Strategie der kaiserlichen Marine

Walter schrieb:
So würde ich jetzt z.B. so aus dem Handgelenk behaupten, daß die deutschen Kreuzer im 1.WK, große und kleine, die meisten und wichtigsten Einsätze fuhren. Das Linienschiff/Großkampfschiff nur in einer großen Schlacht ohne Nennswerte Ergebnisse zum Einsatz kam, abgesehen von Einsätzen zur Deckung von Landungstrupps in der Ostsee.
Das kann man aber weiter runterbrechen. Die Minensucher fuhren im I. Weltkrieg mehr Einsätze als die Kreuzer. Waren denn nun die Minensucher die capital ships der Flotte?

Die Vorpostenboote im II. Weltkrieg hatten auf die Einheit gesehen weit mehr Seetage als die Schweren Kreuzer. Waren die Vorpostenboote also das capital ship des II. Weltkrieges? Oder die U-Boote?

Letztendlich geht es um die Seeherrschaft. Im küstennahen Gebiet spielen Sonderfaktoren eine Rolle (Schnellboote, landgestützte Flugzeuge, Minenfelder). Aber auf der Hochsee ist die Flotte entscheidend. Und hier wiederum waren es im I. Weltkrieg die Linienschiffe/Schlachtkreuzer, welche die Entscheidung brachten. Man siehe die Seeschlacht von Helgoland 1914 und im II. Weltkrieg die Schlacht von Kap Matapan. Treffen Kreuzer auf Großkampfschiffe, ist das Ergebnis eindeutig.
 
Der Aufbau der Kreuzerflotte vor allem des schweren Kreuzers war nach 1922 praktisch der Ersatz für den stillgelegten Schlachtschiffbau und die Amerikaner ließen ein enormes Bauprogramm von Kreuzern in den 20igern und 30igern ablaufen. Dabei wurden diese Typen immer modifiziert, wichtig vor allem der Aktionsradius. Mit dieser Eigenschaft macht sich m.E. der Einsatz im Zufuhrkrieg, wie zur Fernaufklärung möglich.
Der Washington-A-Kreuzer an sich war eine Missgeburt. Das Washingtoner Flottenabkommen von 1922 erlaubte einen Kreuzer mit

10.000 ts - Standard-Verdrängung
8-inch ( = 20,3 cm)-Hauptbewaffnung

Danach bauten die fünf Vertragsparteien (und auch Spanien und Argentinien) solche Schiffe als Schlachtschiffsersatz. Erst nachdem man diese Schiffe in seine Flotte eingereiht hatte, machte man sich über diesen Schiffstyp tiefere Gedanken. Dabei stellte man fest, dass das 8-inch-Kaliber eine schlechte Wahl war. Ein 8-inch-Geschützturm ist das kleinste Kaliber, welches ein maschinelles Schwenkwerk zwingend macht. Im Ergebnis ist die Feuergeschwindigkeit eines 8-inch-Turms gleich eines Geschützturmes mit 16-inch-Kaliber. Die Feuergeschwindigkeit eines A-Kreuzers war wiederum niedriger als ein B-Kreuzer (6-inch). Zudem bekam man mit den 10.000 ts kein vernünftiges Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Gewichtsverbrauchern (Waffen, Schutz, Antrieb) hin. Nicht umsonst reduzierten die Briten bei ihren letzten beiden Schweren Kreuzern ("Exeter" und "York") die Geschütztürme auf drei Stück (also um 25%) um so mehr Tonnage für den Schutz verwenden zu können. Die US-Amerikaner und die Japaner konnten sich zu diesem richtigen Schritt so wirklich nicht entschließen.
Diese übermäßige Aufwertung der Kreuzerflotte war mehr Politik als militärischer Bedarf oder Strategie.

