Schulbuchkritik

floxx78

Aktives Mitglied
[mod]Dieser Beitrag wurde von Vortrag: Grundherrschaft, Lehnswesen, Ständegesellschaft - Frankenreichkopiert und dann leicht geändert.[/mod]

Kursbuch Geschichte. Von der Antike bis zur Gegenwart, Cornelsen, Berlin 2000.

Das Buch ist konzipiert für die Oberstufe und enthält - wie so oft - leider keine konkreten Hinweise auf den Autor des Kapitels.

Erarbeitet wurde es von:

Rudolf Berg
Gerhard Brunn
Andreas Dilger
Uter Frevert
Hilke Günther-Arndt
Ernst Hinrichs
Hans-Georg Hofacker
Dirk Hoffmann
Wolfgang Jäger
Ulrich Maneval
Jochen Martin
Waltraud Müller-Ruch
Gottfried Niedhardt
Christoph Prignitz
Hermann Ruch
Hans-Christoph Schröder
Hannah Vollrath
Elisabeth Zwölfer
Norbert Zwölfer

Die Redaktion lag bei Wolfgang Jäger und Christine Keitz.

Trotz der teilweise renommierten Autoren halte ich das Werk für nur bedingt geeignet, da es zahlreiche fehlerhafte oder zumindest recht fragwürdige Darstellungen enthält.

Dazu nur zwei Beispiele (aus dem Kapitel über den NS):

In Polen und in der Sowjetunion (M26) wurden breite Bevölkerungsschichten regelrecht ausgehungert, in Razzien zusammengetrieben und erschossen oder zu Zehntausenden in Arbeits- und Konzentrationslager verschleppt...
S. 470.

Angesichts von einer in die Millionen gehenden Zahl von Todesopfern der NS-Herrschaft in Polen und der Sowjetunion sowie der ebenfalls in die Millionen gehenden Zahl von Zwangsarbeitern kann man über so eine Darstellung nur den Kopf schütteln.

Claus Graf Schenk von Stauffenberg [...] hatte sich noch vor dem Krieg vom Nationalsozialismus abgewandt, dessen Politik mit seinem religiösen Humanismus nicht vereinbar war...
S. 485.

Auch diese Aussage könnte man sehr wohl hinterfragen.

Zur "Ehrenrettung" des Werkes ist allerdings zu sagen, dass es sich mit der Qualität vieler anderer Schulbücher nicht wirklich anders verhält. Fehler über Fehler...

Als Fazit sollte man ein generelles Mißtrauen gegenüber Schulbüchern an den Tag legen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Trotz der teilweise renommierten Autoren halte ich das Werk für nur bedingt geeignet, da es zahlreiche fehlerhafte oder zumindest recht fragwürdige Darstellungen enthält.

Dazu nur zwei Beispiele (aus dem Kapitel über den NS):

S. 470.
In Polen und in der Sowjetunion (M26) wurden breite Bevölkerungsschichten regelrecht ausgehungert, in Razzien zusammengetrieben und erschossen oder zu Zehntausenden in Arbeits- und Konzentrationslager verschleppt...
Angesichts von einer in die Millionen gehenden Zahl von Todesopfern der NS-Herrschaft in Polen und der Sowjetunion sowie der ebenfalls in die Millionen gehenden Zahl von Zwangsarbeitern kann man über so eine Darstellung nur den Kopf schütteln.

Ich steh grad' auf dem Schlauch...:weinen:
 
Ich steh grad' auf dem Schlauch...:weinen:
Wär ja schlimm, wenn das immer nur ich tun würde :D

In Polen und in der Sowjetunion (M26) wurden breite Bevölkerungsschichten regelrecht ausgehungert, in Razzien zusammengetrieben und erschossen oder zu Zehntausenden in Arbeits- und Konzentrationslager verschleppt...
S. 470.

