Polen als Wegbereiter der Deutschen Einheit?

Auch die Ereignisse in Polen gaben Anlass für Gorbatschow, die Breschnew-Doktrin aufzuheben, also, dass sowjetisches Militär in die Belange der nun plötzlich souveränen Ostblockstaaten eingriffe, bzw. nun eben nicht mehr. Mit dem Runden Tisch in der DDR wurde direkt an den Runden Tisch in Warschau angeknüpft. Man beobachtete also sehr genau, was im Nachbarland passierte und lernte aus den Erfahrungen und Fehlern.
 
Gorbatschow war ein Glücksfall in dieser unendlichen Geschichte, wage ich mal zu behaupten.
 
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@El: Auch die Ereignisse in Polen gaben Anlass für Gorbatschow, die Breschnew-Doktrin aufzuheben, also, dass sowjetisches Militär in die Belange der nun plötzlich souveränen Ostblockstaaten eingriffe, bzw. nun eben nicht mehr.
Gorbatschow blieb nicht anderes übrig und jeder andere hätte unter dem Druck der Tatsachen so handeln müssen. Die Sowjetarmee war demoralisiert (Versorgungslage, Afghanistan) und der technische Park der meisten Einheiten hoffnungslos marode. Ich habe es als DDR-Bürger öfter erlebt, wenn die zu Übungen ausrückten. Alle paar hundert Meter fiel in den Kolonnen irgendein Fahrzeug defekt aus und das waren an für sich Eliteeinheiten! Bis zum Rhein wären sie so schon allein infolge dieses Verschleisses gar nicht gekommen. :D
Eine Intervention, wo auch immer, wäre mit dieser Truppe m.E. gar nicht mehr machbar gewesen.
Nicht umsonst hatte die Technik der NVA, obwohl die besser gewartet war, bei der Übernahme durch den Bund nur noch Schrottwert - Ausnahme bildeten einige MIG-29 Flugzeuge und W50-Mannschafts-LKW. Man war froh, dass man noch etwas davon in die Türkei oder Dritte Welt verscherbeln konnte.
 
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Gorbatschow blieb nicht anderes übrig und jeder andere hätte unter dem Druck der Tatsachen so handeln müssen. Die Sowjetarmee war demoralisiert (Versorgungslage, Afghanistan) und der technische Park der meisten Einheiten hoffnungslos marode. Ich habe es als DDR-Bürger öfter erlebt, wenn die zu Übungen ausrückten. Alle paar hundert Meter fiel in den Kolonnen irgendein Fahrzeug defekt aus und das waren an für sich Eliteeinheiten! Bis zum Rhein wären sie so schon allein infolge dieses Verschleisses gar nicht gekommen. :D
Eine Intervention, wo auch immer, wäre mit dieser Truppe m.E. gar nicht mehr machbar gewesen.
Nicht umsonst hatte die Technik der NVA, obwohl die besser gewartet war, bei der Übernahme durch den Bund nur noch Schrottwert - Ausnahme bildeten einige MIG-29 Flugzeuge.
Na, da täusch dich mal nicht.
Zu Übungen wurde nur alter Kampfschrott verwended
Im Ernstfall währen ganz andere Dinger aufgefahren wurden.
Ich habe das hautnah miterlebt, wie in den Hallen der NVA die Lieblingstiere gehätschelt wurden. Musste ich Wache stehen, mit 60 Schuss scharfer Munition.
 
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Was ich noch fragen wollte, wer entbindet mich eigendlich von meinem geleisteten NVA Eid?
Mercy sagte damals, als ich das schon mal fragte, hat sich erledigt.
ich sehe das anders. Hat sich nicht erledigt.
Ein Eid ist ein Eid, unabhängich davon, ob das System noch besteht.
 
Was ich noch fragen wollte, wer entbindet mich eigendlich von meinem geleisteten NVA Eid?
Mercy sagte damals, als ich das schon mal fragte, hat sich erledigt.
ich sehe das anders. Hat sich nicht erledigt.
Ein Eid ist ein Eid, unabhängich davon, ob das System noch besteht.
Deine Sorgen möcht ich haben...:D
Hat jemand Opa von seinem Eid auf den Führer entbunden? Na also.
 