Walter schrieb:
Zu den Flugzeugträgern ist zu erwähnen, daß nicht diese das Rückrat der US Navy bildeten, sondern eine enorme hohe Zahl von schweren und leichten Kreuzern. Interessant ist dabei die Entwicklung der schweren Kreuzer, die gewisse parallelen zu dem Panzerkreuzer aufweist.
Die US Navy stellte nach 1918 schnell fest, daß der Aufbau einer Kernflotte aus Schlachtschiffen, so wie in Deutschland oder Großbritannien praktiziert, nicht auf Dauer die Seeherrschaft sichert wird, vor allem nicht im weitläufigen Pazifik.
Ein Kreuzer mit den Charaktereigenschaften von hoher Geschwindigkeit und hohem Aktionsradius wurde dafür benötigt (Omaha Klasse). Wie geschaffen für einen Zufuhr und Handelskrieg, entsprechend der jungen Schule.
Die Entwicklung dieses neuen Schiffstypen beschleunigten zusätzlich die Washingtoner Abrüstungsverträge Anfang der 20iger Jahre.
Dazu möchte ich nur Dr. Stefan Terzibaschitsch zitieren:

Terzibaschitsch schrieb:
Schon in der ersten Phase ihrer allgemeinen Entwicklung waren Kreuzer die zweitwichtigsten Überwasserschiffe, gleich nach den Linienschiffen ..., den späteren Schlachtschiffen. Nach Abwertung der Schlachschiffe infolge der Erkenntnisse, die im 2. Weltkrieg gewonnen wurden, dies vor allen infole des Aufrückens der Flugzeugträger an die erste Stelle, waren es wiederum die Kreuzer auf Platz zwei zu finden, und zwar dort, wo die Hauptschlachten im Pazifik ausgefochten wurden, bei den "Carrier Strike Groups" ...

Zu den OMAHA-Kreuzern schreibt der gleiche Autor:

Terzibaschitsch schrieb:
Mit der OMAHA-Klasse gelang es den Amerikanern auf Anhieb, Schiffe zu schaffen, die zugleich leicht, schnell und auch gut bewaffnet waren und die dazu noch eine beachtliche Zuladung an Flugzeugen hatten. ... Die relativ geringe Reichweite war es u. a., die den Aufgabenbereich der OMAHAS auf das beschränkte, wofür sie gebaut waren, auf die Kooperation mit den Zerstörerverbänden und den Schutz derselben ...
Die US Navy hat nach 1918 sich von ihren vorherigen Vorstellungen gelöst und orientierte sich nun nach der britischen und der deutschen Weltkriegsflotte. Es sollte ein Schlachtkreuzerverband aufgebaut und die Schlachtflotte mit einem Schirm von Zerstörern und Kreuzern geschützt werden. Für mich ist nicht erkennbar, dass man sich in einen - in Augen der meisten Seeoffizieren wenig heldenhaften - Zufuhrkrieg stürzen wollte. Die US Navy hatte spätestens seit 1918 einen ganz anderen Anspruch - die Seeherrschaft auf dem Pazifik und ein Gleichgewicht mit Großbritannien auf dem Atlantik.

Dr. Stefan Terzibaschitsch: "Kreuzer der U.S. Navy", Herford 1984
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ging mir nicht um die Anzahl, sondern um die Wichtigkeit der Einsätze, die nur ansatzweise den Kriegsverlauf mit beeinflussten. Sicher war ein Vorpostenboot mehr Tage in See, dass gibt ja schon die Aufgabe her.

Zu dem Beitrag #122 ist anzumerken, dass diese Art von Kreuzern sicherlich einige Schwierigkeiten durch Beschränkungen in der Konstruktion in sich barg. Aber da praktisch nach 1920 noch keine Schiffe dieser Art in den Marinen vorhanden waren und der Neubauten von Schlachtschiffen teilweise verboten waren, wurde dieser Schiffstyp anstelle dessen vermehrt gebaut, egal ob nun eine Missgeburt oder nicht.

