K.u.K Armee unterlegen?

Ja die Serben haben anfangs erstaunliche Erfolge gegen die Armee von Ö-U gehabt. Erst als Bulgarien mitmischte gings bergab.
 
@Zoki55

Das Osmanische Reich war aber 1914 schon aus dem Balkan verdrängt und quasi erledigt. Wegen mir dann nicht Erbfeind sondern Staatsfeind Nr. 1.
Jedenfalls war Österreich 1914 Hauptbedrohung und Haupt-Angriffsziel für Serbien. Es wäre ja 1908 bei der Annektion Bosniens-Herzegowina schon fast zum Krieg gekommen, wenn Rußland wegen seiner momentanen militärischen Schwäche nicht abgewinkt hätte.
 
Warum das KuK Herr dann prügel bezog.

Lag am schlechten Gelände Westserbiens. Von der Macva in den Süden zu ziehen wäre einfacher gewesen. Deswegen ging der serbische Generalstab von so einem Angriff auch aus.

2.) War die serbische Armee eine der wenigen Armeen Europas mit echter Kriegserfahrung.

3.) Waren die gegen Serbien in Marsch gesetzten Truppen eher zweitklassig. Man rechnete wohl nicht mit so hartnäckigem Widerstand und hatte eher in Galizien gegen Russland zu tun.
 
3.) Waren die gegen Serbien in Marsch gesetzten Truppen eher zweitklassig. Man rechnete wohl nicht mit so hartnäckigem Widerstand und hatte eher in Galizien gegen Russland zu tun.


Bisher haben wir eigentlich mehr das Augenmerk auf österreichische Niederlagen und Versäumnisse gelegt, doch hat sich die Armee der Donaumonarchie an vielen Fronten durchaus gut gehalten, und das auf schwierigsten Terrain in den Karpaten, den Dolomiten und den Julischen Alpen. Einige Generale waren durchaus tüchtig und sehr fähig, und im Großen und Ganzen ließen sich auch die Nationalitätenkonflikte und zentrifugalen Tendenzen der Monarchie bis 1916 recht leicht überdecken. trotz ihres relativ großen Menschenpotenzials war die Donaumonarchie mit den Anforderungen eines modernen, industrialisierten Krieges zumal an drei bis vier Fronten überfordert und mit der stärkeren Einbindung in die deutsche Kriegspolitik, die ÖU bald schon zu einem "Juniorpartner" der Deutschen machte, sanken auch die politischen Möglichkeiten der Donaumonarchie.

So wurde Conrad, der 1916 eine Offensive gegen Italien im raum der / gemeinden plante recht deutlich von Falkenhayn zurückgepfiffen, der die Bereitstellung deutscher Reserven für die bedrohte Ostfront nur garantieren wollte, wenn dieser die Operaration abblies. Bei anderer Gelegenheit, ich glaube es war bei Gorlice-Tarnow hatte Falkenhayn Conrad wissen lassen, dass kein Zweifel besteht, dass die Sache unter deutschem Oberbefehl gemacht werden müsse. Gorlice war eher eine Improvisation. Hindenburg und Ludendorff hatten von einem riesigen "Super- Tannenberg" geträumt, bei dem die zaristische Armee von Süden und Norden in die Zange genommen werden sollte, was Falkenhayn, wohl zu Recht als zu riskant und kompliziert verworfen hatte, da er ohnehin befürchtete, die Deutschen würden sich in Russland durch Überdehnung verzetteln. Dazu traute Falkenhayn der K.K- Armee die nötige Schlagkraft auch nicht zu.
 
@Zoki55

Das Osmanische Reich war aber 1914 schon aus dem Balkan verdrängt und quasi erledigt. Wegen mir dann nicht Erbfeind sondern Staatsfeind Nr. 1.
Jedenfalls war Österreich 1914 Hauptbedrohung und Haupt-Angriffsziel für Serbien. Es wäre ja 1908 bei der Annektion Bosniens-Herzegowina schon fast zum Krieg gekommen, wenn Rußland wegen seiner momentanen militärischen Schwäche nicht abgewinkt hätte.


