Marxistische Lehre

Wissenschaftlicher Sozialismus. Lehrbuch für das marxistisch-leninistische Grundlagenstudium
VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1988

Wenn man zwischen den Zeilen dieses Buches konsequent den morusschen Pfad weitergeht, dann waren auch die Gründer der USA und die Illuminaten marxsche Vorsozialisten. Und die Katholiken heimliche Kommunisten.
 
Ich habe in der DDR im Fach Staatsbürgerkunde unter dem Titel "Einführung in den dialektischen und historischen Materialismus" in meiner Berufsausbildung nur die ersten drei Herren gelehrt bekommen. :devil:

Ich habe schon im Geschichtsunterricht der 9. Klasse von vormarxschen Philosphen und Ökonomen gehört. Und das eine oder andere ist sogar hängengeblieben.

Warum hat der "Umsturz" nicht stattgefunden?
Das lag sicher an den sehr unterschiedlichen Gegebenheiten in den einzelnen Ländern, daran, das sich das Proletariat nicht einig war u.v.a. mehr.
Auch die geschickte Verunglimpfung und Verschleierung gesellschaftlicher Zusammenhänge durch die Machthaber mittels gezielter Desinformation
ist wohl dafür maßgeblich.

Eine "Weltrevolution" kann es m.M. nach nur geben, wenn sich in den wichtigsten Industrieländern die Verhältnisse einigermaßen gleichen und man sich auch durch Informationstechnik miteinander "verabreden" kann.
Die zunehmende Globalisierung und der Wunsch des Kapitals nach einer planetenweiten Machtausübung bietet dafür eigentlich ganz gute Vorraussetzungen:devil:
 
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Es gibt noch einen dritten Band? Danke für die Info, da werde ich mich mal auf die Suche begeben.

PS: Habs gefunden. War garnicht so einfach, da fast immer nur Band I und II angeboten werden.

Habe einen interessanten Link zu Mottek gefunden: BdWi - Wirtschaftsgeschichte und Umwelt - Hans Mottek zum Gedenken

@jschmi
Ist das der richtige Band? Da hier noch ein zweiter Autor benannt ist...
Habe es bei www.zvab.de bestellt und heute die Bestätigungsmail erhalten.

Mottek, Hans und Walter Becker, Alfred Schröter# - Wirtschaftsgeschichte Deutschland Ein Grundriß Band III / von der Zeit der Bismarckschen Reichsgründung 1871 bis zur Niederlage des faschistischen deutschen Imperialismus 1945
 
ich bin zufällig auf dieses Thema bei der Suche im Forum gestoßen und wollte auch noch etwas zu dieser Diskussion beitragen, da ich finde, dass sie sich etwas verloren hat und nicht wirklich auf die grundsätzliche Fragestellung, woran der Marxismus gescheitert ist bzw. warum die sozialistische Revolution im marxschen Sinne nicht stattgefunden hat, eingegangen wurde.

Meiner Meinung nach, bezog Marx die Rolle des Staates nicht ein und seine Möglichkeiten, die Verelendung zu lindern. Damals unter Bismarck wurden die Sozialgesetzgebungen beschlossen, die eine Verbesserung der Lebensbedingungen zur Folge hatte. Dieses soziale Auffangnetz verstärkte sich im Laufe der Zeit unter Bildung des Sozialstaates.
Diese Möglichkeit der sozialen Absicherung hatte Marx nicht bedacht und trug sicherlich dazu bei, die von Marx prophezeite Revolution nicht eintreten zu lassen
 
Diese Möglichkeit der sozialen Absicherung hatte Marx nicht bedacht und trug sicherlich dazu bei, die von Marx prophezeite Revolution nicht eintreten zu lassen.

Ich glaube, doch. Ähnliche Vorstellungen finden sich schon im Gothaer Programm der SAPD (spätere SPD), welches Marx kritisiert.


Marx schrieb:
In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter die Teilung der Arbeit, damit auch der Gegensatz geistiger und körperlicher Arbeit verschwunden ist; nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden; nachdem mit der allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkräfte gewachsen und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen - erst dann kann der enge bürgerliche Rechtshorizont ganz überschritten werden und die Gesellschaft auf ihre Fahne schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!
[...]
Nach dem Lassalleschen "ehernen Lohngesetz" das Heilmittel des Propheten! Es wird in würdiger Weise "angebahnt"! An die Stelle des existierenden Klassenkampfes tritt eine Zeitungsschreiberphrase - "die soziale Frage", deren "Lösung" man "anbahnt". Statt aus dem revolutionären Umwandlungsprozesse der Gesellschaft "entsteht" die "sozialistische Organisation der Gesamtarbeit" aus der "Staatshilfe", die der Staat Produktivgenossenschaften gibt, die er, nicht der Arbeiter, "ins Leben ruft". Es ist dies würdig der Einbildung Lassalles, daß man mit Staatsanlehn ebensogut eine neue Gesellschaft bauen kann wie eine neue Eisenbahn!
 
