Eine weitere bedeutende Frau der Weltgeschichte war Zenobia. Da der Wikipedia-Artikel über sie ein bisschen gar dürftig geraten ist, hier etwas mehr über sie:
Palmyra war eine reiche Oasenstadt in Syrien, die an einer wichtigen Handelsstraße lag. Sie hatte etwa 200.000 Einwohner. Seit Kaiser Tiberius (14-37) stand Palmyra unter römischer Herrschaft, konnte aber offenbar immer ein gewisses Maß an Autonomie wahren; zumindest sind uns aus Inschriften mehrere Stadtfürsten bekannt. Ihre Dynastie erhielt von Kaiser Septimius Severus (193-211) das römische Bürgerrecht. In den Wirren des 3. Jhdts. wurde die Stadt praktisch unabhängig.
256 eroberte der Perserkönig Schapur I. (240-272) die römische Euphrat-Festung Dura-Europos, die den Römern als Schlüssel zur Kontrolle ihres Anteils an Mesopotamien gedient hatte. In den Händen der Perser bildete sie jetzt den Ausgangspunkt für einen Einfall in Syrien. Kaiser Valerianus (253-260) zog daher gegen Persien in den Krieg, erlitt aber bei Emesa eine schwere Niederlage und wurde selbst gefangengenommen. Nun schlug die Stunde von Septimius Odaenathus, dem Fürsten von Palmyra: Mit seiner Reiterei griff er das heimziehende, schwer mit Beute beladene persische Heer an und schlug es mehrmals. Damit war fürs Erste auch die Gefahr eines persischen Einfalls in Syrien gebannt. 261 besiegte er im Auftrag von Valerians Sohn, Kaiser Gallienus (253-268), bei Emesa den Gegenkaiser Quietus (260-261).
Gallienus war vollauf mit der Bekämpfung von diversen Barbaren und Gegenkaisern beschäftigt und konnte sich nicht ausreichend um den Osten kümmern. Daher ernannte er den Odaenathus, der sich so glänzend bewährt hatte, zum „Restitutor totius orientis“ (=“Wiederhersteller des gesamten Orients“) und „Dux Romanorum“ und übertrug ihm das Kommando über die römischen Truppen des Orients. (Warum sich Gallienus ausgerechnet für Odaenathus entschied, kann ich auch nur spekulieren. Möglicherweise rechnete er bei ihm weniger mit einer Usurpation als bei einem römischen Feldherrn.) Odaenathus machte seine Sache gut und blieb Rom treu; entgegen einigen antiken Darstellungen rief er sich nie zum Kaiser aus, wohl aber nannte er sich „König“. Er eroberte ab 262 einen Großteil Mesopotamiens: 264 eroberte er die Städte Nisibis und Carrhae, dann griff er die Perserhauptstadt Ktesiphon an, konnte sie aber nicht erobern. Danach nannte er sich und seinen Sohn Herodius „König der Könige“. 267 griff er Ktesiphon erneut an, wieder vergeblich.
Dabei handelte er aber natürlich nicht aus lauter Liebe zu Rom, sondern die Perser waren auch für Palmyra ein Problem, weil sie die Handelswege nach Zentralasien, China und Indien kontrollierten, auf die Palmyra als Handelsstadt angewiesen war.
Doch dann wurde Odaenathus Ende 267 zusammen mit Herodius von seinem Neffen Maeonius ermordet, als er gerade nach Kleinasien zog, um einen Goteneinfall abzuwehren. Über die Hintergründe kann man nur spekulieren: Vielleicht war Gallienus der Auftraggeber, weil ihm Odaenathus doch zu mächtig geworden war. Eher dürfte aber seine Gattin Zenobia (eigentlich Beth-Zabbai) dahinterstecken, die vielleicht mit der Bescheidenheit ihres Mannes, der sich nicht gegen die Römer wandte, nicht zum Kaiser machte und nicht den Osten des römischen Reichs erobern wollte, nicht einverstanden war.
Zenobia war ca. 241 als Tochter von Zenobius, dem Befehlshaber der Stadtwache von Palmyra, geboren worden und hatte den verwitweten Odaenathus geheiratet. Sie soll sehr schön gewesen sein, aber sie war auch sehr klug und gebildet: Neben Palmyrenisch sprach sie Griechisch, Latein, Syrisch und Ägyptisch, las Homer und Platon, umgab sich mit Philosophen, verfasste eine Geschichte des Orients, liebte die Jagd und das Reiten und trank auch gerne mit ihren Männern.
Auf Odaenathus folgte sein etwa zehnjähriger Sohn Vaballathus, für den Zenobia die Regentschaft führte. Nun konnte sie ihre Pläne umsetzen. Durch die Feindschaft mit den Persern waren die Karawanenwege in den Osten stark gestört. Zenobia wollte die Perser daher umgehen, indem sie einen Seeweg nach Indien eröffnete; dafür brauchte sie aber die Herrschaft über Ägypten, um eine Flotte aufbauen und über das Rote Meer fahren lassen zu können. Doch Rom weigerte sich, dem Vaballathus die Position und Befugnisse seines Vaters zu übertragen. Als der einflussreiche Ägypter Timagenes Zenobia zum Einfall in Ägypten aufforderte, eroberte ihr Feldherr Zabdas 268 in einem Überraschungsangriff Unterägypten, nachdem er ein römisches Heer geschlagen hatte. Ein römischer Feldherr namens Probus (nicht zu verwechseln mit dem späteren Kaiser) leistete aber weiter Widerstand und nötigte die Palmyrener zum Rückzug. Als er jedoch dem abziehenden Feind bei Memphis eine Falle stellen wollte, wurde er von Timagenes selbst hereingelegt und besiegt und beging Selbstmord. Unterägypten wurde wieder palmyrenisch.
