Kirche mit "schiefer Ebene"

Repo

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ich war heute, tag des offenen denkmals in einer barockkirche in der der boden vom eingang zum altar recht stark abfällt, zusammen mit der über dem altar erhöhen chorraum ergibt sich ein ganz eigentümliches raumempfinden.

von den in der kirche anwesenden hatte keiner eine erklärung für diese "schiefe ebene", spekuliert würde, dass die bodenbeschaffenheit der grund wäre.

jetzt meine frage, gibt es diese "phänomen" öfter, gibt es gründe, oder ist dies einzigartig?
 
in Ostfriesland steht der schiefste Turm der Welt, wohl dieselbe Ursache. Bodenfundament.
 
Da wäre wohl das Lied mit der Zeile "Wer Gott, dem Allerhöchsten traut, der hat auf keinen Sand gebaut", echte Realsatire.
 
Habt Ihr falsch verstanden, da ist nichts abgesackt.

Die Kirchengemeinderätin die "führte" meinte, es werde manches spekuliert, angenommen werde, dass bewußt bei einer "Verlängerung" des Kirchenraums keine Treppen oder Stufen, sondern eben diese "schiefe Ebene" als architektonisches Mittel eingesetzt wurde.
Wobei das eine Vermutung ist.

Daher meine Frage, ob dieses architektonische Mittel auch aus anderen Barockkirchen bekannt ist.

Die Raumwirkung ist sehr bemerkenswert, die Kirche öffnet sich überaus betont zum Chor.
 
Vermutete ich.
Nur da ist der Barock, so trieben sie es im Barock mit den früheren Epochen auch, zwischenzeitlich modernisiert:
Wiki schrieb:
Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) wurden das Dorf und die Klosterkirche schwer zerstört. Doch schon 1707 wurde die Kirche neu errichtet, wobei der Turm des Vorgängerbaus bis zum Glockgeschoss mitverwendet wurde.
...
Die katholische Kirche St. Margareta (errichtet 1337, umgebaut 1707) erhielt 1933/34 als Erweiterung einen neuen, modernen Chor. Die zwischen schmale Betonpfeiler eingefügten 13 Glasfenster der Apsis sind künstlerisch streng komponiert; sie stellen bildlich ein ausgefeiltes, theologisches Programm dar.
 
Vermutete ich.
Nur da ist der Barock, so trieben sie es im Barock mit den früheren Epochen auch, zwischenzeitlich modernisiert:


Mercy, auf die Idee bin ich auch gekommen, war meine erste Frage.
Aber der "schiefe Boden" soll vor 1930 schon in der Kirche gewesen sein. Der Umbau sich lediglich auf den Chor bezogen haben.

Aber, selbst wenn nicht, kennst Du eine Kirche mit zum Altar geneigtem Boden?
Ich nur die.
 
Mercy, auf die Idee bin ich auch gekommen, war meine erste Frage.
Aber der "schiefe Boden" soll vor 1930 schon in der Kirche gewesen sein. Der Umbau sich lediglich auf den Chor bezogen haben.

Aber, selbst wenn nicht, kennst Du eine Kirche mit zum Altar geneigtem Boden?
Ich nur die.

Also repo, bleib mal auf dem Boden.
Da haben sich einfach die Bauleute vermessen.
Da war vorher eine Wand dazwischen. Als sie diese abrissen, haben sie gemerkt, dass das Niveou unterschiedlich war und sie haben eine schiefe Ebene daraus gemacht.
Das passiert immer mal wieder. Ist mir auch schon passiert.
 
Hallihallo, im Barock wurde erstmals seit ein paar Jahrhunderten wieder mit Scheinarchitektur, perspektivischen Effekten, Trompe-l'oeil-malerei experimentiert (S.Ignazio in Rom z. B. mit seiner aufgemalten Rotonde).
Ich kann mir vorstellen, dass durch diese Vertiefung vielleicht eine größere Raumtiefe erzeugt werden sollte – Tiefe durch Tiefe gewissermaßen. Funktioniert es denn oder wird einem einfach nur schlecht?
 
