Die Fürstentümer Reuß ä.L. und Reuß j.L.

geschichtsfan07

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Von den Ministerialen zu den Reichsfürsten

Die reußischen Grafen und späteren Reichsfürsten gehen auf die Plauener Vögte zurück, welche mit den Geraer und Weidaer Vögten verwand waren. Sie gehen auf Heinrich den Reichen (1150-1209) zurück.
Der Stammvater der ursprünglichen Ministerialengeschlechtes war Erkenbert „de Wyda“ (von Weida), der Großvater Heinrich des Reichen. Erstmals wurde Erkenbert 1122 in einer Urkunde als Ministerialer erwähnt.
Lange habe ich mir selbst die Frage gestellt, warum Heinrich II., der Reiche die Tante des Stauferkaisers Heinrich VI. heiraten durfte, obwohl er „nur“ ein Untervasall des Heiligen Römischen Reiches war. Warum wurde er der Reiche genannt, da er nur ein kleines ostthüringisches Gebiet verwaltete, welches von Gera bis Hof, von Weida bis Plauen ging.
Die Vögte von Weida besaßen das Weidmonopol!
Im Mittelalter konnten man den blauen Farbstoff, welcher für die wohlhabende Bevölkerung jener Zeit vorbehalten war, nur aus der Weidpflanze herstellen, auf welche die Weidaer (daher auch der Name der Stadt) das Monopol besaßen.


Eine ebenfalls sehr wohlhabende Frau heiratete Heinrich III., Vogt von Plauen. Er war der jüngere Sohn des Begründers der Plauener Linie. Die Gemahlin Heinrich III. war Maria Swikowska, die Tochter Brzetislaw IV. Und der Großfürstin Maria.
Es gibt mehrere Theorien warum man Heinrich III. „Reuße“ nannte, doch diese alle verblassen gegenüber der Tatsache, dass er eine russische (reußische) Prinzessin geehelicht hatte. Mit diesem Ehepaar entstand die Nebenlinie der Plauener Vögte, die Herren von Reuß. Diese Herrschaften überlebten im männlichen Stamm alle Strapazen. Hingegen starben alle drei Vogtslinien (die in Gera, Weida und Plauen) in der Mitte des 16. Jahrhunderts aus.


1564, 14 Jahre nach dem Aussterben der Geraer Vögte kam es zur größten und ersten „Familienteilung“ der Herren Reuß von Plauen.
Die drei Söhne Heinrich XIII. teilten den Besitz. Noch immer trugen sie den Titel Vögte und Herren von Plauen, aber ihre Verwaltung und ihre Regierung hatte sich verschoben.
Heinrich XIV., der Ältere begründete die ältere Linie (ä.L.) mit den Herrschaften Untergreiz, Burgk, Dölau und Rothental. Heinrich XV., der Mittlere schuf die mitllere Linie (m.L.), die nach zwei Generationen erlosch und der Besitz Obergreiz ging an die ä.L.. Schleiz hingegen ging – von der m.L. - an die jüngere Linie (j.L.), die vom Jüngsten der drei, Heinrich XVI., ins Leben gerufen wurde. Zur j.L. gehörten an Gebieten Gera, Saalfeld, Ebersdorf und Lobenstein.
Die Teilung entschied die Gründung zweier fortan eigenständiger Herrschaften, die familiär miteinander verbunden waren. So wie zum Beispiel Schwarzburg-Sondershausen und Schwarzburg-Rudolstadt.
Noch bevor es zur Erhebung in den Reichsgrafenstand für alles reußischen Herren 1673 durch Kaiser Leopold I. kam, wurden die Gebiete in weitere Herrschaften unterteilt. So zum Beispiel in der ä.L. in Burgk I, Obergreiz, Untergreiz, Burgk II, Dölau, Rothental und bei der j.L. in Gera, Schleiz, Saalfeld, Lobenstein-Ebersdorf.
(die Linien Burgk I und Burgk II ä.L. Reuß existierten nicht parallel, sondern die Linie Burgk I starb aus und wenige Jahre später gründete ein Reuße aus der Linie Untergreiz Burgk II)


