Scheer-Bericht zur Skagerrakschlacht 1916

K

Köbis17

Gast
Hallo Zusammen,

nach vielen Beiträgen zum Thema Skagerrakschlacht mit Luftaufklärung oder auch nicht und neuen Erkenntnissen daraus, lässt den Rückzug der Hochseeflotte am 01.06.1916 ganz anders erscheinen, wie bisher angenommen.
Anstoß zu diesem Gedankenaustausch kommt mit einem Veröffentlichten Bericht auf einer Internetseite, die sich ausschließlich mit dem Kaiserreich beschäftigt und unter der Domäne www.deutsche-schutzgebiete.de zu finden ist.

Der Bericht, um den es sich hier handelt ist der:

Seeschlacht am Skagerrak, Skagerrakschlacht, Scheer-Bericht

Viel neue Informationen zur Skagerrakschlacht, über die wir hier mit den Interessenten an diesen Thema einfach mal "Fachsimpeln" sollten.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Also zum Thema Luftaufklärung,

so war sie für die Operation angedacht, aber es konnten keine Zeppeline eingesetzt werden, wegen starker Winde und schlechten Wetters.
Eingesetzt werden sollten L 11, L 17, L 14, L 21, L 23, L 16, L 13, L 9, L 22 und L 24.
Der Einsatz von Luftaufklärung und das Sichten von britischen Schiffen am 01.06. erscheint mir ebenfalls als unwahrscheinlich, da die Wetterlage nicht viel anders war, als am 31.05. und Scheer den Einlaufbefehl an die Schiffe um 5:07 Uhr erteilt. Was sollte bis dahin aufgeklärt sein, es wird um diese Uhrzeit erst Hell?

Genauso hies es bisher, die Uboote konnten keine Aufklärung vor den britischen Küsten betreiben, wegen schlechter Sicht. Und die wenigen Angaben waren so wiedersprüchlich, das sie von der Seekriegsleitung nicht beachtet wurden.

Quelle: Dei deutschen Kriegsschiffe - Band 2; Biographie der SMS Friedrich der Große / Flottenflaggschiff bei der Skagerrakschlacht
 
Zumindest stimmt die Angabe mit den 10 verschiedenen Luftschiffen die ich erst bezweifelte, jeweils 5 pro Tag. Es gibt keinen Grund zu bezweifeln, so höre ich es bei @Köbis heraus, dass NACH der Schlacht wirklich Teile der Grand Fleet von ihnen gesichtet wurden. Eben als der Einlaufbefehl ohnehin schon ausgegeben war.

Dass Scheer insgesamt den Schlachtverlauf so darstellt, dass er in gutem Licht erscheint (Ich denke da an den idiotischen "Rammbefehl" an die Schlachtkreuzer.), liegt auf der Hand.
 
Zum 1.6.1916, dort gab es mE für Scheer keine Optionen:

4.30 Uhr:
Die Hochseeflotte befindet sich westlich Horns Riff, die britische Schlachtflotte 50 SM s-w davon, Höhe Sylt/Röm, 10 km s-w versetzt von der britischen Schlachtflotte die Schlachtkreuzer/Aufklärungsgruppe von Beatty. Zwischen beiden britischen Hauptstreitkräften klärt L-11 auf und folgt der britischen Schlachtflotte (die Kurs Nord hält), bis 6.30 Uhr (Höhe Lyngvig).

5.06 Uhr:
Den zeitweisen S-O Kurs der beiden Flottenverbände meldet L-11 gegen 5.06 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt läuft Scheer mit direktem Kurs auf Sylt zu, bis er gegen 6.20 vor den Inseln direkt südlich auf Wilhelmshaven hält.


9.30 Uhr:
Die von L-13 gemeldete "Südgruppe" besteht aus dem britischen III.Schlacht- und III. Kreuzergeschwader, die sog. "Harwich-Gruppe". Diese passierte die Linien der Flandern U-Boote vor 9.30 Uhr wohl ohne Sichtung, wurden dann aber nach 12.00 von L-13 nordöstlich Texel gesichtert und gemeldet. Zu diesem Zeitpunkt stand die Hochseeflotte zwischen Küste und Helgoland. Eine Berührung nach 12.00 zwischen Hochseeflotte und Harwich-Gruppe war ausgeschlossen, diese standen ca. 250 km auseinander. Eine frühere Meldung von L-13 ist ausgeschlossen, da das Luftschiff auf dem Breitengrad von Juist nach Westen patroullierte und um 8.00 am 1.6. umkehrte.

Die Harwich-Streitkräfte nahmen übrigens die detachierte und in der Geschwindigkeit herabgesetzt Marlborough und Fearless auf und begleiteten sie nach Grimsby. Auf diese Gruppe erfolgte gegen 11.50 ein Angriff von U-46.

Quelle: Karte 36, Nordsee Band 5 Marinearchiv.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zusätzlich geht aus Band 5 hervor, dass bei Scheer (folglich auch in seinem Bericht nach der Schlacht) ein Fehler vorlag. Die frühmorgens S-W von ihm gemeldeten Schiffe in der Nähe hielt er irrtümlich für die schwächere Harwich-Gruppe, tatsächlich war es die britische Schlachtflotte.
 