Der schnelle Erfolg veranlasste Zenobia, auch Syrien inkl. Antiochia und Teile Kleinasiens zu erobern. Ein Vorstoß nach Westkleinasien scheiterte jedoch. Da der neue römische Kaiser Claudius Gothicus (268-270) infolge seiner Kämpfe gegen die Goten nicht imstande war, gegen Zenobia zu ziehen, anerkannte er notgedrungen ihre Stellung. Zenobia aber war noch nicht zufrieden, sondern wollte den ganzen Osten des römischen Reiches erobern. So kam es zum Bruch mit dem neuen Kaiser Aurelianus (270-275). Zenobia rief sich 270 zur Kaiserin und Vaballathus zum Kaiser aus.
Bereits 270 schickte Aurelian ein römisches Heer unter dem Feldherrn Probus (dieser war der künftige Kaiser) nach Ägypten.
Nachdem Aurelian den Westen konsolidiert hatte, zog er selbst nach Osten. Der Großteil Kleinasiens unterwarf sich ihm sofort; erst die Stadt Tyana an der berühmten kilikischen Pforte leistete ernsthaften Widerstand, fiel aber. Aurelian behandelte ihre Einwohner milde, wodurch sich rasch auch andere Städte ergaben. Zenobia versuchte vergeblich, sich mit den Persern zu verbünden. Bei Immae, ca. 40 Kilometer östlich von Antiochia, kam es 272 zur ersten Schlacht Aurelians gegen Zenobia und Zabdas, in der es Aurelian gelang, die schwere Kavallerie der Palmyrener, ihre stärkste Waffe, auszuschalten und einen glänzenden Sieg zu erringen. Schon am nächsten Tag ergab sich Antiochia und wurde milde behandelt. Die Palmyrener lieferten bei der Vorstadt Daphne noch ein Rückzugsgefecht. Bei Emesa kam es erneut zur Schlacht Aurelians gegen Zenobia, in der zwar die römische Reiterei geschlagen wurde, aber die Legionen letztlich siegten. Zenobia verschanzte sich nun in Palmyra. Aurelian belagerte die Stadt. Zenobia spekulierte darauf, dass die Römer die Belagerung mitten in der Wüste bald wieder aufgeben würden. Doch die Römer hielten durch, während in Palmyra die Lebensmittel knapp wurden. Außerdem bekam sie es mit innerstädtischer Opposition zu tun, denn die bedeutenden Handelsfamilien waren einerseits auf ihre Macht neidisch, andererseits aber stinksauer, weil unter dem Krieg der Handel litt. Schließlich verließ Zenobia mit Vaballathus heimlich die Stadt und wollte auf einem Kamel zu den Persern fliehen, wurde aber, als sie gerade den Euphrat überqueren wollten, von römischen Soldaten gefangengenommen. Jetzt ergab sich Palmyra. Aurelian ließ die Stadt plündern, den Staatsschatz abtransportieren und Zenobias Berater, darunter den athenischen Philosophen Longinus, hinrichten, weil Zenobia auf diese die ganze Schuld geschoben hatte.
Wenige Monate nachdem Aurelian abgezogen war, kam es in Palmyra zum Aufstand. Die römische Garnison wurde niedergemetzelt und ein gewisser Septimius Antiochus, vermutlich ein Sohn des Odaenathus, zum Kaiser ausgerufen. Aurelian kehrte sofort um, eroberte die Stadt 273 und ließ sie zerstören. Sie wurde erst unter Kaiser Diokletian wiederaufgebaut. Septimius Antiochus hingegen wurde begnadigt.
Als die römischen Senatoren darüber spotteten, dass Aurelian doch eh nur eine Frau besiegt habe, soll er gesagt haben: „Wenn ihr nur wüsstet, was für eine Frau ich besiegt habe!“
Was aus Zenobia und Vaballathus wurde, ist unklar, da mehrere antike Berichte dazu existieren:
Der Historia Augusta zufolge wurde sie von Aurelian in Rom im Triumphzug mitgeführt, dann aber begnadigt und verbrachte ihren Lebensabend mit ihren Kindern auf einem Landgut bei Tibur.
Auch Eutropius berichtet, dass sie im Triumphzug mitgeführt wurde. Er deutet sogar an, dass sie in Rom erneut heiratete und Kinder bekam.
Iohannes Malalas hingegen berichtet, sie sei nach dem Triumphzug geköpft worden.
Zosimos hingegen berichtet, sie sei auf dem Weg nach Europa gestorben, entweder an einer Krankheit oder indem sie sich zu Tode hungerte.
Was aus Vaballathus nach der Gefangennahme durch Kaiser Aurelian wurde, ist ebenfalls unklar. Zosimos deutet an, er sei nach dem Tod seiner Mutter auf dem Weg nach Italien ertränkt worden. Die Historia Augusta deutet an, er sei hingerichtet worden oder aber er habe bei seiner Mutter auf ihrem Landgut gelebt, sei eines natürlichen Todes gestorben und habe vielleicht sogar Nachkommen gehabt, die in die römische Aristokratie eingegangen seien.