Was ist mit der vandalischen Flotte passiert?

Ich las vor einigen Tagen bei Luis García Moreno, Hª de España Visigoda, dass die Vandalen schon 425 die Balearen plünderten. Das erlaubt Rückschlüsse auf die Übersiedlung von Spanien nach Afrika: Sie hatten schon eine Flotte und eine entsprechende Erfahrung gesammellt.
 
ja aber was für schiffe ? trieren oder ehrer wikingerschiffedas würde mich echt int .? und was ist mit dieser flotte den passiert ? es gab ja keine seeschlacht bei der eroberung von belisar ?
 
Wohl eher Schiffe mediterranen Typs. Bauchige Segelschiffe wie schnittige Galeeren. Ob Biremen, Triremen oder Quadriremen ist wohl nebensächlich.
 
Das ist in der Tat interessant. M.Meinung haben die Vandalen genommen, was verfügbar war, und sind damit umhergeschiffert.
Eigene Schiffe bauen war nicht ihr Ding,
 
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Das Standardwerk zu den Wandalen ist und bleibt Ludwig Schmidt "Geschichte der Wandalen". Daneben hilft bei Fragen zur Völkerwanderung meist auch ein Griff zum Klassiker Felix Dahn "Die Völkerwanderung". Dabei zeigt sich auch die militärische Kompetenz Dahns, der als Reserveoffizier am Deutsch-Französischen Krieg teilgenommen hat. Offiziere mit Einsatzerfahrung sind nun mal die besten Militärhistoriker.

Über die Anfänge der wandalischen Fotte schreibt Schmidt: "Zu ihrer später so gefürchteten Seemacht haben sie (die Wandalen) damals (nach dem Schlachtensieg 422 gegen ein römisches Heer unter Castinus) den Grund gelegt. Dabei bedienten sich die Wandalen anfänglich requirierter römischer Schiffe."

Später müssen die Wandalen selbst Schiffe gebaut haben. Schmidt schreibt: "Daß man unter Hunerich den Schiffsbau nicht vernachlässigt hat, zeigt die Notiz von der Verurteilung katholischer Bischöfe zum Fällen von Holz auf Korsika für die königlichen Werften."

Zu diesen Schiffe schreibt Schmitdt: "Über die Beschaffenheit der Flotte vermögen wir uns kein genaueres Bild zu machen. Was wir sonst über den germanischen Schiffsbau wissen, läßt sich jedenfalls nicht auf die Wandalen anwenden. Die Erzählungen lassen erkennen, daß die Fahrzeuge kleine, leichtgebaute schnelle Kreuzer waren, sie faßten nur je ca. 40 Personen. Wie das Landheer, so konnte also auch die Flotte nur durch ihre große Beweglichkeit wirken. Ihren Erfolg über die byzantinische Flotte im Jahre 468 verdankten die Wandalen der Anwendung von Brandern."

Im Zusammenhang mit der Wandalischen Flotte spricht Dahn von "Schnellseglern", d. h. er kommt zu selben Ergebnis wie Schmidt bezüglich der selbst gebauten wandalischen Kriegsschiffe.

Über das Ende der wandalischen Flotte schreibt Dahn: "Da ein Entrinnen (der Wandalen) zur See nicht befürchtet wurde, scheint auch die Flotte bei Hippo in die Hände der Byzantiner gefallen zu sein." Schmidt kommt diesbezüglich zur selben Schlußfolgerung.

Abschließend kann über die Wandalenflotte folgendermaßen geurteilt werden: Mit der Wandalischen Flotte schuf der gewaltige Geiserich eine höchst effektive Waffe, welche Rom und Byzanz das Fürchten lehrte. Nur dank dieses Machtmittels konnte sich das kleine Wandalenvolk in Afrika gegenüber den Großmächten Rom und Byzanz behaupten. Aus militärischer Sicht ist die Niederlage gegen Belisar darauf zurückzuführen, dass es Gelimer und Tzazo nicht gelang, mit der Flotte die wirkungsvollste Waffe der Wandalen an den Feind zu bringen.

Gneisenau
 
Ich finde es bemerkenswert, dass ein Volk ohne maritime Tradition so schnell gelernt hat - das ging m.E. primär nur durch romanische Besatzungen und Schiffsbaukunst. Seefahren lernt man nicht im Selbststudium.
 