Okay da kannst Recht haben. Grundsätzlich brauchte Serbien jederzeit einen großen Verbündeten um gegen das KuK Herr nur Hauch einer Chance zu bekommen.

Mit dieser Definition kann ich leben immerhin war Serbien vor der Ermordung von Alexandar und Draga Obrenovic ein Vasall des KuK Reichs. Mehr oder weniger ein Teil der Donaumonarchie nur nicht offiziell. Für eine Erbfeindschaft zu sprechen.

Grundsätzlich ist es Verwunderlich wie Österreich so eine beschissene Balkanpolitik machen kann. So ziemlich alles was man falsch machen kann hat man getan.

Wird nur mehr von der Dummheit Serbiens nach dem 1 WK übertroffen.

Den Russen hat man den Balkan überlassen ohne Gegenwehr als alles viel unblutiger zu erledigen war.
 
@Scorpio: Bisher haben wir eigentlich mehr das Augenmerk auf österreichische Niederlagen und Versäumnisse gelegt, doch hat sich die Armee der Donaumonarchie an vielen Fronten durchaus gut gehalten, und das auf schwierigsten Terrain in den Karpaten, den Dolomiten und den Julischen Alpen.
Umgekehrt wird ein Schuh draus. Gerade das schwierige Terrain kam dem Verteidiger sehr entgegen. Sonst wäre Tirol, bei Kriegsausbruch mit Italien lediglich von ein paar Landesschützeneinheiten bewacht, gleich zu Beginn überrannt worden. Ab 1915/16 ging man zur "Korsettstangen-Methode" über, das heisst es wurden kleinere deutsche Verbände in die k.u.k.-Front integriert, um die Kampflinie zu stabilisieren. Das sagt eigentlich alles über den Kampfwert und die Moral dieser Vielvölkerarmee.
 
Jedenfalls war Österreich 1914 Hauptbedrohung und Haupt-Angriffsziel für Serbien. Es wäre ja 1908 bei der Annektion Bosniens-Herzegowina schon fast zum Krieg gekommen, wenn Rußland wegen seiner momentanen militärischen Schwäche nicht abgewinkt hätte.


Nee, nee,

die Russen wollten mit ÖU einen Deal machen.
Wir die Meerengen, ihr könnt dafür Bosnien endgültig haben. (war ja bis dahin nur besetzt) und ÖU war einverstanden.
Die Russen hatten nur die Briten aus der Rechnung gelassen. Die die Iwans nun so gar nicht im Mittelmeer haben wollten.

Die Österreicher haben Bosnien dann annektiert, (sie hatten ja schließlich nichts gegen die Russen an den Meerengen) den Sandschak den Serben überlassen, mussten die auch die Klappe halten, und die Russen konnten sich bei John Bull beklagen=).

Also immer nur "blöd" haben sich die Öschis auf dem Balkan auch nicht verhalten.:friends:
 
Nicht immer allerdings war die Schaukelpolitik mit den Russen und auch das Problem das man nciht wusste was man mit Serbien und im weiteren mit Montenegro machen sollte machte den Österreichern zu schaffen.

Solche Kasastrofen wie der serbisch-bulgarische Krieg um 1876 dürften den Habsburgern nicht passieren. Wenn sie im Konzert der großen Mitspielen wollen. Die Bulgaren hätten mit Russlands gnaden jederzeit Belgrad nehmen können. Das die Russen dann doch abgewickelt sind ist nur Glück. Die Össis hätten schon damals die Russen oder bulgaren in BG gehabt. Ganz zu schweigen das der gesamte Süden Serbiens fast an Bulgarien gefallen wäre bei dem Vertrag von Soferino.

Diese Schaukelpolitik führte dazu das so eine antiösterreichische Dynastie wie die Karadjordjevics an die macht kommen konnten.
 
