K.u.K Armee unterlegen?

Vielen Dank!

Das sind taktische Erklärungen. Für den Verlust von einer halben Million Mann im Feldzugauftakt müßten doch aber operative Faktoren bedeutend gewesen sein.

Ich habe folgende Erklärung gelesen: die Aufmarsch war letztlich reichlich chaotisch mit wechselnden Planungen. Als absehbar wurde, dass die russische Mobilisierung schneller als berechnet vor sich gehen würde, wurden die Aufmarschräume bereits im Frühjahr 1914nach Westen verlegt. Im Aufmarsch August 1914 ließ man dann aber - hier ist das Gerangel mit der deutschen Seite nicht unbeachtlich - zT nach Ausladung verschärft nach Osten marschieren. In diese Bewegungen hinein erfolgten die Zusammenstöße, die die Ö-Ungarische Armee dann warfen.

Chaotische Aufmarschbedingungen und nicht geplante Zusammenstöße gab es zu Kriegsbeginn einige, teilweise auch mit hohen Verlusten verbunden, die jedoch nicht im völligen Desaster endeten.

Wenn man diese Konstellation jedoch mit schlecht ausgebildeten Truppen verbindet und Offizieren die nach veralteten Vorstellungen agierten, hat man die perfekten Zutaten für eine Katastrophe.
 
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An Patzern, Fehlentscheidungen und Debakeln zeiuchnete sich die K.K. Armee eigentlich nicht mehr oder minder aus, als die anderen kriegführenden Mächte. Viele deutschösterreichische, ungarische, aber auch bosnische Einheiten waren qualitativ gut und haben sich auch nach dem Debakel der 1. Brussilowoffensive gut geschlagen.
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Grundsätzlich gebe ich dir Recht. Ich weiss nicht mehr von wem der Spruch stammt: Die Unfähigkeit der Militärs der Entente, liess sich nur mit der Ihrer Widersacher der Mittelmächte vergleichen.

Trotzdem war ein wichtiger Faktor bei den späteren Entwicklungen, dass alle Anderen in den ersten Beiden Kriegsjahren zumindest den einen oder anderen Erfolg aufweisen konnten, nur die Österreicher nicht.
 
Das kann man nur unterschreiben.
Insgesamt haben die sich sehr gut geschlagen.

Wenn ich den Militär-Experten hier noch ein Edit zufügen darf.
Die einzigen mit wirklich "modernen" Uniformen zu Beginn des Krieges, den Infanterie-Waffen des Gefechtsfeldes angepasst, waren die ÖU´s.
Die Deutschen hatten da noch die Pickelhaube und die Franzosen sind mit den berühmten "Roten Hosen" ins Maschinengewehrfeuer gelaufen.

Die Briten gingen hatten schon durchgehend Kaki-Uniformen. Die Deutschen hatten zumindest eine komplette Feldgraue Einkleidung. Eigentlich gingen nur noch Franzosen und Belgier im Bunten Tuch ins Feld.
 
Um nochmals auf das Thema der Lehren aus der Mandschurei zu kommen: Viele Militärs haben aus diesem Krieg völlig falsche Schlüsse gezogen. In zahlreichen Texten wurde der japanische Erfolg auf deren Elan, Angriffsgeist und Todesverachtung zurückgeführt, dabei jedoch übersehen, dass nicht einmal diese einzelne drahtgesicherte MG-Stellungen einnehmen konnten.

Andere haben aus solchen Beobachtungen, so wie aus denen des Burenkrieges, bei dem komplette Einheiten nur durch gezieltes Gewehrfeuer irregulärer Truppen aufgerieben wurden, schon die richtigen Schlüsse gezogen. Man befürchtete jedoch, dass man die Moral der Truppe irreparabel beschädigen würde, wenn man sich bei der Ausbildung damit befassen würde.
 
Also doch wie die Franzosen. Na wenigstens hatten sie keine roten Hosen und roten Käppis :D
 
In den Alpen haben die sich auch recht passabel geschlagen trotz der sehr harten Bedingungen.
Da fällt mir ein: Ist von den Behausungen, die die KuK-Armee in den im Marmolata-Gletscher gegraben hatte, heute noch irgendwas übrig?


Marmolata weiß ich jetzt nicht mal.
Du kannst aber in Südtirol den Stellungen teilweise Kilometerweit folgen.

