Germanische Götter in Schrift- und Bildquelle

Skald

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In naher Zukunft habe ich von meinem Dozenten die Aufgabe erhalten einen Bericht über * Germanische Götter in Schrift- und Bildquellen* zu verfassen und bei uns am Institut vorzustellen. Dabei sollen vor allem die Unterschiede zwischen archäologischem Fund/Befund und schrift. Überlieferungen aufgezeigt werden.

Ich gedenke folgendes vorzustellen:

-Opferfunde
-Idole wie Oberdorla
-Pressbleche
-Brakteaten
-Tacitus/Adam von Bremen/ Saxo Gra. /Edda/ Königssagen/ Caesar /Bonifatius/Merseburger Zaubersprüche
- Runen- und Bildsteine
-Amulette (Hammer, Walküren,Donarskeule)

Wenn euch weitere Quellen und Funde einfallen, dann nur raus damit.
 
Eine exzellentes Beispiel für die Unterschiede bilden die Goldhörner von Gallehus. Die Motive sind so hübsch synkretisch mit Kentauren, dreiköpfigen Männlein...
Wenn du Übereinstimmungen mit irgendeiner "germanischen" Quellen findest, wäre ich überrascht.
 
Das ist ein schwieriges Unterfangen, weil das zu vergleichende räumlich und zeitlich auch vergleichbar, d. h. zusammengehörig sein muss. Irgendwas gegenständliches mit irgendwas schriftlichem zu vergleichen und festzustellen, dass das verschieden ist, ist nicht sehr erkenntnisfördernd.
 
Der Weg ist meistens umgekehrt man versucht zusammenzubringen.
Das diese Versuche zumeist auf recht wackeligen Beinen stehen ist nicht verwunderlich und in der Literatur in Form von langen Thesen und Antithesen vorgelegt.
Eine Beschränkung wäre auf ein, zwei der Thesen oder zeitlich und räumlich sinnvoll.
 
Unterschiede sind im Allgemeinen überhaupt nicht interessant.
Ich habe ein Büchelchen, in welchem Gesetze zur Zeit Karls d. Gr. mit dem Codex Hammurapi verglichen werden. Mit den Unterschieden lässt sich nichts anfangen, allenfalls mit den Parallelen, indem man daraus ersehen kann, dass es für bestimmte Problemstellungen eben nur ganz wenige Lösungen gibt, so dass aus einer Parallelität keine Übernahme geschlossen werden kann.
Aber wenn man auf einem Goldbrakteaten eine Darstellung findet, die zu den Merseburger Zaubersprüchen passt, dann ist das sowohl für das Alter der Vorstellung als auch für deren räumlicher Verbreitung sehr interessant.
Das gleiche gilt für Darstellungen von Motiven aus der Siegfriedsage auf schwedischen Bildsteinen (gehört nicht zum Thema von Skald).
 
In naher Zukunft habe ich von meinem Dozenten die Aufgabe erhalten einen Bericht über * Germanische Götter in Schrift- und Bildquellen* zu verfassen und bei uns am Institut vorzustellen. Dabei sollen vor allem die Unterschiede zwischen archäologischem Fund/Befund und schrift. Überlieferungen aufgezeigt werden.

Ich gedenke folgendes vorzustellen:

-Opferfunde
-Idole wie Oberdorla
-Pressbleche
-Brakteaten
-Tacitus/Adam von Bremen/ Saxo Gra. /Edda/ Königssagen/ Caesar /Bonifatius/Merseburger Zaubersprüche
- Runen- und Bildsteine
-Amulette (Hammer, Walküren,Donarskeule)

Wenn euch weitere Quellen und Funde einfallen, dann nur raus damit.

Die angesprochene Übersicht gibt es doch schon von Simek, bei dem man so ziemlich die gleichen Quellen findet. Spontan fallen mir freilich noch die Wochentage ein, die von ihm besprochen werden.
 
Ich habe für das Projekt ein ganzes Semester Zeit. Simek ist mir zusehr auf die Nordgermanen fixiert, wie mir scheint.

Nunja, ich werde mir "Gott" für "Gott" vornehmen und dann dessen Vorkommen anhand der schriftlichen Quellen und dann nach den archäologischen Quellen chronologisch ordnen. Vielleicht kommt am Ende sowas wie eine mythologische Landkarte raus, auch wenn ich sowas für kaum umsetzbar halte. Werde mich nach einer Rücksprache nur auf Gemeinsamkeiten beschränken.
 
