Affirmative Kunst

iamNex

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Affirmative Kunst - auch Kunst oder nur Propagandamaschinerie?

Unter Affirmativer Kunst versteht man Kunst, die die derzeitige Regierung zu unterstützen bzw. zu loben versucht.
Die Kunst/Kultur lässt von ihrem sonst sooft kritisierendem Charakter ab, und stellt sich vollends in die Dienste der Regierung.
Im 3. Reich beispielsweise durften im Grunde nur affirmative Künstler (z.B. Elk Eber) schaffen, diese mussten sich an die Richtlinien der Kunstvorstellungen der NSDAP halten, und lobten den NS in ihrer Kunst.
Heißt das dann Kunst mit Grenzen? Dabei hat Kunst doch sonst keine Grenzen!

Aber kann man das ganze eigentlich noch als Kunst bezeichnen? Ist Kunst zur bloßen Unterstützung eines Machtapparats noch Kunst? Oder nur Propaganda und Herrschatsinstrument?
Gerade die affirmative Kunst in den totalitären Staaten interessiert mich.
Da gab es ja gravierende Unterschiede beispielsweise zwischen Nazi-Dtl. und Mussolini-Italien; in letzerem wurde die moderne Kunst beispielsweise nicht verboten.

Und gibt es generelle Unterschiede zwischen den faschistischen Dikaturen und den kommunistischen Staaten des 20. Jahrhunderts?

Affirmative Kunst - auch Kunst oder nur Propagandamaschinerie?

Unter diesem Motto würde ich gerne eine Diksussion starten, welche sich vor allem auf historische Beispiele beziehen sollte. ;)

Cheers, Nex
 
Muss ich mal was fragen.

Wer denkt sich solche Wörter aus?
Auf "Affirmativ" muss man erst mal kommen.

Das Wort alleine ist ja schon Kunst.
 
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Die alten Römer. Affirmatīvus von affirmare, 'bestätigen'.

Aha, also eine bestätigende Kunst.
Wer bestätigt das?
Oder wer ist dazu prädestiniert?

Male ich zB einen Baum. Für mich ist es nur ein Baum. Stelle ich das Kunstwerk aus, bemühen sich viele Leute etwas hineinzuinterpretieren. Dabei ist es nur ein Baum.
 
Zuletzt bearbeitet:
Affirmative Kunst ist Kunst, welche die herrschende Ideologie bestätigt. Man denke nur mal an die Heldendenkmäler der Nazis, oder die Arbeiter- und Bauerndenkmäler der Sowjetunion und ihrer Satellitenstaaten. Schau doch noch mal in den Thread "Antisemitische Kinderbücher vom Stürmer-Verlag" von Arne.
 
Affirmative Kunst ist Kunst, welche die herrschende Ideologie bestätigt. Man denke nur mal an die Heldendenkmäler der Nazis, oder die Arbeiter- und Bauerndenkmäler der Sowjetunion und ihrer Satellitenstaaten. Schau doch noch mal in den Thread "Antisemitische Kinderbücher vom Stürmer-Verlag" von Arne.

Also eine "aufgezwungene Kunst"
Ich fange an zu begreifen.
 
Oder einfach wie im opening post erklärt, eine "Kunst" die die bestehende Regierung lobt...beispielweise Elk Eber im 3. Reich (Gemälde über die SA, etc..)

Kann man das nun Kunst nennen oder nicht?
 
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Nein, angepasste Kunst.
 

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Die "affirmativen" Künstler waren ja meist keine untalentierten Leute - aber vllt. oft nicht gut genug um unter "normalen" Umständen groß rauszukommen.
Deshalb, denke ich mal, haben viele dann in den totalitären Regimen ihre Chance gesehen sich ganz groß in Szene zu setzen und gleichzeitig ungeliebte Rivalen auszustechen, die nicht so regimekonform waren.
 
Ein Michel Angelo hat sich nicht mal vom Papst reinreden lassen.
Gucke ich mir heute den Willi Brand Kopf im Bundestag an, denke ich, was hat der denn verbrochen?
Ist das Kunst?
 
Ein Michel Angelo hat sich nicht mal vom Papst reinreden lassen.
Gucke ich mir heute den Willi Brand Kopf im Bundestag an, denke ich, was hat der denn verbrochen?
Ist das Kunst?

Falsch, die Bronzestatue von Willi Brandt steht nicht im Bundestag, sondern in der SPD Parteizentrale, dem Willi Brandt Haus, in Berlin.

Sorry Flo :winke:
 
Manche verpönte Protagonisten der Nazikunst haben schon wieder eigene Ausstellungen. So vor etwa 2 Jahren in Schwerin...
Arno Breker – Wikipedia

Ja, das sind auch nur Menschen.
Wer in der DDR einen Bauer mit Mähdrescher gemalt hat, verdiente Geld.
Auch ein Künstler muss ja leben.
Da male ich eben, was verlangt wird.
Manchmal waren auch versteckte Unmutsbezeugungen drin. Hat aber keiner dieser alten Greise bemerkt.
 
Auch ein Künstler muss ja leben.
Da male ich eben, was verlangt wird.
Wie funktioniert denn der heutige Kunstmarkt ? Da treffen sich die einflussreichsten Kunsthändler und beschließen, was (und wer) der aktuelle Trend sein soll. Dann wird das beworben und von Leute gekauft, die hoffen, dass es in ein paar Jahren mehr wert ist. Funktioniert auch, weil die Werke eben durch die hohe Nachfrage tatsächlich mehr wert werden.

