Wikingeromania

Es hilft nichts: Die Quellen sagen ganz klar, dass man sich glücklich schätzte, wenn man dahin kam, wohin man wollte. Wer von Norwegen aus nach Schottland startete kam nicht selten bei den Orkneys an.
Das war bis ins 18./19. Jahrhundert hinein so. Erst die genaugehenden Uhren, die selbst im schwankenden Seebetrieb eine enge Toleranz einhielten, gaben etwas Sicherheit. Ansonsten, viel Erfahrung und ein gewisse Gespür. Das hatten die Wikinger.
 
Da ich soeben das Buch „Navigation der Wikinger“ von Uwe Schnall bekommen habe, werde ich die Interessierten nach der Lektüre auf dem Laufenden halten ...

Nun aber wünsche ich erst einmal Frohe Weihnachten ..

Mit freundlichen Grüßen
Heino
Ist ein gutes Buch. Wurde in Wikingerschiff ? Wikipedia ausführlich verwertet. Zu nennen ist auch Hjalmar Falk: Altnordisches Seewesen (1909). Immer noch aktuell.
 
Navigation der Wikinger von Uwe Schall

Das 1975 von der Stiftung Deutsches Schiffahrtsmuseum, Bremerhaven herausgegebene Buch, ist erweiterte Studie über „Nautische Probleme der Wikingerzeit im Spiegel der schriftlichen Quellen“ die 1971 als Dissertation von der Philosophischen Fakultät der Uni Göttingen angenommen wurde.
Der Autor hat wahrlich keine Mühen gescheut und uns als Leser mit reichlich Zusatzwissen zu beschenken, aber auch er konnte das „Geheimnis“ der navigatorischen Künste der Wikinger nicht vollständig entschlüsseln. Dies sei als Résumé vorweggenommen.
Die Auslassungen des Autors sind leicht verständlich auch, wenn er sich manchmal einer unseemännischen Terminologie bedient.
Das Buch gilt zu Recht immer noch als richtungsweisend, ist aber nicht „der Weisheit letzter Schluss“ was sicher nicht überrascht.

Eine Frage bleibt zum Schluss: hat das Buch mir persönlich weitergeholfen?
Wenn ich ehrlich bin jein, es hat mir soweit geholfen, das es mich mit seinem Literaturverzeichnis auf neue, mir bisher unbekannte Bücher, hinwies, wofür ich immer dankbar bin, aber ansonsten, war nichts für mich unbekanntes im Buch versteckt.


Was sagt nun meine eigene kleine Forschung?
Nicht viel, meine Feldversuche mit „Sonnensteinen“ verschafften mir eine kleine Sammlung von Halbedelsteinen, die sich alle nicht als die Wundersteine erwiesen, was wohl auch nicht zu erwarten war.

Der Sonnenkompass wartet noch auf seine Vervollständigung (eine Aufzeichnung des Sonnenstandsdiagramms bei Frühlingsanfang und Herbstanfang auf einer bestimmten Position um einen Breitenbezug zu haben) und praktische Erprobung , wird sich wohl aber leider als „Wunschprodukt“ des Kapitäns Carl L. Sølver und des Astronomen Dr. Curt Rolveg erweisen. Auch wenn vieles für diese Peilscheibe spricht.

Persönliches Fazit: die Wikinger waren begnadete Seefahrer, die ihre Künste der Küstennavigation auf den „Hochseebetrieb“ ausgeweitet haben.
Wie Uwe Schnall in seiner Zusammenfassung schreibt: „die Küstenfahrt wurde dann ausgeweitet zur Fahrt zu den Inseln in der Norwegischen See und schließlich zur Fahrt nach Island, Grönland und Amerika.“ und „kaum ein Norwegenfahrer landete dort wo er ankommen wollte.



Da es zur Zeit keine Funde gibt, die irgendetwas anderes aussagen, kann man zwar spekulieren aber das wäre meiner Meinung nach sehr unprofessionell und einem wirklich Interessiertem nicht würdig.


Ach ja, ein frohes und recherchereiches Jahr 2009 für uns alle

Gruß
Heino
 
Was ist denn hiervon zu halten?

Cay Rademacher: Kurs auf Vinland schrieb:
Solange der Schatten jeden Mittag die gleiche Länge wirft, segeln die Männer westwärts entlang des gleichen Breitengrades. Verhängen Wolken den Himmel, hält er [gemeint ist Leif Erikson] den sólarsteinn in die Höhe: wahrscheinlich einen Feldspat, der das Licht der nun unsichtbaren Sonne polarisierend bricht und dem Navigator somit anzeigt, wo ungefähr das Gestirn am Himmel steht.
 
