Lit Tipp: SS-Roman in FAZ

Scarlett

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Heute stolperte ich über eine Buchvorstellung in FAZ, die reichlich interessant ist und in Frankreich schon für Diskussionen sorgte - und man von dort aus interessiert auf Deutschland blickt und die Reaktionen gespannt abwartet.

"Jonathan Littells Roman "Die Wohlgesinnten" erscheint Ende Februar in deutscher Sprache. 1381 Seiten, geschrieben aus der Perspektive eines SS-Obersturmführers, der als Mitglied des Sonderkommandos 4a und des Reichssicherheitshauptamts zwischen 1941 und 1945 an der Planung des Holocaust beteiligt ist, ihn perfektioniert, umsetzt und ausführt."

Es wurde gar eine Extraseite hierfür mit weiterführenden Informationen eingerichtet.
Startseite - Jonathan Littell "Die Wohlgesinnten" - Reading Room - FAZ.NET
 
Heute stolperte ich über eine Buchvorstellung in FAZ, die reichlich interessant ist und in Frankreich schon für Diskussionen sorgte - und man von dort aus interessiert auf Deutschland blickt und die Reaktionen gespannt abwartet.

"Jonathan Littells Roman "Die Wohlgesinnten" erscheint Ende Februar in deutscher Sprache. 1381 Seiten, geschrieben aus der Perspektive eines SS-Obersturmführers, der als Mitglied des Sonderkommandos 4a und des Reichssicherheitshauptamts zwischen 1941 und 1945 an der Planung des Holocaust beteiligt ist, ihn perfektioniert, umsetzt und ausführt."

Es wurde gar eine Extraseite hierfür mit weiterführenden Informationen eingerichtet.
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Jonathan Littell schreibt aus seiner Sicht, "die Sicht eines SS-Obersturmführers".
Historisch ohne Bedeutung.
 
Romane sind grundsätzlich fragwürdig, was ihre historische Bedeutung angeht, denn:

Ein Roman ist IMMER Fiktion. Ein Roman, egal, von wem oder über wen er geschrieben wurde besteht immer aus mehreren Schichten, die die Fiktion voraussetzen.

Der Autor schreibt für ein imaginäres Publikum. Immer. Sonst müsste er ja keinen Roman schreiben, wenn ihn niemand lesen soll.

Die Figur, die in dem Roman die Handlung erlebt und ggf. selbst beschreibt tut dies auch für einen imaginären Zuhörer (damit ist nicht !!! der tatsächliche Leser gemeint).

Soviel zur Literaturtheorie. Ein Roman reflektiert nur die Eindrücke und Gedanken des Autors... ist aber trotzdem an ein imaginäres Publikum gerichtet.

Beispiel: Marianne Wintersteiner schreibt historische Romane, die wie eine Biographie wirken sollen... sind es aber nicht. Viele der dargelegten Fakten mögen historisch korrekt sein, das heißt aber nicht, dass nicht der Rest des Romans erfunden ist. Künstlerische Freiheit nennt sich das.

Den "historischen Wert" bzw. die "historische Bedeutung" bekommt ein Werk zudem erst im Nachhinein...

Entweder Literaturgeschichtlich, was sich auf die Erzähltechnik oder Thematik beziehen könnte, z.b. dass in unserer Zeit viele Bücher über die NS-Zeit geschrieben wurden, und dann ist genau dieser Roman der Anfang dieser Entwicklung und hat somit literaturhistorischen Wert.

Oder wenn in 300 Jahren jemand eine Erstausgabe dieses Romans findet, dann hat dieser Roman historischen Wert, als Quelle für z.B. Lesegewohnheiten in unserer Zeit und unsere Lesekultur.

Verstehst du in etwa, worauf ich hinaus möchte?

Der Roman mag wichtige historische Aspekte in einem neuen Licht beleuchten, historischen Wert/Bedeutung hat er aber (noch) nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
FoxP2gen, ich kann Deinen Standpunkt nachvollziehen, bin hier aber leicht anderer Meinung.
Ich gehe davon aus, dass ein Roman immer mit einer gewissen Intention geschrieben wird und dass es nicht immer eine Rolle spielt, ob das Werk aufgrund seines fiktiven Charakters für Historiker nur begrenzten Wert hat.