Kunst soll ja gerade die Gesellschaft wiederspiegeln, das hat die stalinistschen Kunst doch tatsächlich gemacht. Und die heutige - s. o. - auch.
 
"Dessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe".

Das ist doch so alt wie die Kunst selbst. Schon zu Homers Zeiten wird ein fahrender Sänger die Rolle eines Vorfahren des Mäzens im Trojanischen Krieg, je nachdem an welchem Fürstenhof er gerade weilte, kräftig aufpoliert haben. Und dann die ganze Porträtmalerei seit der Renaissance, die meisten Bilder dürften im Vergleich zu den Dargestellten sehr schmeichelhaft sein. Bei der patriotischen Schlachtenmalerei im 19. Jahrhundert, früher in jedem Schulbuch abgedruckt,scheint das Künstlerhonorar sich eher an der Zahl der "erlegten" Feinde auf dem Bild als an der Realität orientiert zu haben.
Man könnte die Liste solcher Beispiele endlos fortsetzen. Kunst war und ist immer dargestellter politischer Wille der Mächtigen und des Mainstream. Wer sich nicht an diese Regel hielt, endete wie Spitzwegs "Armer Poet" oder gar auf dem Schafott.
 
Wie funktioniert denn der heutige Kunstmarkt ? Da treffen sich die einflussreichsten Kunsthändler und beschließen, was (und wer) der aktuelle Trend sein soll. Dann wird das beworben und von Leute gekauft, die hoffen, dass es in ein paar Jahren mehr wert ist. Funktioniert auch, weil die Werke eben durch die hohe Nachfrage tatsächlich mehr wert werden.

Kunst soll ja gerade die Gesellschaft wiederspiegeln, das hat die stalinistschen Kunst doch tatsächlich gemacht. Und die heutige - s. o. - auch.
Wenn es so doch so einfach wäre. Der Kunstmarkt ist ein höchst komplexes System in das verschiedenste Faktoren zusammenspielen.
Galeristen, Kuratoren, Kritiker, Kunden und heute von UNBEDINGTER Bedeutung, die Generation Web 2.0 (sorry, mir fällt keine bessere Bezeichnung dazu ein).

Natürlich haben Leute von der Greenberg-Gallery, Krinzinger oder Anton Kern großen Einfluss, aber eine jährliche Konferenz der Galeristen gibts natürlich nicht. Der Erfolg eines Künstlers ergibt sich durch Präsenz im kommerziellen und nichtkommerziellen Bereichen, dh. seine Werke müssen sowohl Galeristen (die verkaufen wollen) wie auch Museumskuratoren (die mit innovativen Ausstellungen Kritiker wie Publikum in ihre Ausstellungshäuser ziehen wollen). Man braucht aber beides, dh. wenn man sich Künstlerbiographien oder auch nur deren Websites ansieht, wird auf diese Ausstellungen verwiesen. Der Sprung aber in den Galeriebereich ist unumgänglich, denn hier wird erstmals der "Wert" der Kunst festgesetzt. Dh. mittels eines Preis versucht, das Werk zu verkaufen. Ein reines Pushen in Myspace reicht daher nicht, es hilft höchstens Aufmerksamkeit zu heischen.

Dann spielen natürlich die Teilnahme an Festivals, z.B. als "Artist in Residence", Würdigungspreise oder Ankäufe der öffentlichen Hand eine Rolle. Wie auch immer, über das Funktionieren des Kunstmarkts wurden schon ganze Bibliotheken geschrieben.


Um zur Ausgangsfrage der affirmativen Kunst zurückzukehren möchte ich nur hinzufügen dass diese nur auf bereits arrivierte (und in fast allen Fällen) alte Künstler zurückgreift und keine jungen Genies entdeckt.
 
Später mehr dazu, aber als Anregung zur Diskussion "Kunst-oder nicht" passt diese Seite ganz gut. Interessant z.B. dass Picasso, der wie er sagte den "Spieltrieb" seiner Fans befriedigte, sich in diesem Zeitraum (Kubismus) nicht als Künstler betrachten möchte und auch z.B. Schiller's Statements kann man nicht von der Hand weisen.
Was ist Kunst?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist Kunst zur bloßen Unterstützung eines Machtapparats noch Kunst? Oder nur Propaganda und Herrschatsinstrument?​


Gerade die affirmative Kunst in den totalitären Staaten interessiert mich.





Grundsätzlich denke ich, ist auch das Kunst.

Wobei ich eben auch an nicht totalitäre Regime denke.
Da hätte ich aber gern von Dir erstmal ein Machtwort, ob Du nur affirmative Kunst totalitärer Regime oder allgemein solche Kunst diskutieren möchtest.

Bei der patriotischen Schlachtenmalerei im 19. Jahrhundert, früher in jedem Schulbuch abgedruckt,scheint das Künstlerhonorar sich eher an der Zahl der "erlegten" Feinde auf dem Bild als an der Realität orientiert zu haben.
Zur Prokopfmalerei habe ich auch mal was gelesen. Nur wo war das.:grübel:


Eines der schrecklichsten Ereignisse mit Kunst hatte ich mal mit diesem Bild von Ingres, das Napoleon als Glucke oder kackend auf seinem Thron zeigt:
File:Ingres, Napoleon on his Imperial throne.jpg - Wikipedia, the free encyclopedia
Wobei man sich fragen kann, ob das nun Propaganda oder eher Antiwerbung für den Kaiser ist.=)
 
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