Hallihallo, im Barock wurde erstmals seit ein paar Jahrhunderten wieder mit Scheinarchitektur, perspektivischen Effekten, Trompe-l'oeil-malerei experimentiert (S.Ignazio in Rom z. B. mit seiner aufgemalten Rotonde).
Ich kann mir vorstellen, dass durch diese Vertiefung vielleicht eine größere Raumtiefe erzeugt werden sollte – Tiefe durch Tiefe gewissermaßen. Funktioniert es denn oder wird einem einfach nur schlecht?

Sowas schwebt mir auch vor.

Jetzt habe ich den Pfarrer "interviewt" Originalton: Das war das Gelände, das hat keinen anderen Grund.

Aber es will mir nicht so recht einleuchten. Wie gesagt, die Raumwirkung ist ganz was besonderes, natürlich verstärkt durch die tollen Chorfenster von 1930-1950 nach und nach angefertigt und dann eingebaut.
 
Aber es will mir nicht so recht einleuchten. Wie gesagt, die Raumwirkung ist ganz was besonderes, natürlich verstärkt durch die tollen Chorfenster von 1930-1950 nach und nach angefertigt und dann eingebaut.
Ist der letzte Abschnitt ironisch gemeint?

Ansonsten: Kann mir schon vorstellen, dass man sich nicht den riesigen Kopf machte. Aber im Grunde erfährt man das wahrscheinlich nur durch zeitgenössische Aufzeichnungen, wenn denn der Baumeister überhaupt zu solchen Überlegungen Notizen machte.
 
Ist der letzte Abschnitt ironisch gemeint?

Ansonsten: Kann mir schon vorstellen, dass man sich nicht den riesigen Kopf machte. Aber im Grunde erfährt man das wahrscheinlich nur durch zeitgenössische Aufzeichnungen, wenn denn der Baumeister überhaupt zu solchen Überlegungen Notizen machte.

Keineswegs. Die Chorfenster sind von Prof. Geyer in Ulm und wirklich wunderschön, vielleicht hat die Kirchengemeinde nicht genug Geld gehabt, um sie auf einen Satz anzuschaffen. Keine Ahnung.
Jedenfalls ist das Gefälle keineswegs gering, dass man an einen Fehler denken könnte.
Und, wie gesagt, für den Laien in allen relevanten Richtungen, der ich bin, ist die Raumwirkung phänomenal.
 
Keineswegs. Die Chorfenster sind von Prof. Geyer in Ulm und wirklich wunderschön, vielleicht hat die Kirchengemeinde nicht genug Geld gehabt, um sie auf einen Satz anzuschaffen. Keine Ahnung.
Jedenfalls ist das Gefälle keineswegs gering, dass man an einen Fehler denken könnte.
Und, wie gesagt, für den Laien in allen relevanten Richtungen, der ich bin, ist die Raumwirkung phänomenal.


Definitiv ist es so, dass die "schiefe Ebene" älter wie der Chorumbau 1930-33 ist.
Wie die Raumwirkung zuvor war, weiß anscheinend niemand mehr.
Ich gehe jetzt davon aus, dass der Architekt und der Glasmaler 1930 sich "virtuos" dieser "schiefen Ebene" bedient haben.
 
Definitiv ist es so, dass die "schiefe Ebene" älter wie der Chorumbau 1930-33 ist.
Wie die Raumwirkung zuvor war, weiß anscheinend niemand mehr.
Ich gehe jetzt davon aus, dass der Architekt und der Glasmaler 1930 sich "virtuos" dieser "schiefen Ebene" bedient haben.

