AnDro
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Ulrich Bräker und die Preußische Armee - Quellenkritisch betrachtet
Kurzbiographie
Projekt Gutenberg:
Projekt Gutenberg-DE - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Kultur
Wikipedia:
Ulrich Bräker ? Wikipedia
Das weit verbreitete Bild der Altpreußischen Armee ist denkbar schlecht. Ich nehme an, die meisten hatten auch mal in der Schule einen kleinen Exkurs zu diesem Thema, welcher die harten und unmenschlichen (Prügel-)Strafen betont hat, kombiniert mit der ein oder anderen Anekdote des Lehrers zu den zwielichtigen Methoden der preußischen Werber.
Bräkers Selbstzeugnis, als Mann des 3. Standes, ist wohl eine der prägendsten Quellen für die Verhältnisse in der preußischen Armee. Doch inwiefern ist es glaubwürdig?
Zitat von Brissotin:
Jörg Muth, Flucht aus dem militärischen Alltag - Ursachen und individuelle Ausprägung der Desertion in der Armee Friedrich des Großen:
S.171:
Als Vergleichsmöglichkeit habe ich das Büchlein Preußische Soldatenbriefe (basierend auf einer Veröffentlichung des Großen Generalstabs) mit Kommentar von Hans Bleckwenn. Das lässt die preußische Armee recht gut dastehen, aber wer kann schon sagen was vom Großen Generalstab später alles geändert wurde bzw. ob das positive Bild, dass diese Briefe vermitteln nur durch eine Selektion erzeugt wurde.
Hier noch ein Thread von Brissotin der ebenfalls mit Bräker zusammenhängt:
http://www.geschichtsforum.de/f73/menschenraub-der-schweiz-durch-friedrich-ii-von-preu-en-21339/
Kurzbiographie
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Wikipedia:
Ulrich Bräker ? Wikipedia
Das weit verbreitete Bild der Altpreußischen Armee ist denkbar schlecht. Ich nehme an, die meisten hatten auch mal in der Schule einen kleinen Exkurs zu diesem Thema, welcher die harten und unmenschlichen (Prügel-)Strafen betont hat, kombiniert mit der ein oder anderen Anekdote des Lehrers zu den zwielichtigen Methoden der preußischen Werber.
Bräkers Selbstzeugnis, als Mann des 3. Standes, ist wohl eine der prägendsten Quellen für die Verhältnisse in der preußischen Armee. Doch inwiefern ist es glaubwürdig?
Zitat von Brissotin:
Kritik in:Mir fiel nur die Unstimmigkeit auf, dass Bräker nicht die Kapitulation der Sachsen bei Pirna erlebt haben kann und dann bei Lobositz überlief.
Zur Erklärung: Die Schlacht bei Lobositz war am 1. Oktober 1756. Feldmarschall Rutowski ergab sich aber erst am 16. Oktober nach einer Genehmigung durch seinen Kurfürsten und Herren Friedrich August I.. Also ist entweder Bräker nicht bei Lobositz sondern weniger dramatisch vielleicht später getürmt oder aber er hat sich die Aufgabe der Sachsen dazu ersonnen und da Erinnerungen mit Meldungen aus Gazetten, die er später las durcheinander gebracht. Oder es gibt noch weitere Erklärungsmöglichkeiten...
Wenn gewünscht, kann man dazu auch einen eigenen Thread aufmachen, weil dieser hier doch eher ein Allgemeinplatz ist (also nichts gegen Allgemeinplätze... ).
Jörg Muth, Flucht aus dem militärischen Alltag - Ursachen und individuelle Ausprägung der Desertion in der Armee Friedrich des Großen:
S.171:
S. 174:Der schlechte Ruf, den die preußische Armee mancherorts genoß, rührte von den brutalen Maßnahmen der Werber und viel weniger von der vermeintlich verbreiteten Stockstrafe oder den schlechten Dienstbedingungen. Diejenigen die darüber berichteten, wurden selbst niemals geschlagen. [33]
*[33] Die bekanntesten sind wahrscheinlich: Neubauer, Curriculum. Neubauer wurde trotz Weigerung den Eid zu leisten - er wurde gewaltsam geworben - und seiner permanenten Widerworte gegenüber Vorgesetzten in Form von biblischer Zitate niemals gezüchtigt; Bräker, Lebensgeschichte; und eine der zahllosen unhistorischen Applikationen: Bräker, Was gehen mich eure Kriege an? Auch der Vorzeigedeserteur Bräker erhielt niemals Schläge. Für Bräker konnte außerdem nachgewiesen werden, >>daß der Autor mit der Realität recht großzügig umgegangen ist. Vgl. Pröve, Stehendes Heer, S. 5
Ich selbst habe das Buch leider noch nicht gelesen, werde mir aber demnächst mal die Online Version von Projekt Gutenberg zu gemüte führen.Die literarische verbrämte Darstellung von Bräkers Soldatenleben prägte die preußische Armee in vieler Hinsicht negativ. Quellenkritisch hinterfragt ist eine solche negative Wertung nicht mehr pauschal möglich - schon gar nicht, wie so häufig geschehen, auf Basis dieser Darstellung allein.
Als Vergleichsmöglichkeit habe ich das Büchlein Preußische Soldatenbriefe (basierend auf einer Veröffentlichung des Großen Generalstabs) mit Kommentar von Hans Bleckwenn. Das lässt die preußische Armee recht gut dastehen, aber wer kann schon sagen was vom Großen Generalstab später alles geändert wurde bzw. ob das positive Bild, dass diese Briefe vermitteln nur durch eine Selektion erzeugt wurde.
Hier noch ein Thread von Brissotin der ebenfalls mit Bräker zusammenhängt:
http://www.geschichtsforum.de/f73/menschenraub-der-schweiz-durch-friedrich-ii-von-preu-en-21339/
Diese Beobachtung unterstützt im Grunde die Feststellung von Jörg Muth. Gibt es auch Abschnitte zum Leben in der preuß. Armee von Thiébault?Thiébault: „...
Die preußischen Werbeoffiziere liegen in den größeren freien Reichsstädten, an den Grenzen, besonders von Holland und Frankreich und in der Schweiz, oder vielmehr in dem zu Preußen gehörenden schweizerischen Fürstentum Neufchâtel. Die von diesen Offizieren angeworbenen - oder gepressten - Mannschaften werden auf die verschiedenen Kompanien verteilt; sie sollen nicht mehr als ein Drittel der Gesamtzahl bilden. ...“