Die Krieg-in-Sicht-Krise und der Untergang des Reiches 70 Jahre später

Die Rüstung des Deutschen Reiches stand damit vor einem Wendepunkt (Scherbenhaufen?): die Schwerpunktsetzung der letzten 10 Jahre bezüglich der Marine erwies sich im nachhinein als falsch bzw. für die sich nunmehr ergebende Land-Lage als wirkungslos, sie hatte zudem Großbritannien von den Mittelmächten ferngehalten; eine Umsteuerung auf die Priorität Heeresrüstung wurde im November 1912/Anfang 1913 erforderlich.

Scherbenhaufen? Ja, könnte man durchaus so bezeichnen. Die Anstrengungen der Heeresrüstungen begannen bescheiden:

1911 wurde das Heer um 9.000 auf 515.000 Soldaten verstärkt; 1912 erfolgte eine weitere Erhöhung um 38.000 Mann. Man sollte aber der Fairness halber anmerken, das der Generalstab zu diesem Zeitpunkt immer noch von einen kurzen Krieg ausging , man hätte bessere Lehren aus dem Ameriaknischen Bürgerkrieg ziehen sollen, und der Meinung war, mit dem Schlieffenplan über die "ultimative Geheimwaffe" zu verfügen.

1913 wurde dann beschlossen das Heer auf ca. 817.000 Soldaten zu bringen, wovon schon im August 1914 die Zahl von 794.000 erreicht worden war. Ob diese zügige Aufstockung nicht zu Lasten der Qualität ging, darf wohl angenommen werden.

Die enorme Flottenrüstung hat Deutschland einen großen Schuldenberg eingebracht, ein gescheitertes Konzept von Tirpitz und die englische Fernblockade mit ihren negativen Folgen, Hunger, für Deutschland

Die deutsche Hochseeflotte konnte dann im Kriege wenigstens in der Ostsee ihre Stärke ausspielen, aber der eigentliche Sinn wurde nicht erreicht.

Quelle für die Zahlen: Salewsski, Der Erste Weltkrieg, Schöningh Verlag 2004
 
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Scherbenhaufen? Ja, könnte man durchaus so bezeichnen. Die Anstrengungen der Heeresrüstungen begannen bescheiden:
1911 wurde das Heer um 9.000 auf 515.000 Soldaten verstärkt; 1912 erfolgte eine weitere Erhöhung um 38.000 Mann.

Der Ruck ist mE ausschließlich in der konsequenten militärischen Auswertung der Balkankriege für die Mitteleuropäische Lage verursacht, sie war alternativlos, und sie trieb politisch den Krieg an.

Hinzu kommt noch, dass man das Heer bis 1912 als Anti-Revolutions-Armee nach innen ansehen muss, was das Ansehen und die realistische Stärkebeurteilung im Ausland in 20 Jahren gewaltig nach unten zog. Etwas überspitzt gesagt, waren sich ausländische (auch frz.) Beurteilungen durchaus einig, dass die Qualität der der deutschen Armee absank. Nach einigen Offiziersmeinungen ist diese Kernarmee dann 1914 nahezu vollständig aufgerieben worden und untergegangen.
 
Hinzu kommt noch, dass man das Heer bis 1912 als Anti-Revolutions-Armee nach innen ansehen muss...


Stammt von Wilhelm II. nicht auch der Spruch, das seine Soldaten auch auf ihre sozialdemokratischen Väter und Mütter schießen können müssen?
 
Wer hätte dort länger durchgehalten? Frankreich an einer Front oder Deutschland mit geteilten Kräften (weil ja zusätzlich die Front im Osten).
Aller Wahrscheinlichkeit nach Deutschland. Selbst mit britischer Hilfe ist es Frankreich nicht gelungen die deutsche Front zu durchstoßen, sich alleine zwischen Schweiz und Belgien "durchzuquetschen" wäre weit schwieriger gewesen. Die Front im Osten hatte Deutschland so und so.