Nach der Erhebung in den Reichsgrafenstand ging die Kleinstaaterei wieder etwas zurück. Die Gebiete der Häuser, die nach einer oder zwei Generationen bereits wieder erloschen, gingen an die Linien zurück aus denen sie entstanden waren. So ging der Burgker Besitz und Dölau wieder nach Obergreiz, Rothental nach Untergreiz. Diese, die untergreizer Grafen, starben Mitte des 18. Jahrhunderts aus. Unter der Herrschaft Heinrich XI. von Reuß- Obergreiz wurden die Häuser (Untergreiz und Obergreiz) zusammengeführt und die ä.L. bestand nun wieder aus einer Herrschaft mit einem Fürsten! Denn seit 1778 war Heinrich XI. von Kaiser Joseph II. in den Reichsfürstenstand erhoben wurden. Bei der j.L. sah dies etwas anders aus.
Während die ä.L. auf Seiten des Kaisers und seiner Familie der Habsburger stand, unterstützten die „jüngeren Reußen“ die neue Großmacht Preußen.
Während die j.L. noch Jahre auf den Fürstentitel warten musste, blieb bei ihnen noch die Kleinstaaterei, die sich sogar ausweitete.
Heinrich I. j.L. Reuß zu Schleiz erwarb die Herrschaft Köstritz um seinen Zweitgeborenen eine Apanage, eine Abfindung, einrichten zu können.
Weiterhin kommt es zur Schaffung der Häuser Lobenstein j.L., Lobenstein-Selbitz j.L. (eine Nebenlinie der erst genannten), Hirschberg j.L. und Ebersdorf j.L..
Im Jahre 1790 erlangten auch die Lobensteiner Reußen den erblichen Reichsfürstenstand. 1806 folgten Schleiz, Lobenstein-Selbitz, Ebersdorf und Köstritz.
Die Hirschberger Reußen waren bereits 1711 ausgestorben, die Geraer Grafen 1802.


Bis heute haben die Köstritzer ihren männlichen Stamm erhalten können. Jedoch muss man nochmals differenzieren. Denn nur der mittlere und der jüngere Ast sind nicht ausgestorben, der ältere Ast erlosch 1878.
 
Deine Arbeit in allen Ehren, Geschichtsfan! Aber zur ausführlichen Darstellung der Geschichte der Reußen und ihrer Territorien genügt es, einen Lexikon-Link einzustellen.

Welche historische Problematik oder welche Frage sollen wir nun im Hinblick auf das Fürstenhaus Reuß diskutieren? :grübel:
 
Deine Arbeit in allen Ehren, Geschichtsfan! Aber zur ausführlichen Darstellung der Geschichte der Reußen und ihrer Territorien genügt es, einen Lexikon-Link einzustellen.

Welche historische Problematik oder welche Frage sollen wir nun im Hinblick auf das Fürstenhaus Reuß diskutieren? :grübel:

Ich habe diesen Beitrag, und die die ich gern noch formulieren möchte, nur aus informativer Sicht geschrieben.

Wie bereits erwähnt, bedeutet für mich selbst das Fürstenhaus viel und ich wollte den Mitgliedern, denen die Geschichte der Fürsten von Reuß interessiert, eine Freude machen.

Der erste Beitrag war gedacht vorher etwas über die Geschichte der Reußen zu vermitteln, damit komplexere politische Entscheidungen der Grafen und Fürsten eher nachvollziehbar sind.
Denn in weiteren Beiträgen möchte ich zum Beispiel nocheinmal auf die Politik Heinrich XXII. eingehen.

:winke:
 
Ich finde den Beitrag von Geschichtsfan sehr interessant, denn ich bin in Gera geboren und somit eine echte "Gersche Fettgusche".
 
Ich finde dies ist eine gelungene Ergänzung zu dem Thread über Heinrich IX. von Reuß-Köstritz. http://www.geschichtsforum.de/f75/h...ns-unter-der-regentschaft-friedrich-ii-19569/

Ich habe dann mal gleich eine Frage. In dem Artikel in Wikipedia Reuß-Ebersdorf - Wikipedia ist von einem Grafen Heinrich XXIV. (1747 (wohl Beginn der "Regierung"(?))-1779) die Rede, dessen Konventionstaler dargestellt wird, zugleich heißt es dort:
Auf Grund verwandtschaftlicher Beziehungen zum Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, dem Führer der Herrnhuter Brüder, nahm Heinrich XXIX. 1732 und in den folgenden Jahren Gruppen von Emigranten der Brüdergemeine, die wegen ihres Glaubens von der katholischen Kirche vertrieben wurden, in Ebersdorf auf.
Jetzt verstehe ich nicht, weshalb ein Heinrich XXIX. 1732 irgendetwas getan haben soll, wenn erst ab 1747 ein Heinrich XXIV. herrschte. Ich meine 29 folgt doch auf 24 und nicht umgekehrt. Ich meine wenn eine Standeserhöhung dazwischen gewesen wäre, wäre eine Veränderung in der Reihenfolge noch halbwegs einleuchtend, da dann ab der Erhebung zumeist wieder mit 'der I.' begonnen wurde, aber hier verstehe ich den Sinn der wunderlichen Nummerierung garnicht.
 