Angesichts von einer in die Millionen gehenden Zahl von Todesopfern der NS-Herrschaft in Polen und der Sowjetunion sowie der ebenfalls in die Millionen gehenden Zahl von Zwangsarbeitern kann man über so eine Darstellung nur den Kopf schütteln.
:winke:
 
Nun.. was lernen die SuS denn? Dass es zehntausende Opfer gegeben hat. Angesichts der millionenfachen Opfer der NS-Besatzungspolitik könnte man angesichts einer solchen Aussage doch von Verharmlosung der NS-Verbrechen sprechen, wenn man es genau nehmen wollte?
 
Es steht ja außer Frage, dass mehrere Millionen Menschen teilweise direkt, teilweise durch Aushungern und andere perfide Maßnahmen ermordet wurden. Aber dies geschah ja nicht nur in Arbeits- und Vernichtungslagern. Diesen Satz zu kritisieren empfinde ich als hyperkritisch. Ich verstehe den Satz aus dem Buch als Mosaiksteinchen, nicht als Gesamtsumme. :grübel:
 
Du ja, aber (im schlimmsten Fall geschichtlich absolut uninteressierte) Schüler? Da teile ich durchaus die Vermutung von floxx, die sehen "zu Zehntausenden in Arbeits- und Konzentrationslager" und merken sich genau das.
 
Ich verstehe den Satz aus dem Buch als Mosaiksteinchen, nicht als Gesamtsumme. :grübel:

Dann möchte ich zur besseren Einordnung des Zitates das gesamte Unterkapitel "Besatzungspolitik" wiedergeben:

Der NS-Staat strebte die absolute Vormachtstellung zumindest in Europa und bis weit nach Asien an, wo nach der gemeinsamen Vorstellung der deutschen und japanischen Führungsschicht etwa entlang der chinesischen Grenze das Einflussgebiet Japans begann. Das Ziel der nationalsozialistischen Politik bestand darin, die Wirtschaft aller unterworfenen Gebiete auf die Konsumbedürfnisse der deutschen Bevölkerung und die Produktion der deutschen Industrie auszurichten. Das setzte eine effiziente Kontrolle der besetzen Gebiete voraus. Deren konkrete Ausgestaltung unterschied sich von Region zu Region und entsprechend der Kriegslage. Die rassenideologischen Annahmen spielten in der Ausprägung der jeweiligen Besatzungsherrschaft eine tragende Rolle (B20). In Polen und in der Sowjetunion (M26) wurden breite Bevölkerungsschichten regelrecht ausgehungert, in Razzien zusammengetrieben und erschossen oder zu Zehntausenden in Arbeits- und Konzentrationslager verschleppt, wo der größte Teil von ihnen innerhalb weniger Monate umkam. Die Dezimierung und Verschleppung der Bevölkerung war Teil des rassistischen Unterwerfungskonzeptes, nach dem "der Osten" vor allem Deutschen Siedlungsland zur Verfügung stellen sollte und der einheimischen Bevölkerung nur ein begrenztes Lebensrecht auf niedrigem Niveau zugestanden wurde. Auf ehemaligem polnischen und sowjetischem Gebiet übten deutsche Organe ihre Herrschaft unmittelbar aus. In den Ländern Nord- und Westeuropas dagegen versuchten die deutschen "Reichskommissare" oder die Wehrmachtsverwaltung mit kollaborationswilligen Kräften zusammenzuarbeiten. Terrormaßnahmen wie Geiselerschießungen oder die gezielte Zerstörung von ganzen Ortschaften richteten sich hier gegen den wachsenden Widerstand.

B20 ist folgendes Bild: http://www.rumburak.friko.pl/img/pogrom_kowno.jpg

Die Bildbeschreibung lautet:
Pogrom in Kowno/Litauen, Juni 1941, Fotografie. Die deutsche Sicherheitspolizei hatte Zuchthäusler freigelassen und mit Eisenstangen bewaffnet, um Juden totschlagen zu lassen.
M26 ist überschrieben mit "Deutsche Besatzungspolitik" und sei ebenfalls wiedergegeben:

Deutsche Besatzungspolitik

a) Aus dem so genannten Geiselmordbefehl vom 16. September 1941 zur Zerschlagung von Widerstand in den besetzten sowjetischen Gebieten

a) Bei jedem Vorfall der Auflehnung gegen die deutsche Besatzungsmacht, gleichgültig, wie die Umstände im Einzelnen liegen mögen, muss auf
kommunistische Ursprünge geschlossen werden.
b) Um die Umtriebe im Keime zu ersticken, sind beim ersten Anlass unverzüglich die schärfsten Mittel anzuwenden, um die Autorität der Besatzungsmacht durchzusetzen und einem weiteren Umsichgreifen
vorzubeugen. Dabei ist zu bedenken, dass ein Menschenleben in den betroffenen Ländern vielfach nichts gilt und eine abschreckende Wirkung nur durch ungewöhnliche Härte erreicht werden kann. Als Sühne für ein deutsches Soldatenleben muss in diesen Fällen im Allgemeinen die
Todesstrafe für 50 –100 Kommunisten als angemessen gelten. Die Art der Vollstreckung muss die abschreckende Wirkung noch erhöhen.

(Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof, Bd. 2, Nürnberg 1946, S. 487 f.)

b) Aus Görings Richtlinien zur Ausbeutung der Sowjetunion, der so genannten Grünen Mappe, vom Juni 1941

I. Nach den vom Führer gegebenen Befehlen sind alle Maßnahmen zu treffen, die notwendig sind, um die sofortige und höchstmögliche Ausnutzung der besetzten Gebiete zu Gunsten Deutschlands herbeizuführen. Dagegen sind alle Maßnahmen zu unterlassenIoder zurückzustellen, die dieses Ziel gefährden könnten.

II. Die Ausnutzung der neu zu besetzenden Gebiete hat sich in erster Linie auf den Gebieten der Ernährungs- und der Mineralölwirtschaft zu vollziehen.
So viel wie möglich Lebensmittel und Mineralöl für Deutschland zu gewinnen ist das wirtschaftliche Hauptziel der Aktion. Daneben müssen sonstige Rohstoffe aus den besetzten Gebieten der deutschen Kriegswirtschaft zugeführt werden, soweit das technisch durchführbar und im Hinblick
auf die draußen aufrechtzuerhaltende Produktion möglich ist. Was Art und Umfang der in den besetzten Gebieten zu erhaltenden, wiederherzustellenden oder neu zu ordnenden gewerblichen Produktion anlangt, so ist auch das in allererster Linie nach den Erfordernissen zu bestimmen, die die Ausnutzung der Landwirtschaft und der Mineralölwirtschaft für die deutsche Kriegswirtschaft
stellt. […]
Völlig abwegig wäre die Auffassung, dass es darauf ankomme, in den besetzten Gebieten einheitlich die Linie zu verfolgen, dass sie baldigst wieder in Ordnung gebracht und tunlichst wieder aufgebaut werden müssten.

(Dietrich Eichholtz/Wolfgang Schumann [Hg.], Anatomie des Krieges, Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1969, S. 333 f.)
Die Aufgaben zu diesem Unterkapitel lauten:

1 Erklären Sie Form und Ziel (s. auch B 20) der Ausbeutungspolitik.
2 Erschließen Sie Wirkungen der wirtschaftlichen Ausbeutung der Sowjetunion bei der sowjetischen Bevölkerung in M 26a und b.
3 Von welchem Endziel, die russische Bevölkerung betreffend, geht Göring in M 26b aus?

Ich denke, es wird deutlich, dass ich das Zitat nicht aus dem Zusammenhang gerissen habe und die Ausmaße der mörderischen Folgen der NS-Besatzungspolitik in diesem Kapitel nicht deutlich werden. Welche Antworten werden die Schülerinnen und Schüler mit Hilfe des gegeben Materials wohl auf die Fragen 1-3 finden?

Wohl kaum, dass die Opferzahlen in die Millionen gingen. Wohl kaum, dass der Hungertod von zig Millionen Menschen billigend in Kauf genommen wurde. Und ebenfalls wohl kaum, dass hunderte, wenn nicht tausende Ortschaften in den besetzten Gebieten zerstört wurden, zumal das Buch hier nahelegt, diese Maßnahmen seien nur in den Gebieten Nord- und Westeuropas getroffen worden:
In den Ländern Nord- und Westeuropas dagegen versuchten die deutschen "Reichskommissare" oder die Wehrmachtsverwaltung mit kollaborationswilligen Kräften zusammenzuarbeiten. Terrormaßnahmen wie Geiselerschießungen oder die gezielte Zerstörung von ganzen Ortschaften richteten sich hier gegen den wachsenden Widerstand.