Ähnlich in den Vogesen.

Die touristische Aufarbeitung:rofl:ist in beiden Fällen gewährleistet:devil:
 
Wie sollte aber Pasic stürzen, weil die Österreicher die Attentäter erwischen? Das hätte ihm doch eher Rückhalt in der Bevölkerung gegeben, für seinen Einsatz gegen den Erzfeind Österreich.

Ich glaube kaum, dass es Einsatz gegen Österreich gewesen wäre die jungen Burschen zu verraten.
Princip und Co waren alle unter zwanzig und praktisch märtyrergleich.

Was anders gewendet heißt, dass Pasic keine Kontrolle über den serbischen Geheimdienst besaß, von der Schwarzen Hand ganz zu schweigen.

Japp.
Der eigentliche Mann dahinter:
Dragutin Dimitrijević – Wikipedia

Die serbischen Zugeständnisse auf das österreichische Ultimatum waren also de facto völlig wertlos.

Das würde ich weniger behaupten, immerhin wurde Apis und seine Mitstreiter von serbischer Seite 1917 gerichtet.
Die absolute Macht hatte er nicht, wie du das andeutest.
Er hat ja auch gegen den König opponiert.
Pasic hat sehr wohl über diplomatische Kanäle durchblicken lassen, dass der Kaiser nicht am Vidovdan nach Sarajevo kommen sollte, das hat man aber nicht ernst genommen.
 
Was auch noch zu erwähnen ist, ÖU hat sehr frühzeitig, ab 1905 die Artillerie auf "Kraft-Zug" umgestellt.
An die Austro-Daimler benzinelektrischen-Protzen sei erinnert. Porsches erster Genie-Streich.

Für die gebirgigen "eisenbahnarmen" Gegenden des Balkan hat die ÖU-Armee auch ein sehr modernes Transport-System in Form der "Landwehr-Züge" entwickelt, ebenfalls auf Benzin-elektrischer Basis. Ideengeber war der ÖU Major Landwehr, daher der Name.

Es gab durchaus "Highligths".
Aber die Serben, die Russen, die Italiener, die Rumänen, die Griechen.
Auch da wurde eben die "Bett-Decke" zu kurz, und dann gibt es kalte Füße.:S
 
Zwar ist es historisch ein wenig wichtig allerdings wäre zu erwähnen das Pasic aber auch Dragutinovic keine ethnischen Serben waren sondern Cincaren. Das serbisch cincarische Verhältniss war alles andere als gut in früheren Jahrhunderten, dann führen mehr oder weniger diese Leute die serbische Nationale Politik.

Pasics schlechtes serbisch war legendär. In schlechter aussprache schlug er sogar Tito und das will was heißen.
 
Das kann man unterschreiben, dass alle kriegführenden Mächte des 1. Weltkriegs mit diesem Krieg überfordert waren und fast alle Armeen im Kriegsverlauf blutige Lektionen zu lernen hatte.
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An Patzern, Fehlentscheidungen und Debakeln zeiuchnete sich die K.K. Armee eigentlich nicht mehr oder minder aus, als die anderen kriegführenden Mächte. Viele deutschösterreichische, ungarische, aber auch bosnische Einheiten waren qualitativ gut und haben sich auch nach dem Debakel der 1. Brussilowoffensive gut geschlagen.
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Die Donaumonarchie hatte allerdings einige Hypotheken:
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Gemessen an diesen ungelösten Problemen, gemessen an den immer größer werdenden Anforderungen, die fast immer eine totale Überforderung waren, hat sich Österreich- Ungarn, ganz ähnlich wie das Osmanische Reich, als ein unglaublich zähes staatliches Gebilde erwiesen, und ich denke, man tut der K.K. Armee ein wenig unrecht, nur auf ihre Niederlagen zu verweisen, denn gemessen an dem, wozu die Armee mit ihrer Ausrüstung und Zusammensetzung vernünftigerweise in der Lage war, hat sie sich nicht nur relativ gut, sondern vor allem auch sehr lange geschlagen.
Ganz hervorragender Beitrag, volle Zustimmung!

(Habe leider keine Bewertung mehr frei ...)
 
Beim ersten, auch gescheiterten Angriff "allgemeine Richtung Morawa" war die 2. Armee auch noch vor Ort.