Simek hat natürlich viel Nordgermanen, das liegt an seiner Biographie und weil es dort am meisten gibt.
Du schreibst selber von Saxo und der Edda
Er grenzt aber auch deutlich die Südgermanen ab und ist sehr kritisch mit Vergleichen gegenüber
den frühen Südgermanen und den späten Nordgermanen, die man schnell bei der Hand hat.
Er geht recht ausführlich auf die Beziehungen zwischen römischer Kultur und den Südgermanen ein. Eine Deutlichkeit die ich bei vielen anderen Autoren vermisse.

Er hat zwar keine Landkarten, aber Aufzählungen von Gottheiten getrennt nach Gebiet und Epoche, schau mal in „Der Glaube der Germanen“
 
Er geht recht ausführlich auf die Beziehungen zwischen römischer Kultur und den Südgermanen ein. Eine Deutlichkeit die ich bei vielen anderen Autoren vermisse.

Ohja, das fand ich auch sehr lesenswert und informativ. Ich nehme an, du beziehst dich auf den westgermanischen Matronenkult, sowie die Weihesteine?

Er grenzt aber auch deutlich die Südgermanen ab und ist sehr kritisch mit Vergleichen gegenüber
den frühen Südgermanen und den späten Nordgermanen, die man schnell bei der Hand hat.

Vergleiche sind übertrieben, aber z.B. stammt der Wodan-Odins Kult vermutlich vom Kontinent.
 
Ja die Matronen aber auch die Erwähnung mit dem Kult der Friesen.
Im Buch wird auch auf den Hauck verwiesen, von wegen Brakteaten.
Das muss ich mir mal zu Gemüte führen...
 
Ja die Matronen aber auch die Erwähnung mit dem Kult der Friesen.

Ja? Hast du die Quelle zufällig parat? Oder steht das beim Simek? Vielleicht das Verbindungsglied zur Mütternacht der Sachsen?

Hauck lese ich grade.
 
Baduhenna Tacitus Annalen IV 73, in der Reclam Übersetzung nur ein Hain.
I 51 berichtet noch von Tamfana wohl zwischen Rhein und Lippe laut Simek
Der Glaube der Germanen S.61.
 
guck mal bei Simek in seinem Lexikon der germanischen Mythologie... er hat die meisten aus Inschriften bekannten germanischen Götter aufgelistet und auch einige unsicher zu interpretierende mit dabei... mit guten Quellenangaben.Weihinschriften als Quellen sind natürlich ausschließlich für südgermanische Götter möglich.

Du könntest die mit Pseudo-Gottheiten aus neuzeitlichen Geschichtsfälschungen und Heiligenlegenden vergleichen z.B. der bekannte Götze Krodo oder Ostara... dazu findet sich kein belegbares Pendant in den alten Weihinschriften.
 
War das jetzt Ironie? Nenne mal bitte ein paar Beispiele.:winke:
Nur, was mir gerade so aus dem Stand einfällt:
Im Buch über die Wikinger sagt er einfach so locker vom Hocker, dass die Idealisierung der Wikinger schon in der Sagazeit begonnen habe. Da hätte ich schon gern gewusst, wie er dazu kommt. Denn zur Zeit Harald Hårfagres begann die pejorative Bedeutung bereits die Oberhand zu gewinnen. In der Landnámabók werden die ersten Siedler, Stammväter bedeutender Geschlechter, noch als “víkingr mikill” (große Wikinger) bezeichnet. Aber zur selben Zeit setzt sich der unfriedliche Gewaltaspekt durch. „Þorbjörn bitra hét maður; hann var víkingur og illmenni.“ (Ein Mann hieß Þorbjörn bitra; er war Wikinger und ein übler Mensch.) Der vornehme Óleifr enn hvíti wird gleichzeitig als herkonungr (Heerkönig) und nicht als Wikinger bezeichnet. Kein Nachkomme der vornehmen Geschlechter wird selbst “Wikinger” genannt. Aber es wird von manchen berichtet, dass sie waren “í (vest)víking”, also auf Wikingerfahrt. Selbst der Skalde Egill Skallagrímsson, der den klassischen Typus des Wikingers verkörperte, wird nicht als Wikinger bezeichnet. Nur seine Unternehmungen werden “Víking” genannt. In der Njálssaga wird von Gunnar von Hlíðarendi und den Söhnen Njáls berichtet, dass sie auf “Víking”-Fahrt fuhren, sie selbst werden aber nicht Wikinger genannt. Aber Gunnars Feinde in Estland werden als Wikinger bezeichnet. Das feminine Wort war von der pejorativen Bedeutung des Wortes Vikingr weithin verschont. Aber die Könige wurden gepriesen, wenn sie entschlossen gegen sie vorgingen. Die Idealisierung setzte erst später ein:
In den Rechtstexten (Grágás, Gulathingslov) hat sich die Gleichsetzung mit Übeltäter dann verfestigt. Das Gleiche gilt für Schweden. Gleichzeitig finden sich in den Wikingersagen über Ragnar Lodbrok und andere Seehelden Züge romantischer Seeräuberromane, in denen der Held gerne als Beschützer der Schwachen dargestellt wird. In der Friðþjófs saga ins frœkna lebt der Held Friðþjóf ein ritterliches Freibeuterleben, in dem er die Übeltäter und grausamen Wikinger vernichtet, aber Bauern und Kaufleute in Frieden lässt. Das gleiche Motiv der Ritterlichkeit durchzieht auch die Vatnsdæla Dabei ist auf die feine Unterscheidung zwischen dem femininen Wort „víking“ = Heerfahrt und dem maskulinen Wort „víkingr“ = Pirat hinzuweisen. Die ritterlichen Protagonisten ziehen auf Víking-Fahrt, aber ihre Gegner sind Piraten und Räuber, denen sie die Beute, die diese harmlosen Kaufleuten und Bauern abgenommen hatten, abjagen.
Ich halte eine solche nicht belegte Aussage in einem Spezialbuch über Wikinger schon bemerkenswert.
Die Idealisierung setzte erst im 18. und 19. Jh. ein.

