Da muß ich leider widersprechen:
Harry 109 schrieb:
2)zur Indianerthematik, "Hanta Yo" von Ruth Bebe Hill.
Dieses Buch ist kein historischer Roman, sondern reine fiction. 'Hanta Yo' hat nach seinem Erscheinen eine breite Opposition nicht nur seitens der Lakota selbst ausgelöst.
RBH behauptet im Vorwort zu ihrem Buch, sie habe dieses zuerst in Lakota geschrieben und dann ins Englische übersetzt: dies ist nicht zutreffend, wie RBH selbst einräumen mußte. Sie führt eine Person namens 'Chunksa Yuha' auf, der als Berater beteiligt gewesen sei. 'Chunksa Yuha' behauptete, seine Familie habe ihn jahrelang aus dem Bildungssystem herausgehalten, damit er von frühestem Alter an zu einer 'spiritual person' ausgebildet werden konnte. 'Chunksa Yuha' wurde identifiziert als Alonzo Blacksmith, der vom 5. bis 18. Lebensjahr BIA-Schulen besuchte; sein Vater war Deacon der Espiscopal Church.
Zwar ist das englische Original des Buches recht durchgehend bemüht, eine Sprache darzustellen, in der es zb keinen Konjunktiv gibt; in der deutschen Übersetzung hat man sich diese Mühe nicht mehr gemacht.
Viele Aspekte der Lakota-Kultur sind in 'Hanta Yo' unzutreffend dargestellt. Insbesondere der dargestellte recht rücksichtlose Individualismus entspricht nicht der Lakota-Kultur. RBH gehörte jedoch zu den Bewunderern von Ayn Rand; offenbar hat sie Rands – ähm: Einsichten auf die Lakota projiziert. Auch die Darstellung der sozialen Rolle der Frauen bei den Lakota (zb keine Mitsprache bei Heirat, keine Beteiligung an tribalen Entscheidungsprozessen) entspricht mehr einer weißen Sichtweise indianischer Kulturen als Fakten.
Zu den Kritikern des Buches gehörten ua Vine Deloria Jr und Beatrice Medicine (Anthropologin), die beide Lakota sind. RBH glaubte, indianische Kritiker abwehren (abwerten) zu dürfen mit dem Kommentar, wenn diese Personen Kritik an ihrem Buch äußerten, seien sie nicht mehr indianisch genug. Womit RBH – die im Gegensatz zu ihrer Darstellung im Vorwort keineswegs 30 Jahre die Kultur der Lakota studiert hatte – ganz selbstverständlich die Definitionsmacht darüber beansprucht, was/wer ein Indianer ist und was/wer nicht sowie was 'indianisch' ist. Auch diese rassistische Einstellung entwertet ihr Buch weiterhin, steht aber in gewisser Übereinstimmung damit, daß sie ihren 'Berater' Blacksmith – zur Zeit der Entstehung ein älterer, verarmter Mann – für seine Bemühungen mit Logis, Kost und Zigarettengeld entlohnte.
Referenzen:
A Book Ignites an Indian Uprising - TIME
Ward Churchill: Fantasies of the Master Race. Literature, Cinema and the Colonization of American Indians. 1998