Sicherlich war der Stellenwert zum Zeitpunkt des Krieges ein Zweitrangiger, das liegt wohl schon allein an den Abmessungen und den Geschützkalibern die wesentlich kleiner waren als zu einem Schlachtschiff. Doch der Kampfwert dieser Schiffe war dennoch hoch und das nicht nur durch die 20iger Kaliber, sondern auch, dass von diesen Schiffstyp eine Hohe Anzahl in den großen Marinen vorhanden war.

Die Ausgangsfrage nach der Strategie der kaiserlichen Marine hatte mir die Überlegung gebracht, die junge Schule der Franzosen mehr in das Seeherrschaftsdenken mit einfließen zu lassen, was auf dem Gebiet des Kreuzerbaus vor allem in der deutschen Marine eine andere Struktur und vielleicht auch einen anderen Einsatz als Machtinstrument verursacht hatte. Mit dieser Problematik befasste sich Maltzahn, der jedoch von Tirpitz gedanklich gemaßregelt wurde, wonach die Strategie der kaiserlichen Marine nach einem Mann ausgerichtet wurde. Was Tirpitz sagt war Gesetz.

Das Kreuzerproblem versuchte man in der kaiserlichen Marine recht spät zu lösen, indem man sich ab 1915 mit Konstruktion befasste, einen reinen Flottenkreuzer (Kleiner Kreuzer) zu bauen, den die Konstruktionen der neuen kleinen Kreuzer nach 1916 wurden immer größer.

Durch Tirpitz wurde der Bau von Schlachtschiffen forciert, aber die gleichbedeutenden Kreuzern wurden vernachlässigt, was zu einem fehlenden Gleichwicht innerhalb der Marine führte, was sich strategisch im Einsatz der Flotte sicherlich negativ auswirkte.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Durch Tirpitz wurde der Bau von Schlachtschiffen forciert, aber die gleichbedeutenden Kreuzern wurden vernachlässigt, was zu einem fehlenden Gleichwicht innerhalb der Marine führte, was sich strategisch im Einsatz der Flotte sicherlich negativ auswirkte.

Aber wie sollte sich das bemerkbar machen? Wozu sollte eine Kreuzerflotte - ohne auf global verfügbare (gesicherte!) Stützpunkte zurückfallen zu können - dienen?

Etwas anderes ist die Frage der Aufklärung, das screening für die Schlachtflotte. Hier gab es bemerkenswerte Defizite am Skagerrak, übrigens leicht abgeschwächt auch auf der britischen Seite.


Das Dogma der Entscheidungsschlacht - wenn sie denn durchgekämpft wird und man sich nicht durch Flucht vom Schlachtfeld entzieht - galt jedenfalls im Zeitalter der Dreadnoughts, und fortgeführt über die Marshalls bis zu den Marianen und Leyte bei verfügbaren großen Flotten der Gegner (nunmehr mit weiträumig operierenden Flugzeugträgern und vergrößertem Schlacht"feld"). Das wird an den jeweilig vorgenommenen Kräfte-Konzentrationen und Strategien der Seemächte USA und Japan deutlich.
 
Die kleinen Kreuzer der Kaiserlichen Flotte waren doch schon immer ein Standardtyp .
Abgesehen von den Minenkreuzern wurden keine Sondertypen gebaut , egal ob es die Rolle als Aufklärungs -, Auslands , Flotten- oder Führungskreuzer für Torpedobootflottilien ging .
Die Briten bauten dagegen paralell verschiedene Spezialschiffe in den Jahren 1910/11 z.B die Scoutkreuzer der Blonde-Klasse mit 3.350 t und die Kreuzer der Bristol-Klasse mit 4.800 t .