Für mich ist in diesem Fall wichtig, wie das tatsächliche Publikum reagiert und was das über den Stand der Vergangenheitsbewältigung aussagt, verstehst Du? Die Diskussionen, die es auslöst, und vor allem wie sie geführt werden.
Darin liegt für mich der grosse Wert solcher Bücher, Serien und Filme.
Beispiele wären etwa die US-Serie "Holocaust" (wo die Zuschauerreaktionen ja sehr heftig waren) oder "Schindler's Liste" ......

Joachim C Fest warf der Historikerzunft etwa vor, ihre Aufgabe der kommunikativen Vermittlung ihrer wissenschaftlichen Ergebnisse weitestgehend versagt zu haben, weshalb als "Soap Opera's" wie etwa "Holocaust" offensichtlich eine Ebene gefunden haben, das Grauen des Holocaust zumindest im Ansatz nachvollziehen zu können -
und das würde ich nicht als geringes Verdienst einstufen.
 
In der Zeit von dieser Woche stehen drei Artikel zu diesem Roman (S. 51 - 53): die ersten beiden von Irisch Radisch und Harald Welzer verreißen den Roman. Radisch schriebt von "widerwärtigem Kitsch" - Welzer davon, dass der Roman die Diskussion um Jahrzehnte zurückwirft. Weniger über den Roman, als vielmehr über seine französischen Kritiker, die ihn teils hochgelobt haben schreibt Klaus Harprecht.
 
In der Zeit von dieser Woche stehen drei Artikel zu diesem Roman (S. 51 - 53): die ersten beiden von Irisch Radisch und Harald Welzer verreißen den Roman. Radisch schriebt von "widerwärtigem Kitsch" - Welzer davon, dass der Roman die Diskussion um Jahrzehnte zurückwirft. Weniger über den Roman, als vielmehr über seine französischen Kritiker, die ihn teils hochgelobt haben schreibt Klaus Harprecht.

Danke für den Hinweis, ich schau' gleich mal nach. :)
 
Ich verstehe schon, was du meinst, nur bin ich immer sehr skeptisch, was Romane und , wie du es nennst, Vergangenheitsbewältigung geht.

Wie gesagt, handelt es sich bei einem Roman, anders als bei einer Biographie, IMMER um Fiktion. Und deshalb wäre ich da sehr vorsichtig...

Ich verstehe, was du meinst, jedoch ist für mich ein derartiger Roman etwas, was ich gut oder schlecht finden kann, vom Inhalt her und vom Wahrheitsgehalt. Ich kann ihn nach Technik bewerten.

Aber ihn zur Vergangenheitsbewältigung herzunehmen... ich weiß nicht. Ich kann mir die Reaktionen der Leser ansehen und feststellen, dass sie den Roman gut oder schlecht auffassen... aber sagt das etwas über den tatsächlichen Stand der Vergangenheitsbewältigung aussagen? Wenn sich jetzt jemand hinstellt und "Skandal" schreit und es als eine "Unmöglichkeit" betrachtet, so einen Roman zu verfassen... dann vielleicht. Dann sollte ich mich fragen, warum derjenige damit nicht umgehen kann. Aber generell... Ich kann mich einfach nicht so ganz damit anfreunden, einfach WEIL der Roman als Medium die Fiktion zur Natur hat. Aber vielleicht hab ich da einen zu verkorksten Blickwinkel. :)
 
Ist ein Roman nur von historischer Bedeutung, wenn er auf Dokumenten und ähnlichem beruht?

Die persönliche Sichtweise eines SS-Mannes wird nirgends durch Dokumente belegt.
Hier saugt sich ein Autor was aus den Fingern, wie ein Autor die Geschichte Kleopatras nacherzählt, was sie denkt, was sie fühlt usw.

Romane sind immer der Phantasie des Autors ausgesetzt. Und somit Unterhaltungsliteratur.
 
Die persönliche Sichtweise eines SS-Mannes wird nirgends durch Dokumente belegt.
Hier saugt sich ein Autor was aus den Fingern, wie ein Autor die Geschichte Kleopatras nacherzählt, was sie denkt, was sie fühlt usw.

Romane sind immer der Phantasie des Autors ausgesetzt. Und somit Unterhaltungsliteratur.