Alle Zitate nach: Kursbuch Geschichte a.a.o., S. 469f.
 
Wohl kaum, dass die Opferzahlen in die Millionen gingen. Wohl kaum, dass der Hungertod von zig Millionen Menschen billigend in Kauf genommen wurde. Und ebenfalls wohl kaum, dass hunderte, wenn nicht tausende Ortschaften in den besetzten Gebieten zerstört wurden .. .

Aufgabe des Schulbuchs ist eine nüchterne Darstellung der Fakten, nicht aber emotionale Berichterstattung.

In den Schulbüchern zum Geschichtsunterricht des Cornelsen-Verlags wird über die Besatzungspolitik der Deutschen in Russland angemessen informiert. Es ist aber unredlich, das Kursbuch von Cornelsen wegen seiner knappen Darstellung zu schelten, da es sich hier um ein nahezu lupenreines Quellenbuch für die Oberstufe handelt, während die darstellende Geschichte in breiter Ausführlichkeit längst in den Geschichtsbüchern vom 7.-10. Schuljahr für Gymnasien abgehandelt wurde.

Im übrigen wurde auch dieses Geschichtswerk eingehend von den Kultusministerien der Bundesländer geprüft, was für alle Schulbücher verpflichtend ist, und von den Gutachtern zum Gebrauch für den Unterricht empfohlen - sonst hätte es gar nicht erscheinen können.
 
B20 ist folgendes Bild: http://www.rumburak.friko.pl/img/pogrom_kowno.jpg

Die Bildbeschreibung lautet:

Pogrom in Kowno/Litauen, Juni 1941, Fotografie. Die deutsche Sicherheitspolizei hatte Zuchthäusler freigelassen und mit Eisenstangen bewaffnet, um Juden totschlagen zu lassen.

Die Bildbeschreibung ist falsch. Die Sicherheitspolizei (GeStaPo und KriPo) war nicht uniformiert. Es muss sich um Polizeibataillone gehandelt haben, die kamen von der Ordnungspolizei. Genausogut kann es sich - wenn man nur dieses eine Bild zugrunde legt, ich nehme an, es gibt noch mehr Bilder, die andere Details zeigen - um Wehrmacht handeln.
 
Aufgabe des Schulbuchs ist eine nüchterne Darstellung der Fakten, nicht aber emotionale Berichterstattung.

Ich habe doch aber keineswegs einer emotionalen Überwältigung der Schülerinnen und Schüler das Wort geredet - so etwas halte ich für grundfalsch (und ich befinde mich damit in bester Gesellschaft: Beutelsbacher Konsens ? Wikipedia).

Nur lässt die
nüchterne Darstellung der Fakten
in dem fraglichen Schulbuch meiner Meinung nach zu wünschen übrig. Was sind denn die Fakten? Dass die deutsche Besatzungherrschaft in Osteuropa Millionen von Opfern gefordert hat. Werden diese Fakten im "Kursbuch" deutlich? Ich denke nicht.

Im Übrigen würde mich interessieren, wie Du zu der Ansicht kommst, dass es sich
hier um ein nahezu lupenreines Quellenbuch für die Oberstufe handelt
,
wenn sich doch Darstellungs- und Quellenteil im Kursbuch nahezu die Waage halten.

Und dein Argument:

Im übrigen wurde auch dieses Geschichtswerk eingehend von den Kultusministerien der Bundesländer geprüft, was für alle Schulbücher verpflichtend ist, und von den Gutachtern zum Gebrauch für den Unterricht empfohlen - sonst hätte es gar nicht erscheinen können.

ist bei näherer Betrachtung keins. Oder vertrittst Du die Meinung, die Kultusministerien der Bundesländer hätten die Deutungshoheit über die Geschichte inne und dürften per se nicht kritisiert werden?