Die Schweren Kreuzer gehören hier eigendlich nicht hin , aber Ok .
Es stimmt , im Nachhinein erwiesen sich die Schweren Kreuzer als Sackgasse , durch den Baustopp bei den Schlachtschiffen kam es Ersatzweise zum Wettrüsten bei den Kreuzern , besonders bei den bis dahin nicht existierenden Schweren .
Sie waren aber kein Ersatz für Schlachtschiffe .
Die besten Kreuzer die gebaut wurden und sich dabei an die Bedingungen des Washington-Vertrags hielten waren wohl die Englischen der County -Klasse .
Der Vertrag legte das höchste zulässige Kaliber und die maximale Schiffsgrösse fest sowie die erlaubte Tonnage für alle Schiffe der Klassen .
daraus errechnete sich wieviel Schiffe gebaut werden durften .
Waren die einzelnen Einheiten aber kleiner konnten mehr Schiffe gebaut werden , was besonders für eine Marine die weltweit operieren muste von bedeutung war .
Die britischen Kreuzer der York-Klasse waren so ein Beispiel .
Sie waren kleiner , hatten einen Turm weniger und nur rund 8.500 t Standard .
Dadurch sollten Kosten eingespart und Tonnage für mehr Schiffe freigesetzt werden .
Eine parallele Entwicklung gab es bei den Leichten Kreuzern .
Die Schiffe der Arethusa-Klasse hatten nur 5.220 T standard während ihre Vorgänger die Leander-Klasse über 7.000 t hatte .

Einer der gründe warum die Amerikaner sich so auf den Bau Schwerer Kreuzer stürtzten war dass sie bei den Kreuzern arg im Rückstand lagen .
Viele amerikanische Kreuzer die nach der Jahrhunderwende gebaut wurden waren Leistungsmässig kaum besser als die deutschen oder britischen aus den 1890ern .
Ihre Schiffe waren veraltet und zu dem zuwenige .
Bei den schweren kreuzern musten alle bei Null anfangen und die Amerikaner musten mit den Japanern und Briten gleichziehen .

Die Briten waren schliesslich die ersten die nach dem Bau der Town -Klasse ( die britische Antwort auf die Mogami ) , erkannten das ein Leichter Kreuzer durch ein Plus an Rohren und die höhere Feuergeschwindigkeit einem Schweren Kreuzer durchaus gleichwertig wenn nicht überlegen war und gaben den Bau Schwerer Kreuzer auf .
Die Japaner hingegen gingen den umgekehrten Weg und bauten die Mogamis zu Schweren Kreuzern um, indem sie deren 155mm Drillige gegen 203mm Zwillinge austauschten .
 
Etwas anderes ist die Frage der Aufklärung, das screening für die Schlachtflotte. Hier gab es bemerkenswerte Defizite am Skagerrak, übrigens leicht abgeschwächt auch auf der britischen Seite.


Wozu die kaiserliche Marine ihre Luftschiffe hatte.
Mit, insbesondere am Skagerrak, bemerkenswertem Erfolg.
 
Zu den OMAHA-Kreuzern schreibt der gleiche Autor:
"Mit der OMAHA-Klasse gelang es den Amerikanern auf Anhieb, Schiffe zu schaffen, die zugleich leicht, schnell und auch gut bewaffnet waren und die dazu noch eine beachtliche Zuladung an Flugzeugen hatten. ... Die relativ geringe Reichweite war es u. a., die den Aufgabenbereich der OMAHAS auf das beschränkte, wofür sie gebaut waren, auf die Kooperation mit den Zerstörerverbänden und den Schutz derselben ..."

Die US Navy hat nach 1918 sich von ihren vorherigen Vorstellungen gelöst und orientierte sich nun nach der britischen und der deutschen Weltkriegsflotte. Es sollte ein Schlachtkreuzerverband aufgebaut und die Schlachtflotte mit einem Schirm von Zerstörern und Kreuzern geschützt werden. Für mich ist nicht erkennbar, dass man sich in einen - in Augen der meisten Seeoffizieren wenig heldenhaften - Zufuhrkrieg stürzen wollte. Die US Navy hatte spätestens seit 1918 einen ganz anderen Anspruch - die Seeherrschaft auf dem Pazifik und ein Gleichgewicht mit Großbritannien auf dem Atlantik.