DANKE! Genau das wollte ich sagen. Wie schön, dass es Menschen gibt, die sich besser ausdrücken können als ich :)
 
Ich verstehe schon, was du meinst, nur bin ich immer sehr skeptisch, was Romane und , wie du es nennst, Vergangenheitsbewältigung geht.

Wie gesagt, handelt es sich bei einem Roman, anders als bei einer Biographie, IMMER um Fiktion. Und deshalb wäre ich da sehr vorsichtig...

Ich verstehe, was du meinst, jedoch ist für mich ein derartiger Roman etwas, was ich gut oder schlecht finden kann, vom Inhalt her und vom Wahrheitsgehalt. Ich kann ihn nach Technik bewerten.

Aber ihn zur Vergangenheitsbewältigung herzunehmen... ich weiß nicht. Ich kann mir die Reaktionen der Leser ansehen und feststellen, dass sie den Roman gut oder schlecht auffassen... aber sagt das etwas über den tatsächlichen Stand der Vergangenheitsbewältigung aussagen? Wenn sich jetzt jemand hinstellt und "Skandal" schreit und es als eine "Unmöglichkeit" betrachtet, so einen Roman zu verfassen... dann vielleicht. Dann sollte ich mich fragen, warum derjenige damit nicht umgehen kann. Aber generell... Ich kann mich einfach nicht so ganz damit anfreunden, einfach WEIL der Roman als Medium die Fiktion zur Natur hat. Aber vielleicht hab ich da einen zu verkorksten Blickwinkel. :)

Nein, Du hast einfach nur eine andere Meinung .. just fine. ;)

Ich betrachte solche provokativen Ansaetze, und als solche betrachte ich den Roman, als hochinteressant im Bezug auf die Reaktionen, die sie ausloesen..
Kann man ueber die NS-Zeit schreiben was man will und zu jeder Zeit? Warum treffen bestimmte Sachen, zu bestimmten Zeiten einen bestimmten Nerv und veranlassen ueber den Tellerrand der Fiktion hinaus zu einer Reflektion historischer Sachverhalte?
Finde ich ganz spannnend und ob der Stein des Anstosses dabei fuer fiktiven Charakter hat, spielt fuer mich keine grosse Rolle.
 
Die persönliche Sichtweise eines SS-Mannes wird nirgends durch Dokumente belegt.

Ich denke mal, Du meinst dies Romanintern. Das sehen die Kritiker anders: Der Autor hat offensichtlich sehr intensiv recherchiert, kennt jedes Detail des Vernichtungskrieges, hat also vermutlich auch Erinnerungen, Aussagen etc. von SS-Graden und Einsatzgruppen gelesen.
 
Ich denke mal, Du meinst dies Romanintern. Das sehen die Kritiker anders: Der Autor hat offensichtlich sehr intensiv recherchiert, kennt jedes Detail des Vernichtungskrieges, hat also vermutlich auch Erinnerungen, Aussagen etc. von SS-Graden und Einsatzgruppen gelesen.

Dann hat er die vielen verschiedenen "Erinnerungen" und "Aussagen" in eine Person komprimiert.
 
Dann hat er die vielen verschiedenen "Erinnerungen" und "Aussagen" in eine Person komprimiert.


Und somit eine Person geschaffen, die nie existiert hat und diese Dinge nicht selbst erlebt hat und somit wieder fiktiven Charakter hat... :still:

Alle Recherche - egal, wie gut - für einen Roman, endet in fiktiven Charakteren und Ereignissen... Somit bleibe ich bei meiner Meinung, s.o. ...

Hirstorische Bedeutung bekommt der Roman erst im Nachhinein.

