Wenn man die Germanen mit aufnimmt, versucht man wohl die Vergangenheit im Gebiet des heutigen Deutschlands nachzuzeichnen,
Jein.
Natürlich ist die territoriale Komponente wichtig, aber da kann es ja durchaus Veränderungen geben.
Siehe z. B. mittelalterliche Ostsiedlung und umgekehrt die moderne Vertreibung: Pommern oder Schlesien waren über Jahrhunderte eindeutig deutsch, waren es aber vorher nicht und sind es heute nicht mehr.
Es gibt eben kein allgemein gültiges Muster, wie man historische Beschreibungsobjekte abzugrenzen hat. Mal ist das regionale dominant, mal das ethnische, mal das sprachlich-kulturelle.
Eine Geschichte Ägyptens wird wohl immer mit den Pyramidenbauern anfangen, die Geographie des Niltals dominiert eindeutig, und letztlich auch das ethnische: Die heutige Bevölkerung Ägyptens besteht trotz der vielen Eroberungen und sprachlichen, kulturellen und religiösen Umbrüche in Mehrheit wohl immer noch aus den Nachkommen der Menschen, die dort vor 4000 Jahren gelebt haben.
Bei einer Geschichte der Türken dagegen wird das ethnische dominieren. Man fängt in Zentralasien an, beschreibt ihre Westwanderung, die Eroberung Anatoliens und dann das osmanische Reich etc.
Daß auf dem Gebiet der heutigen Türkei einmal ganz andere Völker und Kulturen vorhanden waren, ist da eher von anekdotischem Interesse. Auch wenn die Osmanen einiges an byzantinischen Ideen weitergeführt haben - in ihrer Mehrheit haben die heutigen Türken eben nicht viel mit früheren Einwohnern Anatoliens zu tun.
Wenn man sich solche und andere Beispiele anschaut, dann finde ich es mehr als naheliegend, die deutsche Geschichte mit den in Mitteleuropa lebenden germanischen Stämmen zu beginnen.
Auch wenn der Begriff "deutsch" oder "Deutschland" erst viel später auftaucht - es gibt nunmal eine durchgängige kulturelle und sprachliche Traditionslinie von den ersten bekannten germanischen Stämmen in Mitteleuropa bis zum heutigen Deutschland.
Man kann sogar sagen, daß sich hier sogar eine verblüffend klare Kontinuität findet (zumindestens für die Gebiete außerhalb des Limes), außer der Christianisierung hat es keinen grundlegenden kulturellen Wandel gegeben, bei allen graduellen Änderungen redet wir eigentlich immer noch dieselbe Sprache wie unsere Vorfahren vor 2000-3000 Jahren.
Wobei dieses -3000 natürlich völlig gegriffen ist, weil wir nichts genaues über die Geschichte der germanischen Stämme vor ihrem Kontakt mit den Römern wissen.
Insofern:
wobei es dann sehr verwunderlich ist, dass man nicht noch versucht die Himmelsscheibe mitreinzubringen.
Die könnte reingehören - man weiß es nur nicht.
Die Germanen werden nicht drei Wochen vor Casär in Mitteleuropa aufgetaucht sein. Aber wie lange vorher sie schon in dieser sprachlichen/kulturellen Form ansässig waren, ist halt unbekannt.