Jetzt verstehe ich nicht, weshalb ein Heinrich XXIX. 1732 irgendetwas getan haben soll, wenn erst ab 1747 ein Heinrich XXIV. herrschte. Ich meine 29 folgt doch auf 24 und nicht umgekehrt. Ich meine wenn eine Standeserhöhung dazwischen gewesen wäre, wäre eine Veränderung in der Reihenfolge noch halbwegs einleuchtend, da dann ab der Erhebung zumeist wieder mit 'der I.' begonnen wurde, aber hier verstehe ich den Sinn der wunderlichen Nummerierung garnicht.

Die nummerieren irgend wie anders. Steht irgendwo im Link
 
Die nummerieren irgend wie anders. Steht irgendwo im Link
Ja aber ich fand das einfach etwas kompliziert. :ichdoof: Und dass zwischen 1732 und 1747 nochmals die Nummerierung verändert wurde, hatte ich auch nicht gefunden.

Im Falle von Erbsdorf verstehe ich es so, dass dieses von der Jüngeren Linie regiert wurde. Hier fand eine Veränderung in der Nummerierung 1695 mit Heinrich I. zu Schleiz. Wenn ich es richtig verstehe wurde jede Generation durchnummeriert.
Die nächste Generation (mit Ausnahme von Heinrich XXX. zu Gera) beginnt eine neue Serie mit Heinrich I. zu Schleiz (*1695) bis zu Heinrich XXV. zu Köstritz (*1800).
Aber waren dann nicht Heinrich XXIV. und Heinrich XXIX. aus einer Generation, wenn von 1695 bis 1800 die Heinrichs durchnummeriert wurden. Ich meine, das ist wirklich scheinbar schön verwirrend, statt einfach jeweils innerhalb der Grafschaften nur die regierenden Reichsgrafen durchzunummerieren.

Aber andererseits ist es sicherlich auch schön kompliziert für Leute, denen es Spaß macht, verzwickte Verwandtschaftsverhältnisse auseinander zu nehmen.
 
Nummerierung

Ja, wie soll ich das am Besten erklären. :confused:

Kurz zu Reuß-Ebersdorf j.L.:

Heinrich XXIX. (1699-1711-1747) war der Vater von Heinrich XXIV. (1724-1747-1779).
Puh, das ist gerade einer der am Schwersten zu verstehenden Nummerierungen des gesamten Hauses Reuß.

Ich beginne mal vom Urschleim. Vielleicht schaffe ich es die Nummerierung besser zu erklären als bei wiki ( - was mich auch verwirrt hat).

Schon zu Lebzeiten Heinrich des Reichen wurde festgelegt, dass alle männlichen Nachkommen den Namen Heinrich erhalten sollen.
Nur musste damit auch eine Regelung, eine Nummerierung, erstellt werden um Verwechslungen entgegen zu wirken.
Die drei Vogtslinien waren verwand, doch waren sie "eigenständig". Ich denke man kann auch behaupten, dass sie jeweils ein Haus für sich waren.
So ist die Nummerierung noch logisch.
Jede Vogtslinie nummerierte für sich selbst. Denn auch wenn es zur gleichen Zeit zwei Heinrich III. gab, war der eine der Vogt und Herr von Plauen und der andere der Vogt und Herr von Gera.
Dies war auch bei den Herren von Reußen so, bis zur Teilung in die Hauptlinien 1564 - jetzt wirds knifflig.

Nach Heinrich XIV, dem Älteren, wird die Linie unter seinen Söhnen geteilt - 1583. Hier und auch bei jeder anderen Gründung einer Linie ist der Begründer Heinrich I.
Aber bei diesem Fall wurden mehrere Linien gegründet. Der älteste Sohn bekommt die kleinste Nummer.
Bloß hier wiederrum gibt es keinen Heinrich I., weil dieser wahrscheinlich im Kindesalter verstorben ist. (Ich finde ihn zumindest nicht im Stammbaum)
Der älteste den Vater, Heinrich XIV., überlebende Sohn war Heinrich II. von Reuß-Burgk (I). Sein Sohn war ebenfalls Heinrich II., da Dölau dem Hause Burgk (I) abgespalten wurde. Der gleiche Fall wie eine Generation davor.

Also: Bei der Gründung neuer Linien Beginn mit der Zählung von I.. Bei mehreren Brüdern erhält der Älteste die kleinste Nummerierung.