Eine Möglichkeit wäre gewesen, daß sich Frankreich den "Kopf einrennt" und nach und nach Kräfte verliert. Ist es dann so sicher, daß die Briten nicht unterstützend eingegriffen hätten?
Ich denke, die Briten hätten eingegriffen, ähnlich wie es die USA getan haben, die ja erst auch strikt gegen einen Kriegseintritt waren (Parlament wie auch Bevölkerung).

Wie auch immer, in den Köpfen der deutschen Strategen gab es offenbar aufgrund der damaligen taktischen Überlegungen, die feste Überzeugung, daß man nur durch einen schnellen, offensiven Krieg eine Chance gehabt hätte, den Zweifrontenkrieg gegen mindestens zwei Großmächte gewinnen zu können.
Nicht unbedingt. Plan B - Defensive gegen Frankreich, Offensive gegen Russland - war erst 1913 als Option aufgegeben worden. Wie ich glaube weniger aus militär-strategischen als aus politischen Erwägungen.

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Dazu würde ich gern wissen, welche Gründe sollten zum damaligen Zeitpunkt, Großbritannien dazu veranlassen, sich gegenüber Deutschlands in einem europäischen Konflikt neutral zu halten?
Haffner nennt das brit. Welthandelssystem, dass unter einem Krieg zu leiden gehabt hätte.

Nochmals die Frage, wieso sollte sich Großbritannien nun in einem Krieg Deutschlands gegen Frankreich, zumal man Bündnispartner war in der Triple-Entente, neutral halten, wenn doch alles politisch wie wirtschaftlich in Großbritannien auf einen Krieg mit Deutschland ausgerichtet war?

Ich denke, dass in GB ähnlich wie in den USA eine isolationistische Stimmung herrschte. Man war zwar bereit, dem Herausforderer Deutschland Widerstand zu leisten, aber in einen Kontinentalkrieg wollte man sich nur ungern hineinziehen lassen. Das britische Parlament hat nach der Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich, als Frankreich den Bündnisfall anmahnte, eine Kriegserklärung abgelehnt. Churchill behauptet, dass ohne den Einmarsch der Deutschen in Belgien, eine Kriegserklärung im Parlament nicht durchsetzbar gewesen wäre, da die "Kriegspartei" in der Minderheit war.

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Die Schwäche des Osmanischen Reiches ließ dieses - vorher einkalkulierte - Gegengewicht gegen Rußland im Osten entfallen.
Aber war der "kranke Mann am Bosporus" wirklich militärisch stark genug, um die deutsche Ostfront wirksam zu entlasten, selbst ohne die Pleite im Balkankrieg?

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Die Tripleentente war also ein Militärbündnis zwischen Rußland, Frankreich und Großbritannien. Welche konkreten militärischen Vereinbarungen waren denn dort getroffen worden? Wann war der Bündnisfall für die drei Partner gegeben.
Es gab konkrete militärische Absprachen zwischen GB und Frankreich, wie und wo das brit. Expeditionskorps im Kriegsfalle in Frankreich zum Einsatz zu bringen sei. Der Bündnisfall trat ein, wenn die Deutsche Flotte die französische Küste angreifen sollte. Man könnte also von einer Art Bündnis sprechen. Zwischen Russland und Frankreich gab es ein klassischen Bündnis.

Ich frage deshalb so genau, weil Teile des britische Kabinetts in der Juli-Krise keine Verpflichtung gegenüber Frankreich geschweige denn Rußland zu haben meinten.
Das Kabinett hatte man über die Militärabsprachen auch nicht informiert. ;)
Die Verpflichtung zum Schutz der franz. Küste war aber bekannt glaube ich.
 
Nicht unbedingt. Plan B - Defensive gegen Frankreich, Offensive gegen Russland - war erst 1913 als Option aufgegeben worden. Wie ich glaube weniger aus militär-strategischen als aus politischen Erwägungen.
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Aber war der "kranke Mann am Bosporus" wirklich militärisch stark genug, um die deutsche Ostfront wirksam zu entlasten, selbst ohne die Pleite im Balkankrieg?

