Romane mit Geschichtsbezug, die man lesen sollte

Nur eine kleine Anmerkung zu Karl May: Seine geographischen Schilderungen gelten als realitätsnah, nicht jedoch seine historischen - es hängt davon ab, aus welchem Buch er abgeschrieben hat :) Dinge, die nicht in sein Weltbild passten, wurden gerne ignoriert (Amerikanischer Bürgerkrieg) oder umgedeutet. Karl May hat eine sehr ausgeprägte "persönliche Rassenbewertung", insbesondere was die Orientalischen Völker angeht. Seine extrem positive Schilderung "edler Naturvölker" hat das gesamte deutsche Indianerbild geprägt (Das ziemlich anders ist als in den meisten anderen Länder) Um interessante Zusammentreffen zu ermöglichen, werden Personen schon mal einige Dutzend Jahre verschoben.

Soetwas trifft natürlich auf alle Romanautoren zu.
 
Karl May fand als Kind ich besonders interessant, wenn die Prügelstrafe beschrieben wurde. 100 auf die Fußsohlen, autsch. Sein Orientbild war naiv, aber plastisch.
 
Old Kara Ben Emsig erwähnt in "Winnetou 2" den Ku Klux Klan, mit dem Old Shatterhand und der Westmann Old Death aneinandergeraten. Old Death, der seinen Kautabak mit Opium präpariert- (kompletter Schwachsinn!) ist begeisterter Anhänger von Benito Juarez, der ebenso wie Maximilian I. von Mexiko häufig erwähnt wird.

Karl May schrieb aber auch Kolportageromane über "Napoleons letzte Schlacht" und die "Entscheidung bei Sedan". Ganz besonders hatte es ihm aber Leopold von Anhalt- Dessau angetan, der Hauptfigur einiger Kurzgeschichten von "Old Kara Ben Emsig" ist.
 
Es bot mir jedenfalls als Jugendlicher einen ersten Einstieg, mich näher mit Geschichte zu beschäftigen, so hörte ich eben bei Karl May das erste mal von Maximilian. Darauf rannte ich in die Bücherhalle (Stadtbibliothek) und las in (richtigen ;)) Geschichtsbüchern über diese Phase Mexikos nach, und gleichzeitig las ich noch Bücher über Indianer und Cowboys, wie es wirklich war, wie wirklich Revolverduelle ausgetragen wurden, wer die Apachen wirklich waren, wie damals wirklich die Waffentechnik war, wie es bei den "Skipetaren" und im "wildem Kurdistan" wirklich zuging, und so weiter. ("wirklich" = natürlich gemessen an meiner zugänglichen Literatur)
Ich bin Karl May dankbar, auch weil sich meine Sinne für Fiktion, Stereotyp, Vorurteil und Klischee und der "Realität" durch ihn schärften.
 
Bei den Orientromanen gibt es auch eine Trilogie "Im Lande des Mahdis", in denen es um den Sklavenhandel am oberen Nil und im Sudan geht.
 
Letzte Bemerkung:
Hab ich alles gelesen. Am besten bei Karl May fand ich immer, wenn der Protagonist von seiner Umgebung unterschätzt wurde, und der dann im Laufe der Handlung zum großen Helden avancierte, wie im epischen Film-Western "Weites Land" von William Wyler mit Gregory Peck als "Seebär" im Wilden Westen, um seine Braut zu heiraten, und Charlton Heston, als Vorarbeiter auf der Rinderfarm, und Jean Simmons als späte Liebe.
Am blödesten empfand ich damals die teilweise Überlegenheit der "Weißen" gegenüber den Orientalen oder anderen, und die christliche Betonung der Überlegenheit. So kam es mir als Jugendlicher vor, wie jetzt die Literaturkritik es auffasst, weiß ich nicht, ist auch nicht Thema hier.
 
Oh je, bei mir ist es so lange her, dass ich schon gar nicht mehr weiß, was drin steht.
Von Karl May stehen u. a. da bei mir noch
Ritter und Rebellen (15. Jh.)
Die Herren von Greifenklau (1870)
Der Weg nach Waterloo (1814/15)

Sollte man zur Entspannung mal wieder reingucken?
 