Ich finde es bemerkenswert, dass ein Volk ohne maritime Tradition so schnell gelernt hat - das ging m.E. primär nur durch romanische Besatzungen und Schiffsbaukunst. Seefahren lernt man nicht im Selbststudium.

Das erinnert mich sehr an die Römer, die bis zum Beginn der Punischen Kriege eine ausgesprochene Landmacht waren. Als sie dann erstmals eine nennswerte Kriegsflotte gegen Karthago einsetzten, hatten sie sofort beträchtlichen Erfolg.

Vermutlich haben sie das sowohl im "Selbststudium", als auch von den Puniern, Etruskern und Griechen gelernt.
 
Ich finde es bemerkenswert, dass ein Volk ohne maritime Tradition so schnell gelernt hat - das ging m.E. primär nur durch romanische Besatzungen und Schiffsbaukunst. Seefahren lernt man nicht im Selbststudium.

Muss auch irgendwie anders funktioniert haben (learning by doing?).
257 n. Chr. werden das erste Mal gotische Seeräuber erwähnt. Dann dringen Goten in den Bosporus vor und in Kombination von Flotte und Landheer erzielen sie so einige Erfolge.

268 n. Chr. läuft bereits eine große Flotte von mehren Stützpunkten aus. Mit ihr dringen sie letztlich bis in die Ägäis vor und geteilt in 3 Geschwader operieren sie relativ unabhängig von einander. Die Goten mussten reichlich Lehrgeld bezahlen, lernten aber rasch (Herwig Wolfram).

Nicht viel anders wird es bei den Vandalen gewesen sein.
 
@Ostrogotha: Muss auch irgendwie anders funktioniert haben (learning by doing?).
257 n. Chr. werden das erste Mal gotische Seeräuber erwähnt. Dann dringen Goten in den Bosporus vor und in Kombination von Flotte und Landheer erzielen sie so einige Erfolge.

268 n. Chr. läuft bereits eine große Flotte von mehren Stützpunkten aus. Mit ihr dringen sie letztlich bis in die Ägäis vor und geteilt in 3 Geschwader operieren sie relativ unabhängig von einander. Die Goten mussten reichlich Lehrgeld bezahlen, lernten aber rasch (Herwig Wolfram).

Nicht viel anders wird es bei den Vandalen gewesen sein.

Kann natürlich auch sein. Trotzdem erstaunlich für ein Volk, das generationenlang im tiefsten Binnenland eher auf Pferderücken und Ochsenkarren gesessen hat.
 
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Ich finde es bemerkenswert, dass ein Volk ohne maritime Tradition so schnell gelernt hat ...
Nun ja, wir reden hier über das Mittelmeer, verglichen mit der "echten" Seefahrt auf Nordsee oder Atlantik ist das eher Badewanne.
Große Navitagionskünste waren nicht nötig, man hielt sich überwiegend in Sichtweise des Landes, die Schiffe wurden gerudert, das ist viel leichter zu lernen als segeln.
Und das Kampfstil wird sehr stark von Entern geprägt worden sein, das entspricht der normalen Kriegsweise der Vandalen.

Man vergleiche auch, wie schnell die Römer im ersten punischen Krieg Seekriegsführung gelernt haben.


Am schwierigsten war wohl der Einstieg in die maritime Kriegsführung in der Nelson-Zeit: Hochseenavigation, hochkomplexe Segelmanöver und als Hauptkampfmittel Vorderladergeschütze mit hohem Trainingsaufwand.
 
@R.A.:Nun ja, wir reden hier über das Mittelmeer, verglichen mit der "echten" Seefahrt auf Nordsee oder Atlantik ist das eher Badewanne.

Unterschätze die "Badewannen" Mittelmeer und Ostsee nicht! Anstelle der langen ozeanischen Wellen, die man "abreiten" kann, treten hier u.U. kurze, aber trotzdem hohe Wellen auf, die selbst modernen Schiffen ziemlich zusetzen und ordentlich Kleinholz hinterlassen können. Stichwort: "Estonia" und "Jan Heweliusz", beides Fähren, die 1994 im Sturm auf der Ostsee sanken, mit sehr vielen Opfern.
Ich habe übrigens irgendwo gelesen, dass die antike Mittelmeerschifffahrt im Winterhalbjahr weitgehend ruhte. Trotzdem, Respekt vor König Geiserich und seiner Flotte.

