Seit wann sprechen Menschen?

Zum Abschluss des Tages wäre der Schwänzeltanz recht unbrauchbar, da ja anschließend auch zu der entdeckten Nahrungsquelle geflogen und nicht erst eine Nacht drüber geschlafen werden sollte.
zu 2) Was spricht dagegen? Zum Dafür spricht allein die damit erreichbare Effizienz, die auch sonst typisch für Bienen ist. Die Frage hierbei ist, wie streng die Trennung zwischen Suchern und Sammlern ist (sprich wie oft und wann ein Wechsel zwischen beiden Aufgaben im Arbeiterinnenleben auftritt).
 
Ich halte das für sehr optimistisch. Über Genanalysen wird man m.E. diesem Rätsel nicht auf die Spur kommen. Sprache ist - wie Töpferei und Feuer machen - keine genetisch vererbte, sondern eine kulturell tradierte Fähigkeit. Es würde mich doch sehr wundern, würde man irgendwann das Gen finden, das uns das Plusquamperfekt oder den Genitiv bescherte.


Nun, wenn es NICHT genetisch vererbbar wäre, müssten ja auch andere Primaten im Stande sein, die Begrifflichkeit der Zeit anwenden zu können, im korrekten Sprachgebrauch... sie sind es aber erwiesenermaßen nicht. Man denke nur an z.B. Heinrich von Kleist, der Sätze über eine ganze Seite schrieb. Es ist selbst für viele der Menschen schwierig, seinen verwundenen Satzstrukturen (die noch dazu allesamt grammatikalisch korrekt aneinandergereiht sind!!!) zu folgen... für einen Primaten, egal, wie lange er "im Training" wäre, wären sie schlicht nicht fassbar.
Natürlich spielt die gesamte Entwicklung des menschlichen Denkapparates dabei eine Rolle, denn warum Zeit ausdrücken, wenn man nicht über gestern oder morgen nachdenkt? - aber Fakt ist, dass zumindest ein Teil des Grammatikalischen Verständnisses genetisch vererbbar ist. Und dabei meine ich nicht irgendwelches Vokabular oder besonders schöne Redewendungen - die sind kulturell bedingt, da gebe ich dir Recht - sondern allein um das Erkennen, dass Subjekt und Objekt nicht dasselbe sind und in welcher Verbindung sie zueinander stehen, dass es verschiedene grammatikalische Zeiten gibt, dass ein Adjektiv ein Nomen beschreibt usw.. Das sind Dinge, die ein Primat sich mühsam erarbeiten muss, anhand jahrelangen Trainings... während ein menschliches Kind sich zwar lange Zeit abmühen muss, seine Muttersprache zu lernen und TROTZDEM von Anfang an begreift, dass "kuschelig" den Teddybären beschreibt und dass der Schmetterling "schön" ist.

Wenn dieses grammatikalische Verständnis nicht zumindest zum Teil angeboren wäre, könnte man jeden Menschen zum Genie ernennen... immerhin beherrschen Muttersprachler die komplette Grammatik innerhalb von 4 oder 5 Lebensjahren. Sie können zwar vielleicht nicht in Fachausdrücken sagen, wie sie welche Art von Wort verwenden... aber sie verwenden sie richtig. Bedenkt man nun wie lange es dauert, bis man eine Fremdsprache rein vom Vokabular her einigermaßen beherrscht, scheint wohl jedes menschliche Kind ein absoluter Genius zu sein - wenn nicht ein Teil der grammatikalische Fähigkeiten Vererbbar ist... ;)
 
Vielleicht sollte man "Denken/Planen/Modellieren" und "Sprechen" nicht so weit auseinander halten. Die Fähigkeit, akustische Reize zu empfangen oder Tonschwingungen von uns zu geben scheint mir recht unwesentlich. Auch von Geburt an Taubstumme zeigen alle "üblichen" Intelligenzmerkmale und (können) lernen sich zu verständigen.

Es sieht also so aus, als ob es sich beim "Sprechen" um einen eher "gedanklichen" Vorgang handelt ("innere Sprache"); eine "Serialisierung" oder auch ein "Ordnen" bzw. "Sortieren" unserer Gedanken.
 