Was ich noch fragen wollte, wer entbindet mich eigendlich von meinem geleisteten NVA Eid?
Mercy sagte damals, als ich das schon mal fragte, hat sich erledigt...

Gilt so ein Armee-Eid nicht nur für die Zeit, in der man Angehöriger dieser Armee ist - also maximal auch noch, wenn man als Reservist noch mal geholt wurde?
:grübel:
 
Ich schwöre
Der Deutschen Demokratischen Republik,
meinem Vaterland, allzeit treu zu dienen
und sie auf Befehl der Arbeiter-und-Bauern-Regierung
gegen jeden Feind zu schützen.



1. Die DDR existiert nicht mehr, somit ist der Eid sowieso hinfällig, bzw. als juristischem Nachfolger auf die Bundesrepublik übergegangen. Aber auf wessen Befehl hättest Du handeln sollen? Eine Arbeiter-und-Bauernregierung gab es ja nicht. :rofl:


Ich schwöre
An der Seite der Sowjetarmee und der Armeen
der mit uns verbündeten sozialistischen Länder
als Soldat der Nationalen Volksarmee
jederzeit bereit zu sein,
den Sozialismus gegen alle Feinde zu verteidigen
und mein Leben zur Erringung des Sieges einzusetzen.



Auch die Sowjetarmee ist nicht mehr existent. Insofern bist du auch von dieser Seite deines Eides entbunden.



Ich schwöre
Ein ehrlicher, tapferer, disziplinierter
und wachsamer Soldat zu sein,
den militärischen Vorgesetzten
unbedingten Gehorsam zu leisten,
die Befehle mit aller Entschlossenheit zu erfüllen
und die militärischen und staatlichen Geheimnisse
immer streng zu wahren.



Hiermit ist die Gültigkeit des Eides auf dein Soldatenleben beschränkt.

Bist Du noch Soldat? Nein? Also!


Ich schwöre
Die militärischen Kenntnisse gewissenhaft zu erwerben,
die militärischen Vorschriften zu erfüllen
und immer und überall die Ehre unserer Republik
und ihrer Nationalen Volksarmee zu wahren.

Sollte ich jemals diesen meinen feierlichen Fahneneid verletzen,
so möge mich die harte Strafe des Gesetzes unserer Republik
und die Verachtung des werktätigen Volkes treffen.

Gerade die letzte Zeile hat ja schon beinahe pseudoereligiösen Charakter. Erinnert ein wenig an mittelalterliche Verträge: "Wer dieser Urkunde zuwider handelt, soll auf ewig verdammt sein und außerdem 30 Solidi bezahlen."
 
Gerade das wage ich immer noch zu bezweifeln. Um das auszudiskutieren hatte ich diesen Pfad ja erstellt. Aber ich bin auch gerade dabei, eine längere Abhandlung über die friedliche Revolution zu schreiben und werde euch informieren, wo ihr sie findet, wenn sie veröffentlicht ist.
;)


Es gibt einen gemeinsamen Nenner in der Entwicklung in Polen und der
DDR zwischen 1980 und 1990. Aber dieser wird eher in der globalen
Einbindung beider Staaten in dieser Zeit zu suchen sein.


- 1980 - nach den ersten Streiks in Polen, verbunden mit den politischen
Forderungen, gab es in der DDR - zumindest in einigen Kreisen
eine Welle der Sympathie mit Solidarnosc - allerdings ohne, daß diese öffentlich artukuliert wurde ( ging auch nicht ....."Neues Deutschland" druckte es nicht) . Dauerte vielleieicht einge Monate, eher
einige Wochen.

- spätere Schliessung der Grenzen, radikale Einschränkungen im Reiseverkehr, massive Propaganda in der DDR, die die Versorgungsschwierigkeiten in Polen hervorgehoben hat, bis zu dem mehr oder weniger bewußten "Griff in die Kiste" mit bewährten Stereotypen aus den "alten guten Zeiten" hatten dazu geführt, daß "Solidarnosc" in der DDR, insbesondere nach 1981 nicht nur für die Parteibonzen ein
Schreckengespenst darstellte.
 
.... Dauerte vielleieicht einge Monate, eher
einige Wochen.

