Gründe für den Imperialismus

belarina

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

wir behandeln gerade das Thema Imperialismus im Geschichts-Lk.
Nun haben wir zunächst die Ursachen für imperialistsiche Bestrebungen gesammelt. Dazu zählen wir politische Beweggründe, wirtschaftliche Gründe, ideologische Faktoren, religiöse Gründe, Platz und Wohlbefinden (zB. "Blut- und Bodenpolitik" während der NS-Zeit) und Schutz und Sicherheit. Diese sollen wir nun hierachisieren und die Kausalitäten zueinander darstellen. Leider bereitet mir das einige Probleme. Die politischen und wirtschaftlichen Faktoren würde ich zusammen an erster Stelle sehen. Danach Schutz und Sicherheit(zB. eine Kriegsandrohung), ideologische Gründe, Platz und Wohlbefinden und zum Schluss religiöse Gründe. Leider fällt mir eine Begründung schwer, da das lediglich mein erster Gedankengang war.
Ich würde mich über Hilfe und Verbesserungsvorschläge sehr freuen.
Schon mal ganz lieben Dank im Vorfeld.:winke:

Liebe Grüße
Belarina
 
Mir stellt sich die Frage, ob man die Gründe für den Imperialismus wirklich für alle Großmächte verallgemeinern kann. Prestige ("Platz an der Sonne" Bülow) und die Verlagerung innenpolitischer Probleme waren für Deutschland wichtig. Wirtschaftliche Vorteile haben die Deutschen aus ihren Kolonien nicht wirklich gezogen. Für die Engländer ist, wie du oben angegeben hast, der wirtschaftliche Aspekt sehr wichtig, genauso wie der politische, da junge Engländer, die nicht die Erstgeborenen waren, häufig als Offiziere in den Kolonien ihre Karriere machten.
Wenn man es wirklich verallgemeinern sollte, dann würde ich ebenfalls sagen, dass politische und wirtschaftliche Gründe im Vordergrund standen, teilweise vielleicht noch das Ansehen einer Nation(z.B. Deutschland).
Die ideologischen und religiösen Motive waren keine Gründe für den imperialismus, sondern sollten eher, nachdem man eine Kolonie besaß, dazu dienen, das Verbleiben der Großmacht und die Inbesitznahme zu rechtfertigen("zivilisatorischer Auftrag")
Das wäre meine Meinung dazu, hoffe es hilft dir und bestätigt deine Annahme
 
Mir stellt sich die Frage, ob man die Gründe für den Imperialismus wirklich für alle Großmächte verallgemeinern kann.
Kann man schon. Wobei man dann, so man will, eine unterschiedliche Gewichtung der Gründe vornehmen kann, weil du damit nicht ganz Unrecht hast
Prestige ("Platz an der Sonne" Bülow) und die Verlagerung innenpolitischer Probleme waren für Deutschland wichtig.
Für Deutschland war schon ein wichtigerer Grund/Selbstzweck "auch dabei" zu sein, nachdem Großbritannien und Frankreich schon große Kolonialimperien hatten.
Wirtschaftliche Vorteile haben die Deutschen aus ihren Kolonien nicht wirklich gezogen.
Dass die Kolonien letzlich kein so gutes "Geschäft" waren, heißt nicht, dass man nicht ein solches machen wollte. Außerdem haben Einzelne durchaus profitiert.

Wenn man es wirklich verallgemeinern sollte, dann würde ich ebenfalls sagen, dass politische und wirtschaftliche Gründe im Vordergrund standen..
Dem stimme ich zu, wobei ich die wirtschaftlichen Gründe voranstellen würde. Voran gingen die privatwirtschaftlichen Kolonialgesellschaften

Die ideologischen und religiösen Motive waren keine Gründe für den imperialismus, sondern sollten eher, nachdem man eine Kolonie besaß, dazu dienen, das Verbleiben der Großmacht und die Inbesitznahme zu rechtfertigen("zivilisatorischer Auftrag";)
Was die Religion angeht, würde ich zustimmen - wenn man sich auf den Imperialismus im engeren Sinn beschränkt. Nimmt man den Kolonialismus als Vorläufer dazu, war die Religion schon auch eines der Motive.
Zum "Zivilisatorischen Auftrag" The White Man?s Burden ? Wikipedia
 
Zuletzt bearbeitet:
Dass die Kolonien letzlich kein so gutes "Geschäft" waren, heißt nicht, dass man nicht ein solches machen wollte. Außerdem haben Einzelne durchaus profitiert.
Das Problem war hier, wie man vor allem an der Ostindien-Company sehen kann der hohe finanzielle Aufwand der Sicherheit, also Militärs usw. welche die Erwerbungen schützen sollten und den Schiffsverkehr zwischen den Kontinenten/Inseln begleiteten. Gerade zur Hochzeit der Piraterie ergab sich ein immenser Aufwand, später bei den Bürgerkriegen, siehe auch dem Burenkrieg.