...
Im Sommer 1914 wurden die Mittelmächte durch die schnelle Mobilisierung der Armee des Zaren überrascht, und bei den Kämpfen in Galizien hielten die Militärs zu lange am massierten, frontalen Anrennen fest, was die Verluste in die Höhe trieb.

Wie sah es mit der Versorgung mit Maschinengewehren in der k.k Armee aus?

Seit wann wurden in der Armee der Donaumonarchie Stahlhelme verwendet?

...

Ich habe dazu nochmals bei "Dieter Storz, Kriegsbild und Rüstung vor 1914" nachgelesen.

Das K.u.K.-Heer hatte 1914 durchschnittlich 2 MGs je Infanteriebataillon. Das entsprach genau dem, was in den anderen europäischen Armeen zu dem Zeitpunkt üblich war. (Anscheinend auch dem Deutschen Heer, obwohl ich darüber woanders andere Zahlen gelesen hatte).

Storz schreibt, dass die schweren Rückschläge Österreich-Ungarns auf eine jahrzehntelange Vernachlässigung des Heeres zurückging, die sich hauptsächlich in einer sehr schwachen und technisch überholten Artillerie (die schwächste aller großen kriegsführenden Parteien), mangelnder Motivation und vor allem vollkommen veralteter taktischen Auffassungen niederschlug.

Die Ausbildung war nicht nur überholt, sondern auch knapp. So gab es z.B. sehr geringe Munitionszuteilungen für Übungszwecke. Auch die Schiessverfahren der Artillerie entsprachen nicht den neuesten Entwicklungen, so dass man z.B. das "Durchstreuen" nicht praktizierte (man konnte es schon aus Munitionsmangel gar nicht üben).

Die Schweren Skoda-Haubitzen (man hatte 24 Stück davon) waren zwar ein Vorteil gegenüber anderen Nationen, sie waren jedoch eine Ausnahme, da sowohl leichte wie mittlere Artillerie noch größtenteils über Modelle ohne Rohrrückholer verfügten und ihre Haubitzen die geringsten Reichweiten der gängigen Waffen hatten. Die 8 cm Feldkanone M5, die den neuensten technischen Standards etwa entsprach, war nur in geringen Zahlen eingeführt. Sie hatte zwar eine Rückstossbremse und Rohrrückholer, dafür aber noch einen Lauf aus „Schmiedebronze“ so wie auch die etwas größere 10 cm-Kanone.

Das Heer war zwar in der Anzahl der Bataillone groß (110 Bataillone die K.u.K-Armee, die k.k. Landwehr 37 und die Honvéd 32), diese waren jedoch durchgehend unterbesetzt. Honvéd und Landwehr waren zudem entgegen ihrer Namen aktive Einheiten und konkurrierten mit der Armee um Menschen, Material und vor allem Geld, in einer derart ungünstigen Form, dass zuletzt alle drei zu kurz kamen.

Vor allem durch Einfluss des Erzherzogs Franz-Ferdinands, hegte man eine technologie- und fortschrittsfeindliche Einstellung, die sich in massierten Infanterieformationen und der Pflege des "Angriffgeistes" niederschlug. Dieses war ein Überbleibsel aus den Kriegen in Italien gegen Frankreich, als die Österreicher trotz besserer Schiessausbildung von den Franzosen im Sturm geworfen wurden. Dass 1866 gegen die Preussen diese Taktik katastrophal scheiterte, hatte man offensichtlich verdrängt.
Mit dieser Auffassung standen sie zwar nicht alleine, in Frankreich wurde dieses jedoch durch eine sehr fortschrittliche und zahlreiche Artillerie teilweise ausgeglichen.

Russland hatte seine Erfahrungen in der Mandschurei gesammelt GB in Südafrika und Andere hatten daraus gelernt. An Ö.-U. sind diese Entwicklungen jedoch spurlos vorbeigegangen. Dieses führte zu massiven Verlusten schon bei den ersten Gefechten in Galizien.
 
die Russen wollten mit ÖU einen Deal machen.
Die Österreicher haben aber nicht geliefert und die Annexion einfach einseitig durchgedrückt. Damit haben sie sich die Russen, Serben und Türken zum Feind gemacht, ohne im Grunde einen Vorteil zu haben, denn militärisch haben sie das Gebiet ja schon vorher kontrolliert und wirtschaftlich war es wertlos.
 