Dazu kommt dann noch, dass die Prüfung des Buches um das Jahr 1999 erfolgt sein dürfte (Erscheinungsjahr war 2000), so dass neuere Ergebnisse der Fachwissenschaft, aber auch der öffentliche Diskurs über die Besatzungsherrschaft, wie sie etwa durch die Wehrmachtsausstellungen angestoßen worden sind, keine Berücksichtigung gefunden haben dürften.

So. Entschuldige bitte meinen polemischen Tonfall, aber das musste jetzt mal raus.
 
Emotion

Emotion sollte man nicht so verdammen. Natürlich ist bei einer emotioalen Herangehensweise immer die Gefahr der Manipulation (die der Beutelsbacher Konsens ja ablehnt) gegeben. Man sollte aber auf der anderen Seite nicht vergessen, dass Emotion auch die intrinsische Motivation zum Lernen fördern bzw. umgekehrt behindern kann.

So fördert sicher ein Einzelbeispiel wie das der Anne Frank (Identifikation) sehr viel eher das Interesse an Geschichte, als die nackte Zahl der Ermordeten.
 
So fördert sicher ein Einzelbeispiel wie das der Anne Frank (Identifikation) sehr viel eher das Interesse an Geschichte, als die nackte Zahl der Ermordeten.

Sicher. Hier wandelt man als Schulbuchautor und auch als Geschichtslehrer auf schmalem Grat.

Meiner Meinung nach muss der Autorentext allerdings schon die "nackten" Fakten bieten - und wenn er dies nicht leistet, dann sollten die Fakten aus den Quellen erschließbar sein.

Das ist in dem Buch nicht der Fall.

Ebensowenig bieten die Quellen die Möglichkeit einer empathischen Näherung an die Schrecken der Besatzungsherrschaft - wenn man sie durch die Brille des Verfassertextes liest - was die SuS zweifellos tun werden.

Letztlich liegt es also am Lehrer, diesen Informationen eine zusätzliche Einordnungsmöglichkeit zur Seite zu stellen, um zu der Realität der Besatzungsherrschaft (und auch zu deren Rezeption bis in die heutige Zeit) eine halbwegs gerechtfertigte Arbeitsgrundlage zu finden.

Nun. Nicht einfach, das alles. Es sei noch verraten, dass ich mit eben dem fraglichen Buch meinen Unterricht in der Oberstufe bestreiten darf und daher auch an einer über unser Thema hinausreichenden Diskussion sehr interessiert bin.
 
Nur lässt die in dem fraglichen Schulbuch meiner Meinung nach zu wünschen übrig.

Geschichtsbücher für die Oberstufe der Gymnasien verzichten auf eine ausführliche darstellende Geschichte, da das bereits in der Mittelstufe von Klasse 7-10 erfolgt ist. Es geht somit in erster Linie darum, einige ausgewählte historische Entwicklungen oder Phänomene quellengestüzt zu präsentieren und die weitere Behandlung des Themas in die Hände der Schüler und Lehrer zu legen. Ziel ist es in der Oberstufe, die Schülerinnen und Schüler zu selbstständiger Erarbeitung von Themen und Quellen zu motivieren; eine erschöpfende oder ausführliche Behandlung historischer Themen im Schulbuch steht nicht mehr im Vordergrund.

Damit folgen die Schulbücher für die Oberstufe den Lehrplänen der Bundesländer, die - bei geringer thematischer Verschiedenheit - eine quellenorientierte, eigenständige Erarbeitung historischer Themen von den Schülern fordern.

Oder vertrittst Du die Meinung, die Kultusministerien der Bundesländer hätten die Deutungshoheit über die Geschichte inne und dürften per se nicht kritisiert werden?

