Welche entscheidenen Fehler hatte Deutschland im Ersten Weltkrieg begangen?

Wir sind ja schon beim was wäre wenn, Strategiewechsel und Papierform. Der Verlauf nach dem Juni 1916 basiert aber auf einigem Zufallsglück (oder -pech? :still: )

Der Krieg wäre 1916 beendet gewesen, wenn Skagerrak nach der Papierform 8:5 und den Möglichkeiten Jellicoes im Durchfechten ausgegangen wäre. Eine zerschlagene Hochseeflotte, britische Schlachtschiffe beliebig vor der Nordseeküste und vor Flandern, Unterbrechung der deutschen Flandern-Linien zur See, freier Ostsee-Zugang für die britische Flotte und Nachschub für Rußland.

Danach wären mE alle deutschen Alternativen obsolet. Scheer hätte den Krieg an diesem Tag allein verlieren müssen, gewinnen konnte er ihn realistisch nicht.
 
Um die


Im Jahr 1916 kann man aus militärhistorischer Sicht faktisch von einem Patt im Osten sprechen - so kurios das auch klingen mag: der Bewegungskrieg der ersten beiden Kriegsjahre war vorüber, und auch hier waren die Fronten erstarrt. .

Was aber maßgeblich daran lag, dass die Deutschen im Westen angriffen, Verdun!
Ost und West zugleich ging nicht. Kurze Decke.
 
Der Krieg wäre 1916 beendet gewesen, wenn Skagerrak nach der Papierform 8:5 und den Möglichkeiten Jellicoes im Durchfechten ausgegangen wäre. Eine zerschlagene Hochseeflotte, britische Schlachtschiffe beliebig vor der Nordseeküste und vor Flandern, Unterbrechung der deutschen Flandern-Linien zur See, freier Ostsee-Zugang für die britische Flotte und Nachschub für Rußland.

Hmm:grübel:, der Gedanke liegt nahe. Doch kontrollierten die Briten doch den ganzen Krieg über den Kanal und die Nordsee, zumindest mit Überwasserkräften.
Aber der Grundgedanke der deutschen Flotte mit dem sie immer wieder nach Berechtigung suchte, der Risikogedanke, ging demnach voll auf.

Aber selbst wenn in der Skagerrakschlacht, die Hälfte der deutschen Hochseeflotte versenkt worden wäre (vornehmlich modere Einheiten), selbst dann hätte man von britischer Seite her nicht offensiv gegen die Nordseeküste agiert. Dann schon mehr die Möglichkeit genutzt, Kräfte in der Ostsee zu landen.
Aber das ist alles reine Spekulation, die unter Berücksichtigung aller eintretenden Änderungen durch diesen Fall nicht überschaubar ist.
 
Als Verbündeter war Österreich-Ungarn, ähnlich wie Italien im 2. WK, eigentlich nur eine Belastung.

Aber was blieb Deutschland als Alternative?

Von Großbritannien wurde ja sehr schnell und erfolgreich eine Wirtschaftsblockade gegen Deutschland verhängt.

Mit einem evtl. Sieg über Italien, der möglich gewesen wäre wie hier schon erwähnt hätte man sogar die Blockade umgehen können und somit neue Wege eröffnen können.

Man hätte alles daran setzen müssen, dis Amis aus dem Krieg zu halten. Vielleicht wäre dann irgendwann ein vernünftiger Friede zustande gekommen.

Ich glaube dies ist nicht so einfach gewesen. Großbritanien wurde von Amerika wirtschaftlich und finanziell unterstützt und dies wurde großteils über den Meerweg erledigt. Da blieb den Deutschen fast nichts üprig als auch auf scheinbar "getarnte" Passagierschiffe zu feuern. Soll nicht heißen, dass ich den uneingeschränkten U-Bootkrieg beführworte, ich kann nur die Beweggründe verstehen. Deshalb ist es bestimmt schwierig gewesen die Amerikaner rauszuhalten, das sie sich indirekt schon am Krieg beteiligt haben. Ich finde die OHL hätte richtig auf den Kriegseintritt der USA reagieren sollen und eine realistische Einschätzung der Situation hätte den Krieg verkürzen können.