Ich glaube, doch. Ähnliche Vorstellungen finden sich schon im Gothaer Programm der SAPD (spätere SPD), welches Marx kritisiert.

Zitat:
Marx, 1875
In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter die Teilung der Arbeit, damit auch der Gegensatz geistiger und körperlicher Arbeit verschwunden ist; nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden; nachdem mit der allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkräfte gewachsen und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen - erst dann kann der enge bürgerliche Rechtshorizont ganz überschritten werden und die Gesellschaft auf ihre Fahne schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!
[...]
Nach dem Lassalleschen "ehernen Lohngesetz" das Heilmittel des Propheten! Es wird in würdiger Weise "angebahnt"! An die Stelle des existierenden Klassenkampfes tritt eine Zeitungsschreiberphrase - "die soziale Frage", deren "Lösung" man "anbahnt". Statt aus dem revolutionären Umwandlungsprozesse der Gesellschaft "entsteht" die "sozialistische Organisation der Gesamtarbeit" aus der "Staatshilfe", die der Staat Produktivgenossenschaften gibt, die er, nicht der Arbeiter, "ins Leben ruft". Es ist dies würdig der Einbildung Lassalles, daß man mit Staatsanlehn ebensogut eine neue Gesellschaft bauen kann wie eine neue Eisenbahn!


tut mir Leid, ich verstehe nicht ganz, wie das meine Aussage entkräftet.

Es geht darum, dass Marx die Möglichkeiten des Staates unterschätzt hat, auch wenn er sich darüber Gedanken gemacht hat.
 
Wo hat er sie den unterschätzt? Natürlich ging er von der Revolution aus, aber er meinte ja selbst, dass zuvor eine ganze Menge Dinge zu geschehen hätten (Schwächung der Religion, Erkenntnis seiner eigenen Situation durch den Arbeiter). Dass die Theorie selber so nicht eingetreten ist, wissen wir ja, aber an welcher Textstelle (oder welchem Zitat) machst du diese Aussage fest?
 
Marx sah im Staat wie viele Zeitgenossen kein Instrument des sozialen Ausgleichs, sondern ausschließlich ein autoritäres, repressives Herrschaftsinstrument. Allerdings führt diese Frage mE tief in die heutige Politik, da diese Frage auch heute noch ihrer letztgültigen Berantwortung harrt...
 
Marx sah im Staat wie viele Zeitgenossen kein Instrument des sozialen Ausgleichs, sondern ausschließlich ein autoritäres, repressives Herrschaftsinstrument. Allerdings führt diese Frage mE tief in die heutige Politik, da diese Frage auch heute noch ihrer letztgültigen Berantwortung harrt...

@belisarius: GENAU hier hat Marx ihn unterschätzt, indem er die Möglichkeiten einer sozialen Absicherung nicht einsah
 
Marx sah im Staat wie viele Zeitgenossen kein Instrument des sozialen Ausgleichs, sondern ausschließlich ein autoritäres, repressives Herrschaftsinstrument.
Natürlich ging er von der Revolution aus, aber er meinte ja selbst, dass zuvor eine ganze Menge Dinge zu geschehen hätten (Schwächung der Religion, Erkenntnis seiner eigenen Situation durch den Arbeiter). Dass die Theorie selber so nicht eingetreten ist, ...
@belisarius: GENAU hier hat Marx ihn unterschätzt, indem er die Möglichkeiten einer sozialen Absicherung nicht einsah

Sollte man hier nicht eher von einer "zeitbedingten" Auslassung sprechen?
 
Marx sah im Staat wie viele Zeitgenossen kein Instrument des sozialen Ausgleichs, sondern ausschließlich ein autoritäres, repressives Herrschaftsinstrument. Allerdings führt diese Frage mE tief in die heutige Politik, da diese Frage auch heute noch ihrer letztgültigen Berantwortung harrt...

Wie stellte sich Marx die "Diktatur des Proletariats" denn bitte dann vor?
Er muss doch Realist genug gewesen sein, um zu wissen dass da nicht jeder ohne weiteres mitziehen wird, jedenfalls nicht vor erreichen der klassenlosen Gesellschaft.

Karl Marx - Ein Mann sieht rot.
 
Wie stellte sich Marx die "Diktatur des Proletariats" denn bitte dann vor?
Er muss doch Realist genug gewesen sein, um zu wissen dass da nicht jeder ohne weiteres mitziehen wird, jedenfalls nicht vor erreichen der klassenlosen Gesellschaft.
Lenin zumindest hat ganz nüchtern mit Bürgerkrieg(en) gerechnet. Die russische Oktoberrevolution sah er als Initialzündung für die Weltrevolution und gab von Anfang an die Parole "Umwandlung des Weltkriegs in den Weltbürgerkrieg!" aus.

