Kirchensteuer deluxe - 1274

JetLeechan

Aktives Mitglied
Hallo,
1274 soll Papst Gregor X. die gesamte Christenheit in 26 Kollektorenbezirke (Kollektoren = Päpstliche Geldeintreiber) aufgeteilt haben, um eine bessere und allumfassende Besteuerung zu ermöglichen. Bisher waren Frankreich und England sowie der Süden des Reiches die Hauptsteuerzahler. Ab 1274 ändert sich dies eben.
Leider kann ich nichts finden als Erwähnungen dieser Aufteilung und geographischen Erweiterung päpstlicher Steuern. Kein Infos dazu welche etwa diese 26 Bezirke waren... dummerweise ist die einzige Monographie im historischen Seminar meiner Uni zu Gregor X. auf Italienisch, und das is bei mir etwas eingerostet.
Kennt sich da jemand vllt etwas aus? Ich hab zB Editionen von den Beschlüssen des 2. Konzils von Lyon gelesen und Sekundäerliteratur zu eben jenem Konzil und den Päpsten vor und nach Gregor X., aber bis auf diese kurze Erwähnung der Tatsache das es so war das man Erhebungsbezirke eingerichtet hat, nichts.
 
Zur Vorbereitung eines neuen Kreuzzugs und Beendigung des Schismas mit der griechischen Kirche berief er bereits am 31.3. 1272 ein allgemeines Konzil auf den 1.5. 1274 ein, das laut Ankündigung vom 13.4. 1273 in Lyon tagen sollte. Am 7.5. 1274 eröffnete G. die - nach römischer Berechnung - 14. allgemeine Synode. Vergeblich bemühte sich G. um die Neubelebung der Kreuzzugsbegeisterung; er erreichte nur die Bewilligung eines Zehnten der kirchlichen Einkünfte auf sechs Jahre für den bevorstehenden Kreuzzug, für den sich auch die Könige von England, Frankreich und Sizilien bereit erklärten, der aber nicht zustande kam.

GREGOR X., Papst
 
Zur Vorbereitung eines neuen Kreuzzugs und Beendigung des Schismas mit der griechischen Kirche berief er bereits am 31.3. 1272 ein allgemeines Konzil auf den 1.5. 1274 ein, das laut Ankündigung vom 13.4. 1273 in Lyon tagen sollte. Am 7.5. 1274 eröffnete G. die - nach römischer Berechnung - 14. allgemeine Synode. Vergeblich bemühte sich G. um die Neubelebung der Kreuzzugsbegeisterung; er erreichte nur die Bewilligung eines Zehnten der kirchlichen Einkünfte auf sechs Jahre für den bevorstehenden Kreuzzug, für den sich auch die Könige von England, Frankreich und Sizilien bereit erklärten, der aber nicht zustande kam.

GREGOR X., Papst

Der Kreuzzug kam nicht zustande, aber der Zehnte wurde eingezogen. Ich krame schon eine Weile in meinem Hirn, welche Stadt/Gemeinde im ehemaligen Bistum Konstanz es ist, die diesem Umstand ihre erste schriftliche Erwähnung verdankt.

Der Kollektor des Bistums Konstanz war dort beim Pfarrer aufgekreuzt, um den Kreuzzugszehnten zu erheben. Der Pfarrer war nicht da, nur der Vikar. Der Vikar musste nun dem Kollektor die jährlichen Einnahmen der Pfarrstelle offenlegen und die Richtigkeit beeiden. Genau ein Zehntel davon wurde dann als Kreuzzugssteuer für besagte Gemeinde festgelegt, die Hälfte davon nahm der Kollektor gleich mit, die andere Hälfte wurde erst später, nach Androhung irgendwelcher Sanktionen durch den Bischof, bezahlt.

Die Zisterzienser von Schöntal hingegen wurden vom Kreuzzugszehnten befreit (aber ich erinnere mich im Augenblick auch nicht daran, wo das steht).

Es müssen (auch nur eine vage Erinnerung in meinem Hinterkopf) beträchtliche Gelder geflossen sein, aber da müsste man bei Martin V. (?) nachsehen, wofür der das Geld dann ausgegeben hat.

:grübel::grübel::fs:

An die Festlegung von genau umrissenen "Bezirken" glaube ich aber nicht so ganz, vielleicht wurden päpstliche Legaten aufgelistet (oder so).
 
