Welche entscheidenen Fehler hatte Deutschland im Ersten Weltkrieg begangen?

Über diesen Aspekt habe ich bis jetz noch gar nichts gelesen, wenn ich nicht irre.
Kannst Du mir ein gutes Buch empfehlen?


Peter Graf Kiemannsegg "Deutschland und der Erste Weltkrieg"

Amazon.de: Deutschland und der Erste Weltkrieg: Peter Graf Kielmansegg: Bücher


Sönke Neitzel "Blut und Eisen. Deutschland im Ersten Weltkrieg", Pendo Verlag Zürich 2003


In beiden Bänden werden, wie der Titel ja eigentlich schon sagt, die deutschen Friedensinitiativen vorgestellt.
 
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Danke schön @Repo und Turgot.

@Repo

Echt, findest Du doch in der ganzen Literatur zum 1.WK.

Ich bin mir ja nicht sicher, ob ich dazu schon was gelesen habe.
Allerdings habe ich zum 1. WK noch nicht allzu viel gelesen, da mich andere Perioden mehr interessieren.
Mag sein, dass es in den Büchern, die ich las, hierzu Passagen gab. Jedenfalls keine ausführliche Beschäftigung mit dem Thema. Und ich suchte ja jetzt nach empfehlenswerter Literatur speziell zu diesem Punkt. ;)
 
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Der Schlieffenplan ging grundsätzlich davon aus aus, das Deutschland krieg an zwei Fronten führen müsse, nämlich gegen Russland und Frankreich. Natürlich muss man auch fragen, weshalb die Reichsleitung dies hingenommen hat?
Hat sie das? Die Frage ist doch, ob die Heeresführung dem Kanzler überhaupt ein Mitspracherecht bei der Militärplanung eingeräumt hätte. Ich vermute eher, wenn Bethmann Hollweg gesagt hätte, dass der Plan Mist ist, sie Moltke da nicht im geringsten drum geschert hätte. Einzig der Kaiser hätte da ein Machtwort sprechen können. Wobei Moltke seine Anweisung zum Ostaufmarsch 1914 ja schlicht und einfach ignoriert hat.

Falkenhayn vertrat die Meinung, das ein Stellungskrieg im Westen auf Dauer nicht gewonnen werden kann. Des Weiteren wollte Falkenhayn einen Separatfrieden mit Russland ausgehandelt wissen, da er die Auffassung vertrat, es gab zwischen Deutschland und Russland eigentlich keine großen Gegensätze.
Aber zwischen Russland und Österreich gab es sehr wohl große Gegensätze. Um mit Russland Seperatfrieden zu machen hätte er entweder Österreich-Ungarn opfern müssen oder Russland in eine militärisch verzweifelte Lage bringen müssen. Stattdessen hat er die Blutmühle von Verdun in Gang gesetzt und den Politikern geraten, sie sollten doch mal Frieden mit Russland schließen.
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Die Frage war ja, welche entscheidenden Fehler das Deutsche Reich gemacht hatte. Dazu zählt imho die Verletzung der belgischen Neutralität nicht, da GB wohl ohnehin gegen Deutschland ins Feld gezogen wäre, was sich auch aus den Beiträgen dieses Threads sehr schön herauslesen läßt.
GB wäre womöglich auch ohne Belgien gegen Deutschland in den Krieg gezogen, aber mit Sicherheit noch nicht 1914. Bis das Parlament und die Bevölkerung GBs auf Kriegskurs gebracht worden wären, das hätte einige Zeit gebraucht, schließlich war GB ja nicht direkt bedroht. Somit hätte Deutschland mehrer Monate Zeit gehabt, um etwa die russ. Armee übel zuzurichten und dann Verhandlungen anzustreben, bevor GB eingreift.
Ich zitiere mal Churchill: Ohne den ersten Fehler [den Einmarsch in Belgien] würden die Deutschen Frankreich und Russland mühelos in einem Jahr besiegt haben.