Russland hatte seine Erfahrungen in der Mandschurei gesammelt GB in Südafrika und Andere hatten daraus gelernt. An Ö.-U. sind diese Entwicklungen jedoch spurlos vorbeigegangen. Dieses führte zu massiven Verlusten schon bei den ersten Gefechten in Galizien.

Schreibt das Storz?

Auf die "Erfahrungen" wird häufig hingewiesen. Dagegen wurde zB der russ.-japanische Krieg sorgfältig von den Generalstäben in Europa ausgewertet, auch aufgrund von Augenzeugenberichten. Wieso also nicht in Ö-U, oder lag es eher doch an den Schlußfolgerungen bzw. waren die Abläufe überholt?
Außerdem wurde das frontale Anrennen 1914 nicht nur von Ö-U vorgenommen.
Was genau waren denn die Verlustursachen in Galizien, abgesehen von der rusisschen quantitativen Überlegenheit oder der Vorwärtsbewegung?
 
Schreibt das Storz?

Auf die "Erfahrungen" wird häufig hingewiesen. Dagegen wurde zB der russ.-japanische Krieg sorgfältig von den Generalstäben in Europa ausgewertet, auch aufgrund von Augenzeugenberichten. Wieso also nicht in Ö-U, oder lag es eher doch an den Schlußfolgerungen bzw. waren die Abläufe überholt?
Außerdem wurde das frontale Anrennen 1914 nicht nur von Ö-U vorgenommen.
Was genau waren denn die Verlustursachen in Galizien, abgesehen von der rusisschen quantitativen Überlegenheit oder der Vorwärtsbewegung?

Nicht genau so. Über den Krieg selbst schreibt er kaum etwas, da er den Zeitraum genau davor behandelt.

Er schreibt aber, dass die Änderungen in der Taktik, die auf Grund dieser Erfahrungen in anderen Ländern getroffen wurden, in Österreich auf sehr viel Kritik stießen. So fand Franz Ferdinand z.B., dass bei den Deutschen Kaisermanövern die Bataillone im Angriff sich viel zu breit entwickelten. Er legte deswegen in Ö. darauf größten Wert, dass man die Breite limitierte um dichtere Formationen zu behalten und der "Drang nach vorne in der Truppe erhalten bleibt".

Man legte so viel weniger Wert auf ein mit der Artillerie koordiniertes Vorgehen oder auf den Schutz durch eine Schützenlinie, die feuernd vorging:

" nach deutschem Urteil fehlte der Österreichischen Infanterie die "sorgfältige Schulung" für das Ringen im Angriff. Konkret war damit die fehlende Ausbildung im Feuerkampf und ein entsprechend durch schützentätigkeit abgebremstes Vorgehen gemeint"

Dass andere Länder auch zu massierte Formationen anwendeten (Teilweise sogar entgegen den eigenen Dienstvorschriften) und einen übertriebenen Vorwärtsdrang neigten, schreibt Storz auch, nur dass er bei den Ö. auf die Spitze getrieben wurde und nicht durch andere Elemente (z.B. effektive Felddartillerie, frontnah eingesetzte MGs oder eine hochwertige Infanterieausbildung) kompensiert wurde.

Bei Anderen Armeen hat man übrigens viel herumexperimentiert und die verschiedensten Schlüsse gezogen und ist auch mehrmals hin und her. So auch z.B. bei der Suche nach der korrekten Einbringung des MGs. (Mal vorne einzeln, dann hinten in Batterien, dann wieder vorne zu zweit, etc). Diese experimentelle Facette fehlte in Ö-U. aber anscheinend völlig, man plante noch nach den Erfahrungen der italienischen Kriege.
 