Ja komischerweise hab ich lieber "Ritter und Rebellen", "Der Weg nach Waterloo" und "Der Alte Dessauer" als die ganzen Winnetou Romane :D
 
Nur zwei, von vielen:

Der Meister des siebten Siegels - Johannes K. Soyener und Wolfram zu Mondfeld

Die Säulen der Erde
 
Mein Favorit: Heinrich Mann, Der Untertan. Bietet zwar keine Schilderung "historischer" Persönlichkeiten, dafür aber eine sowohl treffende als auch bissige Darstellung des wilhelminischen Deutschlands. Da das Buch kurz vor Beginn des ersten Weltkrieges abgeschlossen wurde, kann es zugleich den Rang eines Zeitdokumentes beanspruchen.

Heinrich Mann: Der Untertan
 
@R.A.: Auf jeden Fall Bernard Cornwell! Besonders von seiner Gralsreihe war ich begeistert (hab auch Jacobum bekehrt :D).


Das ist wohl wahr, somit erübrigt sich eine weitere Empfehlung meinerseits.

Daneben ein paar andere historische Romane:

Leo Perutz. "Der schwedische Reiter"
Spielt um 1700 in Schlesien zur Zeit des Schwedisch-Russischen Krieges.
Amazon.de: Der schwedische Reiter.: Leo Perutz: Bücher


Josef Nyary: "Und sie schufen ein Reich"
Eine fiktive Familiensaga von ca. 900 - 1250
Amazon.de: Und sie schufen ein Reich. Roman.: Josef Nyary: Bücher


Mikas Waltari: "Sinuhe, der Ägypter"
Ein Klassiker unter den historischen Romanen, der im alten Ägypten spielt
Amazon.de: Sinuhe der Ägypter: Mika Waltari,Charlotte Lilius: Bücher


Heinrich v. Kleist: "Michael Kohlhaas"
Mehr eine Novelle als ein Roman, spiegelt aber recht gut die Zeit Luthers wider.
Amazon.de: Michael Kohlhaas (Reclam Universal-Bibliothek): Heinrich von Kleist: Bücher


Das müsste fürs erste reichen.


Gruß

Jacobum
 
Die Herren von Greifenklau (1870)
Der Weg nach Waterloo (1814/15)
Sollte man zur Entspannung mal wieder reingucken?
Schwer zu sagen...
"Die Liebe des Ulanen" ist auf jeden Fall ein vielschichtiges, spannendes Abenteuer, im Rahmen der Deutsch/Französischen Beziehungen des 19 . Jh.: Superhelden, Superschurken, Unikate wie Blücher, Arabische Zauberer, Grafen, Rittmeister, Spione, vertauschte Babies, manch berüchtigte "erotische" Szene.....
Das Werk wird verschieden zusammengestellt, entweder - stärker bearbeitet und bereinigt - als:

Der Weg nach Waterloo
Das Geheimnis des Marabu
Der Spion von Ortry
Die Herren von Greifenklau

oder - näher an der Originalausgabe - als

Die Herren von Königsau
Napoleons letzte Liebe
Der Kapitän der Kaisergarde
Der Spion von Ortry
Durch Kampf zum Sieg

Alle Texte kann man z.B. hier Karl-May-Gesellschaft e.V. lesen..
Für den Geschichtskundigen mag es auch spannend sein, Karl Mays "Missverständnisse" zu entdecken :)

Von "Chauvinismus" übrigens keine Spur: Der Held hat nicht nur eine französische Mutter, sondern auch eine französische Großmutter und heiratet schließlich eine lupenreine Araberin!
 
Für wen ich mich als Autor historischer (und heute historischer) vielleicht nch erwärmen könnte, dass wäre Lion Feuchtwanger. Etwa Die Jüdin von Toledo, oder aber auch die Wartesaal-Trilogie.
 
Es ist schwierig, fünf Sachen auszuwählen. Einiges ist ja schon genannt worden.

Tolstoi gehört natürlich in den literarischen Olymp: "Krieg und Frieden" ist für mich der mit Abstand beste Roman mit Geschichtsbezug überhaupt.

Lion Feuchtwanger wurde ebenfalls schon erwähnt. Ich finde, dass die Josephus-Trilogie sehr lesenswert ist.