Der erste Fehler war das zurückweichen an der Marne und der "Verzicht" auf die Einnahme von Paris, was du @Turgot sehr schön dargestellt hast.
Deutschland hatte keine Reserven mehr, um Paris zu umgehen, geschweige denn einzunehmen. Von einem "Verzicht" kann nicht die Rede sein. Wären die Deutschen an der Marne nicht zurückgewichen, dann wäre die Front etwas weiter vorne zum Stillstand gekommen. Schlimmstenfalls hätte die Franzosen bis zur Seine zurückweichen müssen. Die deutschen Versorgunglinien wurden immer länger, Reserven gab es keine mehr, die Reservedivisionen standen sämtlich in der Frontlinie.

Damit war der Krieg aber keineswegs "schon fast verloren"! (s.o.) Der imho zweite entscheidende Fehler wurde nämlich erst 1918 (!) begangen, als man beim "Unternehmen Michael" den Fehler vom Anfang des Krieges wiederholte, indem auch hier die Taktik über die Strategie gestellt wurde.
Unternehmen Michael halte ich eher für eine Verzweiflungsaktion, als für eine echte Siegesoption (wiewohl auch Haffner da anderer Ansicht ist). Dem Ziel, die Briten ins Meer zu werfen ist man nicht einmal nahe gekommen. Aber selbst wenn es gelungen wäre, hätten die deutschen Truppen danach kehrt machen und Frankreich überrennen müssen, alles bevor die Amis genügend Truppen anlanden konnten. Im Grunde hoffnungslos.
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Einen Kardinalfehler gibt es noch, der in der Literatur nicht so häufig erwähnt wird, nämlich die völlig unzureichende Truppenanzahl auf deutscher Seite. Während Frankreich noch den letzten Mann zum Militär einzog, wurde im Reich per Los entschieden, wer zu "dienen" hatte und wer freigestellt wurde. Die franz. Ausschöpfungsquote lag bei 82%, die deutsche bei 52%. Dadurch waren beide Armeen zahlenmäßig etwa gleich groß. Hätte das Reich sein Potential voll ausgeschöpft, hätten mindestens 600.000 Mann mehr an der Westfront zur Verfügung gestanden, ca. 40 Divisionen, ev. genug, um Frankreich zu besiegen.
 
Ich zitiere mal Churchill: Ohne den ersten Fehler [den Einmarsch in Belgien] würden die Deutschen Frankreich und Russland mühelos in einem Jahr besiegt haben.
Du glaubst doch nicht im Ernst, daß GB dabei zugeguckt hätte!? :nono:

Unternehmen Michael halte ich eher für eine Verzweiflungsaktion
Die Lektüre dazu ist ne Weile her, aber so hab ich es keinesfalls in Erinnerung.

Einen Kardinalfehler gibt es noch
Das ist in der Tat ein interessanter Punkt! :schau:
 
Hat sie .
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Deutschland hatte keine Reserven mehr, um Paris zu umgehen, geschweige denn einzunehmen. Von einem "Verzicht" kann nicht die Rede sein. Wären die Deutschen an der Marne nicht zurückgewichen, dann wäre die Front etwas weiter vorne zum Stillstand gekommen. Schlimmstenfalls hätte die Franzosen bis zur Seine zurückweichen müssen. Die deutschen Versorgunglinien wurden immer länger, Reserven gab es keine mehr, die Reservedivisionen standen sämtlich in der Frontlinie.

Es gab noch, wie schon oft erwähnt, das zur Deckung gegen Dänemark in Schlewig-Holstein aufmarschierte Armeekorps. Das dann nach Ostpreußen ging, und die 8. Armee entscheidend verstärkte.