Der größte Fehler, sehe ich jedenfalls so, war des Festhalten auf einen Siegfrieden. Dadurch hat man viele Möglichkeiten außer Acht gelassen, die den Krieg hätten verkürzen können bzw. die Siegchancen erhöhen können. Die Friedensverhandlungen mit Russland wurden sehr erschwert, da die OHL keinen einfachen Frieder akzeptieren wollte. Auch das Friedensangebot der Mittmächte vom 12.Dezember.1916 spiegelte dies wieder. Anstatt das man aufeinander Zuging um den Krieg zu beenden, war das Schreiben so angelegt, das der Eindruck aufkam, dass Deutschland keine der besetzen Gebiete räumen wollte und war somit für die Entente unannehmbar.

Grüße
 
Mit einem evtl. Sieg über Italien, der möglich gewesen wäre wie hier schon erwähnt hätte man sogar die Blockade umgehen können und somit neue Wege eröffnen können.

Deutschland und Österreich wollten Italien unbedingt aus dem Krieg heraushalten. Als Italien im Mai 1915 in den Krieg eintrat, führten Deutschland und Österreich im Osten gerade ihre erfolgreiche Offensive im Osten durch. Im März 1915 begannen die Alliierten im Westen in der Champagne eine Offensive gegen die deutschen Stellungen. Im September 1915 führten die Allierten in der Champagne erneut eine Offensive durch.

Woher sollten die Kräfte für einen erfolgreichen Angriff gegen Italien kommen? Schon im Februar 1916 begann Falkenhayns Offensive gegen Verdun, die die Alliierten ihrerseits mit der Offensive an der Somme beantworteten.

1917 ist es dann auch tatsächlich zu der Offensive gegen die Italinier gekommen.
 
Wir sind ja schon beim was wäre wenn, Strategiewechsel und Papierform. Der Verlauf nach dem Juni 1916 basiert aber auf einigem Zufallsglück (oder -pech? :still: )

Der Krieg wäre 1916 beendet gewesen, wenn Skagerrak nach der Papierform 8:5 und den Möglichkeiten Jellicoes im Durchfechten ausgegangen wäre. Eine zerschlagene Hochseeflotte, britische Schlachtschiffe beliebig vor der Nordseeküste und vor Flandern, Unterbrechung der deutschen Flandern-Linien zur See, freier Ostsee-Zugang für die britische Flotte und Nachschub für Rußland.

Danach wären mE alle deutschen Alternativen obsolet. Scheer hätte den Krieg an diesem Tag allein verlieren müssen, gewinnen konnte er ihn realistisch nicht.

Das kann man nur unterstreichen! Von 1914-1916 gibt es zig Punkte, wo es knapp nochmal gut ging.
Wenn die Ammoniak-Synthese Großtechnisch nicht funktioniert....
Wenn die Italiener 3 Wochen früher anfangen....
Wenn die Alliierten durch die Dardanellen brechen...
Wenn Skaggerak verloren geht.....
Wenn die Rumänen zeitgleich mit den Russen losschlagen....
Mit dem Vorteil der "inneren Linie" wurden alle Krisen bewältigt.
Einzig im Jahr 1917 gab es keine derart tödliche Krise.

Die Bulgaren sind 1918 lediglich zusammengebrochen, weil man sie nicht mehr unterstützen konnte, nun war die Decke nicht mehr nur zu kurz, jetzt hatte sie große Mottenlöcher. Die letzten Ressourcen hatte man in den Frühlingsoffensiven in Frankreich verheizt.
Hätte man sich im Westen 1918 defensiv verhalten, wäre der Krieg vermutlich 1 Jahr länger gegangen. Aber das Ergebnis war nie zweifelhaft.

Und im Ergebnis ist eines nun doch überhaupt nie zweifelhaft: Wenn mein Onkel Brust hätte, wärs meine Tante.:red:
Soviel zu "was wäre wenn"
 
Die USA aus dem Krieg heraus halten? Das sehe ich als ähnlich utopisch an, wie GB heraus zu halten... :fs:
Faktisch waren sie doch schon dabei, schließlich unterstützten sie die Entente. 1917 dann wurden Nägel mit Köpfen gemacht, sie waren offiziell dabei und konnten so auch Streitkräfte an die Westfront werfen. 1917? War das nicht das Jahr, daß Repo als nicht krisengeschüttelt für die Mittelmächte bezeichnete? :grübel:
(Du hattest doch gestern noch was von "Zusammenhängen" gesagt, Repo...)