(OT Es wird ohnehin zu schnell mit den Begriffen "historischer Moment" "Historischer Wert" etc. um sich geworfen... ich denke da nur an die "Jahrhundertflut" usw... ;) )
 
Historischer Kontext von Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Hallo,
ich möchte hier dieses älteres Thema aufgreifen, welches meiner Meinung nach, noch diskussionswürdig ist.
Die Wohlgesinnten ? Wikipedia
Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten, Berlin Verlag 2008 ISBN 978-3-8270-0738-4
Der Roman, von dem ich jetzt ca. 100 Seiten gelesen habe, ist tatsächlich voller überharter Realitätstreue.
Der Protagonist Dr. Aue ist mit einer Einsatzgruppe in den Gebieten der besetzten UdSSR unterwegs und beschreibt in extrem drastischen Schilderungen vom Genozid im Einflussbereich der Heeresgruppe Süd (von Reichenau).
Littell hält sich wie es aussieht weitgehend an die geschichtlichen Fakten:

(1) Massaker von Lutzk
WP (Luzk ? Wikipedia): Ende Juni 1941 – kurz nach Beginn des deutsch-sowjetischen Krieges – nahm die deutsche Wehrmacht Luzk ein. Siehe hierzu Panzerschlacht bei Dubno-Luzk-Riwne.
In der Burg fanden die Deutschen Opfer eines Massakers des NKWD vor. Daraufhin kam es zu einem ersten, von den Deutschen begünstigten Pogrom ukrainischer Nationalisten gegen die jüdischen Einwohner der Stadt. Am 2. Juli 1941 erschoss dann das Sonderkommando 4a der Einsatzgruppe C unter Führung von Paul Blobel 1.160 männliche Juden zwischen 16 und 60 Jahren. Die verbliebenen jüdischen Bewohner der Stadt wurden in ein Ghetto umgesiedelt und später beim in der Nähe der Stadt gelegenen Polankahügel ermordet.

(2) Beschrieben wird weiterhin ein namenloses Massaker irgendwo in der Ukraine.

(3) Progrome in Lemberg
WP (Lemberg ? Wikipedia) In den Jahren 1939 bis 1941 wurde Lemberg nach der auf Grund des Hitler-Stalin-Pakts erfolgten sowjetischen Besetzung Ostpolens 1939 in die Ukrainische Sowjetrepublik eingegliedert. Wie überall in der UdSSR wurde auch Lemberg der Zwangskollektivierung unterzogen. 1941 wurde Lemberg durch Hitlers Überfall auf die Sowjetunion Teil des deutschen Generalgouvernements und fungierte nun als Hauptstadt des Distrikts Galizien. Kreishauptmann und damit oberster ziviler Herrscher in Lemberg war der Krefelder Joachim Freiherr von der Leyen. Fast alle jüdischen Lemberger wurden ermordet, unter anderem im von den Nationalsozialisten eingerichteten Ghetto Lemberg, im städtischen Zwangsarbeitslager Lemberg-Janowska und im Vernichtungslager Belzec. Unter den zerstörten Synagogen befand sich Beit Chasidim, die älteste der Stadt. Insgesamt wurden in Lemberg und der Lemberger Umgebung während der Zeit des Nationalsozialismus ca. 540.000 Menschen in Konzentrations- und Gefangenenlagern umgebracht, davon 400.000 Juden, darunter ca. 130.000 Lemberger. Die restlichen 140.000 waren russische Gefangene. Dazu kam der brutale NS-Terror gegen die polnische Bevölkerung wie beispielsweise die Ermordung von 25 polnischen Professoren in der Zeit vom 3. bis 5. Juli 1941. Diese Gräueltaten wurden von der vorher schon im Generalgouvernement aktiven Einsatzgruppe z.b.V. (Zur besonderen Verfügung) unter dem damaligen SS-Oberführer Karl Eberhard Schöngarth anhand vorgefertigter Listen mit Namen und Adressen durchgeführt und fanden unter aktiver Teilnahme der ukrainischen Nationalisten, unter anderem des ukrainischen Bataillons Nachtigall, statt.
SD und Einsatzgruppen, stacheln neben eigenen Exekutionen die Ukrainer zum Völkermord an und werden Zeuge, wie es zu barbarischen Progromen kommt. Teilweise sind die Schilderungen nur sehr schwer zu ertragen.

Diese Bilder könnten Littell als Vorlage gedient haben:
Google-Ergebnis für http://1.bp.blogspot.com/_31F6IxC_GsQ/TL80lxjIigI/AAAAAAAAAqM/J7RjfBK9098/s1600/lviv6.jpg

Zur Handlung:
25. Juni 1941 Dr. Aue von der SS-Schule Pretsch trifft in Sokal b. Lemberg ein
28. Juni 1941 SS-Obergruppenführer F. Jeckeln erklärt die Aufgaben der Einsatzgruppe
29. Juni 1941 Aufbruch nach Luzk
30. Juni 1941 Hinrichtungen in Luzk
2. Juli 1941 Aue reist nach Lemberg
11. Juni 1941 Umbenennung zur Einsatzgruppe C
September 1941 Babi Yar ….