Ich finde dazu auf einer dänischen Seite (in englischer Sprache) folgendes:

In cloudy weather, the Norsemen most probably made use of the Solarsteinn, recorded in the sagas. One theory proposed by T. Ramskou, the late curator of the National Museum (Nationalmuseet), suggests, on the basis of his own investigations, that the Solarsteinn may have been a piece of calcareous spar, which has the property of polarizing light and indicating the position of the sun during cloudy weather. Jørgen Jensen, a chief navigator employed by the airline S.A.S., likens the Solarsteinn to the twilight compass used by S.A.S. on polar flights.
Also, was ist das für ein Zwielichtkompass, denn die Scandinavian Airlines bei Polarflügen verwendet?
 
Habe dazu folgendes in Wikingerschiff ? Wikipedia geschrieben:

Es gibt viele Versuche, diesem sólarsteinn ein reales Mineral zuzuordnen. Aber selbst Cordierit, den Thorkild Ramskou als sólsteinn identifiziert haben will, hat die in den Quellen beschriebenen Eigenschaften nicht. Vielmehr bedarf es wie beim Twilight Compass eines klaren Zenits, während die tief stehende Sonne bedeckt sein kann. Es gibt auch keine einzige Quelle, die belegt, dass ein solcher sólsteinn an Bord mitgeführt worden sei.
Der sólarsteinn taucht auch in einigen Inventarlisten von Klöstern auf, ohne dass es möglich wäre, irgendetwas über dessen Beschaffenheit oder Funktion herauszubekommen. Nun verzeichnen die Inventare den sólsteinn nur ein knappes Jahrhundert, und es ist nicht sicher, dass sie den gleichen Stein meinen, der in der Olavs saga erwähnt ist. Schnall (das ist der oben von Heino Ude erwähnte) bietet eine steinmagische Deutung an, insbesondere, da die Saga über Olav den Heiligen stark von heilsgeschichtlichen Anliegen geprägt ist. Er meint, es habe sich möglicherweise um einen Rubin gehandelt und hält die Saga-Stelle für eine gelehrte allegorische Darstellung des Verfassers.

Mehr weiß ich auch nicht.
 
Was den Sonnenstein angeht,so scheint der tatsächlich ins Reich der Sagen zu gehören, denn es gibt offenbar kein Mineral und keinen (Halb)edelstein,das die zugeschriebenen Eigenschaften hat.Allerdings werden diverse Halbedelsteine auf Grund ihrer Farbe und Transparenz bis heute Sonnenstein genannt.Möglicherweise sind das auch die in den nordischen Quellen erwähnten Solsteine,deren Eigenschaften dann eher ritueller als realer Natur wären.

Was anderes ist es mit dem Solarkompass.
Es gibt moderne Protoypen, die auf dem Prinzip funktionieren und praktisch erfolgreich erprobt wurden. Und es gibt Artefakte, zumndest eines, die als Teil eines historischen Sonnenkompasses gedeutet werden können und Rekonstruktionen die , wie ich aus eigener Erfahrung weiß, ebenfalls funktionieren.In so weit spricht hier einiges für eine historische Verwendung, selbst wenn es keine direkten Quellen dazu gibt.
Natürlich ist der Solarkompass nur ein Hilfsmittel von vielen und ermöglicht auch nur breitenparalleles Schönwettersegeln.Hinzu kommen Kenntnisse von Landmarken,Strömungen und saisonalen Winde, wie sie in speziellen Segelanweisun gen niedergelegt wurden.Erst das Zusammenspiel aller Komponenten ergab eine effektive Navigation.
i
 
Zuletzt bearbeitet:
@ fingalo
Wenn ich diesen Auszug :

Die älteste Spur einer vom kirchlichen Kalender abweichenden Jahreszählung findet sich in Aris Isländerbuch (um 1123). Zur Zeit der Einsetzung des Alþings (um 930), d.h. 70 Jahre vor Annahme des Christentums, wurde per Gesetz beschlossen von dem bisherigen norwegischen Mondkalender abzugehen und eine ausschließlich auf die Sonne bezogene Zeitrechnung durchzuführen. Das Jahr hatte 364 Tage. Das sind erstens 52 Wochen mit 7 Tagen und zweitens 12 Monate mit 30 Nächten sowie vier weitere Tage. Beide Rechnungsweisen haben nichts mit der kirchlichen zu tun. Die einzige Gemeinsamkeit untereinander ist aber auch nur, daß das Jahr in beiden 364 Tage aufweisen soll ,

betrachte, dann ist das für mich gar nicht so irreführend
 
Und es gibt Artefakte, zumndest eines, die als Teil eines historischen Sonnenkompasses gedeutet werden können und Rekonstruktionen die , wie ich aus eigener Erfahrung weiß, ebenfalls funktionieren.
Was meinst Du?