Jeder männliche Nachkomme erhielt eine "Nummer". Wenn einer dieser jung verstarb, gibt es nur noch wenige Möglichkeiten sein Existieren herauszufinden, wenn dies schon im 16.Jh. oder früher passierte, was nicht selten war. Es entstehen Lücken im Stammbaum und man denkt, dass einige Nummerierungen ausgelassen wurden.
Dazu ein Beispiel:
In grob umrissenen Stammbäumen des Hauses sieht man nur, dass Heinrich XX. (1794-1837-1859) der Vater von Heinrich XXII. (1846-1859-1902) war. Da stellt sich dann die Frage: Was ist mit Heinrich XXI.?
Dieser junge Herr verstarb bereits 1844.

Also: Lücken des Stammbaumes treten durch den Tod im Kindesalter auf.

Jetzt zum am Schwersten vorstellbaren Teil.
Die Reußen waren "ein kompelletes Haus" (trotz der vielen Linien), so wie die Vögte von Plauen, Gera und Weida es gewesen waren.
Die Nummerierung erfolgte jetzt nicht mehr so linear wie bei den Vögten sondern Linien übergreifend.
Beispiel: Heinrich XI. (1669-1692-1726) von Reuß-Schleiz j.L. wurde drei Jahre eher geboren als Heinrich XIII. (1672-1675-1733) von Reuß-Untergreiz ä.L. und 5 Jahre früher als Heinrich XV. (1674-1710-1739) von Reuß-Lobenstein j.L. und 8 Jahre eher als Heinrich XVIII. (1677-1686-1735) von Reuß-Gera j.L..
Die Lücken in der Nummerierung entsteht wieder durch den Tod junger Reußen.

Also: Die Nummerierung übergriff auf alle Linien des gesamten Hauses von Reuß.

Dies alles schien dann zu bewirken, dass Heinrich XXIV. der Sohn Heinrich XXIX. war.

Ich muss aber ehrlich zugeben, dass ich selbst noch nicht alle
Regelungen der Nummerierung verstanden habe.

Ich bin übrigens auch in Gera geboren und weiß mit dem Begriff etwas anzufangen. :D
 
Jetzt zum am Schwersten vorstellbaren Teil.
Die Reußen waren "ein kompelletes Haus" (trotz der vielen Linien), so wie die Vögte von Plauen, Gera und Weida es gewesen waren.
Die Nummerierung erfolgte jetzt nicht mehr so linear wie bei den Vögten sondern Linien übergreifend.
Beispiel: Heinrich XI. (1669-1692-1726) von Reuß-Schleiz j.L. wurde drei Jahre eher geboren als Heinrich XIII. (1672-1675-1733) von Reuß-Untergreiz ä.L. und 5 Jahre früher als Heinrich XV. (1674-1710-1739) von Reuß-Lobenstein j.L. und 8 Jahre eher als Heinrich XVIII. (1677-1686-1735) von Reuß-Gera j.L..
Die Lücken in der Nummerierung entsteht wieder durch den Tod junger Reußen.

Also: Die Nummerierung übergriff auf alle Linien des gesamten Hauses von Reuß.

Dies alles schien dann zu bewirken, dass Heinrich XXIV. der Sohn Heinrich XXIX. war.

:S
Also das der Sohn eine niedrigere Zahl als der Vater hat kann auch nicht nach der erklärten Regelung möglich sein.
Vor Heinrich XXIX. müssen noch 17 weitere Heinriche (egal ob Großväter oder Cousins) gelebt haben, denn sonst würde er ja nicht auf seine Zahl kommen.
Also kann sein Sohn doch nur eine größere Zahl haben. Die könnte natürlich höher als XXX. sein da vielleicht ein paar Cousins noch vor diesem Sohne geboren worden sein könnten.

Hat das Haus Reuß nicht eine Art Fan-Seite im I-Net wo man mal anfragen könnte wie es zu dieser Zahlenaffäre gekommen ist?

Reuss 5
Hier nocht etwas für einen besseren "Überblick".
 
Danke geschichtsfan07.:yes: Was mich halt verwundert ist, dass es keine Vereinfachung der Nummerierung gab. Vor allem, da doch dann sogar 'endlich' die Primogenitur eingeführt wurde, erscheint mir die Fortführung der Heinrichs irgendwie unverständlich. Ich meine sie hätten ja auch alle als "Herrscher-"namen den Heinrich annehmen können und bevor man die Regierung antrat bzw. im Falle, dass man nie an die Reihe kam, einfach Fritz, Franz oder sonstwie heißen können. Gab es da nie Versuche, das verständlicher auch für Außenstehende zu regeln. Ich meine in Regensburg, wo dann gleich mehrere Grafen der Reußen auf der Grafenbank vertreten wurden, muss doch schon Konfusion geherrscht haben.

