Die größten (Möchtegern-)Feldherren der Antike

Mein liebster antiker Möchtegern-Feldherr ist immer noch Kaiser Gaius genannt Caligula.

Nur wer noch nie am Monitor gerüttelt hat, wenn der Computer nicht wollte, wer noch nie gegen den Reifen eines liegengebliebenen Autos getreten hat, sollte über den Kaiser spotten, der seine Soldaten Steine ins Meer schmeißen ließ, um den Meeresgott für seinen Widerborst zu bestrafen.
 
Er ist in einer Voliere der schillerndsten Psychopathen zweifellos der allerbunteste Vogel.

Unter den "Helden der traurigen Gestalt" fallen mir allerdings noch einige andere Kaiser ein, die einen schlechten Tag erwischt, bzw kalt erwischt wurden.

Da ist schon einmal ein anderer, allerdings etwas grobschlächtiger Psycho zu nennen: Marcus Aurelius antoninus vulgo Caracalla. Bei seinem Feldzug gegen die Juthungen hatte er 213 noch Erfolg, doch dann wanderte er wie einst Crassus auf Alexanders Spuren. Als der Partherkönig ihm seine Tochter nicht geben wollte, brach er einen Krieg vom Zaun, wobei er Soldaten in altmakedonische Rüstungen steckte. Der Feldzug scheiterte am gesunden Widerwillen von Caracallas Landsern, die ihn beim privatesten aller Geschäfte ermordeten.

Decius war eigentlich ein durchaus tüchtiger Kaiser, und 251 hatte er die Goten bereits einige Male besiegt, sie an der Belagerung von Philippopolis gehindert und sie bei bei Abrittus bereits eingekesselt. Doch offenbar hatten er und seine Legionen nicht den besten Tag, und beim Verzweiflungskampf der Goten fielen Decius und sein Sohn.

Doch das schlimmste Debakel und eine der größten römischen Niederlagen erlebte Valerian, der 260 bei Edessa in die Hand Shapurs I. fiel, der sich ein Monument setzte, worauf Valerian ihm die Proskynese erweist.
 
Zur Abwechslung einen Athener: Kleon, Gerber und notorisches Großmaul im Athen des 5. Jh.
424/3 hatten die Spartaner Amphipolis in Nordgriechenland auf ihre Seite gezogen. Anderthalb Jahre später versuchte Stratege Kleon diese Stadt wiederzuerobern.
Doch die Spartanische Armee unter Brasidas überrumpelte den ungeordneten Haufen der Athener, nahm ihn von 2 Seiten in die Zange, die Athener rannten Hals über Kopf ins Gebirge, wurden verfolgt. Dabei starben 600 Athener, darunter Kleon, wogegen die Spartaner nur 7 Toten zu verschmerzen hatten, darunter aber auch Brasidas.
 
Marcus Licinius Crassus: eigentlich ein Finanzmensch, wollte an Ruhm mit Pompejus und Caesar gleichziehen...daraus wurde die Schmach von Carrhae 53 v. Chr. (eine Schlacht, die nie hätte geführt werden müssen)

s.d.caes.
 
Dann habe ich aber auch noch jemanden: Alexander III.!
Ja genau den. Wer greift schon im völligen Wahn eine Burgfestung an ohne schweres Gerät oder etwaige Belagerung? (Sogdien 327.v.)
Wer lässt seine Soldaten schon durch die gedrosische Wüste marschieren ohne Grund? Wäre eine Umgehung nicht deutlich sinnvoller gewesen?
 
Da gab es aber nichts "fast Gewonnenes" zu vollenden, ...

... die strategisch klug herbeigeführte Belagerung war unaufhebbar, die Versorgungslinien waren bereits lange durchschnitten, schließlich war die Annahme der aussichtslosen Seeschlacht erzwungen.
Denke auch, wenn jemand sowas behauptet wie Henricus Grotus, klingt mir das eher wie ein genährter Mythos, die übermittelte Wissenslage besagt etwas anderes, nämlich die von silesia verdeutlichten klare Niederlage.

Das heißt nicht, dass ich Marcus Antonius als einen gescheiten Feldherren ansehen würde. Geschickt war er eher darin, einen verlorenen Feldzug in Rom so recht und sogar prestigeträchtig zu verkaufen. Ich denke dabei an seinen "Sieg" über die Armenier.
 