Dr. Stefan Terzibaschitsch: "Kreuzer der U.S. Navy", Herford 1984

Ganz richtig.


Terzibaschitsch würde ich allerdings bzgl. der OMAHAs nicht ganz zustimmen. Die Klasse ist in ihrer Entstehung (erster Kreuzer seit 12 Jahren, seit 1907 hielt man solche Schiffe für überflüssig) Ergebnis der "Beobachtungen" des Ersten Weltkriegs durch die USA.


Den OMAHA-Typ muss man je nach Hersteller unterscheiden, die CL 9 bis CL 13 (gebaut von Cramp) hatten vermutlich 8.500 - 9.000 sm Reichweite bei 10 kn, projektiert waren sie allerdings ohne Reichweiten-Abstriche auf 10.000 sm. Das ist die gleiche Vorgabe wie bei der folgenden Pensacola-Class als Washington-Kreuzer, wurde aber aus verschiedenen konstruktiven Gründen nicht erreicht.

Die anderen "OMAHAS", CL 4 - 8, stammten von Seattle und Bethlemem/Quincy, und hatten - da ausschließlich für taktische Aufgaben vorgesehen, eine Reichweite so um die bzw. knapp unter 6.000 sm (bei 10 kn Marsch). Die OMAHAS sind damit in zwei nicht baugleiche Gruppen hinsichtlich ihrer Maschinenanlagen zu unterscheiden, die unterschiedlichen Zwecken zugeordnet waren.
 
Die Reichweite der Omahas war doch nicht schlecht , die britische D-Klasse hatte wesentlich weniger , ebenso die Emden die auf Plänen der letzten kaiserlichen Kreuzer gebaut wurde und auch die zeitgleichen japanischen Tenyü hatten einen geringeren Fahrbereich .
 
Viel erstaunlicher an der Omaha-Klasse war wohl der Umstand das ein Grossteil der Hauptbewaffnung in Kasematten standen .
Die letzten deutschen Kreuzer mit Haupwaffen in Kasematten waren die Kleinen Kreuzer der Kolberg-Klasse von 1909 , bei den briten die Panzerkreuter der Monmouth-Klasse ( Kiellegung 1899 ).
Die britischen leichten kreuzer hatten ab Caroline-Klasse ( 1914 ) eine in Mittellinie aufgestellte Hauptartillerie , die deutsche Emden III sollte das auch bekommen , nur die Einsprüche der Siegermächte verhinderten die Aufstellung in Doppelschilden und damit eine aufstellung wie bei den letzten Kaiserlichen Kreuzern .
Hat aber eigendlich alles nichts mehr mit der Kaiserlichen Flotte zutun .
 
Gab es eigentlich Pläne was nach einer gewonnen Entscheidungsschlacht gemacht werden sollte? Die Feldtruppen waren doch eigentlich im Schützengraben gebunden.

Apvar
 
Darauf speziell ausgerichtete Pläne gab es mW nicht; mag sein, dass dieser Fall selbst für die Marineleitung zu phantastisch aussah. Solche "Pläne" hätten doch bereits das Problem gehabt, welche eigene "Restflotte" man nach dieser Schlacht eigentlich noch unterstellen könnte.

Unterstellt man aber den phantastischen Fall, ließe sich einiges aus den strategischen Zielen schließen:

- Bedrohung der Kanallinie zwischen GB und FRA, damit des Nachschubs für die Westfront
- Aufbrechen der Blockade auf der "Northern Patrol" - damit neue Versorgungslinien für das Deutsche Reich
- Bedrohung der britischen Küste mit regelmäßigen Beschießungen, die auch 1914/15/16 bereits große Beachtung fanden und den Widerstandswillen erschüttern sollten
 
Das heißt es wäre nicht auf einen Vernichtungskrieg wie 30 Jahre später hinausgelaufen? Und die ewige Angst der Briten für ein 2. Hastings war unbegründet? Dann hätte man sich den ganzen Krieg komplett sparen können. Und Millionen Menschen würden noch leben.

