Wie entstand die Religion

Theorie 1: Der Menschliche Geist ist von Beginn an so ausgelegt dass er nach Ursachen sucht, in einem Masse das ihn selbst überfordert. Aus diesem Grund hatten bereits die ersten modernen Menschen und evtl. auch andere Menschenarten Ansätze von Religion welche sich über die Jahrtausende weiter verstärkten. Solange bis im Rahmen der Zivilisation diese Ansätze in gesellschaftliche Ordnungen gemeisselt wurden und mittels Grundsätzen des Zusammenlebens religiöse Verordnungen entstanden.
 
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Meine Theorie:
Der Mensch ist das einzige Lebewesen, welches weiß, dass es sterben wird. Meine Katze lebt im Augenblick, und wenn Nachbars Hund erscheint, hat sie eine diffuse Furcht und ergreift deshalb die Flucht, aber wenn sie schnurrend auf meinem Sofa liegt, ist ihre Welt in Ordnung. Nicht so der Mensch: er ist sich der Tatsache, dass er sterben wird, stets bewusst und muss sich damit auseinandersetzen. Und diesen Vorgang bezeichne ich als relgion. Sie ist also die Reaktion des Menschen auf seine Angst, um das philosophisch auszudrücken.
Die Formen dieser Auseinandersetzung sind unendlich vielfältig. Im Primzip können wir sagen, dass jeder Mensch seine Relgion hat, wobei ich konsequenterwiese auch den Diskobesuch dazu zähle, denn auch das ist eine Form die Angst zu verdrängen, wie überhaupt jede Lust in diesem Sinne religiös motiviert ist, insbesondere die sexuelle Lust.
Wenn wir uns auf diese Definition einigen, schließen wir auch die kodifizierten Relgionen ein, die keine Götteer können, insbesondere den Buddhismus, aber es gibt noch mehr, diemir jetzt nicht einfallen.
Reicht das für den Augenblick?
 
Theorie 2: Regeln des Zusammenlebens haben mangels schriftlicher Überlieferung die Tendenz mit der Zeit religiöse Züge anzunehmen. So haben Nahrungsmittelregeln welche rein weltlichen Zwecken dienten Einzug in Religionen gefunden (Iss kein Schweinefleisch / heilige die Kuh). Mit der Zeit vergassen die damaligen Menschen warum eine Regel sinnvoll ist und einst entstand, gleichzeitig war Überlieferung nur innerhalb eines kleinen Kreises möglich, der wiederum allen anderen erklären musste warum denn XYZ gut und ABC schlecht ist.

Der am wenigsten konfliktreiche Weg hierfür ist eine höhere Instanz der nicht widersprochen werden kann.
 
Ausserdem ist die Religion ein Erfolgskonzept, wenn es darum geht, Menschen dazu zu bringen, das zu tun, was man selbst will. Darum haben mächtige Menschen seit jeher an der Religion festgehalten und sie gefördert, ja manche sich gar selbst zum Gott erklärt.
 
hm, ich glaube nicht, dass man das Thema mit einem Handstreich erledigen kann...

Ich würde mal sagen, dass der Mensch vermutlich das einzige Spezies auf der Erde ist, das abstrakt denken kann. Der Mensch macht sich Gedanken, warum ein Ball stets nach unten fällt oder abwärts rollt, warum die Sonne jeden Tag aufgeht und untergeht, warum die Tage im Sommer länger sind als im Winter, warum die Tiere und Pflanzen wachsen, warum es regnet, hagelt oder schneit, warum wir geboren werden oder sterben.
Der Mensch hat die Tendenz, für alles eine Erklärung zu suchen. Da man früher mit der Wissenschaft noch nicht so weit war, hat man magische / überweltliche / zauberhafte / göttliche Kräfte dafür verantwortlich gemacht. Da man sich erhoffte, diese Kräfte beeinflussen zu können, hat man ihnen gehuldigt. Kommt hinzu, dass gemeinsame Rituale für eine Gesellschaft, die ständig um ihre Existenz arbeiten / kämpfen muss, die Gesellschaft zusammenschweissen können, für Solidarität sorgen. Viele Solidaritätsbewegungen haben noch heute einen religiösen Hintergrund.
 