Wenn ich das Büchlein wieder finde, kann ich vielleicht noch mehr aufstöbern - insbesondere erinnere ich mich an einen Umgang mit den Quellen, die meinen Ansprüchen nicht genügt.
 
guck mal bei Simek in seinem Lexikon der germanischen Mythologie... er hat die meisten aus Inschriften bekannten germanischen Götter aufgelistet und auch einige unsicher zu interpretierende mit dabei... mit guten Quellenangaben.Weihinschriften als Quellen sind natürlich ausschließlich für südgermanische Götter möglich.

Du könntest die mit Pseudo-Gottheiten aus neuzeitlichen Geschichtsfälschungen und Heiligenlegenden vergleichen z.B. der bekannte Götze Krodo oder Ostara... dazu findet sich kein belegbares Pendant in den alten Weihinschriften.

Der Götze Krodo ist nicht echt? Ich wusste bisher nur, dass die Deutung umstritten ist.

@fingalo: Danke für die detaillierte Ausführung! Kann ich absolut nachvollziehen.
 
In der "weissen Göttin" schreibt Ranke-Graves etwas von der Friesengottheit "Yidden" (oder so ähnlich) und von heiligen Hörnern die mit ihr etwas zu tun haben, abergläubische friesische Bauern zu seiner Zeit hatten noch Nischen in ihren Höfen für "Y". Was denn von sowas zu halten?
 
In der "weissen Göttin" schreibt Ranke-Graves etwas von der Friesengottheit "Yidden" (oder so ähnlich) und von heiligen Hörnern die mit ihr etwas zu tun haben, abergläubische friesische Bauern zu seiner Zeit hatten noch Nischen in ihren Höfen für "Y". Was denn von sowas zu halten?

Wahrscheinlich das selbe wie mit all diesen Quellen: Nichts genaues weiß man nicht. Ich würde nicht bei jeder brauchtümlichen Kleinigkeit Rückschlüsse aufs germ. Heidentum schließen, ich halte es aber durchaus für möglich, dass sich in abgelegenen, ländlichen Gegenden Bräuche solange erhalten haben, wenn auch meist ihrer ursprünglichen Bedeutung beraubt. Wird halt gemacht, weil es Vaddern schon so gemacht hat und davor auch Großvaddern.
 
Der Götze Krodo ist nicht echt? Ich wusste bisher nur, dass die Deutung umstritten ist.

Eine Chronik aus der Renaissance bleibt die einzige Quelle, nach heutigen Masstäben ist das eigentlich gar nichts zitierbares mehr...

was Yidden angeht... ländliches Brauchtum kann so viele Quellen haben, z.B. örtliche Jagdbräuche, eine lokale Begebenheit, eine verstorbene Persönlichkeit mit einem dazugehörigen "Schwank" etc. alles viel wahrscheinlicher als das Überleben von altem heidnischem Brauchtum.
 
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