Alle Bundesländer haben Lehrpläne, in denen geschichtliche Themen, daraus abgeleitete Lernziele und ihre didaktische Umsetzung verpflichtend vorgeschrieben sind. Jedes Schulbuch muss vom Verlag bei den jeweiligen Kultusministerien eingereicht werden, die es dann für den Verlag anonymen Gutachtern zuleiten - meist drei - , die prüfen, ob das Buch den verpflichtenden Lehrplänen methodisch, didaktisch und inhaltlich entspricht. Erst nach einem positiven Ergebnis dieser Gutachterprüfung, deren Resultat sich in ausführlichen Gutachten niederschlägt, wird das Schulbuch zum Gebrauch an den Schulen des Bundeslandes zugelassen.

Entspricht das Schulbuch nicht den gutachterlichen Forderungen, muss es von den Autoren des Verlags überarbeitet und erneut zur Prüfung beim Ministerium eingereicht werden. Insofern haben die Lehrppläne der Bundesländer, die von großen Kommissionen erbeitet werden, natürlich eine Deutungshoheit.
 
Geschichtsbücher für die Oberstufe der Gymnasien verzichten auf eine ausführliche darstellende Geschichte, da das bereits in der Mittelstufe von Klasse 7-10 erfolgt ist. Es geht somit in erster Linie darum, einige ausgewählte historische Entwicklungen oder Phänomene quellengestüzt zu präsentieren und die weitere Behandlung des Themas in die Hände der Schüler und Lehrer zu legen. Ziel ist es in der Oberstufe, die Schülerinnen und Schüler zu selbstständiger Erarbeitung von Themen und Quellen zu motivieren; eine erschöpfende oder ausführliche Behandlung historischer Themen im Schulbuch steht nicht mehr im Vordergrund.
Darum geht es ja gar nicht. Es geht vielmehr darum, dass in den wenigen Erläuterungen unzureichende - ich will jetzt nicht falsche sagen - Informationen stehen. Zudem erinnere ich mich dunkel an meine Oberstufenzeit. Dort hatten wir reine Quellensammlungen ohne jegliche Erläuterungen als "Geschichtsbuch". Ist man davon mittlerweile wieder ab, oder hängt das auch wieder am Bundesland?

Alle Bundesländer haben Lehrpläne, in denen geschichtliche Themen, daraus abgeleitete Lernziele und ihre didaktische Umsetzung verpflichtend vorgeschrieben sind. Jedes Schulbuch muss vom Verlag bei den jeweiligen Kultusministerien eingereicht werden, die es dann für den Verlag anonymen Gutachtern zuleiten - meist drei - , die prüfen, ob das Buch den verpflichtenden Lehrplänen methodisch, didaktisch und inhaltlich entspricht. Erst nach einem positiven Ergebnis dieser Gutachterprüfung, deren Resultat sich in ausführlichen Gutachten niederschlägt, wird das Schulbuch zum Gebrauch an den Schulen des Bundeslandes zugelassen.
In dem hier besprochenen Buch scheinen aber doch einige inhaltliche Schnitzer durchgerutscht zu sein.

Emotion sollte man nicht so verdammen. Natürlich ist bei einer emotioalen Herangehensweise immer die Gefahr der Manipulation (die der Beutelsbacher Konsens ja ablehnt) gegeben. Man sollte aber auf der anderen Seite nicht vergessen, dass Emotion auch die intrinsische Motivation zum Lernen fördern bzw. umgekehrt behindern kann.
Ähm, ja... ich glaube zu wissen, was du meinst, auch wenn es so nicht ganz stimmt, bzw. doch arg verkürzt ist. Was du wohl sagen wolltest ist dass der Lehrstoff umso besser und länger erinnert werden kann, je mehr Emotionen er hervorruft und zwar positive wie negative. Ausschlaggebend dafür ist allerdings auch die Höhe des Identifikationsgrades beim jeweiligen Schüler.
Was du mit Erhöhen der intrinsischen Motivation meinst bezieht sich eher auf die Stimmung während des Unterrichts. Zur Steigerung der intrinsischen Motivation braucht man ein möglichst positives Stimmungsumfeld. Soll heißen, Wertschätzung, positive Lernanreize, Lob etc.pp.
Genauer nachzulesen bei Edlinger/Hascher: "Von der Stimmungs-zur Unterrichtsforschung - Überlegungen zur Wirkung von Emotionen auf schulisches Lernen und Leisten"
 
Die Oberstufengeschichtsbücher die ich kenne und die z.Zt. im Gebrauch sind, sind sehr unterschiedlich aufgebaut, da gibt es welche mit Verfassertext und Quellen und welche die mehr Wert auf Verfassertext und anderem, die mehr Wert auf Quellen legen. Und dann gibt es noch welche, die Essays von Historikern einstreuen, in dem ein Bogen vom behandelten Thema auf das heute gespannt wird.