Es sieht also so aus, als ob es sich beim "Sprechen" um einen eher "gedanklichen" Vorgang handelt ("innere Sprache"); eine "Serialisierung" oder auch ein "Ordnen" bzw. "Sortieren" unserer Gedanken.


Da gebe ich dir vollkommen recht. Aber auch dieses "beweist" im Grunde genommen die Annahme, dass unsere Sprachlichen Fähigkeiten zumindest zum Teil genetisch bedingt sind. Wenn die Biologen nun ausfindig machen, welche Gene diese Entwicklung unseres Gehirns beeinflussen/verursachen, dürfte es nur noch ein kleiner Schritt sein, festzustellen, wann die ersten Humanoiden mit derartigen genetischen Voraussetzungen ausgestattet waren.
Fürs Ordnen und Sortieren der sprachlichen Reize (egal ob nun Zeichensprache oder akkustische) ist meines Wissens eben das Sprachzentrum zuständig, welches beim Menschen anteilsmäßig wesentlich besser ausgebildet ist als bei unseren nächsten Verwandten, den Primaten, und jeglichem anderen Tier.
 
Ich bin ebenfalls ganz sicher, dass im Falle von "Selbstbewusstsein", "innere Modellbildung", "Sprechen" genetisch bestimmte spezielle Gehirnbereiche eine Rolle spielen (also man nicht "irgendwelche" Nervenzellen dafür benutzen kann).

Leider habe ich in den letzten Jahren nicht mehr verfolgt, wieweit die einschlägige Forschung hier inzwischen Ergegnisse gezeigt hat.

Neuere Tendenzen gehen wohl eher dahin, "Hochbegabung" (Schach, Musik,..) auf extremes, intensives und frühes Training zurückzuführen. Ich will das nicht so glauben.... Mozart muss einfach eine andere "Verdrahtung" im Kopf gehabt haben ... Leider hat J.S. Bach nicht die Hälfte seiner Kinder gegen die einer völlig unmusikalischen Familie austauschen lassen, sonst hätten wir da einen schönen "Doppel-Blindversuch" gehabt :)
 
Bezüglich Sprache und Zeit:

Kann man dies überhaupt als ausschliessendes Kriterium nutzen? Meines Wissens sind immerhin ja auch uns tatsächlich überlieferte Sprachen bekannt die keinen konkreten Zeitbegriff kennen.

Ist das dann nicht nur eine Frage der Komplexität? Zudem bleibt da irgendwie für mich die Frage ob denn mangelndes Verständniss mit mangelnder Sprachfähigkeit gleichgesetzt werden kann.
 
@foxy:...dürfte es nur noch ein kleiner Schritt sein, festzustellen, wann die ersten Humanoiden mit derartigen genetischen Voraussetzungen ausgestattet waren.
Leider doch kein kleiner Schritt. Wir kennen kleine Abschnitte der Neandertaler-DNA. Von allen anderen älteren fossilen Menschen und Vormenschen haben wir leider bisher nix und die Chancen etwas zu finden, sind nicht gut. Rein labortechnisch ist die Methode ausgereizt.
 
Meines Wissens sind immerhin ja auch uns tatsächlich überlieferte Sprachen bekannt die keinen konkreten Zeitbegriff kennen.
Welche? Es gibt gerade in der Ethnologie immer wiederviele Missverständnisse. Beispiel: Der von mir sehr geschätzte Benjamin Lee Wharf.