Sicher war er krank, und seit 100 Jahren militärisch auf dem Abstieg.

Dennoch wurde er einkalkuliert, als "natürlicher" Feind Rußlands auf dem Weg zu warmen Meeren. In dem Aspekt des Vielvölkerstaates auf dem Balkan waren Ö-U und das OR in den Interessen gegen die kleinen Nationen, gegen den Panslawismus und gegen Rußland natürliche Verbündete (was sich praktisch auch seit den österreichischen Reaktionen im Krimkrieg gezeigt hat).

Damit konnte in Divisionen kalkuliert werden, um Rußlands Armee im Osten in einem Krieg der Mittelmächte zu neutralisieren. In der Planung mußte Rußland zahlreiche Armeekorps gegen das OR zurückhalten, konnte sie somit nicht gegen Ostpreußen und Ö-U verwenden. Insoweit lag hier "Zählbares" vor. Die Balkankriege veränderten diese Rechungen, es wurde danach von einer stärkeren deutschen Unterstützung der Ostfront ausgegangen.


Die strategische Veränderungen mußte somit den Großen Aufmarsch Ost als alten Plan entsprechend beeinfussen.
 
Das Kabinett hatte man über die Militärabsprachen auch nicht informiert. ;)
Die Verpflichtung zum Schutz der franz. Küste war aber bekannt glaube ich.

Denn handelt es sich ja wohl eher um eine lose als um eine bindende Vereinbarung.
Ich glaube nicht, das die Militärs in Großbritannien befugt waren, verbindliche miltärische Vereinbarungen mit Bündnischarakter abzuschließen, denn dazu war ja wohl ausschließlich die Regierung autorisiert.

Du schreibst, das "der Bündnisfall" gegeben wäre, wenn Deutschland die französische Küste angreifen sollte. Das würde aber bedeuteten, wenn Deutschland Frankreich "über dem Landwege" angreifen würde, wie es dann ja auch später der Fall war, wäre für Großbritannien der Bündnisfall nicht gegeben.
 
Stammt von Wilhelm II. nicht auch der Spruch, das seine Soldaten auch auf ihre sozialdemokratischen Väter und Mütter schießen können müssen?

Allerdings.....aber nicht nur auf die....
"
......Entstammten doch viele Rekruten Elternhäusern, die aus der Sicht des adligen Offizierskorps eben jenen „Reichsfeinden“ zuzurechnen waren, die im Verdacht „revolutionärer Umtriebe“ standen. Welche Konsequenzen sich daraus ergeben konnten, machte Kaiser Wilhelm II. schon bald nach seiner Thronbesteigung deutlich. Den jungen Männern, die im November 1891 in einer Potsdamer Kaserne zur Vereidigung angetreten waren, forderte er etwas Ungeheuerliches ab: „Rekruten! Ihr habt mir Treue geschworen, das – Kinder meiner Garde – heißt, Ihr seid jetzt Meine Soldaten, Ihr habt Euch Mir mit Leib und Leben ergeben; es gibt für Euch nur einen Feind, und der ist Mein Feind. Bei den jetzigen sozialistischen Umtrieben kann es vorkommen, dass Ich Euch befehle, Eure eigenen Verwandten, Brüder, ja Eltern niederzuschießen – was ja Gott verhüten möge – aber auch dann müsst Ihr Meine Befehle ohne Murren befolgen.“.....
Der Feind im Innern: Soldaten als Polizisten? Die deutsche Geschichte zeigt, warum wir auch weiterhin gut daran tun, die Aufgaben der Polizei von denen des Militärs strikt zu trennen | ZEIT online

 
Es wäre interessant, einmal unter diesen Aspekten den Zustand der Armee 1900-1913 zu untersuchen.