Zuletzt bearbeitet:
Noch 20 Jahre später gingen an verschiedene Bischöfe die Aufforderungen den Zahnten von 1274 zu zahlen, ein Kreuzzug kam nicht mehr zu stande stimmt, zu mal das Heilige Land in den kommenden 17 Jahren vollends verloren ging.

Tatsächlich habe ich mehrer Auflistungen von Legaten gefunden die kommen und gehen sollten... allerdings immer mehr als 26, aber alle Literatur ist sich einig das es 26 Bezirke sind, nur leider gibts keine Hinweise auf die Quelle:(.

ZB: Riley-Smith, der "Kreuzzugspapst": "by 1274 Christendom was divided into 26 districts administered by collectors and sub-collectors."

Das mit dem Bistum Konstanz kommt mir auch bekannt vor, war in nem Zeitschriftenartikel in ner Rechtsgeschichtlichen Zeitschrift glaub ich.

Ich weiss nur das nach 1274 eben die ganze Christenheit zahlen sollte und das man im Reich, wie schon zuvor in Frankreich, einen Generalkollektor einbestellt hat. Der hatte das Recht alle Kleriker dazu anzuhalten ihr Vermögen zu schätzen, edie Steuer einzutreiben und zum Papst zu senden. Am Anfang des Kollektorwesens hatten diese noch größere Rechte, zB die Lagerung und die Verteilung zu organisieren, dass viel scheinbar flach.
Außerdem glaube ich das am Anfang die Kollektoren Legaten mit finanziellen Vollmachten waren und später dann normale, ortsansässige Bischöfe die eben nur noch Geldeintreiber und Berichterstatter wurden.
Nur auch hier fehlt mir das rechte Zitat... das ist nur ein Schluss meiner selbst, und als 3. Semester weiss ich nicht ob ich nicht was übersehen hab. Ist zwar nicht soo wichtig, aber trotzdem nur zur Sicherheit:winke:
 
Es gibt einen Aufsatz in der
Zeitschrift der Savigny Stiftung für Rechtsgeschichte: Kanonistische Abteilung, der den Vorgang behandeln könnte:

Peter JOHANEK, Studien zur Überlieferung der Konstitutionen des II. Konzils von Lyon (1274), in: ZRG KA 65, 1979, S. 149
 
Der Kreuzzug kam nicht zustande, aber der Zehnte wurde eingezogen. Ich krame schon eine Weile in meinem Hirn, welche Stadt/Gemeinde im ehemaligen Bistum Konstanz es ist, die diesem Umstand ihre erste schriftliche Erwähnung verdankt.
Das waren etliche.
Der Liber decimationis ist sogar in einer neuen Ausgabe publiziert:
Gerlinde Person-Weber, Der Liber Decimationis des Bistums Konstanz. Freiburg 2001
Liber decimationis - Wikipedia
 
Ah genau, war so genau die Monographie die bei Wiki angegeben ist.

Ja die Savigny Zeitschrift da hab i schon ma durchgeschaut und einen guten Artikel gefunden in dem die Arbeit der Kollektoren beschrieben wird.

Petersen, Stefan: Geld für den Kampf gegen die Ungläubigen? Norddeutsche Widerstände gegen den Lyoner Kreuzzugszehnten 1274 - 1304, in: Savigny Stiftung usw. Kannonistischje Abteilung Bd 86 2000, S. 262 - 319.

Naja, scheint nicht soo wichtig gewesen zu sein wenn es so wenig in der Literatur beachtet wird.
 
Das waren etliche.

Auf die Schnelle zwei gefunden, eins davon Holzgerlingen.

Der erste schriftliche Nachweis für eine Dorfkirche in Holzgerlingen stammt aus dem Jahre 1274. Zur Bestreitung der Kosten eines (letztendlich nicht zustande gekommenen) Kreuzzuges wurden die Ortsgeistlichen von wohlhabenden Pfründen verpflichtet, den Zehnten ihrer Einkünfte an das Bistum Konstanz abzuliefern.​
 
Da gibts ne ganze Monographie

Oerson-weber, Gerlinde: Der Liber decimationis des Bistums Konstanz. Studien, Edition und Kommentar (Forsch. zur Oberreihnischen Landesg. Bd. 44), Freiburg/ München 2001.


Danke für den link aber die Seite hab ich selbst schon in die Favoriten aufgenommen:yes:. Außerdem hab ich die Edition der mitterlalterlichen Konzilien von Wolmuth, Josef mit dt. Übersetzung durchsucht. Naja, vllt les ichs mir mal noch ganz durch, kann sein das ich was übersehen hab.
 
Zurück
Oben