M.M nach sind alle menschlichen Sprachen in ihrer Ausdrucksmöglichkeit SEHR ÄHNLICH, es kann aber unterschiedlich schwierig sein bestimmte Sachverhalte auszudrücken. (Beispiel: In Deutsch haben die meisten Wörter eine sehr präzise Bedeutung, so dass es sehr leicht ist, eine präzise FACHSPRACHE zu entwickeln, worauf manche den Erfolg der deutscher Philosophie im 19. Jh. zurückführen. Im Englischen kann fast jedes Wort alles mögliche bedeuten; man kann das oft nur aus dem Kontext erschließen. Dazu kommt noch das Homophonie-Problem. Auf der anderen Seite gibt es für fast jeden Begriff zwei oder drei Wörter, die an sich mal das Gleiche bedeutet haben, aber wegen der Sprachökonomie mit vielerlei verschiedenen Nebenbedeutungen beladen wurden (etwa: "nude" / "naked") Trotzdem kann man sich in Englisch genau so präzise ausdrücken, wie im Deutschen; das geht nur eben etwas "anders". Dies würde einen Linguisten vom Mars auch erst man in's Staunen versetzen...)
Zudem bleibt da irgendwie für mich die Frage ob denn mangelndes Verständniss mit mangelnder Sprachfähigkeit gleichgesetzt werden kann.
Nicht unbedingt: Es gibt "Plaudertaschen" und "Taubstumme". Mein Argument war, dass die neuronalen Mechanismen, die unsere "Sprachfähigkeit" begründen, ganz eng mit unseren Denk- und Planungsfähigkeiten zu tun haben - im Extrem also (genbestimmt) "die Gleichen" sind. Die Art und Weise, wie wir (oder unser Gehirn) einen "Satz" konstruiert könnte die gleiche sein, mit der wir uns "Modelle" machen, die wir für unsere "Planungen" verwenden...
 
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Nicht unbedingt: Es gibt "Plaudertaschen" und "Taubstumme". Mein Argument war, dass die neuronalen Mechanismen, die unsere "Sprachfähigkeit" begründen, ganz eng mit unseren Denk- und Planungsfähigkeiten zu tun haben - im Extrem also (genbestimmt) "die Gleichen" sind. Die Art und Weise, wie wir (oder unser Gehirn) einen "Satz" konstruiert könnte die gleiche sein, mit der wir uns "Modelle" machen, die wir für unsere "Planungen" verwenden...

Ich denke, ich kann dir da zustimmen, dass das Logische Denken und die Menschliche Grammatik eng miteinander verbunden sind. Dank der vielen Neuronalen Verbindungen unseres Gehirns ist es uns ja möglich verschiedene Reize mit Gefühlen, Erinnerungen etc. zu assoziieren, ich denke mit der Sprache und der Grammatik ist es nicht anders.

Ich habe bis jetzt auch noch von keiner einzigen menschlichen Sprache gehört, die kein Zeitverständnis aufweist und klare zeitliche Trennungen kennt (zwischen z.B. gestern und morgen). Das wüsste ich dann auch gern genauer, was genau du meinst, Arldwulf , bzw. auf welche Sprachen du dich beziehst.

Man darf auch nicht vergessen, dass es auch verschiedene Sprachfamilien gibt, wie z.B. flektierende Sprachen , die ihre gesamte Grammatik durch Morpheme bilden, indem der Wortstamm entweder leicht verändert wird, oder mit Affixen gearbeitet wird. Ohne jetzt in die Linguistik abschweifen zu wollen, aber allein dieses Merkmal wäre z.B. ein Grund, einen Nicht-Kenner einer Sprache davon zu überzeugen, dass zwei verschiedene Worte im z.B. Chinesischen genau dasselbe bedeuten, weil sie fast genau gleich klingen, obwohl es sich bei den ähnlichen Lauten um verschiedene Morpheme mit unterschiedlicher Bedeutung handelt.
Das Deutsche ist eine Mischsprache, was sie für Menschen, die als Muttersprache eine flektierende Sprache erlernt haben, sehr schwer erlernbar macht. In vielen Sprachen wird mit Prä- oder Suffixen gearbeitet um etwas auszudrücken (im Polnischen z.B.), während im Deutschen auch eine Änderung des Wortstammes verwendet wird.

Um mal ein Beispiel zu nennen:
padre - padres (span.) Vater - Väter (dt.)

Wie man hier sehen kann, wird im Spanischen in diesem Fall (ich hab nie Spanisch gelernt, man möge mir also bitte trotzdem verzeihen, dass ich es als Beispiel verwende) den Wortstamm "padre" unverändert lässt und nur ein Plural-signalisierendes S dranhängt, während sich im Deutschen der Wortstamm "Vater" verändert. Diese "Fusion" genannte Veränderung der Wortstämme macht es schwieriger, die Deutsche Sprache zu erlernen (es gibt noch zahlreiche andere Kleinigkeiten).