Also zum Thema Luftaufklärung,

so war sie für die Operation angedacht, aber es konnten keine Zeppeline eingesetzt werden, wegen starker Winde und schlechten Wetters.
Eingesetzt werden sollten L 11, L 17, L 14, L 21, L 23, L 16, L 13, L 9, L 22 und L 24.
Der Einsatz von Luftaufklärung und das Sichten von britischen Schiffen am 01.06. erscheint mir ebenfalls als unwahrscheinlich, da die Wetterlage nicht viel anders war, als am 31.05. und Scheer den Einlaufbefehl an die Schiffe um 5:07 Uhr erteilt. Was sollte bis dahin aufgeklärt sein, es wird um diese Uhrzeit erst Hell?

Genauso hies es bisher, die Uboote konnten keine Aufklärung vor den britischen Küsten betreiben, wegen schlechter Sicht. Und die wenigen Angaben waren so wiedersprüchlich, das sie von der Seekriegsleitung nicht beachtet wurden.

Laut Köhlers Flottenkalender 1910 ist für den 31. Mai über der Deutschen bucht Sonnenaufgang 3,47 Uhr Sonnenuntergang 8.08 Uhr (Die Seite Juni fehlt ausgerechnet)
Laut britischen Schlachtberichten haben die Briten einen Funkspruch Scheers von 21.30 Uhr aufgefangen und entschlüsselt, indem er Luftaufklärung Richtung Hoornsriff für Tagesanbruch befiehlt. (Wann ist über dem Meer Tagesanbruch, wenn Sonnenaufgang 3.47Uhr ist?)

Konträr ist die Wetterangabe in den britischen Berichten für den 31.5. Vormittags "ein wunderschöner Tag, wie es ihn manchmal in der Nordsee gibt..." die Besatzungen hätten auf dem Anmarsch, soweit möglich, Sonnenbäder genommen.

Die britischen Schlachtberichte führen mindestens ein Dutzend "Zufälle" und "Verwaltungsfehler" auf, die, natürlich gegen jede Wahrscheinlichkeit, Scheers Entkommen doch noch ermöglichten. (Der Begriff Verwaltungsfehler taucht tatsächlich auf)

Es scheint im Juni 1916 und später ganz erheblichen Erklärungsbedarf in England gegeben haben.
Und ich denke man muss da ganz erheblich Propaganda aus den jeweiligen Berichten herausfiltern.
 
Hallo Zusammen,

ich habe auf der Suche nach Infos über die deutschen Minenfelder in der deutschen Bucht noch etwas zu der Luftaufklärung am 01.06. gefunden.

So befinden sich auf der Internetseite:

FAQ 14 - Knick im Blick - statistische Überlegungen

Auszüge aus einem Fahrtenbuch des Marineluftschiffs L 11.

Aber was war jetzt mit den Minenfeldern bei Horrns Riff, m.E. gab es doch jedemenge Minensperren in der deutschen Bucht.
 
Aus dem Link von @Köbis:
Dieses Marineluftschiff kostete wie alle r-Typen 2.750.000 Reichsmark,
das auf der Germaniawerft/Kiel gebaute Torpedoboot 5.500.000 Reichsmark. Es kostete nur das 1,2 fache des Luftschiffs.
Religion 1, Rechnen 6.:autsch:
 
Die Hauptaufgabe der Zeppeline war das Aufspüren von britischen Minenfeldern.

Ah, wie jetzt, Aufklärung der Schiffsbewegungen, Aufklärung der Minenfelder?...

Mir ging es mehr um die Frage, Wie weit konnten die Briten, auf der Suche nach der Hochseeflotte am Morgen des 01.06., in die Deutsche Bucht fahren, ohne auf Minensperren zu laufen?
 
Ah, wie jetzt, Aufklärung der Schiffsbewegungen, Aufklärung der Minenfelder?...
?

As well as....
würde der Engländer sagen. die Hochseeflotte lief doch nicht jeden Tag asu, mussten die Jungs doch was zu tun haben.:cool:
Im Ernst, aus der Luft sind Minenfelder anscheinend relativ leicht zu entdecken, (wie auch U-boote) was die Marine sich natürlich zu nutze machte.

Irgendwo habe ich doch Karten der Minenfelder gesehen, (in einem Link?) aber die Briten haben natürlich auch aufgeklärt und geräumt, und neue geschmissen.
Eines der dt. Linienschiffe hat doch noch einen Minentreffer beim Rückmarsch abgekriegt.
 
Eines der dt. Linienschiffe hat doch noch einen Minentreffer beim Rückmarsch abgekriegt.

Ja, die Ostfriesland, aber dank deutscher Qualität im Bau und Konstruktion verursachte die Mine keinen nennenswerten Schaden.

Auf den Bild von den Minensperren ist ganz schön was los, in der deutschen Bucht. Bei Horrns Riff nähe Jütland noch mehr, aber es sieht nach britischen Sperren aus. Das da Überhaupt jemand durchgeblickt hat..:S
 
Ja, die Ostfriesland, aber dank deutscher Qualität im Bau und Konstruktion verursachte die Mine keinen nennenswerten Schaden.

Auf den Bild von den Minensperren ist ganz schön was los, in der deutschen Bucht. Bei Horrns Riff nähe Jütland noch mehr, aber es sieht nach britischen Sperren aus. Das da Überhaupt jemand durchgeblickt hat..:S

Die haben die Sperren per Zeppelin/Flugzeug aufgeklärt, per Minensucher Wege geräumt, den Rest liegenlassen, in der Hoffnung, dass die Minenwerfer das nicht so schnell mitkriegen.

Das Räumen der Minensperren war nach beiden Kriegen eine Riesenaufgabe.
Die Bundesmarine ist 1956 ohne große Umwege aus den Minenräumverbänden hervorgegangen.
 
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