Ausserdem ist die Religion ein Erfolgskonzept, wenn es darum geht, Menschen dazu zu bringen, das zu tun, was man selbst will. Darum haben mächtige Menschen seit jeher an der Religion festgehalten und sie gefördert, ja manche sich gar selbst zum Gott erklärt.

Ich denke aber nicht das man dies darauf reduzieren kann. Der Grossteil aller religiösen Vorschriften hatte einstmals Absichten welche tatsächlich positiv für die Gesellschaft waren. Gleichzeitig haben viele Religionen Selbstlosigkeit als positive Eigenschaft definiert.

Das dies dann auch als Element zur Machterhaltung diente ist nicht zu leugnen, aber als alleiniger Zweck greift dies zu kurz.
 
Ja, da widerspreche ich dir gar nicht, ich reduziere Religion nicht darauf (wenn das so rübergekommen ist, muss ich mich berichtigen). Die vorhergehenden Theorien fand ich gut, und daher unnötig es noch einmal zu wiederholen. Sieh meinen Post als Ergänzung, nicht als Alternative.
 
Ich möchte darauf hinweisen, dass jede Religion zwei völlig verschiedene Themen miteinander verbindet, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben :
- Gott, der Schöpfer.
Gott wird als Erklärungsmodell zur Entstehung der Welt & des Menschen herangezogen.
- Gott, die Moral
Gott wird als moralische Instanz zur Regelung sozialer Beziehungen installiert.

Der Grund, warum diese beiden Komponenten zusammengezwungen werden müssen, ist, dass eine moralische Instanz Autorität braucht, um sich durchsetzen zu können - und die bezieht sie daraus, dass sie die Welt erschaffen hat (mehr geht nicht).

Zur Analyse der Geschichte der Religionen ist es allerdings nützlich, dieses Junktim aufzuheben, da es sonst für Verwirrung sorgt, und die beiden Seiten getrennt zu betrachten.
 
Ich möchte darauf hinweisen, dass jede Religion zwei völlig verschiedene Themen miteinander verbindet, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben :
- Gott, der Schöpfer.
Gott wird als Erklärungsmodell zur Entstehung der Welt & des Menschen herangezogen.
- Gott, die Moral
Gott wird als moralische Instanz zur Regelung sozialer Beziehungen installiert.
Schön herausgearbeitet! Man könnte zur "Moral" noch ein Unterthema ergänzen, welches aber nicht bei allen Religionen mitwirkt:

- Gott, der Richter (als Verdammer oder Erlöser)
Gott wird als Instanz vorgestellt, welche die Menschen belohnt oder bestraft. (Dem Religionsstifter zufolge greift Gott also direkt ein, sei es bereits auf Erden oder nach der Auferstehung.)
 
Unglaublich spannendes Thema, in das ich gerne tiefer mit einsteigen würde. Momentan fehlt mir jedoch die Zeit dafür, vielleicht spät am Abend...

In den Raum möchte ich aber noch kurz als Ansatz das "Schwarzfahreproblem" schmeißen:

Kritias VS88

Der Text ist recht kurz und die Übersetzung gelungen. Ihr könnt die Gedanken von Kritias also selbst mal anschauen.
 
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Insgesamt halte ich Kritias Annahmen für nicht wirklich tragbar, schlicht weil seine Grundannahme so nicht stimmt: Das bei Tieren nur die Stärke zählt. Oder eher das es bei Menschen eine Zeit gab in der so gehandelt wurde.