Es ist also eher eine Frage des Bemerkens solcher Kleinigkeiten, was vielleicht die Fähigkeit einer Sprache Zeit auszudrücken angeht. Ich denke nicht, dass es auch nur eine einzige menschliche Sprache gibt, die nicht zwischen gestern und morgen unterscheiden kann, einfach weil diese Vorstellung eng mit unserer Logik und Planung zusammenhängt.

@ balticbirdy:

Es ist schade, das zu hören, aber vielleicht erfindet ja ein gewitzter Biologe oder Mediziner irgendwann die Möglichkeit, aus versteinerten Knochen lebende Zellen zu fabrizieren und kann dann die DNA auslesen :D
 
Genau, wir sind und waren gerade durch das Erlernen Klassischer Sprache (Latein, Alt-Griechisch), die auch noch dem Deutschen sehr ähnlich sind auf dem "gemäßigt flektierenden" Tripp! Wir können aber im Deutsches auch alles "mit Umschreibungen" ausdrücken (= unter Benutzung von "Partikeln" = "analytisch"). Dies kommt uns schwerfällig vor, und wir meinen, alles was nicht in unserem Deklinations- oder Flektionssystem vorhanden ist, ist "zweitklassig". Die isolierenden Sprachen (wie Chinesisch, und teilw. Englisch) zeigen aber, dass dies nicht so ist. Allein auf Grund eines GRAMMATIK-Studiums wird man eine sehr merkwürdige Ansicht darüber entwickeln, was das "Modalitätenrepertoir" eines englisch sprechenden Menschen ist :)

Ein Beispiel: Wir haben keinen "Dual" - kann man daraus schließen, dass wir keine Vorstellung davon haben, dass eine Zweiergruppe etwas anderes ist als eine größere Gruppe? Unfug, wir können sagen, "Wir zwei, ihr zwei, die zwei da; ein Paar,....")

In einer fiktiven Sprache gibt es möglicherweise drei verschiedene Konstruktion für Zweiergruppen aus MM, MW, WW. Das mag wahnsinnig praktisch sein, dies jedesmal sprachlich zu unterscheiden!
Ich würde nicht vermuten, dass diese Menschen anders "ticken" als wir :)
 


Ist natürlich ein weites Feld - immerhin dürfte es schwer fallen Sprachen zu finden die gar keine möglichkeit haben Vergangenes auszudrücken. Die Art und Weise wie dies geschieht ist allerdings durchaus unterschiedlich.

Als Beispiel hier mal Althebräisch - da bin ich zwar ganz sicher kein Fachmann, meine mich aber erinnern zu können dass es dort keine klare Angabe der Vergangenheit oder Zukunftsform gibt sondern nur abgeschlossene oder nicht abgeschlossene Handlungen. (Man möge mich korrigieren wenns nicht stimmt)

Für unser Beispiel heisst es letztlich dass ich sage: Die Banane wurde auf den Tisch gelegt. Und damit eine abgeschlossene Handlung ausdrücke egal ob diese Morgen oder gestern geschieht. Wir kennen ja in unserem gutem Deutsch auch etwas mehr als nur 3 Zeitformen Vergangenes, Jetzt und Zukunft, sondern auch die Möglichkeit auszudrücken was morgen Zukunft sein wird und was gestern schon Vergangenheit war. Und dies auch gern gemischt. Dies ist allerdings ebenfalls nicht unbedingt in allen Sprachen so der Fall, obwohl natürlich durchaus die meisten Menschen verstehen werden wenn man ihnen sagt:

In hundert Jahren werden wir alle gestorben sein.

Warum ich mich überhaupt daran erinnert habe war die Deutung von Bibeltexten, bei denen derartige Probleme wohl konkret auftreten. Wie weiter oben ja schon gesagt wurde entwickeln sich Sprachen, und dies gilt auch für die Qualität mit der sie etwas ausdrücken können, und ihre Grammatik. Natürlich auch inklusive Zeitformen.

