Es ist leider so, dass man in Deutschland oft das Bild erhält, die IRA wäre eine katholische Organisation. Diese Einschätzung schlägt aber fehl. Sie wird zwar dadurch gestützt, dass es immer wieder einige fehlgeleitete CSU-Anhänger gibt, die in der IRA eine Verteidigerin ihrer Konfession erkennen wollen, was aber völliger Unsinn ist. Auch die sehr unzureichende, meist regelrecht lächerliche Medienberichterstattung ist hier ein entscheidender Faktor.
Um darauf einzugehen, muss ich einen kurzen Abriss über die Geschichte dieser Organisation liefern und erwähnen, dass der irische Republikanismus keinesfalls katholisch im engeren Sinne ist. Im Gegenteil, einige Vorkämpfer des irischen Befreiungsgedankens im 19. Jahrhundert, wie z.B. der als Volksheld verehrte Wolfe Tones, waren gläubige Protestanten. Tatsächlich spielten religiöse Elemente zwar in der Propaganda der zumeist protestantischen Loyalisten eine Rolle, bei irisch-republikanischen Organisationen jedoch traditionell nicht. Es ist einfach so, dass die meisten Iren Katholiken sind und sich die Taufe dort als eine Art Alltagsbrauch eingebürgert hat. Damit kann man keinesfalls eine höhere Religiösität, Konservatismus oder generellen Bibelfundamentalismus verbinden, wie es hierzulande gern aufgefasst wird. Im Gegenteil werden so gut wie alle republikanischen Organisationen eher der politischen Linken zugerechnet.
Die IRA entstand auch als Vereinigung der Kämpfer, der dezidiert marxistischen Irish Citizen Army (ICA) und den bürgerlich-befreiungsnationalistischen Irish Volunteers, beim Osteraufstand von 1916. James Connolly, Gründer der ICA und berühmtester irischer, revolutionärer Marxist(Connollys Interpretation des Marxismus war zu einem erheblichen Teil von den Ideen Daniel DeLeons geprägt) war der militärische Leiter dieses Aufstandes, trotz dessen, dass die Irish Volunteers den ungleich größeren Teil der Gruppe stellten. Die marxistischen Traditionen der IRA lassen sich also bereits bis 1916 zurückverfolgen und setzen sich durch mehrere Splittergruppen bis heute fort.
Wie Hurvinek ja schon richtig sagte, gibt es seit 1967 nur noch Splittergruppen der IRA, die sich damals in die Official IRA (dezidiert marxistischer Flügel) und die Provisional IRA (Flügel aus eher befreiungsnationalistisch orientierten Aktivisten, die erst einige Jahre später wieder zu einem linkeren Kurs zurückfinden sollten.
Die erste erhebliche Spaltung fand jedoch bereits 1921 durch den Anglo-Irischen Vertrag statt, der zum Irischen Bürgerkrieg führte.
Heute existieren neben der PIRA, noch die Continuity IRA, die Real IRA und die Irish National Liberation Army, die jeweils auch mit einer politischen Partei zusammenarbeiten.
Man sieht also, die Frage des Katholizismus ist und war bei der IRA und ihren Nachfolgeorganisationen niemals relevant. In der Tat bestanden Kontakte, vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, besonders zu anderen antiimperialistisch-orientierten Befreiungsbewegungen, wie in Palästina, dem Baskenland oder Katalonien bzw. zu paramilitärischen Organisationen in West- und Südeuropa, wie der Roten Armee Fraktion in Deutschland oder den Roten Brigaden in Italien.
Eine erhebliche Finanzierung erhielten die verschiedenen IRA Gruppen auch von ihren Unterstützerorganisationen in den USA, die dort vor allem von ausgewanderten Iren oder von Menschen mit irischer Abstammung gebildet worden. Bekannteste dieser Organisationen ist die Irish Northern Aid.