PS: Ich bin selbst oft und lange auf Nord- und Ostsee gefahren.
 
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Ich habe übrigens irgendwo gelesen, dass die antike Mittelmeerschifffahrt im Winterhalbjahr weitgehend ruhte. Trotzdem, Respekt vor König Geiserich und seiner Flotte.
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Hatten wir mE bei der Lepanto-Kampangne.
Das Mittelmeer ist in den stürmischen Jahreszeiten nicht zu unterschätzen, selbst noch für Operationen im WK II.
 
Nun ja, wir reden hier über das Mittelmeer, verglichen mit der "echten" Seefahrt auf Nordsee oder Atlantik ist das eher Badewanne.

Unterschätze die "Badewannen" Mittelmeer und Ostsee nicht! Anstelle der langen ozeanischen Wellen, die man "abreiten" kann, treten hier u.U. kurze, aber trotzdem hohe Wellen auf, die selbst modernen Schiffen ziemlich zusetzen und ordentlich Kleinholz hinterlassen können.

Eigentlich hat balticbirdy ja schon korrigiert, was die Ansicht über die "Badewanne" Mittelmeer angeht. Ich habe schon jede Menge Kreuzfahrten hinter mir und spreche aus Erfahrung. Jeder fürchtet z. B. bei Sturm den Golf von Lyon mit den kurzen heftigen Wellen, die von der Seite kommen und nicht "abgeritten" werden können vom Schiff. Da kann es schon reichlich "Kleinholz" geben und sei es nur, dass Geschirr u. ä. zu Bruch geht. Und Sturm gibt es nicht nur im Winterhalbjahr!

Außerdem ist auch das Mittelmeer groß genug, so dass man sich nicht immer an Landmarken orientieren kann. Wenn man z. B. (um bei heutigen Ortsnamen zu bleiben) von Barcelona nach Algier wollte, schaukelte man garantiert auch nicht erst die gesamte spanische und dann nordafrikanische Küste entlang.

Daher Respekt vor der Seefahrt vor allem in jenen Zeiten.
 
Und das Kampfstil wird sehr stark von Entern geprägt worden sein, das entspricht der normalen Kriegsweise der Vandalen.

Die Wandalen mussten dem Kampf auf offener See ausweichen, da ihre schnellen Kreuzer den größeren römischen / byzantinischen Kriegsschiffen i. S. Kampfkraft deutlich unterlegen waren.

Zu der wandalischen Seekriegsführung hier noch einige militärhistorische Schlussfolgerungen meinerseits, welche sich aus den uns bekannten Forschungsergebnissen ziehen lassen.

1. Die Schiffe der Wandalen
Bei den zunächst verwendeten, von den Römern requirierten Schiffen dürfte es sich um Handelsschiffe, Lastkähne und Fischerboote sowie einigen wenigen Kriegsschiffen gehandelt haben. Damit konnten die Wandalen Raubzüge durchführen und auch den Übergang nach Afrika bewerkstelligen. Eine strategische Seekriegsführung war allerdings ausgeschlossen. Zum Aufbau einer entsprechenden Flotte musste Geiserich einen neuen Schiffstyp entwickeln lassen. Diese Schiffe mussten schnell, beweglich und seetüchtig sein, um den Krieg trotz der zahlenmäßig überlegenen römischen / byzantinischen Seestreitkräfte an die feindlichen Küsten tragen zu können. Die hierfür benötigte maritime Infrastruktur (Werften, Schiffsbauarchitekten, Ingenieure, Facharbeiter) war den Wandalen bei der Einnahme Karthagos in die Hände gefallen.