Aber das Ergebnis war nie zweifelhaft.
Unsinn! :motz: (Wirklich toll, daß du wieder da bist...) :D

Wenn die Ammoniak-Synthese Großtechnisch nicht funktioniert....
Wenn die Italiener 3 Wochen früher anfangen....
Wenn die Alliierten durch die Dardanellen brechen...
Wenn Skaggerak verloren geht.....
Wenn die Rumänen zeitgleich mit den Russen losschlagen....
Wenn Paris 1914 genommen worden wäre...

So klar, wie oft beschrieben, war der Ausgang nun wirklich nicht. :schau:
 
Die USA aus dem Krieg heraus halten? Das sehe ich als ähnlich utopisch an, wie GB heraus zu halten... :fs:
Faktisch waren sie doch schon dabei, schließlich unterstützten sie die Entente. 1917 dann wurden Nägel mit Köpfen gemacht, sie waren offiziell dabei und konnten so auch Streitkräfte an die Westfront werfen.

Es ist merkwürdig, dass dieser Kriegseintritt offenbar allgemein als zwingend unterstellt wird - wobei der Schritt von einer materiellen Unterstützung zur Kriegsbeteiligung nur gering geschätzt wird ...

Diese Einschätzung würd ich so nicht teilen, das politische Ringen in den USA pro/kontra Kriegsbeteiligung war bis Ende 1916 eher stets auf Messers Schneide, ein politischer und medialer innerer Kriegszustand der USA. Wenn das dagegen so locker-flockig nur eine Frage des ersten Vorwandes gewesen wäre, hätte sich vor 1917 einiges gefunden.
 
Es ist merkwürdig, dass dieser Kriegseintritt offenbar allgemein als zwingend unterstellt wird - wobei der Schritt von einer materiellen Unterstützung zur Kriegsbeteiligung nur gering geschätzt wird ...

Diese Einschätzung würd ich so nicht teilen, das politische Ringen in den USA pro/kontra Kriegsbeteiligung war bis Ende 1916 eher stets auf Messers Schneide, ein politischer und medialer innerer Kriegszustand der USA. Wenn das dagegen so locker-flockig nur eine Frage des ersten Vorwandes gewesen wäre, hätte sich vor 1917 einiges gefunden.

Unterstreiche ich auch.
Vielleicht waren Wilson/Lansing zum Krieg entschlossen, aber die USA waren auch damals eine Demokratie, da muss man dem Volk Gründe nennen, bevor man seine Söhne auf Schlachtfeldern dahinmetzeln lässt....

Das ist nun doch etwas anderes als "Dollars machen", das haben natürlich alle gern getan. Und die entstandenen Schulden haben zu Versailles geführt
siehe Zusammenhänge Tekker.

Auch die Deutschamerikaner stellten damals eine ganz erhebliche politische Macht dar. Die etwas gegen einen Kriegseintritt hatten.

Also soooo klar würde ich das auch nicht sehen.

(NS: Meine Onkel hatten alle keine Brust...........)
 
Ganz so klar war das Eingreifen der USA in der Tat nicht. Sie hatten ja zunächst nicht einmal eine brauchbare Armee und eine starke deutsche Lobby im Land. Aber es kam eines zum anderen (Lusitania, Zimmermann-Depesche). Frankreich und England drängten auf ein Eingreifen, da 1917 die Lage an den Fronten nach den gescheiterten Offensiven katastrophal war.
1941 war es eindeutiger, im Atlantik waren sie schon vor Pearl Harbour, obwohl pro forma neutral, voll einbezogen.
Ich erinnere an diesen Strang im GF:
http://www.geschichtsforum.de/f68/atlantik-charta-eine-kriegserkl-rung-21469/
 