- spätere Schliessung der Grenzen, radikale Einschränkungen im Reiseverkehr, massive Propaganda in der DDR, die die Versorgungsschwierigkeiten in Polen hervorgehoben hat, bis zu dem mehr oder weniger bewußten "Griff in die Kiste" mit bewährten Stereotypen aus den "alten guten Zeiten" hatten dazu geführt, daß "Solidarnosc" in der DDR, insbesondere nach 1981 nicht nur für die Parteibonzen ein
Schreckengespenst darstellte.

Meinst du damit, dass die Solidarnosc in der DDR nach der Propagandaoffensive der SED in der breiten Bevölkerung negativ gesehen wurde. Das würde ja bedeuten, dass noch in den 80ern ein grosser Einfluss der SED auf die Meinung der Bürger bestand oder wurden die polnischen Veränderungen nur heimlich vom Volk bewundert?
 
@rena, so ganz unrecht hast du nicht. Es kursierten auch in der DDR schon "Polenwitze", aber andererseits verfolgte man ziemlich genau, was dort passierte.
Ich war als Austauschschüler 1979 mal dort, in fast jedem Fenster hing ein Bild des (polnischen) Papstes Jan Pawel II.
 
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@rena, so ganz unrecht hast du nicht. Es kursierten auch in der DDR schon "Polenwitze", aber andererseits verfolgte man ziemlich genau, was dort passierte.
Ich war als Austauschschüler 1979 mal dort, in fast jedem Fenster hing ein Bild des (polnischen) Papstes Jan Pawel II.

Die alten deutsch-polnischen Ressentiments wurden also von der SED erfolgreich benutzt, um die Regimekritik des eigenen Volkes zu unterdrücken und das Volk ließ sich damit noch für ein paar Jahre auf Linie halten?
So richtig gut funktioniert mein Zeitzeugengedächtnis für die 80er nicht, ich meine aber, dass Lech Walesa und Solidarnosc im Westen in den Medien ziemlich heroisiert wurde.
 
Die alten deutsch-polnischen Ressentiments wurden also von der SED erfolgreich benutzt, um die Regimekritik des eigenen Volkes zu unterdrücken und das Volk ließ sich damit noch für ein paar Jahre auf Linie halten?
So richtig gut funktioniert mein Zeitzeugengedächtnis für die 80er nicht, ich meine aber, dass Lech Walesa und Solidarnosc im Westen in den Medien ziemlich heroisiert wurde.

Das sehe ich auch so, was die Ausnutztung der Ressentiments in der Berichterstattung betrifft. Ich glaube mich auch an Gerüchte erinnern zu können, in denen Walesa als CIA-Agent bezeichnet wurde.

Ob diese Berichterstattung nun das DDR-Volk auf Linie hielt wage ich zu bezweifeln. Eher wird es das mehr oder weniger rigerose Durchgreifen des polnischen Staates (und die Angst, das eigene und russische Truppen ähnlich vorgehen könnten) gewesen sein, die das Volk von ähnlichen Versuchen in der DDR abhielt.
 
1. Die DDR existiert nicht mehr, somit ist der Eid sowieso hinfällig, bzw. als juristischem Nachfolger auf die Bundesrepublik übergegangen. Aber auf wessen Befehl hättest Du handeln sollen? Eine Arbeiter-und-Bauernregierung gab es ja nicht. :rofl:
Hm - da lachst du EQ, aber in der Verfassung der DDR vom 7. Oktober 1975 stand nun einmal:
Kapitel 1, Artikel 1:
Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern. Sie ist die politische Oranisation der Werktätigen in Stadt und Land unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei...
Ich hab das Pamphlet extra noch mal rausgesucht. Hab noch eine Ausgabe da.
:pfeif:

Hiermit ist die Gültigkeit des Eides auf dein Soldatenleben beschränkt.

Bist Du noch Soldat? Nein? Also!
Das war ja das, was ich auch meinte, daß es nur für die Zeit galt, in der man Angehöriger der NVA war, aber mir glaubt ja keiner...
:weinen:

Abgesehen davon, konnte man nach dem Grundwehrdienst jederzeit zur Reserve eingezogen werden und sowas wurde auch gemacht.
:hmpf:
 
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