Zur "5. Kolonne"
Es gab wohl ca. 1910 die "spielerische" deutsche Meinungsäußerung, dass es im Fall der Fälle 500.000 "deutsche Franktireurs" geben würde, was von der US-Seite gekontert wurde, dass es 500.000 Telegrafenmasten gäbe um sie aufzuhängen.
"Spielerische deutsche Meinungsäusserung" ist die sehr geschönte Darstellung dieses Vorganges:
AA-Chef Zimmermann versuchte die USA aus dem 1. WK herauszuhalten, in dem er dem US-Botschafter Gerard mit einer Revolution der Iren und Deutsch-Amerikaner drohte. "Denken Sie an die halbe Million ausgebildeter Deutscher in Amerika, die eines Tages gemeinsam mit den Iren einen Aufstand machen könnten". Darauf konterte Gerard: "In diesem Falle werden wir auch eine halbe Million Laternenpfähle haben, um sie aufzuhängen!" Das war während der House-Mission 1915 (Quelle: Alexander Sedlmaier, Deutschlandbilder und Deutschlandpolitik, S. 174).
Später meinte Göring die gleiche Drohung aussprechen zu müssen und verstand die amerikanische Antwort mit den Laternenmasten nicht.
Die Vorstellung, die Deutsch-Amerikaner seien so etwas wie eine auf den Hilferuf des deutschen Mutterlandes wartende Reservearmee passte gut in die in Berlin bestehenden "völkischen Vorstellungen" hinein, die freilich mehr dem Wunschdenken entsprachen als der Realität. Die überwiegende Zahl der Deutsch-Amerikaner verstanden sich als Amerikaner, nicht als Deutsche. Das soll aber nicht heissen, dass es nicht auch solche Amerikaner mit "deutschem Migrationshintergrund" gegeben hätte, die nicht bereit waren, sich für die "deutsche Sache" vor den Karren spannen zu lassen.
Was eine "5. Kolonne" in den USA betrifft, möchte ich hier nur an die Sabotageakte im New Yorker Hafen im ersten Weltkrieg erinnern und den Agentenring um Kurt Jahnke.
Genau! Vor den Agenten des Kaisers gab es an der Ostküste der USA eine regelrechte Hysterie. Die hatte allerdings ihren wahren Tatsachenkern:
Die deutschen Diplomaten Karl Boy-Ed, Franz von Papen und Heinrich Albert waren mit konspirativen Aufgaben beauftragt. Laut wiki wurde Albert (ich kenne die Geschichte mit Papen in der Rolle des Deppen) in der New Yorker U-Bahn eine Aktentasche mit geheimen Unterlagen von einem amerikanischen Angehörigen des Secret Service gestohlen. Die amerikanische Regierung konnte mit den Unterlagen nicht direkt an die Öffentlichkeit gehen. Sie spielte diese Zeitungen zu, die die konspirativen Aktivitäten der deutschen Botschaft publik machten. Entsprechend scharf fiel die öffentliche Reaktion aus. Besonders Boy-Ed erlangte in den USA negative Berühmtheit (in Deutschland ist er kaum bekannt). 1916 wurde schließlich von Papen ausgewiesen. Auf seiner Heimreise nahm er zahlreiche geheime Unterlagen mit, die ihm freilich von den Briten abgenommen wurden.:autsch: Mit diesen Unterlagen konnten zahlreiche Angehörige von Papens Agententruppe identifiziert werden, gegen die dann Prozesse durchgeführt wurden.
Besonders heikel war die 1916 erfolgte Sprengung von
Black Tom Island, dem wichtigsten Umschlagsplatz für Munitionsgüter aus den Vereinigten Staaten nach Europa.