Einen Kardinalfehler gibt es noch, der in der Literatur nicht so häufig erwähnt wird, nämlich die völlig unzureichende Truppenanzahl auf deutscher Seite. Während Frankreich noch den letzten Mann zum Militär einzog, wurde im Reich per Los entschieden, wer zu "dienen" hatte und wer freigestellt wurde. Die franz. Ausschöpfungsquote lag bei 82%, die deutsche bei 52%. Dadurch waren beide Armeen zahlenmäßig etwa gleich groß. Hätte das Reich sein Potential voll ausgeschöpft, hätten mindestens 600.000 Mann mehr an der Westfront zur Verfügung gestanden, ca. 40 Divisionen, ev. genug, um Frankreich zu besiegen

Das galt für den Kriegsbeginn, keineswegs für später, (da haben die jedem der laufen konnte eine Flinte umgehängt.) Ob die angegebenen Zahlen richtig sind, kann ich jetzt nicht sagen. Abder der Fakt ist durchaus bekannt, hatte aber seinen Grund in den Kosten. Ein Verstärkung des Heeres wäre nur zu Lasten der Flotte möglich gewesen.
Sind wir wieder bei der kurzen Decke.... irgendwo wirds kalt, entweder an den Zehen oder am Hals :)
 
Du glaubst doch nicht im Ernst, daß GB dabei zugeguckt hätte!? :nono:
Das Zitat ist wie gesagt von Churchill, nicht von mir. Aus seinem Buch über den 1. WK. Mir kommt es auch seltsam vor, dass die Briten da so einfach zugucken. Allenfalls könnte man annehmen, dass die britischen Aufrüstungsbemühungen so lange verzögert worden wären, dass ein Eingreifen dann zu spät gekommen wäre.

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Es gab noch, wie schon oft erwähnt, das zur Deckung gegen Dänemark in Schlewig-Holstein aufmarschierte Armeekorps. Das dann nach Ostpreußen ging, und die 8. Armee entscheidend verstärkte.
Ein einziges Korps macht den Kohl auch nicht fett. Schlieffen rechnete, wenn ich recht erinnere, alleine 4 Armeekorps um Paris einzuschließen und weiter Korps um Paris zu umgehen. Also geschätzt 6-8 Korps Minimum.

Das galt für den Kriegsbeginn, keineswegs für später, (da haben die jedem der laufen konnte eine Flinte umgehängt.) Ob die angegebenen Zahlen richtig sind, kann ich jetzt nicht sagen. Abder der Fakt ist durchaus bekannt, hatte aber seinen Grund in den Kosten. Ein Verstärkung des Heeres wäre nur zu Lasten der Flotte möglich gewesen.
Sind wir wieder bei der kurzen Decke.... irgendwo wirds kalt, entweder an den Zehen oder am Hals :)
Richtig, aber später haben die Briten eben auch Truppen geschickt die die Deutschen Neuaufstellungen ausgeglichen haben. Da wars zu spät. Die Armeeverstärkungen wären sicher zu Lasten der Flotte gegangen, nur welchen Nutzen hatte die Flotte denn für den Schlieffenplan? Der Plan sah vor Frankreich in 6 Wochen niederzuwerfen und dafür braucht man Armeekorps und keine Schlachtschiffe.
Das Hauptproblem waren aber nicht die Kosten, denn die Armeeführung hatte gar nicht vor, mehr Divisionen aufzustellen. Ludendorff, der dringlichst mehr Truppen forderte wurde zur Strafe kaltgestellt. Ergo wurde auch kein Druck gemacht, um mehr Geld zu kriegen oder vom Flottenbau abzuzweigen.
 
Ein einziges Korps macht den Kohl auch nicht fett. Schlieffen rechnete, wenn ich recht erinnere, alleine 4 Armeekorps um Paris einzuschließen und weiter Korps um Paris zu umgehen. Also geschätzt 6-8 Korps Minimum.


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Aber die als bedrohlich eingeschätzte Situation, die zum Rückzug führte, hätte das Korps lässig bereinigt.

Die Umfassung von Paris war 1914 auch längst nicht mehr vorgesehen.