Bis Neulich

Apvar
 
Apvar,
mit ziemlicher Sicherheit nein .
Es gab damals keine oder zumindestens nicht solchen Rassenwahn wie später im Dritten Reich .
Der ewige Zankapfel Elsass Lothrigen war deutsch , hätte Deustchland den Krieg gewonnen hätte sie sich wahrscheinlich von den Russen einen Landstreifen abgeknappst ( wie auch im Vertrag von Brest -Litowsk ) den anderen Reperationen auferlegt und vielleicht die eine oder andere Kolonie vergrössert , ähnlich wie nach dem 1870/71 Krieg gegen Frankreich .
 
Das heißt es wäre nicht auf einen Vernichtungskrieg wie 30 Jahre später hinausgelaufen? Und die ewige Angst der Briten für ein 2. Hastings war unbegründet? Dann hätte man sich den ganzen Krieg komplett sparen können. Und Millionen Menschen würden noch leben.

So ganz ist mir nicht klar, was du meinst.

Ich vermute mal, es ist die Frage angesprochen, weshalb Großbritannien in den Ersten Weltkrieg mit einigen Tagen Verzögerung eingestiegen ist, wenn doch selbst eine von Deutschland gewonnene "Entscheidungsschlacht" in der Nordsee 1914/16 nicht die Gefahr der Landung in England hervorrufen könnte.

Zum Kriegseintritt Großbritanniens gab es zB hier Diskusisonen:
http://www.geschichtsforum.de/f62/h...e-den-angriff-auf-belgien-beigestanden-28474/

Die Frage einer Invasion in England solltest du nicht statisch aus der Sicht 1914 oder 1916 betrachten, dort lag das fern jeder Realität. Gleichwohl hat die deutsche maritime Rüstung entscheidend das Verhältnis zu Großbritannien 1899-1914 geprägt (auch dazu gab es hier schon einige Themen).

Wenn man schon die britische Sichtweise untersucht: ein vom Deutschen Reich in Kontinental-Europa gewonnener Landkrieg hätte eine Bedrohung Großbritanniens nach sich gezogen. Dabei kann man unterstellen, dass die deutsche Seerüstung nach einem Sieg über Frankreich und Rußland fortgesetzt worden wäre und aufgrund der verfügbaren deutschen Ressourcen nach einem solchen Kontinentalkrieg auch die britische Seerüstung unausweichlich überholt hätte (wie sich das auch bzgl. der USA bereits 1919/21 angedeutet hat, aber durch das Flottenabkommen 1922 ausblieb).
 
Allerdings hat Ludendorff schon "für den nächsten Krieg" geplant. Und wohl nicht nur er. Nicht zuletzt hielten die Deutschen so verbissen an Belgien fest, um sich Basen für den nächstfolgenden Krieg gegen Großbrittanien zu sichern. Das man die Briten in "diesem" Krieg, also im 1. WK, nicht mehr würde niederwerfen können, zeichnete sich schon recht bald ab, man brauchte also eine gute Ausgangslage für den nächsten Durchgang.
 
Gab es eigentlich Pläne was nach einer gewonnen Entscheidungsschlacht gemacht werden sollte?
Der Grundgedanke der Strategie der kaiserlichen Marine bestand ja immer auf der „Risikoflotte“.
Sie galt vor allem in Friedenszeiten als Machtinstrument. Dies sollte auch nach einen Krieg weiter aufrechterhalten werden.
Allerdings war dies begründet auf das Erringen der Seeherrschaft über die Meere, ganz nach den Mahan´schen „Thesen“ und dem Aufbau einer riesigen Schlachtflotte.

