Ostung mittelalterlichen Kirchen

pelzer

Aktives Mitglied
Grüezi

Überall lese ich, dass mittelalterliche Kirchen geostet seien. Mir ist nun nicht klar, wie genau die Kirche ausgerichtet waren/sind. Wo definierte man damals Osten?

Mir ist klar, dass Osten mit dem Sonnenaufgang in im Zusammenhang steht muss. Nun verändert sich in unseren Breiten das Azimut des Sonnenaufgangs im Verlauf des Jahres um etwa 70°. Folglich müsste ein Referenztag zu Hilfe genommen werden. Möglicherweise der Namenstag des zuständigen Kirchenpatrons. Oder irgendein (fester) Feiertag oder der Frühlingsanfang oder... Zudem müsste die Ostung auf den natürlichen Horizont abgestimmt werden.

Wenn ich das nun bei einigen Kirchen kontrolliere, so komme ich auf kein brauchbares Resultat. Wo liegt der Fehler?

Kann mir jemand die Ostung erläutern?
Und kennt jemand ein stimmiges Beispiel?


Gruss Pelzer

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Grüezi

Überall lese ich, dass mittelalterliche Kirchen geostet seien. Mir ist nun nicht klar, wie genau die Kirche ausgerichtet waren/sind. Wo definierte man damals Osten?

Mir ist klar, dass Osten mit dem Sonnenaufgang in im Zusammenhang steht muss. Nun verändert sich in unseren Breiten das Azimut des Sonnenaufgangs im Verlauf des Jahres um etwa 70°. Folglich müsste ein Referenztag zu Hilfe genommen werden. Möglicherweise der Namenstag des zuständigen Kirchenpatrons. Oder irgendein (fester) Feiertag oder der Frühlingsanfang oder... Zudem müsste die Ostung auf den natürlichen Horizont abgestimmt werden.

Wenn ich das nun bei einigen Kirchen kontrolliere, so komme ich auf kein brauchbares Resultat. Wo liegt der Fehler?

Kann mir jemand die Ostung erläutern?
Und kennt jemand ein stimmiges Beispiel?


Gruss Pelzer

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Warum denn immer so kompliziert?
Osten ist immer gerade da, wo die Sonne aufgeht.
Wenn man eine Kirche baute hat man auch, je nach Beginn der Bauzeit geguckt, wo sie aufgeht.
Auf unseren Friedhof sind auch alle Gräber gleich ausgerichtet, egal wann einer gestorben ist. Beine nach ungefähr Osten und Kopf nach ungefähr Westen. So genau kommt es doch gar nicht drauf an. Um den Azimut hat sich sicher keiner Sorgen gemacht. Hauptsache, man war mit Gott im reinen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schön und gut, aber hier greift das Ockhamsche Rasiermesser denke ich nicht und man darf nicht zu sehr vereinfachen. Timos Link ist großartig und trifft meiner Meinung nach genau ins Schwarze. :hoch:
 
In Dänemark wurde bereits im 12. Jh. der Kompaß zur Ostung eingesetzt.

N. Abrahamsen: "Evidence for Church Orientation by Magnetic Compass in Twelfth-Century Denmark", ''Archaeometry'', Vol. 32, No. 2 (1992), pp. 293-303

The orientations of some 570 Romanesque churches (one-third of the total) from four regions in Denmark show significant differences in the claimed east-west orientation, being typically rotated 5-15° clockwise from true east-west. Magnetic declination ...
 
Grüezi
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Ja, wenn das so einfach wäre, wie einige hier schreiben, wären ja alle Kirchen nach (magnetisch oder geografisch) Osten ausgerichtet. In Realität weist aber kaum eine mittelalterliche Kirche gegen Osten. Deshalb ja auch meine Frage; wo ist Osten?
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Die im Link aufgezeigte Berechnung basiert auf den Namenstage bestimmter Kirchenpatrone. Sie scheint mir aber nicht allgemein gültig zu sein. Und ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass bei einer einfachen Landkirche so eine ausgetüftelte Berechnung angestellt wurde. Und dennoch wurde die Kirche bestimmt nicht beliebig in die Landschaft gestellt...
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Meine Kirchen:
St. Peter & Paul 342° (29. Juni, 29. Juni)
Laurentius und Bartholomäus 73° (10. August, 24. August)
Laurentius 85° (10. August)
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Gruss Pelzer
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Ok. Noch mal.
Das Schiff sollte nach Osten zeigen, der Turm nach Westen.
Mir ist nicht bekannt, das frühere Baumeister das so genau genommen haben. Bei einem Dom vieleicht, weil da der Bischoff bei der Markierung dabei war, aber doch nicht bei einer Dorfkirche.
 