OT:
Ich sehe keinen Sinn darin die Entscheidungen der Heerführer der Vergangenheit zu diskutieren. Belastet von keinerlei Ahnung von der Materie. Das kann man getrost den Fachleuten überlassen.
 
GB wäre womöglich auch ohne Belgien gegen Deutschland in den Krieg gezogen, aber mit Sicherheit noch nicht 1914. Bis das Parlament und die Bevölkerung GBs auf Kriegskurs gebracht worden wären, das hätte einige Zeit gebraucht, schließlich war GB ja nicht direkt bedroht. Somit hätte Deutschland mehrer Monate Zeit gehabt, um etwa die russ. Armee übel zuzurichten und dann Verhandlungen anzustreben, bevor GB eingreift.
Ich zitiere mal Churchill: Ohne den ersten Fehler [den Einmarsch in Belgien] würden die Deutschen Frankreich und Russland mühelos in einem Jahr besiegt haben.

Der Einmarsch mag den Kriegsbeitritt erleichtert haben. Aber wie oben dargelegt war er nicht Bedingung eines britischen Kriegsbeitritts und er hat diesen auch nicht wesentlich beschleunigt. Die Vorbereitungen wären in jedem Fall sofort angelaufen. Allenfalls der Zeitpunkt der Kriegserklärung wäre verzögert worden. Man darf mit guten Gründen vermuten, dass sich die Briten unter Hinweis auf balance of powers und ihre Verträge mit Frankreich keinen Tag später auf den Schlachtfeldern hätten blicken lassen.
 
EL_Mercenario schrieb:
Hat sie das? Die Frage ist doch, ob die Heeresführung dem Kanzler überhaupt ein Mitspracherecht bei der Militärplanung eingeräumt hätte. Ich vermute eher, wenn Bethmann Hollweg gesagt hätte, dass der Plan Mist ist, sie Moltke da nicht im geringsten drum geschert hätte.

Sie hat! Als Bethmann Hollweg 1912 über den Schlieffenplan, insbesondere über die geplante Verletzung der Neutralität Belgiens, informiert worden war, hat er nicht,, aber auch rein gar nichts gegen die elementare Mißachtung des Primats der Politik unternommen.
Bethmann war eben kein Bismarck. Der wußte nämlich ganz genau, das die Verletzung der belgischen Neutralität gewußt, das diese den Kriegseintritt Großbritanniens zur Flge haben würde und deshalb so einen Schritt auch als "kompletten Blödsinn" bezeichnet. (1)


EL_Mercenario schrieb:
Aber zwischen Russland und Österreich gab es sehr wohl große Gegensätze. Um mit Russland Seperatfrieden zu machen hätte er entweder Österreich-Ungarn opfern müssen oder Russland in eine militärisch verzweifelte Lage bringen müssen. Stattdessen hat er die Blutmühle von Verdun in Gang gesetzt und den Politikern geraten, sie sollten doch mal Frieden mit Russland schließen.

Deine Aussagen sind spekulativ. Wo gab es denn ganz konkret Gegensätze zwischen dem Zarenreich und Deutschland? Rußland war auf Kapitalimporte und Agrarexporte angewiesen, wirtschaftliche Interessen, die sich mit denen Deutschlands trafen.
Kolinalpolitisch gab es keine. Deutschland ist für die Erhaltung des Großmachtstatus Österreichs-Ungarns in den Krieg eingetreten, nicht für deren Besitzstand auf dem Balkan.


(1) Bernhard Fürst von Bülow, Denkwürdigkeiten, Bd.4, S.556, Berlin 1931
 
Deutschland hatte keine Reserven mehr, um Paris zu umgehen, geschweige denn einzunehmen. Von einem "Verzicht" kann nicht die Rede sein. Wären die Deutschen an der Marne nicht zurückgewichen, dann wäre die Front etwas weiter vorne zum Stillstand gekommen. Schlimmstenfalls hätte die Franzosen bis zur Seine zurückweichen müssen.