Zuletzt bearbeitet:
Umgekehrt wird ein Schuh draus. Gerade das schwierige Terrain kam dem Verteidiger sehr entgegen.
"Die Wahrheit ist aus tausend Dingen zu erkennen. Ein schwerer Feldzug ist es in Serbien. Die Wege sind bodenlos und die Hütten bieten den müden Soldaten nur ein erbärmliches Quartier. Ununterbrochen steigt das Gelände, sich rückwärts auftürmend, nach Serbien hinein. Es ist für den Angreifer ein beständiger Anmarsch bergauf, wo die Verteidiger demgemäß immer in höher gelegenen und rückwärts von seinen eigenen Bauern staffelweise vorbereiteten Positionen den Angreifer empfangen kann. Auch die Sonne hatten die Serben mit sich, weil man viel klarer gegen Westen, die Sonne hinter sic, sieht und schießt. Trotzdem sind die östereichisch-ungarischen Truppen, mit Elan alle Schwierigkeiten zu überwinden, vorgegangen bis nach Kragujevac.
Es wurden Bergkuppen genommen, wo serbische Gefallene Seite an Seite tausendweise hingemäht dalagen. Die Gefangenen trugen allmählich mehr und mehr nur noch zerfetzte Uniformen, zuletzt zum Teil nur ihre eigenen Bauernkleider. Sie berichteten von Kriegsmüdigkeit, Munitions- und Proviantmangel und schienen ein Bild der Erschöpfung des serbischen Heeres widerzuspiegeln. Aber durch die Ausdehnung der Front bis Belgrad hinauf entstand eine Lockerung der östereichisch-ungarischen Anmarschlinie, die die Serben zu einer letzten Tat der Verzweiflung anspornte.
Alle Kräfte, von überall her, von Mazedonien, der bulgarischen Grenze und ihrem rechten Flügel unterhalb Belgrads, das dritte Aufgebot, aus Fünfzigjährigen bestehend und neu ausgehobene Jünglinge unter zwanzig Jahren - alles wurde gegen Westen geworfen, um den rechten östereichisch-ungarischen Flügel einzudrücken.
So erfolgte die Räumung Serbiens hie und da unter schweren Rückzugskämpfen, aber ohne die schweren Verluste, von denen die Serben zu berichten wissen."
Aus dem Berliner Tageblatt vom 20. August 1914

Über den Zustand der Serbischen Armee schreibt der russische Kriegsberichterstatter Bojuwitsch im Februar 1915:
"In Seitschar trafen wir den ersten Militärzug an. Die Soldaten trugen die Uniform, die ihnen schon in zwei Kriegen gedient hatte. Die Mäntel waren zerrissen, mitunter auch mit Blutflecken bedeckt; man sah deutlich, dass die Kleider Verwundeten und Gefallenen abgenommen und wieder zur Verwendung gelangt waren. Auch ihre Hosen und Blusen waren von jammervoller Beschaffenheit; statt Lederstiefel trugen sie durchweg ihre häuslichen Bastschuhe, und nur die Offiziere hatten Stiefel. Dabei war dies ein Regiment ersten Aufgebots, dem die Uniform geliefert wird! Das zweite und dritte Aufgebot müssen sich selbst einkleiden und erhalten vom Kommando nur die Waffen.
Als ich diesem Regiment später wieder begegnete, hatten sich die Truppen 42 Tage in den Gräben aufgehalten und ihre Kleidung bestand nur noch aus Lumpen. Einige serbische Regimenter trugen östereichische Uniformen, die Toten und Schwerverwundeten abgenommen worden waren."
 
Nicht genau so. Über den Krieg selbst schreibt er kaum etwas, da er den Zeitraum genau davor behandelt.

Er schreibt aber, dass die Änderungen in der Taktik, die auf Grund dieser Erfahrungen in anderen Ländern getroffen wurden, in Österreich auf sehr viel Kritik stießen. So fand Franz Ferdinand z.B., dass bei den Deutschen Kaisermanövern die Bataillone im Angriff sich viel zu breit entwickelten. Er legte deswegen in Ö. darauf größten Wert, dass man die Breite limitierte um dichtere Formationen zu behalten und der "Drang nach vorne in der Truppe erhalten bleibt".