Was unsere mehr oder weniger nahen Verwandten betrifft:

https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,521338,00.html

Das klingt für mich durchaus nach einem Zeitverständniss, und allgemein sehe ich auch nicht ganz warum man dieses Tieren eigentlich absprechen sollte. Aber wie gesagt - auch ohne diese Frage wird man immer zu einem Punkt kommen an dem ein Affe nicht mehr versteht worüber geredet wird, und zu einem (hoffentlich späterem) Punkt an dem ich nicht mehr verstehe worüber geredet wird. Ob dies nun Sätze in Zustandspassiv Futur II (ja, für dieses Posting habe ich mir tatsächlich mal Grammatik der deutschen Sprache reingezogen) oder Plusquamperfekt oder doppeltem Perfekt sind oder ob schon früher ausgestiegen wird macht für mich im wesentlichem einen qualitativen Unterschied.
 
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Hallo Arldwulf,
(1) Genau das habe ich versucht zu problematisieren, nämlich das Vorhandensein einer "grammatischen Konstruktion" und den Möglichkeiten ("Repertoir") eines Sprechers dieser Sprache. In deinem Beispiel hast Du sogar eine analytische Konstruktion gewählt:

wir werden gestorben sein

Warum diese Konstruktion überhaupt in der deutschen GRAMMATIK auftaucht, wird darauf zurückgeführt, dass die GRAMMATIKER, die diese historische Entscheidung getroffen haben, sehr sehr tief Latein verinnerlicht hatten. (Beachte die "Zeitbezüge" :) )

Dies ist m.M. nach aber eine (unsinnige) Konvention der Grammatik. Ich behaupte mal, dass ein nicht-alphabetisierter Sprecher (der nicht in der Schule Grammatik(!) gepaukt hat) diese Konstruktion weder von sich heraus hervorbringen noch überhaupt verstehen wird.

Interessanter fände ich z.B., welche Präpositionen eine Sprache überhaupt besitzt: aus, bei, entgegen, gegenüber, gemäß, mit, (mit)samt, nach, seit, von, zu, zuliebe, entsprechend, nahe, aus, bis, durch, für, gegen, je, ohne, per, pro, um, wider, entlang, angesichts, abzüglich, außerhalb, bezüglich, diesseits, einschließlich, halber, infolge, inmitten, jenseits, kraft, oberhalb, seitens, um ... willen, ungeachtet, unterhalb, unweit, (an)statt, bar, innerhalb, längs, mittels, trotz, während, wegen, zugunsten, laut, dank, an, auf, hinter, in, neben, über, unter, vor und zwischen.
Das sind die örtlichen, zeitlichen, begründenden, "modalen" Parameter unserer Sprache. Es gibt offenbar Sprachen mit viel mehr davon, und auch mit viel wenigern...

(2) Kein "Zeitverständnis" zu haben ist für mich ein wesentliches Handicap beim "Planen". "Planen" ist für mich eine der wichtigsten Voraussetzung für "Intelligenz". (Die anderen wären "Erinnern", "Schließen", "Modelieren".). Insoweit wundert es mich nicht.
 
Wie gesagt - ich denke wir sind uns alle einig dass es einen qualitativen Unterschied gibt zwischen der Sprache die wir heute verwenden, und jener die wir Affen beigebracht haben und mit der sie sich artikulieren können.

Aus meiner Sicht ist insbesondere der Aspekt des Planens bei Affen durchaus gegeben - spätestens an der Stelle an der sie ihren Pflegern den Weg erklären den sie später im Wald gehen möchten, oder die Frage stellen wann denn wieder der Tannenbaum steht. Auch wildlebende Affen und andere Tiere vollziehen ja durchaus Aktionen die eine Planung erfordern.

Nimm mal einen Affen der zum durchqueren eines Flusses sich auf einen Stock stützt. Den Stock nimmt er schon zu Beginn des Weges mit, er sammelt ihn nicht erst auf wenn er an den Fluss kommt.

Unser Satzbau wäre an dieser Stelle möglicherweise: "Ich nehme diesen Stock mit, denn ich werde den Fluss überqueren."