Selbst, als man im Krieg feststellte, (Tirptz zu Ingenohl: “Und was machen Sie, wenn Die nicht kommen?“) dass die Flotte für einen Kampf komplett falsch geplant war (Enge britische Blockade), ging man dazu über, bloß keine Verluste einzufahren, um diese Flotte nach dem Ende des Krieges weiter als Druckmittel zu nutzen. Wie fantastisch man doch bei der Marineführung dachte.

Wenn die Entscheidungsschlacht positiv für die kaiserliche Marine gelaufen wäre, konnte man die Flotte als Deckungsschutz für eine Anlandung auf den britischen Inseln nutzen. Nur mit der Besetzung der britischen Inseln, hätte die deutsche Flotte einen Seeherrschaftsanspruch haben können, denn damit wäre das größte Problem der Flotte gelöst, die beschissene geographische Lage der deutschen Nordseeküste. Aber das ist natürlich reine Spekulation und gründet nur auf logische Maßnahmen. Ob so etwas geplant war kann ich nicht sagen, habe ich auch noch nirgends gelesen.
 
Der Kaiser hat aber was die Flotte angeht schon erheblich gebremst. Hätten Tirpitz und Kollegen machen können was sie wollten, hätte es ev. schon ordentlich gekracht in der Nordsee.
 
Der Kaiser hat aber was die Flotte angeht schon erheblich gebremst. Hätten Tirpitz und Kollegen machen können was sie wollten, hätte es ev. schon ordentlich gekracht in der Nordsee.

Nur Tirptz und ich glaube Müller waren für einen Offensiveinsatz. Also Reichsmarineamt und Marinekabinett. Doch zum Zeitpunkt des Krieges hatte der Admiralstab die Kommandogewalt bzw. per Papier der Kaiser.

Marinekabinett ? Wikipedia
Admiralstab ? Wikipedia
Reichsmarineamt ? Wikipedia
Generalinspekteur der Marine ? Wikipedia

Verantwortlich für Einsätze Anfang des Krieges war der Chef der Hochseeflotte Friedrich von Ingenohl, nach der Doggerbankschlacht 1915 kam ein gemässigter Mann, ehm. Chef das Admiralstabs Hugo von Pohl. Erst 1916 mit Scheer als Chef der Hochseeflotte kam es zur mehr Einsätzen, doch zu diesen Zeitpunkt m.E. viel zu spät.

1918 werden dann die ganzen Behörden der Marine unter der Seekriegsleitung zusammengefasst, was aber am personellen Verfall innerhalb der Marine nicht dienlich ist bzw. man öffnet die Augen im Offizierkorps nicht. Das Ende kennt man ja.

Seekriegsleitung ? Wikipedia
 
Und was machen Sie, wenn die nicht kommen?

Die Vorsicht von KW-Zwo und anderen war durchaus berechtigt. Schiebt man einmal den Nebel der Nachkriegs-Literatur inkl. Marinearchiv beiseite, insbesondere die hochgespielten Versenkungen von 3 schwach gepanzerten, britischen Schlachtkreuzern am Skagerrak, und konzentriert sich auf die beiderseitigen Schlachtflottenkerne, dann war ein Großkampf der Schlachtflotten unter den gegebenen Quantitäten und im technischen Vergleich nicht zu gewinnen.

Dabei sollte nicht übersehen werden, dass es auch Scheer zu keinem Zeitpunkt am Skagerrak gelungen ist, sich in eine, auch nur ansatzweise vorteilhafte Position im direkten Aufprall der deutschen gegen die britische Schlachtflotte zu bringen. Die Vorkriegs-Planungen sahen ein solches offenes Gefecht auch gar nicht vor; vielmehr plante man mit schneidigen Torpedoangriffen im Rudel (legendär die geübten TP-Angriffe durch die fahrende Schlachtlinie zum Gegner, die es mW auch als Postkarte gab) und der Unterstützung der Insel Helgoland mit ihren Geschützbatterien, die auf dem (deutschen) Papier pimaldaumen 2 britische Dreadnoughts kompensieren sollten.