Reuss 5
Hier nocht etwas für einen besseren "Überblick".
Du bist wohl smileyfaul heute. Das wäre das passende: :devil:
Grundsätzlich bin ich Deiner Meinung, dass der Sohn in der Nummerierung vor dem Vater kommt, ist schon irreführend und nicht ganz, trotz freundlicher Erklärung, begreiflich. Ich denke, die meisten im 18.Jh. werden einfach gesagt haben: "Da kommt mal wieder so ein Heinrich aus Greiz, Schleiz, Köstritz..."
 
:D Ich muss euch ganz ehrlich sagen, dass wir alle nicht verstehen, warum die Reußen sich so eine verzettelte Geschichte ausgedacht haben.
Zumal ich selbst immerwieder verwirrt bin, wie im "Falle Ebersdorf".

Mit dem Hausgesetz aus dem 17.Jahrhundert wurde festgelegt, dass nach jedem Jahrhundert die Zählung von neuem beginnt um einer zu hohen Nummerierung entgegenzuwirken. Nur spiegelt sich diese Regelung nirgends in meinem Stammbaum wieder, der mich allerhand Nerven gekostet hat.

Ich habe mich schon im Internet dumm und dusslig gesucht und habe nie eine Antwort bekommen. Auch als ich Leute gefragt habe, die richtig Plan von der Materie haben, konnten die mir nichts Genaues sagen.

:ichdoof:

Ich versuch aber um jeden Preis noch etwas in Erfahrung zu bringen, um nun vollständig erklären zu können, was da los war. =)
Aber ich glaube, dass "der Fall Ebersdorf" eine einmalige Angelegenheit im Hause Reuß war. Ich müsste nochmal nachschauen.

Aber so Sachen wie der Sohn Heinrich X. von Reuß-Lobenstein-Eberdorf war Heinrich X. von Reuß-Ebersdorf kann man mit meiner Erklärung oben einfach lösen, denke ich zumindest.

:winke:
 
Die Vögte von Weida besaßen das Weidmonopol!
Im Mittelalter konnten man den blauen Farbstoff, welcher für die wohlhabende Bevölkerung jener Zeit vorbehalten war, nur aus der Weidpflanze herstellen, auf welche die Weidaer (daher auch der Name der Stadt) das Monopol besaßen.
Heißt es nicht Waid statt Weid?:grübel:
Ich hatte mal in einem ehemaligen Waidhaus gearbeitet und daher diese Schreibweise praktisch täglich vor Augen.

PS: @ geschichtsfan07
Wirst Du jetzt den Reußen untreu? Du hast doch die Heidecksburg oder besser gesagt deren Turm momentan im Profilbild oder irre ich da?
 
Heißt es nicht Waid statt Weid?:grübel:
Ich hatte mal in einem ehemaligen Waidhaus gearbeitet und daher diese Schreibweise praktisch täglich vor Augen.

Hoppla; Entschuldigung, war nicht meine Absicht. Ich war mit den Gedanken wahrscheinlich bei der Schreibweise der Stadt, weil der Name dieser von dem Monopol abgeleitet wurde.

PS: @ geschichtsfan07
Wirst Du jetzt den Reußen untreu? Du hast doch die Heidecksburg oder besser gesagt deren Turm momentan im Profilbild oder irre ich da?

Du hast richtig gesehen. :D (Jetzt ist es schon wieder aufgeflogen =))
Mit ihrer Nummerierungsgeschichte machen sie sich aber auch nicht gerade Freunde. ;)

Ich habe noch eine Textpassage zur scheinbar unlösbaren Problematik gefunden, was aber leider nicht im "Fall Ebersdorf" weiterhilft:

Das Haus Reuss
Ältere und Jüngere Linie
von Thomas Gehrlein
S. 15

(...) Die ä.L. begann nach dieser neuen Nummern-Serie (Hausgesetz) im Jahr 1693 mit der Geburt Heinrich I. von Reuß-Obergreiz. Die Nummerierung sollte nach der Reihenfolge der Geburt der männlichen Familienmitglieder mit I beginnen, mit C (100) enden und dann erneut wieder mit I fortfahren. (...) Die j.L. begann die neue Nummern-Serie für alle Äste und Zweige gemeinsam mit Heinrich I. von Reuß-Schleiz. (...)
Eintrag von mir.

Dieser Eintrag erklärt eigentlich nur warum der Sohn Heinrich VI. von Reuß-Obergreiz, der Held von Zenta (zu dem ich noch etwas schreiben werde) Heinrich I. von Reuß-Obergreiz war und warum der Sohn Heinrich III. von Reuß-Saalburg Heinrich I. von Reuß-Schleiz war und warum mit den beiden Herren die Nummerierung von Neuem begann.