2. Die Taktik der wandalischen Flottenverbände
Geiserich war sich darüber bewusst, dass die Gründung des Wandalenreiches die beiden Großmächte Rom und Byzanz herausgefordert hatte und entsprechende militärische Reaktionen hervorrufen musste. Den zu erwartenden Angriffen der überlegenen Feinde mussten die Wandalen zuvorkommen. Mithilfe seiner schnellen, beweglichen Flotte konnte Geiserich die Initiative an sich reißen und in die Offensive gehen. Dabei verwendeten seine Flottenverbände die Taktik „hit and run". Plötzlich tauchten Geiserichs Schiffe an den feindlichen Küsten auf und landeten aus Wandalen und / oder Mauren bestehende Marineinfanterieeinheiten. Der örtliche Küstenschutz - sofern ein solcher überhaupt vorhanden war - wurde niedergekämpft und das umliegende Land verheert. Bevor die Abwehr sich organisieren konnte und überlegene feindliche Land- sowie Seestreitkräfte eintrafen, setzten sich die wandalischen Flottenverbände wieder ab.

3. Die Seestrategie der Wandalen
Die einzelnen Angriffe waren Teile einer wohl überlegten strategischen Seekriegsführung. Dabei ging es darum, die römischen / byzantinischen Streitkräfte zu beschäftigen und an deren eigenen Küsten zu binden. Gleichzeitig sollte durch die Verheerung des Feindeslandes die Anerkennung des afrikanischen Wandalenreiches durch Rom und Byzanz erzwungen werden. Im Rahmen dieser Strategie wurde Sizilien verheert und die Getreidezufuhr nach Rom unterbrochen. Später wurde die Insel sogar besetzt. Damit wurde Rom die nach dem Verlust Afrikas wichtigste noch verbliebene Kornkammer genommen. Dies ermöglichte Geiserich, einen enormen politischen Druck auf Rom auszuüben und die Anerkennung seiner Forderungen zu erzwingen. Dank der erfolgreichen Strategie zur See konnte das Wandalenreich gesichert und erweitert werden.

4. Kämpfe zur See
Die wandalischen Kreuzer mussten einer offenen Seeschlacht mit den römischen / byzantinischen Schlachtkreuzern (Liburnen) ausweichen. Die feindlichen Kriegsschiffe konnten mit ihrer schweren bzw. mittleren Artillerie (Katapulte) die wandalischen Schnellsegler bereits auf große Distanz bekämpfen. Bei Angriffen auf feindliche Kriegsschiffe wären die Wandalenkreuzer zudem in den Wirkungsbereich der schnell feuernden leichten Artillerie (Bogenschützen) des Gegners gekommen. Etwaige Versuche, von den nieder gebauten wandalischen Schnellseglern aus die höher gebauten feindlichen Kriegsschiffe zu entern, hätte in einer offenen Seeschlacht wenig Aussicht auf Erfolg gehabt. Die Bekämpfung feindlicher Flottenverbände musste somit durch Überraschungsangriffe erfolgen. So überfielen im Jahre 460 die wandalischen Kreuzer bei Morgengrauen die römische Flotte bei dem heutigen Elche in Spanien und bereiteten ihr ein antikes „Pearl Harbour". Im Jahre 468 ging an der afrikanischen Küste beim heutigen Kap Bon eine byzantinische/römische Flotte mit 1.100 Schiffen und über 100.000 Mann vor Anker. Bei Nacht schickten die Wandalen Brander gegen die dicht gedrängt beieinander liegenden feindlichen Kriegsschiffe. Zahlreiche Schiffe gingen in Flammen auf, in der daraufhin entstehenden Verwirrung gelang es den Wandalen, weitere feindliche Schiffe zu nehmen bzw. zu versenken.


Gneisenau
 
Die Wandalen mussten dem Kampf auf offener See ausweichen, da ihre schnellen Kreuzer den größeren römischen / byzantinischen Kriegsschiffen i. S. Kampfkraft deutlich unterlegen waren.

Der von Dir genannte Punkt könnte ein weiteres Argument sein, warum Thrasamund seinem Schwager Theoderich nicht mit seiner Flotte zur Hilfe kam, als dieser per Gesandtschaft darum bat. 507 n. Chr. griffen byzantinische Schiffe die kalabrische Küste, also das Ostgotenreich an.
3 Jahre herrschte auf die Weise offener Krieg. Ein wahrscheinlich von Byzanz bewußt gewählter Zeitpunkt, da die ostgotischen Streitkräfte anderweitig gebunden waren (Gallien, Burgunderreich).

Hatte Thrasamund, außer dass er nicht wollte, dass sein Schwager allzu mächtig wurde, ganz einfach Bedenken, der byzantinischen Flotte gewachsen zu sein?
 