Man legte so viel weniger Wert auf ein mit der Artillerie koordiniertes Vorgehen oder auf den Schutz durch eine Schützenlinie, die feuernd vorging:

" nach deutschem Urteil fehlte der Österreichischen Infanterie die "sorgfältige Schulung" für das Ringen im Angriff. Konkret war damit die fehlende Ausbildung im Feuerkampf und ein entsprechend durch schützentätigkeit abgebremstes Vorgehen gemeint"

Dass andere Länder auch zu massierte Formationen anwendeten (Teilweise sogar entgegen den eigenen Dienstvorschriften) und einen übertriebenen Vorwärtsdrang neigten, schreibt Storz auch, nur dass er bei den Ö. auf die Spitze getrieben wurde und nicht durch andere Elemente (z.B. effektive Felddartillerie, frontnah eingesetzte MGs oder eine hochwertige Infanterieausbildung) kompensiert wurde.

Bei Anderen Armeen hat man übrigens viel herumexperimentiert und die verschiedensten Schlüsse gezogen und ist auch mehrmals hin und her. So auch z.B. bei der Suche nach der korrekten Einbringung des MGs. (Mal vorne einzeln, dann hinten in Batterien, dann wieder vorne zu zweit, etc). Diese experimentelle Facette fehlte in Ö-U. aber anscheinend völlig, man plante noch nach den Erfahrungen der italienischen Kriege.


Das kann man unterschreiben, dass alle kriegführenden Mächte des 1. Weltkriegs mit diesem Krieg überfordert waren und fast alle Armeen im Kriegsverlauf blutige Lektionen zu lernen hatte.

Bei Deutschen wie Franzosen war ein fataler Hang festzustellen, erobertes Gelände sofort durch Gegenangriffe zurückzuerobern, das im Grunde genommen wertlos war. Die Franzosen hätten bei Verdun oft besser daran getan, sich etwas zurückzuziehen, während die Deutschen ihre erste Kampflinie in der Sommeschlacht und in anderen Materialschlachten viel zu massiv an der Frontlinie konzentrierten.

Kavallerieoffiziere wie Douglas Haig glaubten an den Durchbruch, der an der Westfront mit der konventionellen Taktik nicht zu machen war, während sich Vorstellungen Rawlinsons, der eine "bite an hold"- Taktik empfahl, lange kaum durchsetzen konnten.

Bis 1917 aber hielten die Alliierten am Grundsatz fest: "Artillerie erobert, Infanterie besetzt", obwohl sich das Unsinnige dieser Taktik deutlich zeigte, als die Briten am 1. Juli 1916 fast 60.000 Mann Verluste, darunter fast 20.000 Tote am ersten Tag der Somme- Offensive erlitten. Diese Verluste hatten die Briten in den ersten beiden Stunden der Schlacht, und zum Vergleich erlitten die Franzosen nur 2000 Mann Verluste.

Der ganze Ypernbogen war eigentlich taktisch eine Idiotie, da die Deutschen von 1915 bis zur 3. Flandernschlacht die Höhen hielten und den Briten das Grundwasser in deren Gräben leiten konnten. Drei Jahre lang verschob sich die Front kaum, die Briten konnten von deutscher Artillerie aus drei Richtungen beschossen werden, dennoch weigerten sich britische Offiziere, diese Tatsache anzuerkennen. GB opferte den Kern seiner Friedensarmee, The Old Contemptables" auf den Schlachtfeldern Flanderns und der Picardie. Die neu eingezogenen Kitchnertruppen 1916 waren unerfahren, so dass das Oberkommando befahl, sie sollten das Niemandsland gehend und mit Marschgepäck passieren- mit den bekannten Folgen!

Die Franzosen hatten bei Verdun noch höhere Verluste, als die Deutschen, dennoch traten sie 1917 in der Doppelschlacht an der aisne und der Champagne zum Frontalangriff auf den Chemin des Dames an. Die Folgen waren enorme Verluste und als deren Ergebnis ein Militärstreik und Meutereien, die die französische Armee erschütterten.