Ähm, ja... ich glaube zu wissen, was du meinst, auch wenn es so nicht ganz stimmt, bzw. doch arg verkürzt ist. Was du wohl sagen wolltest ist dass der Lehrstoff umso besser und länger erinnert werden kann, je mehr Emotionen er hervorruft und zwar positive wie negative. Ausschlaggebend dafür ist allerdings auch die Höhe des Identifikationsgrades beim jeweiligen Schüler.

Nein, ich wollte sagen, dass Emotion bzw. Emotionalität beim Schüler sowohl Interesse (Mitgefühl, Identifikation, Wut etc.) als auch Desinteresse hervorrufen kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, ich wollte sagen, dass Emotion bzw. Emotionalität beim Schüler sowohl Interesse (Mitgefühl, Identifikation, Wut etc.) als auch Desinteresse hervorrufen kann.
Du meinst Emotionen die durch Texte erzeugt werden? Wie soll denn das gehen? Oder meinst du doch die emotionale Stimmung in der ein Text gelesen wird? (Ich glaub ich steh schon wieder aufm Schlauch...)
 
Also mal ehrlich.
Wer empfindet bei einem Schulbuch schon Emotionen?
Das wäre mir ganz neu.
Oder sind die Schüler heute anders gebaut als wir früher?
 
Du meinst Emotionen die durch Texte erzeugt werden? Wie soll denn das gehen? Oder meinst du doch die emotionale Stimmung in der ein Text gelesen wird? (Ich glaub ich steh schon wieder aufm Schlauch...)

Weder noch! Ich wollte bloß gegen die Pauschalverurteilung von Emotion beim Lernen sprechen:

Aufgabe des Schulbuchs ist eine nüchterne Darstellung der Fakten, nicht aber emotionale Berichterstattung.

Ich habe doch aber keineswegs einer emotionalen Überwältigung der Schülerinnen und Schüler das Wort geredet - so etwas halte ich für grundfalsch

Emotion sollte man nicht so verdammen. Natürlich ist bei einer emotionalen Herangehensweise immer die Gefahr der Manipulation (die der Beutelsbacher Konsens ja ablehnt) gegeben. Man sollte aber auf der anderen Seite nicht vergessen, dass Emotion auch die intrinsische Motivation zum Lernen fördern bzw. umgekehrt behindern kann.
____________

Also mal ehrlich.
Wer empfindet bei einem Schulbuch schon Emotionen?
Das wäre mir ganz neu.
Oder sind die Schüler heute anders gebaut als wir früher?

Emotionen sind immer da. Bei der Mehrheit der Schüler vermutlich "ich hab kein' Bock auf diesen Scheiß!!!"
 
Geschichtsbücher für die Oberstufe der Gymnasien verzichten auf eine ausführliche darstellende Geschichte

Dass dies nicht immer der Fall ist, hat ja bereits El. Q. erwähnt - und ich kann dessen Urteil nur bestätigen.

Entspricht das Schulbuch nicht den gutachterlichen Forderungen, muss es von den Autoren des Verlags überarbeitet und erneut zur Prüfung beim Ministerium eingereicht werden. Insofern haben die Lehrppläne der Bundesländer, die von großen Kommissionen erbeitet werden, natürlich eine Deutungshoheit.

Eine Deutungshoheit über die Inhalte der Geschichtsbücher - geschenkt. Nicht aber eine über die Geschichte. Insofern ist der Verweis auf die Genehmigung eines Buches immer noch kein Argument gegen dessen Kritisierbarkeit.
 
Zurück
Oben