Der von Dir genannte Punkt könnte ein weiteres Argument sein, warum Thrasamund seinem Schwager Theoderich nicht mit seiner Flotte zur Hilfe kam, als dieser per Gesandtschaft darum bat. 507 n. Chr. griffen byzantinische Schiffe die kalabrische Küste, also das Ostgotenreich an.
3 Jahre herrschte auf die Weise offener Krieg. Ein wahrscheinlich von Byzanz bewußt gewählter Zeitpunkt, da die ostgotischen Streitkräfte anderweitig gebunden waren (Gallien, Burgunderreich).

Hatte Thrasamund, außer dass er nicht wollte, dass sein Schwager allzu mächtig wurde, ganz einfach Bedenken, der byzantinischen Flotte gewachsen zu sein?


Nein.

Da die byzantinischen Streitkräfte zumindest teilweise im Kampf mit den Ostgoten gebunden waren, hätte die Wandalenflotte verheerende Angriffe auf Byzanz durchführen können.

Schmidt schreibt dazu: "Obwohl von Theoderich durch einen Gesandten aufgefordert, seine Bündnispflicht zu erfüllen, tat Thrasamund nichts. ..... Man möchte vermuten, dass damals ein geheimer, gegen das Ostgotenreich geschlossener Vertrag zwischen Kaiser Anastasius und König Thrasamund abgeschlossen worden sei."

Betrachtet man die damalige Lage und Thrasamunds weiteres Verhalten, wird man Schmidt zustimmen müssen. Schwerlich hätte Byzanz einen Angriff auf Italien unternommen, hätte es in diesem Fall mit dem Eingreifen der Wandalenflotte rechnen müssen. Beachten müssen wir auch, dass Thrasamund den von Theoderich dem Großen in Spanien davongejagten Gesalich bei sich aufgenommen hat.

Möglich scheint daher sogar eine Allianz zwischen dem Franken Chlodovech, dem Byzantiner Anastasius, dem Westgoten Gesalech und dem Wandalen Thrasamund. Allerdings endete Thrasamunds Teilnahme an diesem Abenteuer bereits im Jahre 511 mit einer Entschuldigung an Theorderich. Thrasamund scheint gerade noch rechtzeitig erkannt zu haben, dass Wandalen, Westgoten und Ostgoten notwendig Verbündete sein mußten, wenn sie gegen Byzanz bestehen wollten.

Gneisenau
 
Nein.

Da die byzantinischen Streitkräfte zumindest teilweise im Kampf mit den Ostgoten gebunden waren, hätte die Wandalenflotte verheerende Angriffe auf Byzanz durchführen können.

Schmidt schreibt dazu: "Obwohl von Theoderich durch einen Gesandten aufgefordert, seine Bündnispflicht zu erfüllen, tat Thrasamund nichts. ..... Man möchte vermuten, dass damals ein geheimer, gegen das Ostgotenreich geschlossener Vertrag zwischen Kaiser Anastasius und König Thrasamund abgeschlossen worden sei."
....

Ein Angriff auf Byzanz wäre nicht so einfach gewesen wie auf Rom unter Geiserich. Die Lage der Stadt ist ein völlig andere. Natürlich ist eine Vermutung zu einem geheimen Stillhalteabkommen nicht von der Hand zu weisen; evtl. könnten die Vandalen aber auch noch ein wenig nachtragend gewesen sein, was Sizilien angeht. Theoderich hatte die Rückgewinnung durch diese 491 n. Chr. vereitelt. Die Vandalen fühlten sich nicht mehr an den Vertrag mit Odoaker gebunden, als die Goten siegten. Seiner Schwester Amalafreda gab Theoderich allerdings das westsizilianische Gebiet um Lilybaeum mit in die Ehe.

Theoderich nahm die schriftliche Entschuldigung Thrasamunds an, das Gold wies er zurück.

Jahre später, nach dem Tod Thrasamunds und der Ermordung Amalafredas durch Hilderich, der byzanz-freundliche Politik betrieb, ließ Theoderich eine Flotte von 1000 Schiffen auf Kiel legen, um Rache für den Mord zu nehmen. Diese Flotte lief nie aus, der Tod ereilte den Ostgotenkönig zuvor. Ist die Frage: war die Vandalenflotte vielleicht gar nicht mehr so stark, so gefürchtet? Theoderich muss sich dahingehend gewachsen gefühlt haben.
 