An Patzern, Fehlentscheidungen und Debakeln zeiuchnete sich die K.K. Armee eigentlich nicht mehr oder minder aus, als die anderen kriegführenden Mächte. Viele deutschösterreichische, ungarische, aber auch bosnische Einheiten waren qualitativ gut und haben sich auch nach dem Debakel der 1. Brussilowoffensive gut geschlagen.


Die Donaumonarchie hatte allerdings einige Hypotheken:

1) Sie war ein Staat mit großen Nationalitätenproblemen und zentrifugalen Tendenzen, der bereits seit 1867 auf Basis des Notverordnungsparagraphen §14 regiert wurde.

2) Die Nationalitätenprobleme ließen sich auch in der Armee nur notdürftig kaschieren und erforderten vom Offiziers- und Unteroffizierskorps neben der rein militärischen Qualifikation ein sehr hohes Maß an Takt- und Einfühlungsvermögen.

3) Mit den wachsenden Anforderungen an die Truppe, mussten naturgemäß auch Ansprüche der slawischen Völker auf mehr Mitbestimmung und Liberalisierung laut werden.

4) Trotz relativ hoher Bevölkerungszahl war die Donaumonarchie nur schwach industrialisiert mit geringer Infrastruktur, und mit den Anforderungen eines großen europäischen Krieges gegen mehrere Großmächte war die K.K Monarchie total überfordert.


Angesichts solcher Probleme konnte sich Österreich- Ungarn allerdings solche Aderlässe noch viel weniger erlauben, als Briten, Franzosen, Deutsche und Russen. Gerade die Mängel im Verkehrs-, Nachrichten- und Sanitätswesen geboten der Donaumonarchie, sparsamer mit ihren Kräften umzugehen und sich auf eine defensivere Kriegführung einzustellen.

Gerade das aber, widersprach den Konventionen der Militärs, die einfach nicht einsehen konnten, dass im Grabenkrieg die Defensive die stärkere Form der Kriegführung geworden war.

Die Eliten sahen aber im Krieg die Flucht nach vorne, die den Ausweg aus innerpolitischen Krisen und die Stabilisierung der Verhältnisse garantieren sollte- und wenn das nicht klappte, könnte die Monarchie wenigstens glorreich zu Grunde gehen.

Der Krieg mit immer neuen Opfern zeigte deutlich auf, dass ein "weiter wursteln" wie bisher kaum Erfolg versprechen konnte und mit längerer Dauer des Krieges wurde es immer schwerer, die Massen zu motivieren, die sich durchaus zu Recht fragen durften, wofür ihnen eigentlich diese enormen Opfer abverlangt wurden.


Gemessen an diesen ungelösten Problemen, gemessen an den immer größer werdenden Anforderungen, die fast immer eine totale Überforderung waren, hat sich Österreich- Ungarn, ganz ähnlich wie das Osmanische Reich, als ein unglaublich zähes staatliches Gebilde erwiesen, und ich denke, man tut der K.K. Armee ein wenig unrecht, nur auf ihre Niederlagen zu verweisen, denn gemessen an dem, wozu die Armee mit ihrer Ausrüstung und Zusammensetzung vernünftigerweise in der Lage war, hat sie sich nicht nur relativ gut, sondern vor allem auch sehr lange geschlagen.
 
Gemessen an diesen ungelösten Problemen, gemessen an den immer größer werdenden Anforderungen, die fast immer eine totale Überforderung waren, hat sich Österreich- Ungarn, ganz ähnlich wie das Osmanische Reich, als ein unglaublich zähes staatliches Gebilde erwiesen, und ich denke, man tut der K.K. Armee ein wenig unrecht, nur auf ihre Niederlagen zu verweisen, denn gemessen an dem, wozu die Armee mit ihrer Ausrüstung und Zusammensetzung vernünftigerweise in der Lage war, hat sie sich nicht nur relativ gut, sondern vor allem auch sehr lange geschlagen.