These: die Armee ist in dem Ruhm von 1871 steckengeblieben, die hinzu getretene Zielsetzung "nach innen" hat Arcimboldo zitiert. Das Motto lautete wohl eher: "Revolution in Sicht", statt: "Krieg in Sicht". Ansonsten stellte sie nach 3 Jahrzehnten den Schatten früherer Tage dar.

Das wurde auch im Ausland so gesehen, wo man mW über die antiquierte Führung und Qualität der Armee Witze gerissen hat. Allein die Mobilisierungsmasse des Deutschen Reiches war der beachtliche Faktor. Legendär sind die alljährlichen Herbstmanöver, bei denen auch Wilhelm II. regelmäßig unter den Augen ausländischer Militärbeobachter persönlich Hand und Säbel anlegte, aufs Pferd stieg und irgendwelche Kavalleriedivisionen in Gefechtsübungen peinlich genau, aber hasardierend direkt ins Feuer und in den (fiktiven) Untergang führte.

Gibt es dazu halbwegs objektive Untersuchungen?
 
. Legendär sind die alljährlichen Herbstmanöver, bei denen auch Wilhelm II. regelmäßig unter den Augen ausländischer Militärbeobachter persönlich Hand und Säbel anlegte, aufs Pferd stieg und irgendwelche Kavalleriedivisionen in Gefechtsübungen peinlich genau, aber hasardierend direkt ins Feuer und in den (fiktiven) Untergang führte.

Gibt es dazu halbwegs objektive Untersuchungen?


Ja, der gute Willi konnte sich wahrlich gut in Szene setzen....

Allerdings kann ich jetzt nichts genaues über das Heer sagen, aber ich meine zu wissen, dass Wilhelm II. sehr großen Wert auf die Marine legte und es darauf anlegte mit seinem Vetter, dem englischen König bezüglich der Flottenstärke zu konkurrieren.....

Gruß...
 
Dennoch wurde er einkalkuliert, als "natürlicher" Feind Rußlands auf dem Weg zu warmen Meeren.
Den Weg zum Mittelmeer hat die Türkei Rußland ja auch sehr erfolgreich verlegt, trotz des Angriffs auf Gallipolli und ungeachtet des Substanzverlustes im Balkankrieg 1912/13.

Die Balkankriege veränderten diese Rechungen, es wurde danach von einer stärkeren deutschen Unterstützung der Ostfront ausgegangen.
Was bedingt, dass die Türkei vor 1912 stark genug gewesen wäre, eine wirksame Offensive gegen Russland durchzuführen und so russische Divisionen zu binden. Eben das bezweifle ich. Außerdem hätten die 150.000 Männeken in Ostpreußen wohl kaum mehr weiter reduziert werden können, selbst wenn die ein oder andere russische Division gegen die Türkei hätte marschieren müssen, zumal die Türken nicht im Dreibund waren und nicht sofort bei Kriegsausbruch losgeschlagen haben.

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Denn handelt es sich ja wohl eher um eine lose als um eine bindende Vereinbarung.
Ich glaube nicht, das die Militärs in Großbritannien befugt waren, verbindliche miltärische Vereinbarungen mit Bündnischarakter abzuschließen, denn dazu war ja wohl ausschließlich die Regierung autorisiert.
Der Schutz der Küste war vom Kabinett garantiert (habe ich kürzlich gelesen), die Militärabsprachen über das Expeditionskorps waren natürlich "unverbindlich".

