Preußen - Buch- oder Linktipps?

Du machst das doch aber so schön. :yes:
Ich werd den anderen Thread mal überfliegen. Vielleicht find ich da auch ein paar Infos. Im Moment ruht mein Projekt aber. Muss erst wieder Ideen sammeln.
 
Irgendwie habe ich noch immer das Gefühl, wichtige Informationen noch nicht entdeckt zu haben. Also Dinge die zu der Zeit alltäglich waren und die man heute einfach nicht mehr kennt - egal ob Gegenstände, Verhaltensweisen oder Ansichten. Hättest du da vielleicht noch eine Idee wo ich mir einen guten Überblick verschaffen könnte? Aber bitte keine englischen Bücher oder Internetseiten. Ich kann zwar Englisch, aber mit dem Lesen tue ich mich sehr schwer.
 
Aber bitte keine englischen Bücher oder Internetseiten. Ich kann zwar Englisch, aber mit dem Lesen tue ich mich sehr schwer.
Das macht es schwer.

In Dresden im Zwinger, vielleicht auch anderswo, gab es schonmal die Stichesammlungen der Encyclopédie von Diderot zu kaufen, oder zumindest Teile davon, wenn Du bei manchem Teil Dich fragst, wozu sie das damals gebraucht haben, dann hast Du noch Wissensbedarf und könntest konkret fragen.

Das Problem ist auch, dass die Dinge des natürlichen Bedarfs, eben das Alltägliche in Deutschland über viele Museen zerstreut sind. Da muss man sich einfach durch die Museen begeben und dort das eine oder andere entdecken, wirklich vollständige moderne deutsche Lexika zu Alltagsgegenständen des 18.Jh. kenne ich auch nicht.:cry:
 
Brauchst ja nicht gleich weinen deswegen. ;) Na ja, es wird mir dann wohl nichts anderes übrig bleiben als so zu schreiben wie ich es für richtig halte und dich das Buch dann probelesen zu lassen - so in 20 Jahren oder so. :D
 
Na ja, es wird mir dann wohl nichts anderes übrig bleiben als so zu schreiben wie ich es für richtig halte und dich das Buch dann probelesen zu lassen - so in 20 Jahren oder so.
Dann aber auch nicht wundern, wenn ich bis dahin Kritiker von einigen Büchern bin.=)

Da ich meine eigenen Ergüsse irgendwann satt hatte und auch nach kurzer Prüfung und einigen Ansätzen, das Thema Historischer Roman abgehandelt hatte (ich las ein paar weniger schmalzige "Versuche"), beschloss ich mich aus dem Fach zurück zu ziehen und schaue mir lieber amüsiert, das Thema von außen an. Das kommt aber auch daher weil ich die zeitgenössische Literatur, auch die Romane, des 18.Jh. für so unübertrefflich bezüglich der Originalität halte, dass ich meine Zeit getrost mit Nachdrucken, Neuauflagen etc. totschlagen kann und nicht befürchten muss, dass mir jemals Lesestoff ausgehen wird.:O
 
Beim überfliegen des Threads fiel mir eine Kommilitonin ein, die ich vor Jahren bei einem Kolloquium für Magistranden und Doktoranden kennelernte. Die schrieb damals an einer Arbeit über Schauspieler im 18. Jahrhundert, wobei ihr das Tagebuch einer Schauspielerin als Hauptquelle diente, leider erinnere ich mich nicht mehr an den Namen, aber ein anderer Kommilitone müsste das noch wissen. Soweit ich mich noch erinnere, heiratete die Dame schliesslich einen Kammerdiener vom Braunschweiger Hof und eröffnete mit ihm eine Boutique.
 