Karl Marx - Ein Mann sieht rot.
:D
 
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Wie stellte sich Marx die "Diktatur des Proletariats" denn bitte dann vor? Er muss doch Realist genug gewesen sein, um zu wissen dass da nicht jeder ohne weiteres mitziehen wird, jedenfalls nicht vor erreichen der klassenlosen Gesellschaft.

Als Expropriation der Expropriateure; also auch der sozialisitsche Staat ist primär ein Instrument der Repression, nur richtet sich diese nun gegen die ehemalig herrschenden Ausbeuter. Die große Utopie ist, dass mit der Zeit dieser sozialistische Staat seine Funktion verlieren und absterben werde, bis dann im Kommunismus die staats- und klassenlose Gesellschaft erreicht ist.

Enteignung ? Wikipedia
 
Sollte man hier nicht eher von einer "zeitbedingten" Auslassung sprechen?


@silesia

Marx und Engels ließen den Staat nie aus. "Diesem modernen Privateigentum entspricht der moderne Staat..." (Vrgl. Marx/Engels, Die deutsche Ideologie, 1845-1846, MEW 3/62).

Auch im Manifest der Kommunistischen Partei, wird dem proletarischen Staat eine wichtige Rolle zugewiesen: "Das Proletariat wird seine politische Herrschafft dazu benutzen, der Bourgeosienach und nach alles Kapital zu entreissen, alle Produktionsinstrumente in die Hände des Staates, d.h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats, zu zentralisierenund die Masse der Produktivkräfte möglichst rasch zu vermehren." (Vergl. MdKP, 1848, MEW 4/481).

Ich kann noch weitere Beispiele anführen, Marx und Engels waren sich der wichtigen Rolle des Staates bewußt. Das "Absterben" des Staates projezierten sie in eine ferne kommunistische Zukunft.

M. :winke:

Hier betonen Marx und Engels die Bedeutung des Staates im Kapitalismus.
 
@silesia
Marx und Engels ließen den Staat nie aus. "Diesem modernen Privateigentum entspricht der moderne Staat..." (Vrgl. Marx/Engels, Die deutsche Ideologie, 1845-1846, MEW 3/62).

Hallo @Melchior,

da hast Du mich mißverstanden: ich wollte mich (etwas verkürzt) auf den Sozialstaat neuzeitlicher Prägung, also etwa nach dem 1. Weltkrieg zB bei den Aktivitäten der Weimarer Republik, beziehen.

Weiterhin würde ich nicht werten wollen, welche angebliche "Bedeutung" sie dem Staat in marktwirtschaftlichen Systemen beimessen. Ohne Kriterien zu verwenden und sich in ideologische Grabenkämpfe zu begeben, könnte man allenfalls neutralisiert beschreiben, welche Staats-Aktivitäten sie prognostiziert bzw. beobachtet haben.

Dass sich Marx und Engels bzw. ihre Nachfolger innerhalb ihrer ideologischen Umbauung mit dem Staat - auch in Fortsetzung proletarischer Herrschaft - theoretisierend beschäftigen, ist mir schon klar.
 
Ohne Kriterien zu verwenden und sich in ideologische Grabenkämpfe zu begeben, könnte man allenfalls neutralisiert beschreiben, welche Staats-Aktivitäten sie prognostiziert bzw. beobachtet haben.

ME interessant wäre hier eine Betrachtung der Aktivitäten, die wir heute als staatlich kennen, die von Marx und Engels aber evtl nicht so eingeschätzt wurden. Die Aktivitäten des heutigen Sozialstaates (für sozialen Ausgleich zu sorgen und jedem Menschen ein menschenwürdiges Leben zu ernöglichen) sind mE von Marx und anderen Revolutionären des 19. Jh. nicht als "staatlich" wahr genommen worden. Die Charakterisierung des "Reiches der Freiheit" gegenüber dem der "Notwendigkeiten" erfolgt über die Ablösung der "Regierung über Menschen" durch eine "Verwaltung von Sachen". Ersteres war für Marx und Engels mE gleichbedeutend mit dem Staat, zweiteres offensichtlich nicht, denn eine solche "Verwaltung von Dingen" sollte es auch im staaten- und klassenlosen Kommunismus noch geben. Diese Vorstellung von Staat rückt mE den Aspekt der Machtausübung mittels Repression deutlich in den Mittelpunkt; andere Aspekte staalichen Handels, die wir heute als "staatlich" analysieren, waren das für die Menschen des 19. Jh. noch nicht, da die damaligen Staaten diese Aspekte (zB Sozialleistungen) nicht kannten.
 
Gestern lief eine Doku auf phoenix über den Kommunismus, da fiel das Zitat: In gewisser Weise war Karl Marx kein Marxist.
Wie ist das zuverstehen? Und berechtigt?
 
So aus dem Zusammenhang gerissen kann man da nur spekulieren. Es ist aber festzuhalten, dass viele Marxisten aus Marx einen allwissenden Halbgott gemacht haben und den Histomat zur Religion erhoben, wenn sie diese auch immer als "Wissenschaft" bezeichneten.
 
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