Barock - ABERGLAUBE

tiedoubleu

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HILFEEEE!!!! Wir müssen in dem Fach Deutsch ein Referat über das Thema Aberglaube im Barock halten, aber leider haben wir absolut keine Ahnung und finden nichts im Internet. Kann uns irgendjemand helfen??? Bitteeeee! Vielen Dank im Voraus.


Ich schreibs hier im Mittelalter rein, weil ich keine Ahnung habe, wo ichs reinstecken soll....
 
Ich schreibs hier im Mittelalter rein, weil ich keine Ahnung habe, wo ichs reinstecken soll....


Vielleicht da, wo es hingehört, in die Neuzeit? Ich hab es mal verschoben...



HILFEEEE!!!! Wir müssen in dem Fach Deutsch ein Referat über das Thema Aberglaube im Barock halten, aber leider haben wir absolut keine Ahnung und finden nichts im Internet. Kann uns irgendjemand helfen??? Bitteeeee! Vielen Dank im Voraus.

Es gibt zwei Möglichkeiten, was der Lehrer gemeint haben könnte:

1. Das zu beleuchten, was aus heutiger Sicht gemeinhin als Aberglaube abgetan wird. Das halte ich für anachronistisch und höchst bedenklich.

2. Das zu beleuchten, was in der damaligen Zeit als Aberglaube abgetan wurde. Dazu ist es notwendig, sich in das Glaubensgebäude der Zeit einzuarbeiten, was einen Schüler schwer überfordert. Das wäre eher Thema für eine Abschlussarbeit eines Geschichtsstudenten oder gar für eine Dissertation.



Es bildet sich immer wieder ein Kloß bei mir im Hals, wenn so leichtfertig mit Begriffen wie Aberglaube umgegangen wird, ohne dazuzusagen, was gemeint ist. Die Abwertung als Aberglaube wird dem Empfinden der Menschen nicht gerecht und kann in Einzelfällen als zutiefst verletzend angesehen werden. Man mein mit objektiven Begriffen operieren zu können auf Feldern, die eine stark subjektive Komponente haben.
 
Vielleicht hilft auch folgende Arbeit/Besprechung zum Simplicissimus weiter GRIN - Hexenwahn und Teufelsglaube im Simplicissimus Teutsch - HauptseminararbeitÂ*

Die Arbeit ist kostenpflichtig und ich würde sie deshalb nicht als Empfehlung geben. Außerdem ist das der Gliederung nach zu schwere Kost für den Themenstarter, der ja nicht mal das Zeitalter des Barock in die Neuzeit einordnen konnte.

Aber ist denn Teufelsglaube und Hexenwahn Aberglaube? Da wären wir dabei, das zu beleuchten, was für uns Menschen des 21. Jahrhunderts als Aberglaube gelten würde. Solchen Lehrern könnte ich die Ohren lang ziehen... :haue:
 
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Es gibt zwei Möglichkeiten, was der Lehrer gemeint haben könnte:

1. Das zu beleuchten, was aus heutiger Sicht gemeinhin als Aberglaube abgetan wird. Das halte ich für anachronistisch und höchst bedenklich.

2. Das zu beleuchten, was in der damaligen Zeit als Aberglaube abgetan wurde. Dazu ist es notwendig, sich in das Glaubensgebäude der Zeit einzuarbeiten, was einen Schüler schwer überfordert. Das wäre eher Thema für eine Abschlussarbeit eines Geschichtsstudenten oder gar für eine Dissertation.
Zu
2.:
Kommt drauf an, wie umfangreich und tiefschürfend das Ganze sein soll. Man könnte ja bestimmte Aufklärer oder Protoaufklärer hernehmen und schauen gegen welchen Aberglauben sie sich insbesondere wendeten.

Mit dem Aberglauben ist es meines Erachtens wie mit der Vernunft. Die aufklärerische Forderung sich seiner Vernunft zu bedienen, suggerierte mir als Schüler, dass die Aufklärer davon ausgingen, dass sich die Menschen vor der Aufklärung wohl nicht ihrer Vernunft bedient hätten. Durch die Vereinfachung, bedingt wohl durch den Mangel an Schulstunden etc., kommt man natürlich zu einem ganz platten philosophischen Bild.
Stollberg-Rilinger betont in ihrem Buch zur europäischen Aufklärung, dass die Menschen vor der Aufklärung natürlich auch aus einer gewissen Vernunft, aber eben aus einer anderen, gehandelt hatten.
Vielleicht passt in diese Vernunft auch der "Aberglaube".:fs:
 
Hallo,

Hier noch ein paar Links:

Das neue Lexikon des Aberglaubens
http://www.uni-due.de/imperia/md/content/perspicuitas/rez_aberglaube.pdf
HAGZISSA - Das Lexikon des Aberglauben und der alten Riten
Aberglaube - Lärm: Glocken schaden der Gesundheit und Kirchenglocken schaden dem Tourismus
Online-Lexikon, Aberglauben - Mystik

Uebrigens: der Aberglaube hat sich im Verlauf der Zeit nicht gross gewandelt. Erst mit der Wissenschaftlichkeit der Neuzeit, wo man sich die Phänomene erklären konnte sowie der Einführung der allgemeinen Schulpflicht ging es dem Aberglauben "an den Kragen", wobei er wohl nie gänzlich ausgerottet wird.
 
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Zu
2.:
Kommt drauf an, wie umfangreich und tiefschürfend das Ganze sein soll. Man könnte ja bestimmte Aufklärer oder Protoaufklärer hernehmen und schauen gegen welchen Aberglauben sie sich insbesondere wendeten.


Ja, da ist eine solide Herangehensweise. Ich hoffe, dass der Themenstarter das so hinbekommt. Meine Vermutung ist aber eher, dass der Lehrer etwas in die Richtung erwartet: "Im Barock gab es Hexenverbrennungen, schlimm, schlimm..."; "Huch, und gependelt wurde dort auch. Und hast Du nicht gesehen? Die okkulten Praktiken am französischen Hof."; "Reliquienkult, wie konnten die nur?"; "Schwachsinn, dieses Tragen von Amuletten etc. pp." Sollte ich mich irren, wäre mir das eine Freude.


Mit dem Aberglauben ist es meines Erachtens wie mit der Vernunft. Die aufklärerische Forderung sich seiner Vernunft zu bedienen, suggerierte mir als Schüler, dass die Aufklärer davon ausgingen, dass sich die Menschen vor der Aufklärung wohl nicht ihrer Vernunft bedient hätten. Durch die Vereinfachung, bedingt wohl durch den Mangel an Schulstunden etc., kommt man natürlich zu einem ganz platten philosophischen Bild.
Stollberg-Rilinger betont in ihrem Buch zur europäischen Aufklärung, dass die Menschen vor der Aufklärung natürlich auch aus einer gewissen Vernunft, aber eben aus einer anderen, gehandelt hatten.
Vielleicht passt in diese Vernunft auch der "Aberglaube".

Ein qualitativer Unterschied der voraufklärerischen Vernunft und der heutigen ist sehr schwammig und für mich persönlich in fast allen ständig und immer wieder gebrachten Punkten nicht nachzuvollziehen. Das Metaphysische ist vor und nach der Aufklärung vorhanden; holprige (aber durchaus teilweise ganz beeindruckende) "Abstrahierversuche" treffen den Punkt der "Mysterien" nicht. Eine Reduktion auf das Empirische gab es zuvor auch schon. Es wird nichts aus der Vernunft geboren, was nicht schon zuvor drin war. Die Vernunft wurde schlichtweg besser vermarktet - nicht mehr und nicht weniger. -> meine vorläufige Arbeitshypothese.

Entschuldige bitte, Brissotin, ich verstehe Deinen Punkt sehr gut. :winke: Aber es ist nunmal auch ein Thema, wo ich selbst noch schwer nach Antworten suche und das mich innerlich hart tangiert, dass mir die vielen Patentlösungen, die dennoch zu nichts führen, beinahe emotionalen Schmerz bereiten.
 
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Aber ist denn Teufelsglaube und Hexenwahn Aberglaube? Da wären wir dabei, das zu beleuchten, was für uns Menschen des 21. Jahrhunderts als Aberglaube gelten würde. Solchen Lehrern könnte ich die Ohren lang ziehen...
Es ist freilich eine Interpretation der Kritik der Aufklärer.

Zumindest bei Voltaire hätte ich gemeint, ich kann mich täuschen, dass er Teufelsglaube und Aberglaube (wie soll ich sagen?) vergleicht.

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Ja, da ist eine solide Herangehensweise. Ich hoffe, dass der Themenstarter das so hinbekommt. Meine Vermutung ist aber eher, dass der Lehrer etwas in die Richtung erwartet: "Im Barock gab es Hexenverbrennungen, schlimm, schlimm..."; "Huch, und gependelt wurde dort auch. Und hast Du nicht gesehen? Die okkulten Praktiken am französischen Hof."; "Reliquienkult, wie konnten die nur?"; "Schwachsinn, dieses Tragen von Amuletten etc. pp." Sollte ich mich irren, wäre mir das eine Freude.