Natürlich stellt sich hier immer die Frage der Relationen. Liborius hat das sehr gut erklärt. Aber ich muss insofern widersprechen, als doch eine Menge (nicht nur ein paar!) Privatpersonen lange Zeit sehr gut verdient haben, wie auch die Diamantminen in Afrika noch immer in größtenteils europäischer (weil "weißer") Hand liegen, auch wenn sie sich als geborene Weiß-Afrikaner bezeichnen ...
 
Aber ich muss insofern widersprechen, als doch eine Menge (nicht nur ein paar!) Privatpersonen lange Zeit sehr gut verdient haben, wie auch die Diamantminen in Afrika noch immer in größtenteils europäischer (weil "weißer") Hand liegen, auch wenn sie sich als geborene Weiß-Afrikaner bezeichnen ...

Ist das denn falsch? Wenn man seit Generationen dort lebt und arbeitet, kann man sich doch als "Einheimischer" fühlen und bezeichnen. Man muß schon fair sein. Wenn wir einerseits eingebürgerte Einwanderer in Deutschland nicht mehr laufend mit Verweis auf ihre ethnische Herkunft als "zweitklassige Deutsche" diskriminieren wollen, dann ist es ja wohl auch richtig weiße Afrikaner, deren Familien seit 200 Jahren dort leben, als Südafrikaner, Namibier etc. zu bezeichnen. Ich bezeichne ja einen Abkömmling eingewanderter Hugenotten in Berlin auch nicht als "Franzosen"...;)

Weiße Afrikaner als "Europäer" zu bezeichnen ist - streng genommen - rassistisch.
 
Weiße Afrikaner als "Europäer" zu bezeichnen ist - streng genommen - rassistisch.
Du hast recht und darüber will ich hier auch gar nicht diskutieren. Frappierend ist nur, dass ein Großteil der Nambier bzw. Südafrikaner immer noch Deutsch spricht, sprich an den einstigen Wurzeln festhält ... :pfeif:
 
Du hast recht und darüber will ich hier auch gar nicht diskutieren. Frappierend ist nur, dass ein Großteil der Nambier bzw. Südafrikaner immer noch Deutsch spricht, sprich an den einstigen Wurzeln festhält ... :pfeif:

Die sprechen doch nicht nur deutsch. In keinem zivilisierten Land ist es verwerflich seine kulturellen Wurzeln zu pflegen. Ob USA, Kanada, Australien, Deutschland oder sonstwo. Es wird sogar unterstützt.

Wo das gegen die Bürger vorgebracht wird, sind Staaten wie Simbabwe, wo der Diktator Mugabe weiße Mitbürger verfolgen, enteignen und ermorden lässt.
 
Das habe ich auch nicht gesagt ...
Es ging ursprünglich darum dass immer noch viele Besitztümer, Fabriken usw. in europäischer Hand sind, bzw. europäischen Familien gehören ...

Ist das negativ zu besetzen ?
In Hinblick auf die Entstehung kann man von kolonialem Raub sprechen-
wobei auch jede Menge Investitionen von ausserhalb Afrikas unzweifelhaft
dabei eingeflossen sind. Ausbeutung besteht zweifellos - aber die besteht auch in Europa.

Aber das passierte nicht nur in Afrika.

In Hinblick auf das hier und jetzt
( sorry wg. Tagespolitik ...aber muss sein ) ist das negativ ?

Was ist mit der technisch/organisatorischen Basis in den Ländern , welche
vollständig verstaatlicht / enteignet haben ? Mit der Wertschöpfung ?
Wie sieht die Situation nach einiger Zeit denn aus ?
Gebt den Afrikanern , was den Afrikanern ist und beginnt dann mit
UN-; NGO- ; und Regierungs-Entwicklungshilfe ohne absehbares Ende ?
Wer hat denn konsolidiert dort ?
Wer ist eigenwirtschaftlich solide ?
 
Ist das denn falsch? Wenn man seit Generationen dort lebt und arbeitet, kann man sich doch als "Einheimischer" fühlen und bezeichnen. Man muß schon fair sein. Wenn wir einerseits eingebürgerte Einwanderer in Deutschland nicht mehr laufend mit Verweis auf ihre ethnische Herkunft als "zweitklassige Deutsche" diskriminieren wollen, dann ist es ja wohl auch richtig weiße Afrikaner, deren Familien seit 200 Jahren dort leben, als Südafrikaner, Namibier etc. zu bezeichnen. Ich bezeichne ja einen Abkömmling eingewanderter Hugenotten in Berlin auch nicht als "Franzosen"...;)