Ein Angriff auf Byzanz wäre nicht so einfach gewesen wie auf Rom unter Geiserich. Die Lage der Stadt ist ein völlig andere.

Keine Frage. Von mir gemeint waren Angriffe auf das byzantinische Reich. Angesichts der ausgedehnten Küsten hätten die Wandalen genügend „weiche Stellen“ gefunden, an denen sie die alterprobte Taktik „hit and run“ hätten anwenden können.

Die Politik Hilderichs bezeichnet Dahn als "blindeste Torheit." Denn nur im Bündnis mit den Ostgoten hätten die Wandalen den Feinden - Byzanz und den Mauren - wenigstens noch eine Zeitlang widerstehen können.

Schmidt und Dahn gehen davon aus, dass die wandalische Flotte unter Hilderich nicht mehr die zahlenmäßige Stärke besaß wie zu Geiserichs Zeiten. Hinzu kam noch, dass die kriegerischen Eigenschaften der Wandalen durch das üppige Leben in Afrika gelitten hatten. Dies bedeutet, dass die wandalischen Streitkräfte insgesamt nicht mehr über die Quantität und Qualität früherer Tage verfügten. Dies ist Theoderich sicher nicht verborgen geblieben. Allerdings wirkte die wandalische Flotte alleine schon durch den Mythos, welchen sie seit Geiserich umgab. Jedenfalls wird später von den antiken Schreibern im Zusammenhang mit dem Feldzug Belisars darauf hingewiesen, welche Furcht allgemein vor der wandalischen Flotte herrschte. Demzufolge urteilt Dahn. "Allein Hof und Heer scheuten das Abenteuer, man fürchtete die Seemacht der Wandalen." Schmidt schreibt dazu: "Die Soldaten Belisars erklärten offen, dass sie nur zu Lande kämpfen würden, bei einem feindlichen Angriff zur See aber sofort die Flucht ergreifen würden."

Wahrscheinlich wird davon auszugehen sein, dass Theoderich mit dem geplanten Feldzug nicht das Wandalenreich zerstören, sondern König Hilderich absetzen und zur Rechenschaft ziehen wollte. Anschließend hätte Theoderich einen gotenfreundlichen Asdingen auf den Thron gesetzt. Hierbei konnte Theoderich hoffen, von der byzanzfeindlichen Partei unter den Wandalen unterstützt zu werden. In diesem Fall konnte Theoderich damit rechnen, dass Teile der wandalischen Streitkräfte zu ihm übergelaufen wären. Die Politik Hilderichs war in seinem eigenen Volk bekanntlich äußerst umstritten, der König selbst unbeliebt. Eine Vernichtung des Wandalenreiches kann meiner persönlichen Einschätzung nach nicht im Sinne des großen Theoderich gewesen sein.

Gneisenau
 
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Schmidt und Dahn gehen davon aus, dass die wandalische Flotte unter Hilderich nicht mehr die zahlenmäßige Stärke besaß wie zu Geiserichs Zeiten.
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Allerdings wirkte die wandalische Flotte alleine schon durch den Mythos, welchen sie seit Geiserich umgab. Jedenfalls wird später von den antiken Schreibern im Zusammenhang mit dem Feldzug Belisars darauf hingewiesen, welche Furcht allgemein vor der wandalischen Flotte herrschte.

@Flottenstärke
Das war ja meine Überlegung, die ich, ohne nachzulesen, als Frage gesetzt hatte. Dann lag ich damit nicht falsch.

@Mythos
Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, hatte sich Theoderich Strabo, als er zum Heermeister ernannt wurde, ausbedungen nicht gegen die Vandalen kämpfen zu müssen.
(Korrigiert mich, wenn ich damit falsch liege, ich finde momentan die Stelle nicht wieder; in irgendeinem Buch meine ich es gelesen zu haben)

An die Absicht Theoderichs, das Vandalenreich zu zerstören glaube ich auch nicht. Er brauchte ein südliches Gleichgewicht gegen Byzanz; daher auch seine Heiratspolitik. Aber .... alles weitere dazu würde in den Ostgoten-Thread gehören.
 
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