Der Kriegseintritt der USA war nicht zwangsläufig. Auf der Pariser Wirtschaftskonferenz im Sommer 1916 ließen Frankreich und GB eindeutig die Absicht erkennen, den Wirtschaftskrieg gegen Deutschland auch nach Beendigung des Krieges weiterzuführen. Die Verärgerung der USA über die alliierten Blockademaßnahmen war ohnhin schon gegeben, aber mit dieser Absicht wurden massiv amerikanische Interessen berührt. Das Klima in den Beziehungen zwischen den Alliierten und den USA wurde im Herbst 1916 frostiger. Der Kongress ermächtigte den Präsidenten zu wirtschaftlichen Vergeltungsmaßnahmen gegen Großbritannien, worüber man dann in GB nur sehr mäßgig begeistert war. Als dann am 27. November 1916 , auf Veranlassung des Präsidenten, das Federal Reserve Board amerikanische Banken davor warnte, weiterhin Kredite an Großbritannien zu vergeben, war das für Großbritannien ein schwerer Schlag, denn ohne Kredite war man nur noch sehr kurze Zeit in der Lage den Krieg fortzusetzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hätte man analog 1940 von Calais aus die Felsen von Dover betrachtet..........
Bist Du anderer Meinung?:D

Was übrigens spiegelbildlich (zu 1914) den beißenden Kommentar aus der hohen älteren Generalität nach dem propagandistisch umjubelten Westfeldzug 1940 provozierte: "Na und, das heißt jetzt eben nur Stellungskrieg am Atlantik".


Zum Medienkrieg in den USA:
Bethke: Macht und Ohnmacht der Worte: William Randolph Hearst und der Weg der USA zur Weltmacht, 1898-1917, Dissertation:
http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokse...r=d1&dok_ext=pdf&filename=965164195.pdfMartin
 
Der Frieden von Brest-Litowsk war auch so ein schwerer Fehler. Da waren die Deutschen zu gierig gewesen (ok sie brauchten die Ressourcen in dem Gebiet, aber gebracht hat es dann ja doch nichts) und somit wurden die Soldaten im Osten weiterhin als Besatzungstruppen gebunden obwohl sie im Westendringend gebraucht wurden.
 
Der Frieden von Brest-Litowsk war auch so ein schwerer Fehler. Da waren die Deutschen zu gierig gewesen (ok sie brauchten die Ressourcen in dem Gebiet, aber gebracht hat es dann ja doch nichts) und somit wurden die Soldaten im Osten weiterhin als Besatzungstruppen gebunden obwohl sie im Westendringend gebraucht wurden.

Da lag der Fehler eher darin, dass man sich untereinander ÖU/D/Bul./Türkei nicht zuvor über die Verhandlungsziele abgestimmt hatte.
 
... somit wurden die Soldaten im Osten weiterhin als Besatzungstruppen gebunden obwohl sie im Westendringend gebraucht wurden.

Hierzu nur die kurze Anmerkung, daß dies - Repo gebrauchte bereits treffenderweise das Bild von der "zu kurzen Decke" - ebenfalls ein Aspekt war, der sich seit dem ersten Kriegsjahr offenbarte, nachdem die schnellere Mobilmachung der Russen incl. Einmarsch in Ostpreußen die Planungen zunichte gemacht hatte.
Denn bereits 1914 zeigte sich das Phänomen, daß Truppen schnell fehlten, wo sie eigentlich gebraucht wurden, weil sie andernorts eingesetzt werden mußten. Unterstützungen für Tannenberg wurden im Westen abgezogen, um dieses Unternehmen - übrigens ein Hazardspiel, welches nur funktionieren konnte, wenn die Russen genau die taktischen Fehler machten, die sie schließlich neben einigen noch gravierenderen Fehlern auch begingen - so zu ermöglichen; und diese Truppenteile fehlten dann an der Marne.

Kurzum: typisch für das Zweifrontenproblem... :fs:
 
Unterstützungen für Tannenberg wurden im Westen abgezogen, um dieses Unternehmen - übrigens ein Hazardspiel, welches nur funktionieren konnte, wenn die Russen genau die taktischen Fehler machten, die sie schließlich neben einigen noch gravierenderen Fehlern auch begingen - so zu ermöglichen; und diese Truppenteile fehlten dann an der Marne.

Schöner Hinweis, Timo,

mit nur ganz wenig Phantasie den Ausgang in Ostpreußen umdrehend, eine totale Niederlage der 8. Armee,
und schon ist die Kriegsfortführung über 1914 hinaus unsicher.
 
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