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Wer greift schon im völligen Wahn eine Burgfestung an ohne schweres Gerät oder etwaige Belagerung?

Hat doch geklappt.

Wer lässt seine Soldaten schon durch die gedrosische Wüste marschieren ohne Grund? Wäre eine Umgehung nicht deutlich sinnvoller gewesen?

Er hatte schon seine Gründe. Es mußten ja schließlich nicht alle zu dieser Strafexpedition antreten. Wer nicht gegen ihn aufgemuckt hatte dürfte die nördliche Route nehmen oder eine kleine Seereise machen.

LG
 
Dann habe ich aber auch noch jemanden: Alexander III.!
Ja genau den. Wer greift schon im völligen Wahn eine Burgfestung an ohne schweres Gerät oder etwaige Belagerung? (Sogdien 327.v.)
Wer lässt seine Soldaten schon durch die gedrosische Wüste marschieren ohne Grund? Wäre eine Umgehung nicht deutlich sinnvoller gewesen?
Hm, schwere Worte, aber gaben ihm nicht seine Siege unter'm Strich Recht? Kann man solche Vorwürfe als Kleinlichkeit abtun?:grübel:

Es ist natürlich schwierig, wenn neben die üblichen Verlierer der Geschichte, noch die üblichen ganz großen Sieger gestellt werden. Dann klafft die Diskussion bald mächtig auseinander, dass man schon einige Legionen mit Klebeband braucht, das ganze wieder zusammen zu kitten.;)
 
Denke auch, wenn jemand sowas behauptet wie Henricus Grotus, klingt mir das eher wie ein genährter Mythos, die übermittelte Wissenslage besagt etwas anderes, nämlich die von silesia verdeutlichten klare Niederlage.

Das heißt nicht, dass ich Marcus Antonius als einen gescheiten Feldherren ansehen würde. Geschickt war er eher darin, einen verlorenen Feldzug in Rom so recht und sogar prestigeträchtig zu verkaufen. Ich denke dabei an seinen "Sieg" über die Armenier.


Sorry. Über die Seeschlacht bei Actium habe ich in einem Buch General Montgomerys gelesen . Er als erfahrener Feldherr , er besiegte immerhin Rommel in Afrika , ist der Meinung ,das nur durch die Flucht des Antonius und der Kleopatra die Schlacht verloren ging .:grübel:
 
Die Fraktion der Marinehistoriker, die sich mit Actium beschäftigt haben, geht mE recht plausibel von einer Anlage einer Durchbruchsschlacht aus. Diese konnte nur das Ziel einer Flucht haben, da der Durchbruch in der Mitte wegen der Umklammerung keine Entscheidung bringen konnte, und auch nicht das Problem des zurückgelassenen Landheeres in der Blockade löste.

Die Schlacht selber ist wegen der besonderen Bedingungen nicht von der vorhergehenden Kampagne zu trennen, insbesondere dem Patt, der Ermattung und der falschen Schiffstypen zur Aufhebung der Blockade.

Sollte man das nicht getrennt weiter diskutieren? Stell doch mal Montys Darlegungen zu Actium ein.
 
Hm, schwere Worte, aber gaben ihm nicht seine Siege unter'm Strich Recht? Kann man solche Vorwürfe als Kleinlichkeit abtun?:grübel:

Es ist natürlich schwierig, wenn neben die üblichen Verlierer der Geschichte, noch die üblichen ganz großen Sieger gestellt werden. Dann klafft die Diskussion bald mächtig auseinander, dass man schon einige Legionen mit Klebeband braucht, das ganze wieder zusammen zu kitten.;)

Das sehe ich auch so, und Alexander, Antiochus, Demetrios Poliorketes sind sicher nicht als Blindgänger einzuschätzen, ebensowenig wie Decius, der eigentlich ein recht tüchtiger Kaiser und Kommandeur war.

Mir fällt noch eine römische Niederlage in Germanien ein, die auf das Konto des Kommandeurs, Marcus Lollius ging.

Im Jahre 17 oder 16 v. Chr zog Lollius gegen die Sugambrer los, wurde prompt geschlagen und verlor den Adler der V. Legion. Die "Schande war größer, als der Verlust" so schreibt Sueton, für Augustus war der Verlust des Adlers dennoch peinlich, denn gerade zu dieser Zeit wurden die Feldzeichen ideologisch erhöht, und Tiberius erhielt von den Parthern die Feldzeichen des Crassus wieder, die die Parther 53 v. Chr bei Carrhäe erbeutet hatten.
 