Ansonsten ist die komplexe Thematik Hausgesetz und Nummerierung hier ziemlich nunja kurz und knapp formuliert und hilft nicht gerade dies zu verstehen. :fs:

Wie war es möglich, dass Heinrich III. von Reuß-Saalburg der Vater von Heinrich I. von Reuß-Schleiz war?

Heinrich Posthumus (über den ich demnächst auch noch ein paar Worte verlieren möchte) hatte mehrere Söhne, die eine Landesteilung vornahmen. Jedoch hatte der Vater angeordnet, dass dies erst geschehen darf, wenn das Land schuldenfrei ist und sich so gut wie möglich von den Strapazen des 30-jährigen Krieges erholt hat. Dies trat ein und nach langen Verhandlungen bekam der älteste Sohn Heinrich II. Gera, Heinrich III. die Herrschaft Saalburg, Heinrich IX. Schleiz und Heinrich X. Lobenstein (mit Ebersdorf).
Heinrich IX. verstarb ohne männlichen Nachkommen und seine Herrschaft über Schleiz fiel an die Reußen zu Saalburg. Der Zuwachs bedeutete jedoch ein unausgewogenes Gleichgewicht des Besitzes. (also Schleiz und Saalburg zusammen bedeutete viel mehr als Gera allein oder Lobenstein-Ebersdorf) Saalburg ging an die Geraer Linie. Folgend wurde aus der, von Heinrich III., gegründeten saalburger Linie das bis 1945 (1918) bestehende Haus Schleiz.

Noch etwas zum Zitat:
Es kam nie zum "Gebrauch" der 100 (C). Mit Heinrich XXIV. starb die ä.L. im männlichen Stamm 1927 aus. Die höchste Nummerierung, des gesamten Hauses Reuß, erhielt Heinrich LXXV. j.L. von Reuß-Köstritz (1800-1801).
 
Die Reußen - oft vorm, aber nie im, Aus

Schmalkaldischer Krieg


Auch die Reformation kam ins reußische Gebiet. Schnell verbreiteten sich die Kunden über Martin Luther und seiner Kritik am Katholizismus. Trotz, dass sich die Herren von Reuß, die Herren von Weida, von Gera und von Plauen vorerst nicht für die neue Konfesion aussprachen, entschieden sie sich für diese, da das Volk sie mit Jubelgeschrei begrüßt hatte und darauf drängte.
So sind die Herren wahrscheinlich (in meiner Literatur steht ja wieder mal garnichts – muss man sich alles selbst denken ) in den Schmalkaldischen Bund eingetreten.
Kaiser Karl V. wollte und konnte sich gewissermaßen nicht damit abfinden, da die Gründung des Bundes doch einen massiven Angriff auf seine kaiserliche Autorität bedeutete.
Es kam zum Schmalkaldischen Krieg in dessen die Protestanten von Frankreich unterstützt wurden und der Kaiser zur gleichen Zeit gegen das Osmanische Reich bestehen musste.
Die Herren waren auf der Seite der Protestanten und das war gaaaaaaanz schlecht.
Trotz ihre guten Verbindungen zu einflussreichen Adligen, war ihr Militär nicht stark genug um gegen ein böhmisches Heer überhaupt nur eine kleine Chance zu haben.
Eine Phase des Schmalkaldischen Krieges war der Sächsische Krieg. Plauen und höchstwahrscheinlich das gesamte Hohheitsgebiet der Herren von Reuß, von Weida, von Plauen und von Gera wurde erobert, von dem böhmischen Heer.
Sie flüchteten nach Kranischsfeld, einem Besitz, welches ihnen, auch mit Biegen und Brechen nicht genommen werden konnte. Diesen hatte der Geraer Vogt erst in der zweiten Hälfte des 15.Jh. erworben.
Nun gehörte ihnen allen nur noch diese kleine Herrschaft. Alles andere schienen sie verloren zu haben, weil sie sich für den Protestantismus entschieden hatten.
Doch sie hatten Glück im Unglück!
Denn ihr Verwander Heinrich IV., Burggraf von Meißen war ebenfalls der Herr der jüngeren Plauner Linie.
(zur bildhaften Darstellung: Die Linie der Vögte von Plauen beginnt im 13.Jh.. Der jüngere Sohn des Begründers ist der erste Reuße – sein Sitz in Greiz. Der Ältere führt die Linie weiter, die Hauptlinie. Diese teilt sich mitte des 14. Jh. in die ältere, mühltroffer Linie und in die jüngere, burggräfliche Linie. Aus zweiterer geht Heinrich X. (1410-1446), der erste Burgraf seines Hauses hervor. Sein Urenkel ist Heinrich IV.. Die Linie stirbt um 1564 aus.)
Heinrich IV. ist nicht nur Burggraf von Meißen und damit ein hoher Herr des Reiches, sondern auch der Kanzler Böhmens unter Ferdinand, dem Bruder Kaiser Karl V..
Im Prager Vertrag von 1546 wurde das Vogtland zwischen Ferdinand von Böhmen und Moritz von Sachsen böhmisches Lehen. Welches Ferdinand 1547 Heinrich IV. übereignete. Moritz von Sachsen wurde mit belehnt.
Die Söhne Heinrich IV. wirtschafteten schlecht, August von Sachsen war ihr größte Gläubiger. Im Vertrag von Annaberg erhielt der Sachse das Vorkaufsrecht des Vogtlandes, wenn die Söhne Heinrich IV. ihre Schulden nicht bis 1562 zurückzahlen könnten. Dies geschah und der nun gesamte Vogtländische Kreis ging an Sachsen.
So konnte Heinrich IV. seinen Verwanden nur die Herrschaften Gera, Greiz, Schleiz und Umland zurück geben. Weida und Plauen waren mit ihren weiten Regionen verloren gegangen – gut die Hälfte des vorherigen Herrschaftsgebietes.
Die zurück bekommenen Gebiete ging allein an die Reußen. Denn die Geraer, Weidaer, die ältere plauener, und kurz darauf auch die jüngere plauener, Linie waren erloschen.