Ein Problem war doch sicherlich, das vom Ostflügel noch 2 Armeekorps auf Befehls Moltkes, der dabei war die Nerven zu verlieren, an die Ostfront verlegt worden waren. Die Schlacht an der Marne wurde aber auf Geheiß von Hentsch abgebrochen. Über einen weiteren Verlauf der Schlacht, ohne die Mission Hentsch, zu diskutieren, ist reine Spekulation.
 
Das galt für den Kriegsbeginn, keineswegs für später, (da haben die jedem der laufen konnte eine Flinte umgehängt.) Ob die angegebenen Zahlen richtig sind, kann ich jetzt nicht sagen. Abder der Fakt ist durchaus bekannt, hatte aber seinen Grund in den Kosten. Ein Verstärkung des Heeres wäre nur zu Lasten der Flotte möglich gewesen.
Sind wir wieder bei der kurzen Decke.... irgendwo wirds kalt, entweder an den Zehen oder am Hals :)

Ein sehr schlimmes Beispiel dafür ist beispielsweise die Flandernschlacht 1914. Da wurden über 100.000 junge deutsche Soldaten, die schnell ausgebildet worden waren, und über keine praktische Fronterfahrung verfügten, verheizt.
 
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Ludendorff, der dringlichst mehr Truppen forderte wurde zur Strafe kaltgestellt

Oder meinst du die Abschiebung im Jahre 1913 zum 39. Füsilier-Regiment in Düsseldorf? Die geschah doch, weil er sich permanent bei seinen Vorgesetzten im Großen Generalstab mit Denkschriften u.a. auch hinsichtlich der personellen Stärke, Aufstellung neuer Armeekorps, des Heeres, unbeliebt gemacht hat.
 
Aber die als bedrohlich eingeschätzte Situation, die zum Rückzug führte, hätte das Korps lässig bereinigt.
Das wohl, aber das hätte den weiteren Kriegsverlauf nicht entscheidend beeinflusst. Der Frontverlauf wäre dann eben ein paar Kilometer weiter im Süden gewesen. Auf deutscher Seite waren gegen Frankreich 40 Korps im Einsatz. Eins mehr oder weniger bringt da wie gesagt nicht die Entscheidung.
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Man darf mit guten Gründen vermuten, dass sich die Briten unter Hinweis auf balance of powers und ihre Verträge mit Frankreich keinen Tag später auf den Schlachtfeldern hätten blicken lassen.
Die Gründe müsstest du aber schon etwas näher erläutern. Alle Autoren die ich gelesen habe sagen übereinstimmend, dass die Mehrheit des britischen Parlaments gegen eine Kriegserklärung war und ohne den Einmarsch in Belgien auch nicht umzustimmen gewesen wäre. Lediglich die Frage, ob GB überhaupt in den Krieg eingetreten wäre, ohne den Einmarsch in Belgien, ist umstritten.
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Sie hat! Als Bethmann Hollweg 1912 über den Schlieffenplan, insbesondere über die geplante Verletzung der Neutralität Belgiens, informiert worden war, hat er nicht,, aber auch rein gar nichts gegen die elementare Mißachtung des Primats der Politik unternommen.
Das heißt aber nicht im Umkehrschluß, dass der Generalsstab sich von Hollweg hätte dreinreden lassen, wenn er sich mausig gemacht hätte. Die Admiralität hat sich jedenfalls nicht ins Handwerk pfuschen lassen. Als GB ein Bündnisangebot für den Fall machte, dass Deutschland seinen Flottenbau drosselt, wollte der Kanzler auf das Angebot eingehen. Tirpitz hat sich aber schlicht geweigert, das Bautempo zu senken und damit war die Sache vom Tisch. Ich glaube kaum, dass die Generalität da viel kooperativer gewesen wäre.