Dazu noch ein Nachtrag, basierend auf "Österreich-Ungarns letzter Krieg", Band 1.

Tatsächlich wurde die 2. Armee im Rahmen der Mobilisierung der serbischen Front zugeteilt. Diese Transportbewegungen eines Teils der Armee waren bereits im Gange, als umdisponiert wurde. Die nicht verladenen Teile (etwa 50%) gingen direkt an die russische Front; die bereits unterwegs befindlichen Teile wurden aufgrund der Fahrpläne nicht umdirigiert, sondern verblieben weiter auf dem südlichen Kriegsschauplatz.

Ende August 1914 versammelte sich die 2. Armee, zT noch aufgefüllt wegen der fehlenden Verbände) auf dem russischen Kriegsschauplatz.

Zu dem Verlauf der Operationen - die großen öster.-ungarischen Verluste in der chlacht wurden oben angesprochen - gibt es folgende Beschreibung:
Schlacht von Lemberg – Wikipedia
Falsch ist dort mE die Angabe, dass Teile der 2. Armee vom Balkan eintrafen. Es handelt sich um die nicht abgefahrenen Teile der B-Staffel der 2. Armee.

Der Wiki-Artikel gibt eine schlüssige Aufklärung über die operativen Hintergründe für die Verluste der k.u.k.-Armee in den ersten Kriegsmonaten.
 
Die K.u.k Armee war 1914 keineswegs "desolat." Die Bewaffnung war genauso modern wie die der anderen Großmächte, sie stellte der deutschen Armee sogar die Skoda-Mörser zur Verfügung um die Lütticher Forts zu knacken. Zahlenmässig war sie auch nicht schwach, der Ausbildungsstandard wird aber sehr unterschiedlich gewesen sein und mit der Kampfmoral eines Teils der Truppen stand es auch nicht so gut, (wenn dieses sich jedoch eher mit der Zeit bemerkbar machte).

Die Probleme lagen eher in den Spannungen in der Gesellschaft Österreich Ungarns, so wie in der fehlenden Industriellen und Wirtschaftlichen Grundlage. Die Verluste die in der Anfangsphase des Krieges anfielen konnten weder personell noch materiell ausreichend ersetzt werden. Während andere Kriegsteilnehmer wie z.B. Russland erst einmal "hochfahren" mussten um ihr Potential auszuschöpfen, wurde Ö-U immer schwächer. Ab einem bestimmten Moment (im meine 1916) konnten sie nicht mehr ohne deutsche Kooperation offensiv werden.

Der Kommandant der Festung Przemysl gebot unter anderem über 1000 Geschütze, davon war aber ein Drittel Kanonen des Musters 1861.
 
ÖU hatte gegen Serbien 3 Armeen aufmarschieren lassen, musste aber kurzfristig eine nach Galizien verlegen.

Das waren 2., 5. und 6. Armee. Die 2.Armee hatte strikten Befehl nicht übe die Donau zu gehen, da sie am 18.August nach Galizien verlegt werden sollte.

Die ursprünglichen Planungens sahen vor, das jeweils eine Armee aus Bosnien und Herzegowina und von Norden aus mit einer weiteren Armee gegen Serbien und Montenegro vorgegangen werden sollte.

Die Lage wurde nach Abgang der 2.Armee für Potiorek nicht eben leichter, denn er hatte immerhin 900 Kilometer Front zu decken.

Rauchensteiner, Österreich-Ungarn und der Erste Weltkrieg
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Kommandant der Festung Przemysl gebot unter anderem über 1000 Geschütze, davon war aber ein Drittel Kanonen des Musters 1861.
Das war aber immerhin schon ein gezogener 12 cm Hinterlader. Ähnliche Stücke dürften auch bei anderen Kriegsteilnehmern noch in beachtlichen Mengen vor allem in Festungsdienst benutzt worden sein.
Daneben gab es Artillerie, die nur wenig moderner war wie z.B. die Französischen Kanonen System Bange oder einige britische schwere Kanonen auch noch ohne hidraulische Rohrrückholer. Die Franzosen haben sogar Mörser aus Napoleonischen Zeiten hervor geholt und verwendet. Richtig durchmodernisiert war zu Kriegsbeginn eigentlich nur die Feldartillerie der Hauptteilnehmer.
 
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