Das kann man nur unterschreiben.
Insgesamt haben die sich sehr gut geschlagen.

Wenn ich den Militär-Experten hier noch ein Edit zufügen darf.
Die einzigen mit wirklich "modernen" Uniformen zu Beginn des Krieges, den Infanterie-Waffen des Gefechtsfeldes angepasst, waren die ÖU´s.
Die Deutschen hatten da noch die Pickelhaube und die Franzosen sind mit den berühmten "Roten Hosen" ins Maschinengewehrfeuer gelaufen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei Anderen Armeen hat man übrigens viel herumexperimentiert und die verschiedensten Schlüsse gezogen und ist auch mehrmals hin und her. So auch z.B. bei der Suche nach der korrekten Einbringung des MGs. (Mal vorne einzeln, dann hinten in Batterien, dann wieder vorne zu zweit, etc). Diese experimentelle Facette fehlte in Ö-U. aber anscheinend völlig, man plante noch nach den Erfahrungen der italienischen Kriege.

Vielen Dank!

Das sind taktische Erklärungen. Für den Verlust von einer halben Million Mann im Feldzugauftakt müßten doch aber operative Faktoren bedeutend gewesen sein.

Ich habe folgende Erklärung gelesen: die Aufmarsch war letztlich reichlich chaotisch mit wechselnden Planungen. Als absehbar wurde, dass die russische Mobilisierung schneller als berechnet vor sich gehen würde, wurden die Aufmarschräume bereits im Frühjahr 1914nach Westen verlegt. Im Aufmarsch August 1914 ließ man dann aber - hier ist das Gerangel mit der deutschen Seite nicht unbeachtlich - zT nach Ausladung verschärft nach Osten marschieren. In diese Bewegungen hinein erfolgten die Zusammenstöße, die die Ö-Ungarische Armee dann warfen.
 
In den Alpen haben die sich auch recht passabel geschlagen trotz der sehr harten Bedingungen.
Da fällt mir ein: Ist von den Behausungen, die die KuK-Armee in den im Marmolata-Gletscher gegraben hatte, heute noch irgendwas übrig?
 
Vielen Dank!

Ich habe folgende Erklärung gelesen: die Aufmarsch war letztlich reichlich chaotisch mit wechselnden Planungen. Als absehbar wurde, dass die russische Mobilisierung schneller als berechnet vor sich gehen würde, wurden die Aufmarschräume bereits im Frühjahr 1914nach Westen verlegt. Im Aufmarsch August 1914 ließ man dann aber - hier ist das Gerangel mit der deutschen Seite nicht unbeachtlich - zT nach Ausladung verschärft nach Osten marschieren. In diese Bewegungen hinein erfolgten die Zusammenstöße, die die Ö-Ungarische Armee dann warfen.

So etwas ähnliches habe ich auch gelesen...
In dem kleinen Büchlein "The Austro-Hungarian Forces in World War I (1) 1914-16" schreibt der österreichische Militärhistoriker Peter Jung: "The years before 1914 were dedicated to the intensive preparation of several contingency plans for operations against potential enemies, designated Kriegsfall R for Russia, 'B' for the Balkans, and ... Plan 'I' against Italy. Combinations of these plans ... were considered; but no 'wargames' were held to simulate the possibility of war in both the east and south-west, involving the Austro-Hungarian Empire on two separated fronts at the same time. Furthermore, although the wars of the early 20th century had been studied by the general staff, certain lessons of modern warfare - especially those demonstrated by the Boer and Russo-Japanese Wars - were either neglected or disregarded by the responsible authorities.... This, along with some confusion in the initial assembly of the troops against Serbia and Russia, led to a number of drawbacks and disasters within the first months of the war." (Jung, Peter und Darko Pavlovic: The Austro-Hungarian Forces in World War I (1) 1914-16, Osprey Publishing 2003, S. 5). Hervorhebung durch mich.
 
Zurück
Oben