Das würde aber bedeuteten, wenn Deutschland Frankreich "über dem Landwege" angreifen würde, wie es dann ja auch später der Fall war, wäre für Großbritannien der Bündnisfall nicht gegeben.
Ja, ganz genau. Es sei denn natürlich über Belgien, dann war der Bündnisfall wieder gegeben. ^v^

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Das wurde auch im Ausland so gesehen, wo man mW über die antiquierte Führung und Qualität der Armee Witze gerissen hat. Allein die Mobilisierungsmasse des Deutschen Reiches war der beachtliche Faktor.
Die Mobilisierungsmasse des Reiches war kläglich klein, für den Plan den man sich vorgenommen hatte. Die Anzahl der moblisierten Aktiven und Reservisten war in Deutschland und Frankreich 1914 in etwa gleich. Immerhin hat die Wehrmacht die franz. Armee bei einem 1:1 Verhältnis bis nach Paris zurückgedrückt und die russ. Angriffsarmee bei einem 1:3 Verhältnis aufgerieben.
Es gab zeitbedingte Schwächen, aber Kavallerieattacken und Sturmangriffe mit Hurrah gab es bei der Konkurrenz auch. Gerade die Franzosen hatten erst gar keine Spaten mitgenommen, nicht, dass sich die Truppen noch eingraben und etwa den Angriffsgeist verlieren.
 
Was bedingt, dass die Türkei vor 1912 stark genug gewesen wäre, eine wirksame Offensive gegen Russland durchzuführen und so russische Divisionen zu binden. Eben das bezweifle ich.

Es ging in diesen Planungen nicht um eine Offensivfähigkeit des Osamnischen Reiches, sondern um die bloße Kräftebindung im Süden. Die Abwesenheit von Offwensivkraft bedingte nicht die Abwesenheit von Deckungstruppen.

Der kalkulierte "Abzugsbetrag" der russischen Mob. von Ostpreußen und gegenüber Ö-U betrug rd. 30 Divisionen, die zuvor für das Osmanische Reich als gebunden betrachtet wurden.
 
Krieg in Sicht in den 80iger

Hallo Zusammen,

in der Dienstzeit Caprivi´s als Chef der Marine von 1883-88, hielt dieser die deutsche Marine am Anfang der 80iger von Auslandseinsätzen zurück, mit der Begründung, daß man zuwenig Kräfte hätte, die die deutsche Küsten verteidigen sollten (Schiffsmaterial wie Personal), da ein Konflikt mit Frankreich bevor stand. Allgemein lese ich immer wieder etwas von "Krieg in Sicht" in der Zeit nach der Reichsgründung.
Was war da los?
Woher kamen die Probleme aussenpolitisch?
Drohte mit damaliger Ansicht wirklich ein Krieg?
 
Die Abwesenheit von Offwensivkraft bedingte nicht die Abwesenheit von Deckungstruppen.
Doch natürlich. Deckungstruppen brauche ich, um eine jederzeit mögliche Offensive abfangen zu können.

Der kalkulierte "Abzugsbetrag" der russischen Mob. von Ostpreußen und gegenüber Ö-U betrug rd. 30 Divisionen, die zuvor für das Osmanische Reich als gebunden betrachtet wurden.
Hmm, hab ich ehrlich gesagt noch nie vorher von gelesen. Woher hast du die Zahlen?

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Drohte mit damaliger Ansicht wirklich ein Krieg?
Ich kenne das so, dass die Krieg-in-Sicht-Krise von Bismarck inszeniert war. Ein Versuchsballon, um die englische Reaktion zu testen.
 
Doch natürlich. Deckungstruppen brauche ich, um eine jederzeit mögliche Offensive abfangen zu können.

Ich würde es eher anders herum sehen: ich benötige Offensivkraft, wenn es bereits Deckungsstreitkräften gibt. Aber seis drum.

Nach dem Umfang wurde wohl kaum mit einem offensiven Vorgehen des Osmanischen Reiches gegen Rußland, sondern mit einem Anknabbern und Besetzen von Randgebieten bei einem Konflikt der Europäischen Großmächte gerechnet.

Daher Deckungskräfte, die Gebiete konnten nicht schutzlos gelassen werden.

dazu:
Schulte, Bernd, Europäische Krise und Erster Weltkrieg, Europ. Hochschulschriften III/161
 
Ich kenne das so, dass die Krieg-in-Sicht-Krise von Bismarck inszeniert war. Ein Versuchsballon, um die englische Reaktion zu testen.