Meinst Du Calligula? Ich dachte, diese Ansicht ist mittlerweile kältester Kaffee. :angsthab:


Ganz sicher haben römische Autoren manche seiner Kapriolen übertrieben, und in neuerer Zeit haben sich manche Historiker an einer Ehrenrettung seines Neffen Neros versucht, der zumindest im griechischen Osten und bei den Parthern als echter Philhellene außerordentlich beliebt war, und mit der Krönung Tigranes von Armenien durchaus auf außenpolitische Erfolge verweisen konnte. Ein unverdächtiger Zeuge, Kaiser Trajan nannte das "Quinquennium Neronis" den vielversprechendsten Anfang aller Caesaren.

Ich denke, Nero wie Caligula oder auch Commodus waren recht infantile und labile Charaktere, denen der Sinn für die Spielregeln des Prinzipats abging, die versuchten, den Senat zu entmachten, dabei durch Terror einige Erfolge hatten, es aber niemals verstanden, den Senat tatsächlich zu entmachten wie Domitian, der bei den Rittern und der Armee über starken Anhang verfügte.

So bizarr Caligulas Methoden waren, der Wahnsinn hatte Methode, um die Senatoren zu kränken und zu demütigen, doch Caligulas Konzept war von vornherein zum Scheitern verurteilt, zumal er noch so unvorsichtig war, Gardeoffiziere wie Cassius Chaeraea zu kränken. Wieweit Caligula wirklich im pathologischen Sinne wahnsinnig war, wird sich nicht mehr feststellen lassen, zumindest haben schon in der Antike viele Historiker angenommen, dass er einen Sparren hatte.

Von Nero berichtet Sueton auch einige Extravaganzen. So soll Nero auf die Nachricht vom Aufstand des Vindex eine Amazonenarmee aufgestellt haben, um die Revolte niederzuschlagen.

Von seinen Nachfolgern gibt es auch ein paar Historien:
Zum Beispiel Otho, der als Lebemann Jugendgefährte und Gatte der Poppäae Sabina einen gewissen Ruf besaß. Als Nero sich in Poppaea verliebte, wurde er kurzerhand nach Lusitanien versetzt:

Man musste Otho mit Exil bestrafen,
er war so kühn, mit seiner Frau zu schlafen", spottete die "plebs urbana".

Otho überzeugte seine Gläubiger, dass sie nur eine Chance auf Rückzahlung hätten, wenn sie ihn zum Kaiser ausriefen, was einleuchtete und Galba das leben kostete. Otho nahm sich am Vorabend der Schlacht von Betriacum das Leben, ohne sich den Legionen des Vitellius zum Kampf zu stellen.

Sueton stellt diesen als brutalen Fressack dar, doch seine Legionen verstand er offenbar zu motivieren, denn sie lieferten denen des Vespasians bei Cremona eine der blutigsten Schlachten der Antike.
 
Es war doch Sueton, der Caligula des Wahnsinns bezichtigte. Schrieb Sueton nicht auch, das es Caligula sowohl an körperlicher und geistiger Gesundheit gemangelt haben soll und dies auch bemerkt hätte und deshalb über eine "Kur seines Gehirns" nachgedacht haben soll. Als Ursache für den Wahnsinn bemühte Sueton dann dessen Frau, die ihm angeblich einen Getränk verabreicht haben soll, welches Caligula wahnsinnig gemacht haben soll.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ich mich recht erinnere, gibt Sueton zwei Theorien wieder:

1. habe sich Caligula nach einer schweren Erkrankung verändert. So erzählt Sueton, dass ein Bürger erklärt habe, er wolle als Gladiator auftreten, wenn der Kaiser wieder genesen sollte. Caligula war so grausam, darauf zu bestehen und ließ den Mann erst wieder gehen, als er seinen kampf gewonnen hatte.

2. habe Caesonia Caligula einen Liebestrank eingeflößt, von dem er wahnsinnig wurde. Sueton fügt noch hinzu, dass Caligula öfters betonte, er wolle selbst durch die Folter herausbekommen, weshalb er Caesonia so liebe.
 
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