Wissenschaft im Mittelalter

Albertus Magnus

Neues Mitglied
Was verstand man im Mittelalter unter Wissenschaft? Wer betrieb sie und mit welchen Ergebnissen?
Was wurde an den Universitäten vermittelt?
Was wußte man damals? Was hatte man bewiesen und was mußte man sich anders erklären?


Ich denke das sind Fragen, die mal beantwortet werden müssen, um überhaupt den Erfahrungs- und Wissenshorizont des Mittelalters überblicken zu können.
 
Ist eine recht gute Aufzählung.
Aber sie hat mit der Ausgangsfrage von Albertus Maguns nur teilweise etwas zu tun.
Die Frage, was unter Wissenschaft verstanden wurde und was man wusste, wird durch die Erwähnung technischer Erfindungen nicht hinreichend beantwortet.
Für den Eingangssatz "Dennoch widersetzte sich die Kirche viele Jahrhunderte hindurch jedem Versuch, die Naturwissenschaft neu zu beleben. Nur die Bibel, deren Interpretation durch die Gelehrten und die Schriften der Kirchenväter waren als Quellen der Erkenntnis erlaubt. Das Studium weltlicher Dinge wurde zu einer Sache des Teufels." hätte ich gerne eine Zeitliche Eingrenzung und Belege gesehen. Einfluss konte ja die Kirche erst ab Theodosius dem Gr. nehmen. Und im Mittelalter wird schon von wissenschaftlichen Forschungen berichtet. Da passen nicht "viele Jahrhunderte" dazwischen.
Isidor v. Sevilla kommt nicht vor. Ist Geographie keine Wissenschaft? Warum sollte sie verteufelt worden sein? Ich kann mir nicht vorstellen, dass "die Naturwissenschaft" eine Sache des Teufels war. Bei der Anatomie ist bekannt, dass sich die Kirche Anfangs widersetzte. Aber nicht, weil sie eine Sache des Teufels war, sondern der zur Auferstehung bestimmte Körper nicht verstümmelt werden durfte. Deshalb durften durchaus ungetaufte oder im Bann Verstorbene, denen also kein kirchliches Begräbnis zustand, sehr bald schon seziert werden.
Aber es gab "Wissenschaften" die sehr zaubereiverdächtig waren. Nur für solche ist das Verdikt "Sache des Teufels" plausibel.

Fingalo
 
Zuletzt bearbeitet:
Wieso sollte die Kirche etwas gegen Naturwissenschaft haben?

Vielleicht deshalb:
Moses' Steinmetz schrieb:
Du sollst dir kein Bildnis noch irgenein Gleichnis machen, weder von dem,was oben im Himmel hoch noch von dem, was unten in Erden.
Allerdings wurde dieses Gebot im Laufe des Mittelalters gestrichen.

Wer sich denn noch darin hielt, hatte Probleme mit der Anfertigung wissenschaftlicher Ziechnungen und dem Versuch Dinge mit Beispielen zu erklären.

@ Fingalo
Die Kirche hatte gewissermaßen ein Bildungsmonopol und konnte Erkenntnisse die Gott in Frage stellen nicht gebrauchen.

Der Aussage, dass die griechische Naturwissenschaft ihre Bedeutung verloren hatte, kann ich nicht ganz zustimmen, denn Aristoteles war der Kirche gut bekannt.

Ach ja, unser Biolehrer erzählte uns neulich, dass der einfache Mittelalterliche Bauer nicht mal den Zusammenhang zwischen Sex und Schwangerschaft kannte. Und das Wissenschaft nur von Geistlichen betrieben wurde, erst im späteren Mttelalter begann sich die Stadtbevölkerung, das Bürgertum, für Wissenschaft zu interessieren. Die anderen Bevölkerungstruppen hatten entweder keine Zeit und Möglichkeit zum Forschen(Bauern) oder kein allzugroßes Interesse an wissenschaftlichen Erkenntnissen (Adel). Höchstens das Militär (also Teile des Adels) war an Entdeckungen in der Metallverarbeitung und ähnlichem interessiert.