Ja war das ganze Theater innenpolitisch erzeugt? Aber wie will man eine Krise herraufbeschwören, um zu testen wie ein Land aussenpolitisch reagiert, das ist doch schon grob fahrlässig.
 
Aber wie will man eine Krise herraufbeschwören, um zu testen wie ein Land aussenpolitisch reagiert, das ist doch schon grob fahrlässig.

Das hier basiert auf Hillgrubers Artikel:
Krieg-in-Sicht-Krise – Wikipedia


Zum Osten:
Die Bindungswirkung über den Kaukasus wurde seit 1889 in Studien kalkuliert, auch durch deutsche Unterstützung für das osmanische Militär. Das Konzept der Bindung von rd. 300.000 Mann russische Truppen brach 1912 zusammen. Vor diesem Hintergrund sind die Entscheidungen des Kriegsrates vom Dez. 1912 sowie die Haltung zum Großen Aufmarsch Ost im April 1913 zu sehen.
 
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Gut, das mit der "Krise in Sicht" 1875 ist einleuchtend, aber hielt sich diese Ansicht eines Krieges mit Frankreich bis in die 80iger Jahre?

Im Bezug auf die Flottenpolitik des deutschen Reiches war unter Caprivi gerade ein Krieg mit Frankreich ein Auslöser, sich wieder in Richtig Küstenschutz zu orientieren, was den Abstieg der deutschen Flotte von Rang 3 auf den 6. Rang einbrachte, daß was Stosch so Mühsam in Flottenplänen von 1873 aufgebaut hatte.
 
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@Köbis17

1887 wurde ein französischer Zollbeamter auf deutschen Boden verhaftet und inhaftiert. Als Begründung wurde der Verdacht auf Spionage bemüht.

Dieser Vorgang ereignete sich in einer angespannten innenpolitischen Atmossphäre in Deutschland. Bismarck wollte zu jenem Zeitpunkt eine Erhöhung der Friedensstärke des Heeres auf über 469.000 Soldaten, was ja denn auch erhebliche Mehrausgaben zur Folge hätte. Bismarck drohte bei Ablehnung mit der Reichstagsauflösung. Einer der Gründe für die Heeresvermehrung lautete Frankreich. Der Reichstag zog nicht mit und wurde dann aufgelöst.

Bismarcks Anhänger und Verbündete bemühten jetzt als Werbemittel für die Heeresvermehrung noch stärker die französische Gefahr. Angeblich würde die französische Armee vermehrt Pferde aufkaufen. Es wurden über 70.000 Reservisten zu Übungen in Elsaß-Lothringen einberufen. In der gleichen Zeitung, in der die "Krieg in Sicht Krise" ventiliert worden war, hieß es jetzt "Auf des Messers Schneide." Es wurde behauptet, das Frankreich aufrüste und der Krieg unmittelbar bevorstünde. Der stellvertretende Generalstabschef Waldersee hielt dass alles für eine Komödie, womit er wohl recht hatte. Das ganze Theater diente doch nur der Durchsetzung der Heeresvorlage. Aber man hat wohl nicht bedacht, wie dieses Spektakel auf der anderen Seite des Rheins ankommt.

Zur gleichen Zeit war Monsieur Boulanger Kriegsminister in Frankreich und dieser wollte unbedingt einen "Revanchekrieg" gegen Deutschland. Entsprechend hatte er an der französischen Grrenze zu Deutschland die Truppen verstärkt. Das Pressespektakel in Deutschland und vor allem die Festnahme des französischen Beamten dienten ihm als willkommenen Anlass, dies zu verwirklichen. Doch Boulanger konnte sich im französischen ministerrat nicht durchsetzen. Kurze zeit später schied Boulanger aus dem Kabinett aus.

Diese Krise wurde dann beigelegt, als Bismarck seine Heeresvermehrung im neuen Reichstag durchgesetzt hatte. Im Sommer ordnete er die Freilassung des französischen Beamten an.
 
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