Dies erscheint mir nicht glaubwürdig denn Menschen sind von Grund auf soziale Wesen. Man muss davon ausgehen dass schon bevor Religion im ausführlichem Sinn "erfunden" wurde Erziehung betrieben wurde, und damit auch moralische Grundlagen vermittelt wurden. Gleichzeitig ist Allwissenheit (welche in seinen Überlegungen vorrausgesetzt als göttliche Eigenschaft wird) keine allgemeingültige Eigenschaft welche Göttern oder religiösen Instanzen zugeschrieben wird.

Persönlich erscheint mir darum auch die 2. Theorie oben glaubwürdiger: Das bestehende Regelungen im Laufe der Zeit religiöse Züge bekamen, und mit mythenhaften Wesen aus der Vergangenheit assoziiert wurden.
 
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Weitere Theorie: Religion (und ihre Vorgänger, die Mythen) dienen dazu, die psychische Entwicklung im Lebensverlauf abzubilden und so eine wegweisende Orientierungsgrundlage zu bieten.
Die Entstehung muss da vermutet werden, wo die Psyche des Menschen so komplex wurde, dass sie sich ohne Hilfsmittel zu oft falsch entwickelte.
 
Meine Theorie:
Der Mensch ist das einzige Lebewesen, welches weiß, dass es sterben wird.

das stimmt so nicht
In den USA lebt ein Gorillaweibchen das die Gestensprache ziemlich gut beherscht,wo einiger Zeit lief auf ZDF-Docu ein Bericht über eben jehnen Gorilla.
Die Wissenschaftler waren erstaunt über ihre Fähigkeiten,
zum einen brachte der Gorilla Teile der Sprache auch anderen Gorillas bei,was mich persönlich aber sehr nachdenklich machte war das er mit einem anderen Menschen kommunizierte und sich beide über den Tod unterhielten.Der Goria wußte sehr wohl was Tod bedeutet und konnte es auch vermitteln.Er wußte das er irgendwann sterben würde und fragte den Menschen sogar was danach kommen würde. Bei der Docu ging es darum was Menschen von Tieren unterscheidet


Ich persönlich glaube der Mensch hat die Religion erfunden als er den Tod als Ende des eigenen Seins erkannte und sich mit seiner eigenen Endlichkeit nicht abfinden konnte oder wollte
 
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Wobei das eine interessante Frage ist: Gibt es überhaupt bei jeder Religion ein Jenseits? Ich war bisher eigentlich der Meinung: Nein. Allerdings habe ich mich dafür sicher nicht tief genug mit einzelnen Religionen beschäftigt.
 
@Klaus hat die Aspekte der Erklärung und der Moralinstanz genannt.
Das wurde ergänzt um den Richter, die soziologische Ordnung bzw. Orientierung in der Komplexität.

Ein anderer Erklärungsansatz wäre die Abbildung der menschlichen Furcht (instinktiv), im Extremfall die Existenzangst (Furcht -> Hoffnung/Erlösung). Ich vermute, das deckt auch die bereits genannten Aspekte ab.

Pseudo-Lukrezisches im Lukrez - Google Bcher
 
Die Entstehung muss da vermutet werden, wo die Psyche des Menschen so komplex wurde, dass sie sich ohne Hilfsmittel zu oft falsch entwickelte.
"Religion = Reduktion von Komplexität" wäre ein Satz, dem bestimmt viele zustimmen könnten.:winke:
Die Formulierung lässt freilich die Frage offen, (1) was "falsch" bedeutet bzw. wer das feststellt und wie und (2) warum das "Hilfsmittel" im Übernatürlichen gesucht und gefunden wird.