Ohne eine zeitliche Komponente wäre der Satz eventuell ein: "Ich nehme den Stock. Ich gehe über den Fluss."

Auch das den 2. Satz als Begründung darstellende "denn" fiel hier weg. Trotzdem kann man weder sagen dass der Sprecher des 2. Satzes keine kausalen Zusammenhänge kennt (mal unabhängig ob dies nun ein Mensch oder Tier wäre), noch dass er nicht in der Lage wäre Zukunft und Planung auszudrücken. Alles was man sagen kann ist das sein Satzbau und seine Sprachkenntnisse weniger komplex sind und dadurch weniger präzise.

Darauf wollte ich eigentlich hinaus, mit der Aussage dass nicht alle Sprachen unser heutiges Zeitverständniss haben: Wir müssen davon ausgehen, und wissen es durchaus auch konkret dass nicht alle Mittel die wir in unseren heutigen Sprachen besitzen auch früher schon existierten. Es gibt dort definitiv eine Entwicklung, und das wirft zumindest die Frage auf ob man tatsächlich erst von Sprache sprechen kann wenn alle unseren heutigen grammatikalischen Mittel vorhanden sind.

Den Menschen von vor 5000 Jahren spricht letztlich kaum jemand die Sprache ab. Andererseits gehen wir bei bestimmten Sprachfamilien ja inzwischen schon von 10000 Jahren aus - und je weiter man (ja nicht unumstritten) die Sprachen zusammenfassen will umso weiter muss man zurückgehen und umso eher werden bestimmte Sprachkonzepte einfach nicht mehr existieren und durch andere ersetzt.
 
ich finde den ansatz mit den affen doch recht interessant.

wenn man sich überlegt das ein affe der sich vor 20 mio jahren und mehr vom hominiden getrennt haben wie z.b. diese kapuzzineräffchen, das konzept von geld, von sparen, anhäufen, feilschen, betrügen, verheimlichen, manipulation und sogar prostitution usw. innerhalb von wochen leicht erlernt haben, müsste man als mensch doch ziemlich frustriert sein.

auch das mit der planung haben wir den affen offensichtlich nicht mehr vorraus und das tiere für bestimmte feinde verschiedene laute benutzen, wissen wir nun auch.

mir scheint daher sprache eigentlich nur ne komplexe weiterentwicklung von
tonabläufen also im weitesten sinne von musik zu sein. Mit anderen worten, ne besonders hohe intelligenz ist vielleicht nicht unbedingt ne vorraussetzung um sprechen zu können.
ich bin daher davon überzeugt das schon der erectus und vielleicht sogar noch frühere wie rudophensis oder andere hominiden differenzierte silbentöne mit einem tonfall für feuer, wasser, himmel, erde, nahrung, feinde, familie oder situationen wie flucht,
langsam oder schnell, früh oder spät bzw. hoch oder runter gebrauchten.

demnach würde ich den zeitpunt der sprache da ansetzen,
wo ein hominide körperlich-technisch in der lage war genug silben zu benutzen um eine primitive sprache sprechen zu können.
erst dann hatte er ja das potential alles und jedem einen eigenen namen zu geben.
die frage ist also wieviele silben braucht er um sprache zu generieren ?

ich würde da einfach mal den rückwärtsgang einlegen und es andersrum versuchen. das kann jeder selbst ausprobieren - ab wann er eine verständliche sprach-kommunikation "erfinden" kann.

z.b. fragen wie "Wollen wir Spinat oder Bohnen zu den Kartoffeln essen?" kann man alleine mit "hu-hu-hu" zu jemand anderen transportieren, vorrausgesetzt man kennt den anderen relativ gut und der andere ist ausdrücklich angehalten auf den versuch einzugehen.

die nächste stufe ist dann "hu" mit "ga" zu "hu-ga" ergänzen, damit hätten wir nen word und schon kann man sich auch über pellkartoffel oder kartoffelbrei unterhalten (und ggf. auf "ga" ne matschbewegung andeuten)

mit "hu-ga-ho" könnte man dann schon absprechen ob man gleich heute oder erst später am abend essen will. wenn man das konsequent durchzieht weiss man am ende wieviel silben man für ne verständliche sprache brauchte.

wir haben das hier mal als familiären joke angefangen und kamen sehr schnell drauf das man sich ohne worte erstaunlich viel nur über den tonfall "zugrunzen" (rüber-huhuhen) kann.

also das ist quasi der rückwärtsgang der sprachforschung.

erinnert das nicht ein bisschen an die sumer und egypter mit ihrer
vorliebe für Silben wie Ti, Ki, Ma, Ka, Re, Ho, Hep, Thut, Mo usw.