Tipp Nr. 3 liegt mir besonders am Herzen: Gillian Bradshaw "Die Reiter der Sarmaten" ist ein ebenso interessantes wie spannendes Buch. Gillian Bradshaw hat sich intensiv mit den Sarmaten befasst und es gelingt ihr für meine Begriffe sehr gut, sich in sie hineinzuversetzen. :anbetung:
Amazon.de: Die Reiter der Sarmaten. Roman.: Gillian Bradshaw: Bücher

Herrlich ironisch: "Adel im Untergang" von Ludwig Renn
Amazon.de: Adel im Untergang: Ludwig Renn: Bücher

Eindrucksvoll, sowohl in informativer als auch stilistischer Hinsicht: Edlef Köppen "Heeresbericht"
Amazon.de: Heeresbericht (List bei Ullstein): Edlef Köppen: Bücher
 
Vielleicht wären hier noch "Die unseligen Könige" von Maurice Druon erwähnenswert :)

Und Georgette Heyer mit ihren doch recht lustigen Romanen, die im England zur Zeit des Biedermeier und Rokoko spielen.
 
Letzte Bemerkung:
Hab ich alles gelesen. Am besten bei Karl May fand ich immer, wenn der Protagonist von seiner Umgebung unterschätzt wurde, und der dann im Laufe der Handlung zum großen Helden avancierte, wie im epischen Film-Western "Weites Land" von William Wyler mit Gregory Peck als "Seebär" im Wilden Westen, um seine Braut zu heiraten, und Charlton Heston, als Vorarbeiter auf der Rinderfarm, und Jean Simmons als späte Liebe.
Am blödesten empfand ich damals die teilweise Überlegenheit der "Weißen" gegenüber den Orientalen oder anderen, und die christliche Betonung der Überlegenheit. So kam es mir als Jugendlicher vor, wie jetzt die Literaturkritik es auffasst, weiß ich nicht, ist auch nicht Thema hier.


Mir gefielen auch immer die Anti- Helden oder gebrochenen Helden besser. Old Death, der Hobble Frank oder auch Hadschi Halef haben mir besser gefallen, als Winnetou oder Old Shatterhand.


Narses fand ich wesentlich interessanter, als Belisar, der seine Armeen selbst in die Schlacht führt.

Da lynxxx gregory Peck ansprach, mußte ich an einen meiner Lieblingshelden denken: an Forresters Horatio Hornblower.

Hornblower der Liebhaber von Gibbon und leidenschaftliche Whistspieler zweifelt immer an sich selbst, ist ein Denker und Grübler. Er ist furchtbar schüchtern im Umgang mit den Damen, verträgt keinen Alkohol und ist so unmusikalisch, dass er nicht einmal die britische Nationalhymmne erkennt.

Sein größtes Problem ist, dass er wie Nelson bei jeder Fahrt von der Seekrankheit heimgesucht wird. Bei seinen Abenteuern schwebt ihm jedesmal in lebhaftesten Farben die Konsequenz eines Mißerfolgs vor, bei dem er sich dann als Amputierter, Degradierter oder auf Halbsold gesetzter Seeheld sieht.

Forresters Beschreibung und Erklärung der inneren Logik der Seemannssprache ist klasse, und bald schon hat der Leser begriffen, was die Luvstellung ist. Ob in der Karibik unter dem Kommando eines verrückten Kapitäns, ob an Spaniens Küsten, bei der Schatzbergung im Mittelmeer oder als Kommodore auf der Ostsee in Napoleons Rußlandkrieg von 1812, Hornblower und sein Faktotum Bush kriegen am Ende die Kurve, und man fiebert mit, denn Hornblower ist wirklich ein sympathischer Held.
 
Es ist schwierig, fünf Sachen auszuwählen. Einiges ist ja schon genannt worden.

Tolstoi gehört natürlich in den literarischen Olymp: "Krieg und Frieden" ist für mich der mit Abstand beste Roman mit Geschichtsbezug überhaupt.

:anbetung:


Da möchte ich @ Marcia beipflichten, auch für mich ist "Krieg und Frieden" das Buch.

Vor ein paar Tagen habe ich mir in der Bibliothek das Buch "Die Bartholomäus-Nacht" von Alexandre Dumas ausgeliehen.
Da bin ich jetzt wirklich gespannt drauf.

Gruß.....
 
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