Weiße Afrikaner als "Europäer" zu bezeichnen ist - streng genommen - rassistisch.
Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Übrigens:
Auch die Hugenotten kamen nicht mit einem "Expeditionskorps" von 15.000 Mann, sondern wurden als politische Flüchtlinge aufgenommen. Sie haben auch nicht die "Eingeborenen" in die Wüste zum Verdursten getrieben, und auch nicht die Übriggebliebenen ein Jahrhundert lang als Untermenschen (faktische und formelle Apartheid) behandelt. Mit den "Eingeborenen" gleichbehandelt zu werden (wie die Einwanderer in Deutschland) wäre diesen selbsternannten Afrikanern so ziemich der schlimmste Horror gewesen.
Die einzigen, die sich im südlichen Afrika als Afrika(a)ner bezeichnen, sind die mit europäischer Abstammung.
Lüderitz kam 1884 nach Südwestafrika, also vor 125, nicht vor 200 Jahren.
Auf den ein Jahrhundert lang praktizierten Rassimus hinzuweisen ist kein Rassismus.
 
Genau um das geht es beim Imperialismus

Ach, also nicht um Macht, Prestige und der Verbreitung der hohen Zivilisation?
Und ist nicht zumindest der Imperialismus ein an den Staat gebundenes Phänomen gewesen?

Das die Kolonien Geld einbringen sollten, war im Regelfall nur eins von mehreren Motiven und wurde sehr oft nicht erreicht, was aber natürlich kein Aus für diese bedeutete.
Im Falle des Kongo-Freistaates war es aber das einzige Motive, was mit zu den Verbrechen dort geführt hat.
 
Übrigens:
Auch die Hugenotten kamen nicht mit einem "Expeditionskorps" von 15.000 Mann, sondern wurden als politische Flüchtlinge aufgenommen. Sie haben auch nicht die "Eingeborenen" in die Wüste zum Verdursten getrieben, und auch nicht die Übriggebliebenen ein Jahrhundert lang als Untermenschen (faktische und formelle Apartheid) behandelt. Mit den "Eingeborenen" gleichbehandelt zu werden (wie die Einwanderer in Deutschland) wäre diesen selbsternannten Afrikanern so ziemich der schlimmste Horror gewesen.
Die einzigen, die sich im südlichen Afrika als Afrika(a)ner bezeichnen, sind die mit europäischer Abstammung.
Lüderitz kam 1884 nach Südwestafrika, also vor 125, nicht vor 200 Jahren.
Auf den ein Jahrhundert lang praktizierten Rassimus hinzuweisen ist kein Rassismus.

Die Hugenotten waren aber friedliche Flüchtlinge, weshalb der Vergleich hinkt.
Das Eroberer eines Landes sich im eroberten Land ansiedeln und es zu dominieren versuchten ist nicht ungewöhlich und keine Spezialität des modernen Imperialismus, was auch beispielsweise die Hereros praktiziert haben ohne das man ihnen das ständig vorhält.
 
Ach, also nicht um Macht, Prestige und der Verbreitung der hohen Zivilisation?
Und ist nicht zumindest der Imperialismus ein an den Staat gebundenes Phänomen gewesen?

Das die Kolonien Geld einbringen sollten, war im Regelfall nur eins von mehreren Motiven und wurde sehr oft nicht erreicht, was aber natürlich kein Aus für diese bedeutete.
Im Falle des Kongo-Freistaates war es aber das einzige Motive, was mit zu den Verbrechen dort geführt hat.
Nun haben wir zunächst die Ursachen für imperialistsiche Bestrebungen gesammelt. Dazu zählen wir politische Beweggründe, wirtschaftliche Gründe, ideologische Faktoren, religiöse Gründe, Platz und Wohlbefinden (zB. "Blut- und Bodenpolitik" während der NS-Zeit) und Schutz und Sicherheit. Diese sollen wir nun hierachisieren und die Kausalitäten zueinander darstellen.
Belarina
Hervorhebung von mir. Darum geht es letztlich - welche Motive sind wie wichtig. Gelderwerb ist auch selten Selbstzweck (vermutlich nicht einmal einmal bei einem gewissen Onkel, der gern in Dukaten badet;)), sondern es geht immer auch um Macht, Prestige etc., die damit einhergehen.
 
Hervorhebung von mir. Darum geht es letztlich - welche Motive sind wie wichtig. Gelderwerb ist auch selten Selbstzweck (vermutlich nicht einmal einmal bei einem gewissen Onkel, der gern in Dukaten badet;)), sondern es geht immer auch um Macht, Prestige etc., die damit einhergehen.

Aber erfolgt die Vergrößerung von Macht und Prestige direkt durch den Besitz der zu meist unprofitabelen Kolonie durch größere Territorien und mehr Soldaten oder indirekt durch Geld aus der Kolonie, das dann einem mehr Macht durch größere Resourcen und Prestige durch Bauwerke in der Heimat bescherten?

Für imperialistische Staaten, die Träger des Imperialismus war ersteres wichtig, für die Besitzer des Kongo-Freistaats nur das letztere.
 
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