Ich denke diese Silben sind der Schlüssel.
wieviel silben braucht man um z.b. um sich wie ein khoisan
seinen alltag zu organisieren ?
 
Nun ja, ob man mit gegrunztem "hu-ga-hu-ga" außerhalb deiner Familie wirklich weiterkommt, möchte ich doch bezweifeln. Und mit Sprache assoziiere ich deine Beispiele auch nicht wirklich.

ich finde den ansatz mit den affen doch recht interessant.

Ja, zurück zu den Affen. Genaugenommen ist Schrift doch nur eine Weiterentwicklung von Sprache in anderer Form, oder? :grübel:
Nun frage ich mich gerade, ob Affen ebenfalls einer Schrift und insbesondere der Groß- und Kleinschreibung mächtig sein könnten? :confused:
 
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Drei Anmerkungen dazu:
(a) Nach üblichen evolutions-orientierten Vorstellungen geht man weniger von einer bewussten Konstruktion, sondern von einem Recycling vorhandener aber nicht mehr dringend benötigter Elemente aus. In diesem Fall wird also "sinnfreies Grunzen" mit Bedeutung gefüllt. Alles was man UNTERSCHEIDEN kann, wird aus (Sprach)ökonomischen gründen eingesetzt. Die Feinheit der Differenzierung nimmt natürlich im Laufe der Zeit zu.
Es gibt praktisch vokalfreie Sprachen (Kaukasus) und konsonantenarme (Polynesisch). Bedeutungstragende Wortmelodie (Selbst im Deutschen immer noch die "Frageform") und Silbentöne sind eher die Regel als die Ausnahme.,

"Silben" im engeren Sinne sind kein sinnvolles Linguistisches Element (in der Tat ist der Begriff "Silbe" weiterhin ungeklärt) Tonhöhe, -melodie, sogar nicht-lautliche Elemente wie begleitende Gestik müssen als TEIL einer frühen Sprache betrachtet werden.

(b) ich will nicht so weit gehen, zu behaupten, dass "Sprache" - als Ausdrucksmittel des Gehirns - überhaupt nichts mit "Tönen" zu tun haben muss. Es wird sich - wie evolutionsmäßig immer - eine positive Rückkopplung zwischen "Lautgebung", "Sinn", linearisiertem (zeit-bezogenem!) Denken ergeben haben. Ich halte so etwas wie einen linearen (!) Tonkanal für ganz wesentlich für die Bildung unserer "höheren" Intelligenz (bzgl. "Planung")

(c) Eine konstruierte Sprache kommt mit 2 Silben aus (s. Morsezeichen)
 
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Ich möchte Morsen nicht als eigene Sprache ansehen. Es ist eine Verschlüsselungstechnik, die sich auf verschiedene Sprachen anwenden lässt.
 
Schon, aber der Morsecode basiert soviel ich weiß auf dem Englischen. Er ist auch eher eine zusätzliche Verschlüsselung der Sprache und ist nicht als eigene Sprache zu verstehen. Interessant wäre in der Hinsicht vielleicht die Gebärdensprache der Taubstummen, aber das ist auch wieder ein anderes Feld.

Was die verschiedenen Sprachen, die wir heute kennen, angeht: Ja, sie sind anders "kodiert" wenn du das so sagen möchtest, der Code würde da allerdings aus den verschiedenen Phonemen und Morphemen bestehen (Laute und ihre Bedeutung innerhalb eines Wortes) - Bsp. die Schnalzlaute einiger afrikanischer Sprachen wären in unserer Sprache bedeutungslos, während sie in der afrikanischen Sprache durchaus Bedeutung haben.
 
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