Die offene Schlacht - abseits von Helgoland - würde diese Faktoren ausgrenzen bzw zufällig werden lassen. Die offene Entscheidung war eigentlich nur denkbar bei einem Angriff auf die britische Küste, was das Zusammentreffen jederzeit provozieren konnte. In der offenen See hatten aber auch die Tirpitz-Schiffe keine sichere Rückfahrkarte. Die Helgoland-Batterien würden eben nicht zum "zufälligen" Schauplatz hinterherfahren können, und der Fehlschlag des Torpedo-Grossangriffs während der 3. Gefechtswende (angefangen von den fehlenden Flottillen, die nicht synchron oder überhaupt nicht eingreifen konnten, bis hin zu den Fehlschüssen) zeigt, dass sich Manöver nun einmal vom realen Schlachtablauf unterscheiden können. So konnte die deutsche Schlachtflotte in den ca. zwei Viertelstunden, in denen sie dem britischen Gros gegenüberstand, nichts bewirken, außer die sofortige Flucht zu ergreifen.
 
Und was machen Sie, wenn die nicht kommen?

Die Vorsicht von KW-Zwo und anderen war durchaus berechtigt. Schiebt man einmal den Nebel der Nachkriegs-Literatur inkl. Marinearchiv beiseite, insbesondere die hochgespielten Versenkungen von 3 schwach gepanzerten, britischen Schlachtkreuzern am Skagerrak, und konzentriert sich auf die beiderseitigen Schlachtflottenkerne, dann war ein Großkampf der Schlachtflotten unter den gegebenen Quantitäten und im technischen Vergleich nicht zu gewinnen.

Dabei sollte nicht übersehen werden, dass es auch Scheer zu keinem Zeitpunkt am Skagerrak gelungen ist, sich in eine, auch nur ansatzweise vorteilhafte Position im direkten Aufprall der deutschen gegen die britische Schlachtflotte zu bringen. Die Vorkriegs-Planungen sahen ein solches offenes Gefecht auch gar nicht vor; vielmehr plante man mit schneidigen Torpedoangriffen im Rudel (legendär die geübten TP-Angriffe durch die fahrende Schlachtlinie zum Gegner, die es mW auch als Postkarte gab) und der Unterstützung der Insel Helgoland mit ihren Geschützbatterien, die auf dem (deutschen) Papier pimaldaumen 2 britische Dreadnoughts kompensieren sollten.

Die offene Schlacht - abseits von Helgoland - würde diese Faktoren ausgrenzen bzw zufällig werden lassen. Die offene Entscheidung war eigentlich nur denkbar bei einem Angriff auf die britische Küste, was das Zusammentreffen jederzeit provozieren konnte. In der offenen See hatten aber auch die Tirpitz-Schiffe keine sichere Rückfahrkarte. Die Helgoland-Batterien würden eben nicht zum "zufälligen" Schauplatz hinterherfahren können, und der Fehlschlag des Torpedo-Grossangriffs während der 3. Gefechtswende (angefangen von den fehlenden Flottillen, die nicht synchron oder überhaupt nicht eingreifen konnten, bis hin zu den Fehlschüssen) zeigt, dass sich Manöver nun einmal vom realen Schlachtablauf unterscheiden können. So konnte die deutsche Schlachtflotte in den ca. zwei Viertelstunden, in denen sie dem britischen Gros gegenüberstand, nichts bewirken, außer die sofortige Flucht zu ergreifen.

Bei den Zusammentreffen vor Skagerrak, Helgoland und Doggerbank, hat die dt. Flotte, aus diesen oder jenem Grund nicht gut ausgesehen, vulgo Schläge bezogen.

Was zB 1914 denkbar gewesen wäre, ein Angriff im Kanal, um das Übersetzen der Briten nach Frankreich zu verhindern, aber ein Szenario auf das Fisher mit Sicherheit vorbereitet war.
 
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