Erst das Zusammenspiel aller Komponenten ergab eine effektive Navigation.
i
Na ja, so effektiv war das nicht. Man hat sich dauernd auf See verirrt. Grönland und Vinland wurden auf diese navigatorisch dürftige Weise entdeckt.
 
Moin ..
Nicht Zeit-Bestimmung für navigatorische Zwecke, sonder nur als Tageseinteilung an Land .. navigatorisch hilft das natürlich nicht weiter ... und der Rest ist Geschichte, nachzulesen in den Sagas (eben trial & error)

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Moin ..
Nicht Zeit-Bestimmung für navigatorische Zwecke, sonder nur als Tageseinteilung an Land .. navigatorisch hilft das natürlich nicht weiter ... und der Rest ist Geschichte, nachzulesen in den Sagas (eben trial & error)
Ach so ...
Im thread ging es um die Märchen von den hochentwickelten Navigationskünsten der Wikinger.
 
Ich hab gehört sie hatten keinen Kompass. Was unlogisch ist aber sie haben sich das angeblich mündlich überliefert und weitererzählt über die ganzen Routen. Kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen ich glaube es wird vieles was gesagt wird aus der Luft gegriffen. Es ist schlichtweg unmöglich sich einen Seeweg genau einzuprägen und so etwas mündlich zu überliefern. Auch wenn man ein noch so großes Seefahrervolk ist.

Die Sache mit den Raben finde ich gut. Auch wenn es ziemlich tollkühn ist sich darauf zu verlassen das ein Tier den Weg findet bzw. überhaupt finden will.
 
Und ich würde dir raten zwei Bücher zu lesen:


  • „Navigation der Wikinger“ von Uwe Schnall, das kann man kaufen
  • Hjalmar Falk: Altnordisches Seewesen, das muss man per Fernleihe ausleihen.
Wobei ich den Hjalmar Falk, wie hier schon erwähnt, als richtungsweisendes „Bildungsmaterial“ betrachten würde.
 
Ich hab gehört sie hatten keinen Kompass. Was unlogisch ist aber sie haben sich das angeblich mündlich überliefert und weitererzählt über die ganzen Routen. Kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen ich glaube es wird vieles was gesagt wird aus der Luft gegriffen. Es ist schlichtweg unmöglich sich einen Seeweg genau einzuprägen und so etwas mündlich zu überliefern. Auch wenn man ein noch so großes Seefahrervolk ist.
Solche mündlichen Segelanweisungen sind aber überliefert.
Wikingerschiff – Wikipedia - Abschnitt: Schiffahrtswege über die Nordsee.
Und einen Kompass gab es definitiv nicht.
 
"Im Jahre 1948 wurde in Grönland eine halbkreisförmige Holzscheibe (Bruchstück) aus der Zeit um 1200 mit einem Durchmesser von sieben Zentimetern gefunden, die an ihrem Außenrand Kerben und in der Mitte den Teil eines Loches aufweist. C. V. Sølver hat dieses Holzfragment als Peilscheibe gedeutet, und eine Reihe von Publikationen sind ihm darin gefolgt. In der Mitte habe sich ein Schattenstift befunden, und aus dem Azimut der Sonne und dem Schatten des Stiftes habe man die Nordrichtung bestimmen können. Dem wird entgegengehalten, dass die Kerben am Rand unregelmäßig geschnitzt sind, obwohl man präzises Schnitzen längst beherrscht habe, also der eine Quadrant acht, der andere neun Kerben aufweist, so dass auf dem Vollkreis mehr als die vorausgesetzten 32 Kerben zu finden gewesen wären. Außerdem sei die Scheibe für diesen Zweck viel zu klein. Darüber hinaus hätte man zusätzlich Amplitudentabellen und Kalender benötigt. Man könne diesem Brettchen keine Funktion zuordnen, und so seien der Phantasie keine Grenzen gesetzt.Die Argumente gegen die Deutung als Peilscheibe dürften überwiegen."

Vor einigen Tagen (letzten Donnerstag) sah ich auf dem NDR eine Sendung - Bilderbuch Deutschland: Usedom und Wollin - wo kurz über Wollin berichtet wurde und die Ausgrabungen auf dem dortigen winkingerzeitlichen Gräberfeld. Auch dort wurde bei Grabungen eine hölzerne Scheibe gefunden (ich glaube, als Wolinn noch zu Dtld. gehörte, bin mir aber nicht ganz sicher), die durchaus Ähnlichkeiten mit einem Kompass hatte; der polnische Archäologe, der sie zeigte, behauptetet auch, dass diese Scheibe der Navigation der Wikinger diente. Eine genauere Erklärung folgte nicht.
 
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