Ich habe mal eine nicht repräsentative Umfrage gemacht.
Kathedrale, Dom, Münster in diversen Städten:

Köln ja
Bern ja
Strassburg nein
Zürich nein
Achen ja
Freiburg iB ja
Pisa ja.
Trier nein
Basel nein
Colmar nein
Wien nein.
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Das Resultat zeigt ganz deutlich; die einen sind geostet, andere nicht.
Warum? Wird ja kein Zufall sein...
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Gruss Pelzer
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Als Ostung versteht man beim Kirchenbau die Orientierung, bei der der Chor mit dem Hochaltar im Osten steht. Ursache dafür ist die im Mittelalter gültige Vorschrift, daß der Priester beim Beten das Gesicht der aufgehenden Sonne zuzukehren hat. Deshalb sind (fast) alle rom. u. got. Kirchen geostet. Sie bieten einem Ortsunkundigen eine gute Orientierungshilfe. Manche Kirchen haben in ihrem Grundriß eine Knickung, weil die Bodenverhältnisse eine Ostung des gesamten Baues nicht ermöglichten (z.B. Passau-Dom) oder weil man bei einem späteren Umbau die Ostung genauer nahm als beim Vorgängerbau (z.B. Passau-Heining).
Seit der Barockzeit wurde auf die Ostung weniger Wert gelegt. Moderne Kirchen kennen sie kaum.
Bistum-Passau Online

Da die Sonne natürlich nicht jeden Tag an der gleichen Stelle aufgeht, sind einige Kirchen auf den Aufgangspunkt eines bestimmten Tages hin geostet. Beim Stephansdom in Wien etwa ist es der 26. Dezember 1137 (der Tag des Patroziniumsheiligen im Jahr des Baubeginns).
Ostung ? Wikipedia
 
Ich habe mal eine nicht repräsentative Umfrage gemacht.
Kathedrale, Dom, Münster in diversen Städten:

Köln ja
Bern ja
Strassburg nein
Zürich nein
Achen ja
Freiburg iB ja
Pisa ja.
Trier nein
Basel nein
Colmar nein
Wien nein.
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Das Resultat zeigt ganz deutlich; die einen sind geostet, andere nicht.
Warum? Wird ja kein Zufall sein...
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Gruss Pelzer
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Wie mir regional bekannt ist, wurden Kirchen öfter bei Beibehaltung der Bausubstanz "gedreht" also Altar auf die andere Seite gesetzt.
Es scheint mir weniger um Turm und Schiff sondern mehr um den Altar zu gehen, dass der an der Ostseite der Kirche stand.

Jetzt war ich in den meisten vor Dir genannten Kirchen schon, habe zu dem Komplex aber natürlich keine Erinnerung.
Ist es aber nicht so, dass die Ost-West-Richtung des Schiffes meist schon eingehalten ist? Unabhängig von der Lage des Turmes
 
Ich habe mich ab und zu mal gefragt, warum Osten? Rom liegt doch im Süden.
Und Jesus wurde ganz woanders geboren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht hilfreich:
Die Ostung mittelalterlicher Klosterkirchen

In Krakau wurde das für die Kathedrale übrigens entsprechend erklärt, inkl. der Grabausrichtungen in der Kirche (Gesicht nach Osten).

Wien:
"Die Ostung der Kirche ermöglicht Besuchern an zwei besonderen Tagen im Jahr mittags ein schönes Lichtspiel zu beobachten: immer am 26. Dezember, dem Namenstag des Kirchenpatrones, ist seine Ikone am Hauptaltar durch die Sonne erleuchtet; am 6. Jänner, dem Ende der Epiphanie und Dreikönigstag, erstrahlen die drei Kronen der Heiligen Drei Könige im Lichterglanz."
http://de.wikipedia.org/wiki/Stephansdom_(Wien)
 
...Beim Stephansdom in Wien etwa ist es der 26. Dezember 1137 (der Tag des Patroziniumsheiligen im Jahr des Baubeginns).
Ostung ? Wikipedia
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Sonnenaufgang am 26. Dezember 1137 (den Julianische Kalender habe ich mal ausser acht gelassen!) ergibt ein Sonnenaufgang-Azimut 125.5°.
Auf dem Luftbild messe ich 125°.

Der Stephansdom ist also tatsächlich gemäss den Angaben geostet. :yes:
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Gruss Pelzer


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...Wien:
"Die Ostung der Kirche ermöglicht Besuchern an zwei besonderen Tagen im Jahr mittags ein schönes Lichtspiel zu beobachten: immer am 26. Dezember, dem Namenstag des Kirchenpatrones, ist seine Ikone am Hauptaltar durch die Sonne erleuchtet; am 6. Jänner, dem Ende der Epiphanie und Dreikönigstag, erstrahlen die drei Kronen der Heiligen Drei Könige im Lichterglanz."
http://de.wikipedia.org/wiki/Stephansdom_(Wien)
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Gruss Pelzer
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Gruss Pelzer
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Du nimmst das alles viel zu ernst.
Ich möchte mal einen sehen, der morgens aus dem Fenster guckt um festzustellen, das der Azimut sich wider verändert hat.
Bleiben wir doch am besten grob bei Osten.
 
Du nimmst das alles viel zu ernst.
Ich möchte mal einen sehen, der morgens aus dem Fenster guckt um festzustellen, das der Azimut sich wider verändert hat.
Bleiben wir doch am besten grob bei Osten.
...verändert sich ja auch bloss um 70° im halben Jahr!
Und wenns Berge hat, kann die Veränderung auch 90° und mehr sein. Im Winter ist das dann nicht mehr Osten, sondern Süden.

Gruss Pelzer

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