Hallöchen,
ist ja schon längere Zeit her, dass ich mich hab blicken lassen. Aber es gibt grad wieder einen aktuellen Punkt, über den ich nachdenke. Gestern habe ich im Fernsehen "Vanity Fair - Jahrmarkt der Eitelkeiten" mit Reese Witherspoon gesehen. Nicht zu Recherchezwecken - bin zufällig hängen geblieben als er grad anfing. Kennt jemand von euch den Film zufällig? Wenn ja, würde mich interessieren für wie authentisch ihr die Darstellung haltet. Reese Witherspoon als "Becky" spielt ja eine Gouvernante. Ich war schon etwas erstaunt darüber, dass sie ja eigentlich aus relativ ärmlichen Verhältnissen stammt (Vater war Künstler) und trotzdem immer gekleidet ist wie eine Hofdame. Also sehr prachtvoll und vorwiegend rote Kleider! Auch fand ich ihr Verhalten für ihre gesellschaftliche Stellung zu "selbstbewusst". Die Figur ist ja schließlich eher Fußvolk. Andererseits basiert der Film wohl auf einem Roman aus dem 19. Jhd. Der Autor müsste es ja eigentlich genau wissen. Meinungen bitte her! :)
 
Ich war schon etwas erstaunt darüber, dass sie ja eigentlich aus relativ ärmlichen Verhältnissen stammt (Vater war Künstler) und trotzdem immer gekleidet ist wie eine Hofdame.
Habe den Film zwar nicht gesehen, aber die Hofkleider waren im Empire auch nicht mehr das, was sie mal waren.

Mal etwas genauer: Ich würde sagen, dass die Grenzen gerade in England ab dem späten 18.Jh. zwischen Bürgerlichen und Hofgesellschaft, was die Kleidung betrifft, extrem verschwammen, auch wenn ich Quellen dazu momentan nur zu der Herrenkleidung präsent habe.

Rot war eine beliebte Farbe, was soll daran erstaunlich sein?
 
Naja, weil es doch immer heißt, gefärbte Stoffe waren sehr teuer.
Wer sagt denn sowas? Ich nicht. Teuer ist überdies relativ und im 18.Jh. bereits ziemlich unerheblich. Ich befürchte, dass von manchen die Beschränkungen der Textilherstellung vom Mittelalter ohne viel Nachzudenken auf die (Frühe) Neuzeit übertragen werden. Das ist aber völliger Quatsch.

Schau Dir mal die erhalten Trachten des 19.Jh. an und Abbildungen von Trachten des 18.Jh.! Viel farbenfroher geht es kaum und im Biedermeier bzw. im Spätempire, in England Regency, sind solche Faktoren wie Kosten für das Färben noch unerheblicher. Außerdem galten im Empire gerade weiße Kleider als schick. Schau Dir mal Originale an! Man kann modisch nichts aus der nachrevolutionären Zeit auf das Ancien Régime übertragen, da in den 1770/1780ern ein extremer Wandel sowohl in der Mode eingetreten war.
 
Weiß nicht mehr wo ich das gelesen habe. An verschiedenen Stellen, auch hier im Forum, glaube ich.

Hast du denn die Romanvorlage gelesen? Dürfte ja in dein Literatur-Gebiet fallen.
 
Hast du denn die Romanvorlage gelesen? Dürfte ja in dein Literatur-Gebiet fallen.
Ich habe sie weder gelesen, noch fällt es in mein Gebiet, da ich mich primär für das 18.Jh. maximal für das Empire (1804-1814/15) interessiere.
Thackeray hingegen lebte 1811 bis 1863, seine Werke sind aus der Mitte des 19.Jh. und daher auch als Quellen für eine Betrachtung des 18.Jh. (also auch für das Unterforum "Absolutismus und Aufklärung") irrelevant.
 
Ich glaube nicht, dass sich die Stellung einer Gouvernante in der Gesellschaft innerhalb von 20 Jahren so beträchtlich ändert. :hmpf:
 
Ich glaube nicht, dass sich die Stellung einer Gouvernante in der Gesellschaft innerhalb von 20 Jahren so beträchtlich ändert.
Das nicht aber die Kleidung und die Auffassung von Kleidung.

Mit der Einführung der englischen Mode wurde die Kleidung ab ca. 1780 auch in Deutschland, ich denke mal darum geht es, radikal verändert. Bei den Herren ebenso wie bei den Damen kamen zunehmend Baumwollstoffe und andere Materialien in Mode, welche die tradtionell teure und auf die Oberschicht begrenzte Seide (auch in Kleiderordnungen und -erlässen so festgelegt!) zusehends verdrängte. Grundsätzlich wurden die ehemals besonders teuren Baumwollstoffe nun durch die rasant sich ausbreitende Baumwollverarbeitung auf dem Festland auch für die breite Masse der Bevölkerung erschwinglicher. In der Summe führte dies dazu, dass während sich die Kleidung aus teuren Stoffen der Oberschicht durchaus vor ca. 1780 deutlich gegenüber jener der Mittelschicht abhob, diese Diferenz deutlich nachließ. Speziell in England, ich kann ein Zitat heraussuchen, wurde sogar bei Hofe überlegt und auch ausgeführt, dass die Herren bspw. einfache Fräcke aus Wolle statt der Hofgala aus bestickter Seide trugen.