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Ein qualitativer Unterschied der voraufklärerischen Vernunft und der heutigen ist sehr schwammig und für mich persönlich in fast allen ständig und immer wieder gebrachten Punkten nicht nachzuvollziehen.
1.
Ich fände es schon in Ordnung, wenn die Schüler einfach zusammentragen, was SIE für Aberglauben in dieser Zeit HALTEN.
Dann könnte man ja damit vergleichen, ob es ähnliche Praktiken HEUTE noch gibt und ob diese verbeitet sind.

2.
Ich habe es nur so geschrieben wie ich Barbara Stollberg-Rilinger verstanden habe.:red:
Das Buch selbst habe ich leider momentan einer Wissbegierigen :)yes:) verliehen und kann die Passage nicht nochmal nachschlagen. Dass die ganze Betrachtung der Vernunft vor dem aufklärerischen Kontext eine sehr schwierige ist, kam dabei jedenfalls schon zur Geltung.

Ich würde sogar sagen, dass Frau Stollberg-Rilinger nicht zuletzt durch ihre Beschäftigung mit Ritualen (v.a. des HRR) sogar in der Thematik eine ausgesprochene Kennerin ist.
(Wobei ich jetzt nicht das Thema ansprechen will, ob nun der Glaube an eine Heiligkeit oder Wirkung der Reichskleinodien wiederum was mit Aberglaube zu tun hätte. :nono:)
 
Zumindest bei Voltaire hätte ich gemeint, ich kann mich täuschen, dass er Teufelsglaube und Aberglaube (wie soll ich sagen?) vergleicht.

Ich habe zwar von Voltaire nur den Candide da und finde wahrscheinlich keine Zeit, darin nach Indizien zu suchen, aber ich glaube das so, wie es dasteht. Der alte ironische Schelm, der... ;)


1.
Ich fände es schon in Ordnung, wenn die Schüler einfach zusammentragen, was SIE für Aberglauben in dieser Zeit HALTEN.
Dann könnte man ja damit vergleichen, ob es ähnliche Praktiken HEUTE noch gibt und ob diese verbeitet sind.

Wir werden sehen, was dabei rauskommt. Vielleicht ist der Themenstarter ja so lieb und verschwindet nach dem Referat nicht auf Nimmerwiedersehen, sondern gibt noch kurzes Feedback.


2.
Ich habe es nur so geschrieben wie ich Barbara Stollberg-Rilinger verstanden habe.
Das Buch selbst habe ich leider momentan einer Wissbegierigen () verliehen und kann die Passage nicht nochmal nachschlagen. Dass die ganze Betrachtung der Vernunft vor dem aufklärerischen Kontext eine sehr schwierige ist, kam dabei jedenfalls schon zur Geltung.

Ich würde sogar sagen, dass Frau Stollberg-Rilinger nicht zuletzt durch ihre Beschäftigung mit Ritualen (v.a. des HRR) sogar in der Thematik eine ausgesprochene Kennerin ist.

Es war auch gar nicht als Vorwurf gedacht. Stollberg-Rillinger vertritt einfach die Meinung, die in der Forschung seit Jahrhunderten gang und gäbe ist. Hehe, ich muss jetzt an Faust denken: "Die Worte hör ich wohl; allein mir fehlt der Glaube." Ich schrieb ja, dass es etwas ist, wo ich persönlich umgetrieben bin und je weiter ich mich eindenke, desto verzweifelter werde ich, weil ich in Richtungen komme, die einfach wegführen von dem, was breiter Konsens zu sein scheint. Daher auch die Betroffenheit und die teilweise Wut! Aber bevor ich jetzt pathetisch werde, beenden wir das.

Die Kompetenz von Frau Stollberg-Rillinger möchte ich jedoch an dieser Stelle unterstreichen. Wir sollten froh sein, dass wir Historiker wie sie haben.

(Wobei ich jetzt nicht das Thema ansprechen will, ob nun der Glaube an eine Heiligkeit oder Wirkung der Reichskleinodien wiederum was mit Aberglaube zu tun hätte. )

...und wieder ist es die Problematik des Begriffs Aberglauben, mit dem es steht und fällt.
 
Es war auch gar nicht als Vorwurf gedacht. Stollberg-Rillinger vertritt einfach die Meinung, die in der Forschung seit Jahrhunderten gang und gäbe ist.
Contraire.