Heinrich Posthumus


Sein Vater Heinrich XVI. war der Begründer der jüngeren Linie Reuß. Er lebte von 1530-1572 und hatte zu seinen Tod keinen Sohn. Denn dieser wurde erst 2 Monate nach seinem Tod geboren von seiner zweiten Ehefrau Dorothea von Solms-Sonnenwalde geboren.
Wäre es ein Mädchen gewesen, wäre die jüngere Linie schneller als die Mittlere ausgestorben.


1866


Heinrich XX. von Reuß ä.L. verstarb als sein Sohn Heinrich XXII. noch unmündig war. So übernham die Ehefrau des XXsten Caroline geb. Prinzessin von Hessen-Homburg die Vormundschaft. Als es zum Krieg Preußen gegen Österreich 1866 kam, stand sie entschieden auf der Seite des österreichischen Kaiserhauses. Außer Sachsen-Meiningen waren alle anderen thüringischen Staaten auf der Seite Preußens.
So star hielt sie an Österreich das das Fürstentum Hauptthema aller Zeitungen des Reiches war.
Es ist überliefert, das die preußische Kronprinzessin an ihre Mutter Königin Viktoria von England schrieb. Die Meinung der Kronprinzessin war, dass der Krieg gegen die deutschen Staaten viel trauriger war, als der gegen Österreich. Sie kritisiert eine Person, macht diese für alles verantwortlich – Bismarck.
Caroline beantragte an König Wilhelm, dass das Fürstentum Reuß ä.L. im Norddeutschen Bund aufgenommen werden dürfte, um ungeschoren aus der Sache herauszugehen. Es wurde abgelehnt und preußische Truppen besetzten Greiz am 11. August. Es drohte die Annexion durch Preußen. Jeglische Verhandlungen brachten nichts und so gaukelte das Fürstentum ä.L. nunmehrige Preußenfreundschaft vor und mit Hilfe der jüngeren Linie und einflussreichen Freunden konnte ein Friede gefunden werden.
Die Hälfte der preußischen Kriegskontribution von hunderttausend Talern zahlte Caroline selbst.


:winke:
 
Heinrich LXI. und Heinrich LXIV. j.L. von Reuß-Köstritz

Ihr Vater war Graf Heinrich XLIII. von Reuß-Köstritz und der 3. Paragiatsherr des Hauses. Seine beiden Söhne Heinrich LXI. (1784-1813) und Heinrich LXIV. (1787-1856) schlugen eine militärische Laufbahn ein und waren unverheiratet, weshalb ihr Cousin dann das Paragiat übernahm. Doch mit Heinrich LXIX., jenem besagtem Cousin, starb der ältere Ast des Hauses Köstritz aus.
Bis in das Jahr 1804 gingen sie gemeinsame Wege, als sie beide kaiserlich-österreichische Rittmeister der Blankensteiner Husaren waren.
1807 schließlich musste das gesamte Fürstenhaus Reuß dem Rheinbund beitreten. Da sonst die Existenz der kleinen Staaten gefährdet war.