Gruss,
Bernd
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessant an dem Buch sind m.E. nicht die historischen Details.

Interessant ist vielmehr die prägnante Darstellung der Motivation der SS-Führungsschicht. Damit meine ich nicht die Gaskammerschubser vom Typ Demjanjuk und auch nicht die alten Nazis vom Schlag Eicke.

In all den Wälzern, von Kogon bis Browning, hab ich nie eine Antwort auf die Frage gefunden, was ich selbst als zielstrebiger, karriereorientierter Akademiker in den dunklen Jahren gemacht hätte.

Littell hat mir eine furchtbare Alternative aufgezeigt: Karriere bei der SS.

Warum auch nicht? Schicke Uniformen, schicke Autos mit Chauffeur, immer wichtig, nach ein paar Jahren gute Verbindungen in Wirtschaft und Staat.

An Massenmorde gewöhnt sich eine nüchterne Führungskraft wahrscheinlich genau so schnell wie an Massenentlassungen. Eine gewissen Härte wird auch heute von Führungskräften erwartet. "1000 Leichen auf einem Haufen gesehen und dabei anständig geblieben zu sein...."" kommt so ähnlich von Himmler. Streiche "Leichen", setze "Entlassungen": das kannst du jeden Tag im Wirtschaftsteil lesen

Die Entwicklung, die Aue und die SS hinter sich bringen, zeigt Littell sehr schön auf:

- zuerst sitzen die Judenerschiesser nach ihrem Poleneinsatz selbst in der SS-Kantine noch ganz am Rand
- dann ist klar, ohne ein bisschen Genozid wird es nichts mit der Karriere. Aue und Konsorten rutschen in den Fokus
- und am Ende kommt es zu den bizarrsten Szenen: in der SS wird gestritten ob "Bergjuden" Juden seien, und damit karrierewirksam ermordet werden können, oder halt nicht.

Frag irgend einen Mackie, Berger oder BC: die werden dir beim Bier alle sagen, daß sie schon mal das arme Pförtnerschwein auf die Entlassungsliste gestellt haben. Trotz aller Schwüre bei der Einstellung, das nie zu tun. Manchmal reicht halt die Quote nicht.

Ich hab mal eine ganz harte Consultant-Bunch erlebt, die die "Freizusetzenden" intern Chewbakkas nannte: "Jews" durften sie nicht sagen..

Der langen Rede kurzer Sinn: "Die Wohlgesinnten" sind ein Buch für Betriebswirte, nicht für Historiker.
 
Moin Steffen,
so gesehen ist das natürlich eine vollkommen neue Perspektive.
Genau das ist ja auch das Leitmotiv bzw. Kernaussage Littells: Ich bin einer von Euch. Nicht mehr und nicht weniger.
Die widerwärtigen Scheusslichkeiten werden von den Ukrainern begangen. Die SS, die nüchtern kalkuliert, hält sich vornehm im Hintergrund.

Die Banalität der Massentötungen kommen im TV Film Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss (Holocaust ? Die Geschichte der Familie Weiss ? Wikipedia) in einem Gespräch zwischen Erik Dorf und Paul Blobel während des Massakers von Babyn Jar zum Ausdruck.
(HOLOCAUST - Teil 2 - YouTube ab 0:34)

Um die Motivation der Täter zu verstehen, müsste man sich in den Einsatzgruppen-Prozess (Einsatzgruppen-Prozess ? Wikipedia) und die Personalien Blobel, Ohlendorf, Naumann, Braune, Haensch, von Radetzky, etc. einlesen. Figuren, die auch bei Littell vorkommen und agieren, einlesen.
Gruss,
Bernd
 
Zuletzt bearbeitet:
oder Werner Best. den finde ich absolut faszinierend. Vor allem, wie er die Volte vom enthusiastischen Nazi-Vordenker zum was eigentlich?? geschafft hat.

Sehr guter Wiki-Artikel, unbedingt mal lesen
 
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