Ansonsten würde ich auf die Frage wer beschäftigte sich im Mittelalter mit Wissenschaft antworten: Araber und Chinesen.:p
 
Zuletzt bearbeitet:
Themistokles schrieb:
Ach ja, unser Biolehrer erzählte uns neulich, dass der einfache Mittelalterliche Bauer nicht mal den Zusammenhang zwischen Sex und Schwangerschaft kannte.
Wenn ich mir ansehe, was so auf einem Bauernhof passiert, frage ich mich, wie euer Bio-Lehrer nur auf die Idee kommen kann, dass es ein Bauer NICHT wüßte...
 
Themistokles schrieb:
Wieso sollte die Kirche etwas gegen Naturwissenschaft haben?

Vielleicht deshalb:
Allerdings wurde dieses Gebot im Laufe des Mittelalters gestrichen.
Nein, nicht erst im Mittelalter. Christuskönig-Darstellungen gab es bereits vorher (Mosaike). Außerdem war das Gebot an die Juden gerichtet. Schon im AT wurde das nicht beachtet. Siehe die Cheruben auf der Bundeslade. Ein Tempelbau ohne Zeichnung - schwer vorstellbar.

Themistokles schrieb:
Wer sich denn noch darin hielt, hatte Probleme mit der Anfertigung wissenschaftlicher Ziechnungen und dem Versuch Dinge mit Beispielen zu erklären.

Da hielt sich nie jemand dran. Es gibt eine ganze Reihe folgenloser Gebote im AT, z.B. das Jubeljahr.

Themistokles schrieb:
Die Kirche hatte gewissermaßen ein Bildungsmonopol und konnte Erkenntnisse die Gott in Frage stellen nicht gebrauchen.

Ja, wann denn? Zu Zeiten des Kaisers Theodosius? Sicher nicht. Und als sie es endlich hatte (KdG?), da waren ja die Wissenschaften längst wieder in.
Und um welche Wissenschaften dreht es sich eigentlich. Wurde Geographie nun verteufelt?

Fingalo
 
Themistokles schrieb:
Die Kirche konnte Erkenntnisse die Gott in Frage stellen nicht gebrauchen.
Welche Erkenntnisse, die damals überhaupt erreichbar waren, hätten das sein sollen? Selbst das ptolemäische Weltbild war nie sakrosankt.
Als die Frage der Antipoden diskutiert wurde, wurde sie aus religiösen Gründen von einigen Vertretern der Kirche, sogar einem Papst, abgelehnt. Aber das hinderte nicht die Veröffentlichung der Diskussion. Der Einfluss der Kirche wird m.E. heute verschwörungstheoretisch übertrieben. Die Kirche war nie ein monolithischer Block, in der alle Geistlichen im Gleichschritt nach den Vorstellungen des jeweiligen Papstes dachten.

Fingalo
 
Albertus Magnus schrieb:
Was verstand man im Mittelalter unter Wissenschaft? Wer betrieb sie und mit welchen Ergebnissen?
Ich würde sagen gar nichts, weil "Wissenschaft" als Konzept eine Entwicklung der Neuzeit ist. Insofern konnte die Kirche Wissenschaft auch nicht unterdrücken.
Sensibel war allerdings das Verhältnis zwischen Kirche und Philosophie.

über die Unterschiede zwischen Glaube und Wissenschaft ließen sich sicher Bände füllen (bzw. werden, ebenso wie ganze Internetforen)- entscheidend ist aber sicher, dass Glaube letztlich immer auf Offenbarung beruht (also Offenbarung eines höheren Wesens gegenüber Menschen), Wissenschaft auf Intersubjektivität (d.h. alles, was ein Mensch sagt, muss für alle anderen prinzipiell nachvollziehbar sein; d.h. auch, es muss möglich sein, dagegen zu argumentieren); erst im Konzept der Wissenschaft werden Beweise überhaupt wichtig.

Für einen Wissenschaftler heute wäre es ein unauflöslicher Widerspruch, Astronomie und Astrologie gleichermaßen zu betreiben, damals nicht, weil beides noch nicht getrennt war.
 
Welche Naturwissenschaftler waren am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit beteiligt?
Was erfanden sie ?
 