Auch das Rottweiler Münster weist vom Hauptportal zum Chor hin ein deutliches Gefälle auf, da wurde sich beim Bau schon dem leicht abschüssigen Gelände (auf dem Bild von 2 nach 17 hin) angepasst. Na ja, leicht abschüssig - wer sich in Rottweil auskennt, weiss dass die Obere Hauptstraße vom Schwarzen Tor bis zur großen Kreuzung abwärts (von 3 nach 20 hin), ziemlich abschüssig ist. Das Langschiff des Münsters verläuft parallel dazu ...

Das Gefälle ist mir schon vor rund 60 Jahren aufgefallen als ich - als eines von zwei Brautkindern, die, anstatt den Schleier hinter der Braut herzutragen, ständig im Begriffe war, ihr denselben von Kopf zu ziehen. Die Blumenkinder sind, sich dem Gefälle anpassend, viel zu schnell vorangekullert. Eigentlich war's ein Desaster. Die nächste Braut aus der Verwandtschaft hat deswegen auf einen langen Schleier und schleiertragende Kinder verzichtet ... *ggg*
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch das Rottweiler Münster weist vom Hauptportal zum Chor hin ein deutliches Gefälle auf, da wurde sich beim Bau schon dem leicht abschüssigen Gelände (auf dem Bild von 2 nach 17 hin) angepasst. *

Also, ich will ja nicht meckern, aber mir kann keiner erzählen, dass Bauleute so dumm waren und den Bau am Gelände angepasst haben.
Man muss schon viel Phantasie besitzen um das zu glauben.
Schliesslich mussten sie sowieso buddeln für die Gründung.
Ich glaube nach wie vor, dass das ein Resultat von Anbauten ist. Als dann die Zwischenwand entfernt wurde, hat man eben diese schiefe Ebene gemacht.
 
Definitiv ist es so, dass die "schiefe Ebene" älter wie der Chorumbau 1930-33 ist.
Wie die Raumwirkung zuvor war, weiß anscheinend niemand mehr.
Vielleicht kannst du mal hier nachschauen, ist mir leider am Ort nicht zugänglich:

Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns
Band 2: Kreis Sigmaringen
Hossfeld, Friedrich [Bearb.]
Stuttgart 1948
 
Vielleicht kannst du mal hier nachschauen, ist mir leider am Ort nicht zugänglich:

Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns
Band 2: Kreis Sigmaringen
Hossfeld, Friedrich [Bearb.]
Stuttgart 1948

Mercy, vielen Dank für den tipp. Das muss ich mir unbedingt besorgen/ausleihen.
Es wird verm. nichts von Margrethausen drinkommen, früher Kreis Balingen, jetzt Zollernalbkreis, das Kloster war eines der Württ. Schutz-Klöster, (wie Zwiefalten) wurde 1802 württ. die stauffenbergische Gemeinde erst 1805.

Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Hätte ich ohnen Deinen Hinweis ... Allois-Krankheit eben.
Ich besitze ja "Kirchen und Kulturdenkmäler im Zollernalbkreis". Recht ausführlich. Aber kein Wort zur "schiefen Ebene".
 
Ich habe mich in die Kirche "verbissen"
War gestern wieder dort.....

Zur schiefen Ebene nichts neues.
Aber, der Prof. Geyer, Schöpfer der Chorfenster, aus Ulm mit Atelier in München, zu dem ist noch mehr zu sagen.
Die ersten 4 Fenster waren Anfang 1943 fertiggestellt, wurden dann aber vorsichtshalber (Krieg) noch nicht eingebaut.
Nun dieser Prof. Geyer war, vermutlich von Ulm her, mit den Geschwistern Scholl bekannt, und die Flugblätter der "Weißen Rose" wurden im Keller seines Ateliers gedruckt!
Geyer war länger inhaftiert, man konnte ihm aber dann nichts beweisen.

Es hat für mich etwas überaus bewegendes, dass diese Chorfenster-Bilder unter den Augen der "Weißen Rose" entstanden sind.
Und sie sind wirklich sehr beeindruckend.

So streift die Weltgeschichte die Dorfkirche in Margrethausen.
 
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