Aber ich will nicht meckern, sondern kurz ein "Stufenmodell" vorstellen, dass ich bei Steuerwald, Kritische Geschichte der Religionen und freien Weltanschauungen, S. 32 ff. gefunden habe:

  • Präreligiöse Zeit
  • Animatismus
  • Animismus

  • Gottesidee/Polytheismus
  • Götterhierarchie
  • ein oberster Gott

  • ein einziger Gott
Die beiden Leerzeilen - nicht im Original - markieren "Schwellen" in dieser Entwicklung, die im Übrigen keinesfalls linear verläuft, manchmal auch schleifenförmig, aber jedenfalls mit dem Endpunkt des einzigen (allmächtigen, allwissenden, ewigen und unvergänglichen) Gottes. Wer über diesen Endpunkt hinausgeht, landet, so der Autor, möglicherweise bei einer areligiösen Welt-Anschauung bzw. im NICHTS.
 
Danke für den Hinweis. Ich erinnere mich an den Bischof, der sagte, als man ihm einen Menschenaffen vorführte, sagte: "Sprich - und ich werde Dich taufen."
In der tat müsste ich wohl vorsichtiger formulieren, weil die Übergänge sehr fließend sind.
Ich bitte mir nachzusehen, dass ich in der lutherischen Tradition groß geworden bin, wonach die Natur dort ist und der Mensch hier.
Tatsächlich ist der Mensch nichts weiter als eine besondere Spezies der Affen, also haben die etwas Menschliches, während wir immer noch Affen sind.
Leuchtet das ein?
 
Aber ich will nicht meckern, sondern kurz ein "Stufenmodell" vorstellen, dass ich bei Steuerwald, Kritische Geschichte der Religionen und freien Weltanschauungen, S. 32 ff. gefunden habe:

  • Präreligiöse Zeit
  • Animatismus
  • Animismus

  • Gottesidee/Polytheismus
  • Götterhierarchie
  • ein oberster Gott

  • ein einziger Gott
Die beiden Leerzeilen - nicht im Original - markieren "Schwellen" in dieser Entwicklung, die im Übrigen keinesfalls linear verläuft, manchmal auch schleifenförmig, aber jedenfalls mit dem Endpunkt des einzigen (allmächtigen, allwissenden, ewigen und unvergänglichen) Gottes. Wer über diesen Endpunkt hinausgeht, landet, so der Autor, möglicherweise bei einer areligiösen Welt-Anschauung bzw. im NICHTS.

Das halte ich für sehr diskussionswürdig. Was ist mit Religionen die weder animistisch sind noch einen oder mehrere Götter haben wie der Buddhismus oder der Daoismus (?). Was ist mit einer Religion wie dem Bahaismus, in welcher behauptet wird, dass alle Religionen nur verschiedene Ausdrucksweisen desselben Glaubens sind, da Gott sich ihnen zu verschiedenen Zeiten und kulturell angepasst offenbart hat?
Solch eine Liste mag schön anzuschauen sein und unserem Schubladendenken entgegenkommen, greift jedoch meiner Meinung nach viel zu kurz und vereinfacht die Thematik zu stark.

Weiter oben hat jemand geschrieben, dass man zwischen Gott als Schöpfer und als moralische Instanz unterscheiden muss. Meiner Meinung nach muss man Religion grundsätzlich losgelöst vom Gottesbegriff betrachten, schließlich gibt es eben auch Religionen ohne Gott. Was mich zur Frage bringt ob Philosophie nicht auch eine Art Religion ist? Ja? Nein? Kommt drauf an?
Außerdem denke ich, dass man auch zwischen Glaube und Religion trennen muss. Religion ist, meines Verständnisses nach, kodifizierter Glaube. Der Animismus wäre z.B. ein Glaube und keine Religion, denn die Gruppen die diesem nachhängen sind meist sehr klein und unterscheidet sich von Gruppe zu Gruppe.
(Oder gibt es eine bessere bzw. andere Definition von Religion? Sollte man überhaupt zwischen Glaube und Religion unterscheiden?)

Deshalb würde ich die oben gestellte Frage gerne in zwei teilen:
1. Wann begannen die Menschen zu Glauben?
und
2. Wann begannen sie diesen Glauben zu kodifizieren?
 
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