Heinrich LXI. musste seinen kaiserlichen Dienst aufgeben und in seine Heimat zurück, um die Machenschaften der napoléonischen Streitkräfte zu beobachten und im Notfall sofort reagieren zu können. Eine der Forderungen des Rheinbundes war ein Bataillon von 450 Mann zu erstellen. Dies wurde getan und nun kämpfte dieses für Napoléon unter dem Befehl des köstritzer Erbprinzen.
1808 wurde das "Reußische Bataillon" mit weiteren fünf zum "Bataillon des princes" zusammen gebracht. Das war jedoch nur ein Teil dessen. Der andere Verbliebene bildete mit Anderen eine weitere "Fürstendivision".
Die Einsätze in Spanien und Österreich vernichteten fast das gesamte Bataillon.
Danach musste erneut Eines aufgestellt werden, welches in Holland und in Russland eingesetzt wurde und ebenfalls fast alle seine Soldaten verlor.
Unter napoléonischen Diensten stieg der reußische Prinz bis zum Brigadegeneral der „Infanteriebrigade Prinz Reuß“, welches aus sechs Bataillonen bestand, auf.
Seine Brigade sollte Weiteren das Zusammentreffen der preußischen und russischen Streitkräfte, kurze Zeit vor der Vielvölkerschlacht, verhindern. Bei einer sehr blutigen Auseinandersetzung in der Nähe von Kulm verstarb er an seinen Verletzungen.


Heinrich LXIV. nahm als kaiserlich-österreichischer Obristleutnant der Kavallerie und Flügeladjudant von Erzherzog Karl Ludwig an der Auflehnung Österreichs, speziell an der Schlacht bei Aspern, gegen Napoléon teil. Er erhielt durch große Verdienste das Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens und ging, als Österreich Friedensverhandlungen mit Frankreich anstrebte und der Erzherzog den Oberbefehl verlor, nach England. Er kämpfte in Portugal und Spanien gegen Napoléon. Später, als der Franzose Elba verlies ging Heinrich LXIV. als Oberstleutnant erneut in österreichsiche Dienste.


Es ist überliefert, dass sie sich, wenn sie einmal die Möglichkeit hatten sich zu sehen, sagten, wo sie durch ihre Karriere hingeführt werden würden und beratschlagten, wie sie sich am Besten aus dem Weg gehen könnten. So sollte Heinrich LXIV. nicht nach Russland und Heinrich LXI. nicht nach Spanien gehen und wenn dann möglichst nur, wenn der Bruder nicht dort war. Die Zwei hätten sich sonst im Schlachtfeld gegenüber gestanden – als Feinde.


Konkrete Infos aus „Spuren im Land“ von Friedrich Wilhelm Trebge


Mir ist bei dieser speziellen Geschichte aufgefallen, dass man nicht eindeutig bestimmen kann, dass die jüngere Linie für die Hohenzollern und die ältere Linie für die Habsburger war. Doch die Tendenz geht dahin, bloß irgendwie hat jeder Reuße seine eigene Suppe gekocht. :aua: =)

Oft wurden aber auch Entscheidungen durch höhere Politik gefordert.
 
Erleichtert? :confused:
Also für "Einsteiger" ist das besagte Diagramm nicht gerade gemacht. Die Arbeit desjenigen in allen Ehren, aber ich muss eingestehen, dass ich erstmal ein paar Minuten davor sitze, um dann langsam wieder zu verstehen, was Dieses mir eigentlich sagen will.

Außerdem ist das Diagramm eine (gewisse) Katastrophe.

Das Haus Köstritz fehlt komplett. (Dafür war man wohl dann doch zu faul)

Dagegen bringt man eine belanglose Unterteilung in die Häuser Untergreiz I und Untergreiz II. Die drei Söhne des Gründers der ä.L. waren die Herren der ä.L. und damit aus dem ursprünglichem Haus Reuß von Untergreiz-Burgk. Der Älteste, Heinrich II., war in Burgk und Heinrich III. verstarb bereits 1582, sodass Heinrich V. bis 1604 der Herr über Untergreiz war. Dann starb die mittlere Linie 1616 aus und die ä.L. teilte sich in Obergreiz (welches der m.L. gehört hatte) und in Untergreiz und DAS ist die entscheidente Teilung.

Die Nebenlinie von Reuß-Lobenstein, Lobenstein-Selbitz, wurde gekonnt unter den Tisch gekehrt.

Nicht gerade vorteilhaft ist die Aufführung der Bezeichnungen ä.L. und j.L. am Ende des Diagrammes. Oben im Tabellenkopf sollten in Klammern die Abkürzungen gesetzt werden.

Naja, das Diagramm zieht mich nicht gerade in seinen Bann. ;)
 
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