Bei
Rußland spricht man diesbezüglich von
Binnenkolonialismus, d.h., das ursprüngliche
Russische Reich strebte nicht vordergründig nach überseeischen Besitzungen, sondern dehnte sich kontinental in vier Richtungen - Fernost, Mitteleuropa, Kaukasus, Balkan - aus. Wichtig ist dabei - im Unterschied zu anderen Kolonialmächten -, daß es Ziel Rußlands war, diese Gebiete zu erobern und als integrale Bestandteile dem Reich einzuverleiben. In diesem Kontext ist
Sibirien dahingehend singulär, daß es im Gegensatz zu anderen Gebieten bis heute Teil Rußlands geblieben ist (und mE auch bleiben wird - eine weitere Vertiefung darüber wäre aber aktuelle Politik, die wir hier nicht diskutieren wollen).
Anm.:
Sachalin und die
Kurilen waren dabei seit dem 19. Jh. Gebiete, welche sowohl von Rußland wie auch von Japan in Besitz genommen wurden und stets umstritten waren, wobei sich 1945 die Sowjetunion dort endgültig durchsetzen konnte, so daß diese Inseln bis heute zu Rußland gehören (wenn auch weiterhin von Japan ebenfalls beansprucht - keine weitere Vertiefung dazu; s.o. betr. aktuell-politischer Diskussionen).
Für einen Überblick dazu vgl. bspw. auch
Russische Kolonisation – Wikipedia
Bezüglich
Sibirien gibt es allerdings noch als Form einer Kolonie durchaus einen wichtigen Aspekt zu betrachten: es handelte sich um eine
Strafkolonie. Strafgefangene und politische Gegner wurden - gewöhnlich auf Lebenszeit - in diesen doch relativ weit entgelegenen Landesteil verbannt.
Allerdings gab es auch für etwas mehr als 80 Jahre mit
Russisch Amerika (das heutige
Alaska - 1783/1867) eine Kolonie in Übersee, daneben einen Handelsstützpunkt im heutigen Kalifornien (
Fort Ross - 1812/41), sowie das russische Protektorat auf den
Ionischen Inseln bzw. auf
Korfu im Mittelmeer (1798/1808) und den Flottenstützpunkt
Port Arthur in der Mandschurei (heute Dalian in China) am Gelben Meer (1898/1905).