Wenn man die Abbildungen der Bälle von Hofgesellschaften und Bürgertum vergleicht, so scheint sich die Kleidung beider Gruppen angepasst zu haben. Also sind die Standesunterschiede erkennbar über die Kleidung deutlich geschwunden.

Deswegen sagte ich, dass man die Zeit des Empire schwerlich mit den 1780ern vergleichen kann, als diese Entwicklung erst begann. Gerade auf den Stichen von Berliner Moden aus den 1780ern erkennt man, dass in Berlin noch recht lange die hohen Frisuren bei Damen in Mode waren, während sich in England schon eine eher breitere Frisur durchsetzte. Also war Berlin etwas altmodischer als London.
 
Die Verbilligung von Baumwolle und Farbstoffen war das Eine, wichtig für die Entwicklung der teilweise recht aufwändigen und prächtigen Volkstrachten war allerdings auch die Abschaffung der Kleider- und Luxusgesetze im Zuge der französischen Revolution.
 
Die Verbilligung von Baumwolle und Farbstoffen war das Eine, wichtig für die Entwicklung der teilweise recht aufwändigen und prächtigen Volkstrachten war allerdings auch die Abschaffung der Kleider- und Luxusgesetze im Zuge der französischen Revolution.
Fragt sich nur, ob das im Zuge der Revolution geschah oder einfach nur zeitgleich. Dass die Baumwollverbote aufgehoben wurden, kam daher weil nun auch in Deutschland Baumwolle umfangreich hergestellt wurde und dieser billiger wurde.

Die Verbote hatten sicherliche mehrere Gründe:
- Abstufung der Gesellschaft auch in der Kleidung erkennbar
- Schutz der Unterschicht vor übermäßigen Ausgaben /Ruin (volkswirtschaftlicher Schaden sollte abgewendet werden, wenn Bev. verarmt)
- Wirtschaftslenkung im Sinne der eigenen Industrie
Das sind sicherlich nicht alle. Ich bin eben kein Kostüm- und Kulturhistoriker, sondern schätze diese Gründe nur aus meinem Erfahrungsschatz ein.

Durch die industrielle Revolution, die ganz wesentlich mit der Verbesserung und Verbilligung des Arbeitsaufwandes (neue Maschinen, aber auch neue ökonomisch-theoretische Betrachtungen wie die von Smith) veränderte sich u.a. die Kleidung in Westeuropa langsam, aber dann doch komplett.

Wenn keine Seide mehr modisch war, brauchte man keine Gesetze gegen diese. Baumwollverbote gegen die eigene und erschwingliche Baumwolle wäre ja auch sinnlos und kontraproduktiv.

Tatsächlich zog sich ganz rasant die Seide aus der Alltagskleidung der Herren bspw. zurück und blieb eigentlich nur noch bei der repräsentativen Hofgala dem Adel vorbehalten und in Form von Westen bei den Herrenanzügen nach 1800 aktuell.
 
Dass die Kleidung wegen der Revolution sich aneinander angepasst hat, könnte schon sein. Passt schließlich gut zu dem Motto "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit".

Brissotin schrieb:
Das nicht aber die Kleidung und die Auffassung von Kleidung.

Ja, okay. In diesem Zusammenhang hast du recht. Dann streiche ich den Film besser aus meinem Gedächtnis.
 
Dass die Kleidung wegen der Revolution sich aneinander angepasst hat, könnte schon sein. Passt schließlich gut zu dem Motto "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit".
Das hat aber kaum etwas miteinander zu tun. Dass die Kleidung einfacher wurde, setzte ja vor der Revolution ein, als England eine Weile lang als Gesellschaftsbild auch in Frankreich Leitbild (der reichen bürgerlichen Oberschicht) wurde.
 
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