Mir kommt es eher so vor, als wolle sie mit einer sehr viel platteren Ansicht aufräumen, welche vielleicht selbst die Forschung vertreten haben mag:

Aufklärung = Erleuchtung + Vernunft
Zeit davor = Düsternis, Feudalismus, Dummheit, Gegenteil von Vernunft

:winke:
 
Die Kompetenz von Frau Stollberg-Rillinger möchte ich jedoch an dieser Stelle unterstreichen. Wir sollten froh sein, dass wir Historiker wie sie haben.
Da bin ich absolut Deiner Meinung.
Wobei zu meinem Eindruck von ihr am prägensten die Talkrunde nach Knopps "Die Deutschen" beigetragen hat. Nun ist sie ja Professorin, wendet sich aber dennoch mit ihren gutund leicht lesbaren Büchern eben auch an einen größeren Interessiertenkreis.

Wobei mir aufgefallen ist, dass sie dennoch nicht hier genannt wurde: http://www.geschichtsforum.de/f72/die-bedeutendsten-modernen-deutschen-historiker-11658/index3.html
:weinen:
Aber da sind ohnehin fast nur (warum eigentlich?) Männer.
 
Meines Erachtens hingegen ist es mit dem Aberglauben wie mit dem Glauben.
"Vernunft" ist ein Gegenkonzept zu beidem.
Bitte laß Glauben und Religion aus dieser Diskussion raus. Nicht alle Vernunftmenschen und Genies waren/sind per se Agnostiker oder Atheisten.
Man kann trotz aller Vernunft seinen Glauben und seine Religion leben ... Und nun :still:

Aber da sind ohnehin fast nur (warum eigentlich?) Männer.
Eine Antwort wüsste ich schon ...
 
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Contraire.

Mir kommt es eher so vor, als wolle sie mit einer sehr viel platteren Ansicht aufräumen, welche vielleicht selbst die Forschung vertreten haben mag:

Aufklärung = Erleuchtung + Vernunft
Zeit davor = Düsternis, Feudalismus, Dummheit, Gegenteil von Vernunft

:winke:

Ich bin da noch ein Stück radikaler, wie mir scheint, obwohl ich mit ihrer Argumentation nicht vertraut genug bin und sie nur aus dem rekonstruieren kann, wie Du es schilderst.
 
Bitte laß Glauben und Religion aus dieser Diskussion raus. Nicht alle Vernunftmenschen und Genies waren/sind per se Agnostiker oder Atheisten.
Man kann trotz aller Vernunft seinen Glauben und seine Religion leben ... Und nun :still:

Es scheint mir evident zu sein, dass man eben diese Komponenten nicht rauslassen kann. Und den zweiten Teil hat hier niemand bestritten, sondern er scheint mir ebenso evidenzgeschwängert zu sein.
 
Bitte laß Glauben und Religion aus dieser Diskussion raus. Nicht alle Vernunftmenschen und Genies waren/sind per se Agnostiker oder Atheisten.
Man kann trotz aller Vernunft seinen Glauben und seine Religion leben ... Und nun
Religion aus einer Diskussion über Vorurteile, Aberglauben etc. rauszulassen scheint mir schwierig.

Das was mancher für Aberglauben hält und hielt, konnte für den anderen sicherlich fester Bestandteil eines religiösen Selbstvertändnisses sein.
Wenn sich tiedoubleu mal meldet und sagt, ob es eher um "Aberglauben" fernab von Volksgläubigkeit oder Religion gehen soll, wäre das vielleicht nicht verkehrt.

Ich denke allerdings mittlerweile, das ist wirklich wie Lukrezia Borgia es andeutete letztlich ein sehr philosophisches und komplexes Thema.

Man ist ja leicht verleitet irgendwelche sonderbaren Hausmittelchen aufzulisten. Aber was würde das nutzen?
 
Grenzen wir dochmal Barock ein: Es geht also um die Zeit VOR der Aufklärung?

Denn die Aufklärung war ja gewissermaßen überlappend zur Kunstepoche des Barock (und der Unterordnung Rokoko).
 
:eek:fftopic: Ich musste jetzt gerade herzlich lachen, als ich die letzten Beiträge noch mal durchgegangen bin. :rofl: Überall scheint es, nur die Sonne mag sich nicht blicken lassen:

Religion aus einer Diskussion über Vorurteile, Aberglauben etc. rauszulassen scheint mir schwierig.



Es scheint mir evident zu sein, dass man eben diese Komponenten nicht rauslassen kann. Und den zweiten Teil hat hier niemand bestritten, sondern er scheint mir ebenso evidenzgeschwängert zu sein.



Ich bin da noch ein Stück radikaler, wie mir scheint, obwohl ich mit ihrer Argumentation nicht vertraut genug bin und sie nur aus dem rekonstruieren kann, wie Du es schilderst.





:sorry: Bitte wie gewohnt weitermachen.
 
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