Zwar finde ich die Fragestellung, welche (Natur-)Wissenschaftler am Epochenübergang beteiligt gewesen waren, etwas unglücklich (denn konnte ihnen wirklich bereits bewußt sein, welche Bedeutung ihnen einst die Nachwelt geben würde), aber ich möchte jetzt deswegen nicht streiten.

Wer unbedingt am Übergang des (Spät-)Mittelalters zur (Frühen) Neuzeit zu nennen ist, ist natürlich Nicolaus Copernicus - ich wähle einmal den lateinischen Namen, damit keine Nebendiskussionen bzgl. seiner Nationalität aufkommen. Er griff das heliozentrische Weltbild (Erde bewegt sich um die Sonne und nicht umgekehrt) das Aristarchos von Samos auf und erarbeitete basierend auf verschiedenen Beobachtungen (eigenen wie auch fremden) ein mathematisches Modell, welches das bis dahin gültige geozentrische Weltbild (Erde im Mittelpunkt des Universums, und alle anderen Sterne und Planeten bewegen sich um die Erde) in Frage stellte.
Und um sogleich noch einem bis heute weit verbreiteten Irrtum vorzubeugen: Nicolaus Copernicus verwendete das Bild, das die Erde eine Scheibe sei, für seine Argumentation, um seinen Kritikern zu verdeutlichen, wenn sie seine Erkenntnisse bzgl. heliozentrischen Weltbildes anzweifelten, seien sie vom Format des spätantiken Lactantius (der seinerzeit die Kugelgestalt der Erde abgelehnt hatte). Tatsächlich aber wurde die Kugelgestalt der Erde - entgegen nach wie vor verbreiteter Fehlsicht - seit der Antike nicht mehr bezweifelt und war auch im europäischen Mittelalter unbestritten.
 
Ich gehe mal vom Ende des Mittelalters als 1500 +/- 30 Jahre aus...

Johannes Gutenberg (Verbesserung des Buchdrucks), Leonardo DaVinci (Allroundtalent), Nikolaus von Kues (Astronom, kam auf die Idee der Unendlichkeit des Universums), Christoph Kolumbus,... mir fallen sicher noch ein paar ein, im Zweifel muss ich meine alten Schulhefte suchen. :D
 
Gerhard Mercator, nach ihm ist die Mercatorprojektion bei der Kartographie benannt.

Bis Neulich

Apvar
 
Zwar finde ich die Fragestellung, welche (Natur-)Wissenschaftler am Epochenübergang beteiligt gewesen waren, etwas unglücklich (denn konnte ihnen wirklich bereits bewußt sein, welche Bedeutung ihnen einst die Nachwelt geben würde), aber ich möchte jetzt deswegen nicht streiten.

Ich möchte auch nicht streiten, finde aber die Fragestellung ebenfalls etwas unglücklich - und zwar möchte ich in Ergänzung zu den Anmerkungen Timos anmerken, dass man, wenn man die Frage wörtlich nimmt, sogar antike Wissenschaftler nennen könnte, deren wiederbelebtes Wissen einen wesentlichen Stellenwert im Übergang zu Neuzeit eingenommen hat. Renaissance ? Wikipedia
 
Welche Naturwissenschaftler waren am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit beteiligt?
Was erfanden sie ?

Bevor hier noch dutzende Namen vereinzelnd genannt werden, würde ich vorschlagen, du präzisierst deine Frage ein wenig, oder schaust in folgende Links rein, die dir alles beantworten:

Timeline of historic inventions - Wikipedia, the free encyclopedia

Hier kannste schnell dein gewünschtes Jahrhundert durchforsten, indem du STRG und F gleichzeitig drückst, und z.B. 14 eingibst, wenn du nach den Daten aus dem 15. Jahrhundert suchst:

Liste der Entdecker ? Wikipedia

Liste von Erfindern ? Wikipedia

weitere Infos:
History of science - Wikipedia, the free encyclopedia
History of technology - Wikipedia, the free encyclopedia
Kategorie:Wissenschaftsgeschichte der Frühen Neuzeit ? Wikipedia

ei-des-kolumbus_erfindungen2
 
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