Bethmann war eben kein Bismarck.
Vor allem war Wilhelm II nicht Wilhelm I. Bismarck ist im Notfall zu seinem Kaiser gerannt und der hat die Militärs auf Linie gebracht, so z.B. als Moltke sich geweigert hat Paris zu beschiessen.
Wilhelm II hat aber nichts dergleichen getan, ergo hatte Hollweg keinerlei Handhabe gegen die Militärs.

Wo gab es denn ganz konkret Gegensätze zwischen dem Zarenreich und Deutschland?
Auf dem Balkan. Russland wollte den Balkan beherrschen und Konstantinopel annektieren, um die Meerengen zu kontrollieren. Deutschland hat die Türkei und Österreich, die Gegenspieler Russlands auf dem Balkan stark gemacht, die Türken militärisch aufgerüstet und Österreich die Annektion Bosniens ermöglicht.
Deutschland wollte eine Bagdadbahn bauen, von Berlin über Wien und Konstantinopel nach Bagdad und so Österreich und die Türkei ans Reich binden (allerdings lag Serbien diesem Vorhaben im Wege). Wäre das gelungen hätten Deutschen eine Militärachse gehabt, auf der sie Truppen nach belieben hin und her schieben konnten, tja und das wäre dann das Aus für Russlands Ambitionen auf dem Balkan gewesen.

Oder meinst du die Abschiebung im Jahre 1913 zum 39. Füsilier-Regiment in Düsseldorf? Die geschah doch, weil er sich permanent bei seinen Vorgesetzten im Großen Generalstab mit Denkschriften u.a. auch hinsichtlich der personellen Stärke, Aufstellung neuer Armeekorps, des Heeres, unbeliebt gemacht hat.
Die meine ich. Hatte ich doch geschrieben oder? ;)
 
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Auf dem Balkan. Russland wollte den Balkan beherrschen und Konstantinopel annektieren, um die Meerengen zu kontrollieren. Deutschland hat die Türkei und Österreich, die Gegenspieler Russlands auf dem Balkan stark gemacht, die Türken militärisch aufgerüstet und Österreich die Annektion Bosniens ermöglicht.
Deutschland hatte keine Ambitionen auf dem Balkan.

Bosnien und der s.g. Sandschak waren seit dem Berliner Kongreß 1878 österr. besetzt. Blieben aber nominell türkisch.
1908 wurde Rußland zum x.mal in der Meerengenfrage aktiv, und bot ÖU an gegen Unterstützung hierbei, keine Einwände gegen die endgültige Inbesitznahme Bosniens zu haben.
Die Briten wollten die Russen aber nicht im Mittelmeer. Das Ende vom Lied, ÖU hat Bosnien, die Serben den Sandschak und Rußland ein langes Gesicht.:)
Die Vorgänge wie immer wesentlich komplizierter, lediglich Kurzfassung


Deutschland wollte eine Bagdadbahn bauen, von Berlin über Wien und Konstantinopel nach Bagdad und so Österreich und die Türkei ans Reich binden (allerdings lag Serbien diesem Vorhaben im Wege). Wäre das gelungen hätten Deutschen eine Militärachse gehabt, auf der sie Truppen nach belieben hin und her schieben konnten, tja und das wäre dann das Aus für Russlands Ambitionen auf dem Balkan gewesen

Zwischen Berlin, Wien und Istanbul gab es schon seit Jahrzehnten Eisenbahnen. Nix mit Kanonen hin und herschieben.
Die eigentliche Bagdadbahn begann in Konya und hatte ihre Bedeutung mehr in den damit verbunden Konzessionen für Bodenschätze links und rechts der Bahn, die ein gewaltiges Geschäft versprachen. Dass es in Mesopotamien Öl gibt, wusste man ja seit der Antike. Im Juni 1914 stiegen dann auch die Briten in die Gesellschaft zur Ausbeutung mit ein.
Auch hier sehr kurz gefasst, Vorgänge die sich über bald 20 Jahre hinzogen.
 
