Rolle Englands

Dabei würde der Satz vom "Netz um Deutschland spinnen" aber durchaus passen.

Sehe ich nicht so. Die Initiative ging von Russland aus und die Briten waren doch insgesamt recht zurückhaltend bei ihrer Vorgehensweise.

Das Grey den Deutschen "Märchen" erzählte, ist eine ganz andere Geschichte.
 
Sehe ich nicht so. Die Initiative ging von Russland aus und die Briten waren doch insgesamt recht zurückhaltend bei ihrer Vorgehensweise.

Aus der Rezension von Schröders Buch:

"Dort hatten gerade die als Niederlage empfundenen Vorgänge um die Liman-von-Sanders-Mission am Jahresende 1913 die Alarmglocken schrillen lassen. Ein Festsetzen der Deutschen am Bosporus drohte eine der wichtigsten Lebensadern des Zarenreiches zu verschließen. Es war daher nur folgerichtig, wenn das Zarenreich mit Hilfe seines französischen Bündnispartners versuchte, Großbritannien stärker und bindend an den Zweibund heranzuziehen, um damit die eigene Sicherheit zu erhöhen."

"Im Vergleich mit den anderen Faktoren, welche die deutsche Politik im Juli 1914 beeinflussten, war die Episode um die Marinekonvention in einem spezifischen Sinne bedeutsam und trug insgesamt als ein erheblich verstärkender, wenn auch nicht ursächlicher Faktor zur Gestaltung des Berliner Risikokurses in der Julikrise bei. Indem sie das Misstrauen in die englische Politik zu einem Zeitpunkt verstärkte, als das Zarenreich massiv aufrüstete und der eigene Bündnispartner immer schwächer wurde, trugen sie dazu bei, im Juli 1914 einen Kurs einzuschlagen, der sich schließlich als katastrophal erweisen sollte."

http://www.sehepunkte.de/2007/09/pdf/12024.pdf
 
"Dort hatten gerade die als Niederlage empfundenen Vorgänge um die Liman-von-Sanders-Mission am Jahresende 1913 die Alarmglocken schrillen lassen. Ein Festsetzen der Deutschen am Bosporus drohte eine der wichtigsten Lebensadern des Zarenreiches zu verschließen. Es war daher nur folgerichtig, wenn das Zarenreich mit Hilfe seines französischen Bündnispartners versuchte, Großbritannien stärker und bindend an den Zweibund heranzuziehen, um damit die eigene Sicherheit zu erhöhen."

Dem kann man nur zustimmen und stimmt auch mit meiner Einlassung überein.


"Im Vergleich mit den anderen Faktoren, welche die deutsche Politik im Juli 1914 beeinflussten, war die Episode um die Marinekonvention in einem spezifischen Sinne bedeutsam und trug insgesamt als ein erheblich verstärkender, wenn auch nicht ursächlicher Faktor zur Gestaltung des Berliner Risikokurses in der Julikrise bei. Indem sie das Misstrauen in die englische Politik zu einem Zeitpunkt verstärkte, als das Zarenreich massiv aufrüstete und der eigene Bündnispartner immer schwächer wurde, trugen sie dazu bei, im Juli 1914 einen Kurs einzuschlagen, der sich schließlich als katastrophal erweisen sollte."

Leider ist man in Berlin nicht auf dem Gedanken gekommen, seine Außenpolitik einmal einer gründlichen Revision zu unterziehen. Ansätze bei der deutsch-britischen Zusammenarbeit im Zuge der Balkankriege hat man ebenso wie die Bemühungen von Haldane vorüber gehen lassen.

In Berlin war man sich über die Julikrise, komischerweise muss man schon fast sagen, sich darüber im Unklaren, wie sich Großbritannien nun genau positionieren würde.
 
Was die mögliche Reaktion des brit. Parlaments angeht, habe ich gerade in "Die Schalen des Zorns" eine interessante Stelle gelesen:

S.767
Während dieser Krisenwoche kam der Parteiführer der Konservativen, Andrew Bonar Law, jeden Tag in Greys Zimmer im Parlament, um sich über den neuesten Stand der Dinge unterrichten zu lassen. Bonar Law sagte, dass die Meinung innerhalb seiner Partei noch uneinheitlich sei. Er bezweifelte, dass die Konservativen mehrheitlich für Krieg stimmen würden, es sei denn, die Deutschen marschierten in Belgien ein: in diesem Falle, meinte er, würden Fraktion und Partei einhellig für den Kriegseintritt stimmen.
 
Dazu die Rede von Grey:

Sir Edward Grey's Speech Before Parliament - World War I Document Archive

Beachtenswert die letzten Passagen zu Belgien, und zuvor:

"yesterday afternoon I gave to the French Ambassador the following statement:
"I am authorised to give an assurance that if the German fleet comes into the Channel or through the North Sea to undertake hostile operations against the French coasts or shipping, the British fleet will give all the protection in its power. This assurance is, of course, subject to the policy of his Majesty's Government receiving the support of Parliament, and must not be taken as binding his Majesty's Government to take any action until the above contingency of action by the German fleet takes place."

I read that to the House, not as a declaration of war on our part, not as entailing immediate aggressive action on our part, but as binding us to take aggressive action should that contingency arise. Things move very hurriedly from hour to hour. French news comes in, and I cannot give this in any very formal way; but I understand that the German Government would be prepared, if we would pledge ourselves to neutrality, to agree that its fleet would not attack the northern coast of France. I have only heard that shortly before I came to the House, but it is far too narrow an engagement for us. And, Sir, there is the more serious consideration -- becoming more serious every hour -- there is the question of the neutrality of Belgium...."
 
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