letzten Schritt abgewartet haben - schließlich steht bei jedem Konflikt direkt ihre Existenz auf dem Spiel.
 
Und daß es eben nicht friedlich blieb, war halt eindeutig auf Nassers Handeln zurückzuführen:

Wie gesagt, bin ich hier nicht sattelfest. An dieser Stelle würde mich aber das "Warum" interessieren. Welches Motiv lag Nassers Handeln zugrunde, welche Motivation hatte er für dieses Vorgehen?

Frage am Rande: Erhob Israel oder maßgebliche politische Kreise dort bereits vor dem Sechstagekrieg Anspruch auf hernach besetzte Gebiete?
 
Welches Motiv lag Nassers Handeln zugrunde, welche Motivation hatte er für dieses Vorgehen?

Hier kamen wohl einige außenpolitische Konzepte zusammen, welche Nasser verfolgte - in kurzer Auflistung die beiden Hauptpunkte mE:
1. Ägypten als stärkste (Streit-)Macht der arabischen Welt (da die westliche Welt ihn dabei nicht unterstützte, näherte er sich ans sozialistische Lager an, z.B. CSSR, UdSSR)
2. Panarabismus bzw. Arabischer Nationalismus: Schaffung eines vereinigten arabischen Staates -> geeinte, starke, arabische Nation (analoge Tendenzen zeigten später ebenso andere arabische Staatoberhäupter wie bspw. Hafiz al-Assad, Muhammar al-Ghaddafi oder auch Saddam Hussein)

Israel stand diesen Konzepten jeweils im Wege, denn zum einen war/ist es westlich orientiert und hatte/hat zudem auch einigen Rückhalt bei den westlichen Staaten, und zum anderen besetzte es - nach panarabistischer Sichtweise - Territorium, welches der geeinten arabischen Nation gehörte (das frühere Mandatsgebiet Palästina ist nach dieser Sicht Teil der arabischen Nation).

Frage am Rande: Erhob Israel oder maßgebliche politische Kreise dort bereits vor dem Sechstagekrieg Anspruch auf hernach besetzte Gebiete?

Dies hatte ich bereits in einem der ersten Beiträge kurz angesprochen: genaugenommen entsprach das Gebiet Israels incl. der von ihm nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 besetzten Gebiete in etwa dem, was die Zionisten (Theodor Herzl, 1897) ursprünglich einmal als Gebiet für Israel als jüdische Heimstätte veranschlagt hatten. Die nach 1948 maßgeblichen politischen Kreise haben mW jedoch zu keiner Zeit Anspruch darauf erhoben, jene 1967 besetzten Gebiete - mit Ausnahme der zum ehemals britischen Mandat Palästina gehörenden Westjordanland und Gazastreifen - Israel einzuverleiben (was nicht ausschließen soll, daß es möglicherweise politische Kreise in Israel gab und gibt, die dies insgeheim doch wollten bzw. wollen - nur erachte ich diese nicht als "maßgeblich").
 
Meine Bekannte Abrazo meint:

"Systematische Vernichtung geht auch schlecht, wenn man unter beständiger Bewachung durch die UNO steht, die alles mitkriegt.

Aber selbige anzudrohen ist ja auch schon was, ne?
Ja, ja, es sind alles Einzelfälle, Ausnahmen, völlig untypische Ausrutscher, von streng konspirativen isolierten Grüppchen begangen, dass es unmöglich ist, die Täter zu verfolgen, leider, leider, wie tut das doch leid!

Auch die Ermordung von Graf Bernadotte war so ein unvermeidbarer, undurchschaubarer Einzelfall, ne? Vor allem kann man sich gar nicht vorstellen, warum denn die Zionisten ihn ermordeten, ne?

Und so schlimm war die "Stern Gang" doch auch wieder nicht, fast alles ehrbare Leute, die später prima offizielle Politik machten, ne?

Kein Mensch weiß, wo die Täter herkamen, wahrscheinlich hat es sie gar nicht gegeben.

Im übrigen wird dringend empfohlen, die Geschichte Palästinas, statt an diversen interessierten Erzählungen und Interpretationen, anhand der UN-Resolutionen zu studieren, insbesondere die Resolutionen von 1947 bis 1948, wozu auch die UN-Resolution Nr.181 vom 29.11.1947 gehört, ne ziemlich lange und ausführliche Angelegenheit mit Berücksichtigung der wichtigsten praktischen Aspekte, Wirtschaft, Transit, Schritte in die Unabhängigkeit usw, bekannt als Teilungsplan.

Warum er nicht verwirklicht wurde? Weil die Zionisten ein dreiviertel Jahr später illegal an der UNO vorbei den Staat Israel ausriefen. Und sich dann über den folgenden Krieg mit den Arabern beschwerten. Ok, unter normalen Umständen hätten nicht die Araber, sondern UN-Truppen diesen Krieg führen müssen, jedoch völkerrechtlich war das schon ein legitimer Kriegsgrund."
 
"Deine Bekannte Abrazo" hat leider gar keine Ahnung. "Sie" unterschlägt, dass die Ereignisse der Jahre 1947 ff. nicht plötzlich ausbrachen, sondern dass schon seit 1929 ein Bürgerkrieg in den westlichen Gebieten des britischen Mandatsgebiets Palästina geführt wurde, mal mehr, mal weniger heftig. Einseitig eine Gruppe für alle Ereignisse 1947 ff. verantwortlich zu machen ist daher eher ein Zeichen von nur partieller Informiertheit. Wer die Araber zu den alleinigen Opfern und die Israelis (die Verwendung des Begriffs Zionisten zeigt recht deutlich woher "Deine Bekannte Abrazo" ihre Informationen hat) zu den alleinigen Tätern oder umgekehrt die Israelis zu den alleinigen Opfern und die Araber zu den alleinigen Tätern macht, der muss sich mit dem Vorwurf auseinandersetzen, sich nur sehr einseitig mit der Thematik beschäftigt zu haben.
 
Die Palästis brauchen heute nur in ihre Verfassung verankern:"Leben und leben lassen", schon wäre der Kram zu Ende.
Sie haben eigenes Land und können nicht (wollen nicht?) mal das kleine Land bewirtschaften.
 
Die Palästis brauchen heute nur in ihre Verfassung verankern:"Leben und leben lassen", schon wäre der Kram zu Ende.
Sie haben eigenes Land und können nicht (wollen nicht?) mal das kleine Land bewirtschaften.

Erstens ist das aktuelle Politik und zweitens trifft das den von mir zuvor kritisierten Punkt, dass man sich davor hüten sollte, den Konflikt allzu einseitig zu betrachten. Dein zweiter Satz muss von einem palästinensischen Bauern in der Nähe der Flüchtlingslager oder der Mauer als reiner Hohn aufgegriffen werden!
 
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