Ein sehr schlimmes Beispiel dafür ist beispielsweise die Flandernschlacht 1914. Da wurden über 100.000 junge deutsche Soldaten, die schnell ausgebildet worden waren, und über keine praktische Fronterfahrung verfügten, verheizt.

Diesselben Fehler die die Österreicher in den Schlachten um Lemberg machten und die fast alle kriegführenden Parteien begingen: Anrennen in breiter Front und tiefgestaffelt, damit es etwas zu begraben gab. Unzureichende Ausstattung mit MGs und unzureichende Tarnung der Uniformen. Die Franzosen traten vielfach noch 1915 mit den roten Hosen an, moderne Stahlhelme führten die Deutschen erst 1916 ein, und bei Beginn der Verdunoffensive waren es nur wenige Spezialeinheiten, die damit ausgestattet waren. Das Horizontblau der Franzosen war auch nicht gerade die genialste Tarnfarbe. Am besten war wohl das Khaki der Briten für den Stellungskrieg geeignet, dass eine schöne schmutzig braun grünliche Färbung besaß.

An der Somme befahl Rawlinson seinen Truppen, das Niemandsland gehend und mit schwerem Gepäck zu durchqueren, da man glaubte, dass die Deutschen ohnehin durch das 1 wöchige Trommelfeuer getötet oder wahnsinnig seien.

Das Debakel der 1. Flandernschlacht wurde durch den Mythos Langemarck verschleiert, wobei deutsche Kriegsfreiwillige sich unter den Klängen des Deutschlandliedes ins Gemetzel gestürzt haben sollten.
 
@elysian

Die Gründe sind nicht stichhaltig siehe meine diversen Beiträge zum Thema. :pfeif:
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1908 wurde Rußland zum x.mal in der Meerengenfrage aktiv, und bot ÖU an gegen Unterstützung hierbei, keine Einwände gegen die endgültige Inbesitznahme Bosniens zu haben.
Allerdings hatte ÖU eben diese Unterstützung nicht geleistet und daher auch keinen Anspruch auf die Annektion Bosniens. Wobei am Berliner Kongress ja nicht nur Russland beteiligt war, Österreich braucht also nicht nur Russlands Zustimmung, um Bosnien zu annektieren.

Zwischen Berlin, Wien und Istanbul gab es schon seit Jahrzehnten Eisenbahnen. Nix mit Kanonen hin und herschieben.
Diese liefen aber über Serbien und waren daher militärisch nicht nutzbar.
 
@elysian

Die Gründe sind nicht stichhaltig siehe meine diversen Beiträge zum Thema. :pfeif:

Oha, schau an. Spielt die Leberwurst, nur weil man ihm die Passagen nicht rauskopiert.:rofl:

Nun, wenn Dich die Gründe nicht überzeugen (nicht einmal Repos sehr wichtiger Beitrag Nr. 107), solltest Du das wenigstens begründen können. Der Behauptung, das Parlament wäre nur schwer zu überzeugen gewesen, stehen konkrete Planungen für den Fall eines Krieges zwischen Frankreich und Deutschland gegenüber. Selbst wenn der offizielle Kriegseintritt verzögert worden wäre, gibt es keinen Grund, warum nicht bereits die Vorbereitungen getroffen worden wären. Da teile ich Tekkers Zweifel und Du bist in der Pflicht, überzeugend zu begründen, warum sich die Briten das seelenruhig und tatenlos angeschaut haben sollten, zumal das Thema auch moralisch problematisch (gute Beziehungen zwischen Frankreich und GB!) war. Deine Beiträge bieten hierzu überhaupt keine Aussage.
Dass Du das von mir vorgeschlagene Buch gelesen hast, darf ich wohl bezweifeln.
Ansonsten haben Repo und Turgot die vielen, vielen, vielen Fehler Deiner Beiträge, an denen ich mich ja orientieren soll, bereits offengelegt.:fs::pfeif:
 
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