Etymologie Finnland

makko

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Hallo, ich war lang nicht hier...

heute habe ich mich mal wieder mit der Wortherkunft des Wortes Finnland beschäftigt und bin dabei als erstes auf die Seite der finnischen Botschaft bzw. des Generalkonsulats gefallen.



Hier heisst es, Finnland kommt aus dem lateinischen und dem Wort "Fenni" und wurde im Tacitus erwähnt, wodurch eine germanische Herkunft vermutet wird.

Quelle: Warum heißt Deutschland auf Finnisch Saksa und Suomi auf Deutsch Finnland? - Botschaft von Finnland, Berlin - Generalkonsulat von Finnland, Hamburg : Aktuelles



Der Wikipedia Artikel zu "Fenni" sagt, es bedeute im Alt-Isländischen "harter Schnee" und das entsprechende Verb dazu "mit Schnee bedecken".

Quelle: Fenni ? Wikipedia (weiterführende Quellen durch Wikipedia)



Nun habe ich in mein Lexikon der germanischen Mythologie noch einmal nachgeblättert und mir sind dabei ein paar Einträge besonders aufgefallen.

Fenja: altnordisch, eine Riesin dessen wahrscheinlichste Deutung wohl "die Moorbewohnerin" ist.

Fensalir: altnordisch "Sumpf-Säle"

Fenrir: (Wortherkunft) altnordisch fen = Sumpf, also Fenrir wahrscheinlich Sumpfbewohner

Quelle: Rudolf Simek - Lexikon der germanischen Mythologie (ISBN: 3-520-36802-1)



Interessant dabei finde ich, dass Suomi (= deutsch "Finnland") ein Lehnwort ist aus "Suo" (=finnisch "Sumpf") und maa (=finnisch "Land"), also soviel wie Sumpfland bedeutet.

Ist es also nicht denkbar oder sogar wahrscheinlich, dass das Wort "Finnland" (oder Finland im englischen, etc.) sich also genauso auf den Sumpf/Moor bezieht?

Oder hat jemand sogar bereits genauere Kenntnisse über die Wortherkunft?

MfG, makko
 
Hier heisst es, Finnland kommt aus dem lateinischen und dem Wort "Fenni" und wurde im Tacitus erwähnt, wodurch eine germanische Herkunft vermutet wird.
Der entsprechende Abschnitt in der RGA, Bd. 9 gibt wohl den letzten Erkenntnisstand wieder: Reallexikon der germanischen ... - Google Bücher (Seite 82).

Wichtig ist dabei der Hinweis, dass Tacitus wohl nicht die Finnen beschrieben hat, sondern die Lappen. (So auch Jutikkala: Geschichte Finnlands. Stuttgart 1964, S. 16).
 
...die aber eigentlich "Samen" heissen, auch wenn sie u.a. in Lappland wohnen.
Was mich an einen älteren aber lesenswerten Zeitartikel erinnert:
Das Rätsel der Samen

Im hohen Norden Europas leben Menschen, die sich Samek nennen, was soviel wie Sumpfleute bedeutet und an Tundra erinnert. Die in Schweden und Norwegen übliche Bezeichnung "Samen" weckt dagegen andere Assoziationen - und das offenbar nicht zu Unrecht. Seit Jahrhunderten bewähren sich die Samen als wahre Meister der Fortpflanzung.
Wo andere vor Kälte die Extremitäten einziehen, vermehrte sich die urtümliche Volksgruppe seit Generationen in langen Wintern und ohne Zentralheizung. Die wissenschaftliche Literatur sagt den Männern gar unerreichte Potenz nach. In einem Milliliter Ejakulat der Männer Finnlands, wo viele Samek leben, finden sich 114 Millionen Spermien. Das ist Weltspitze und beschämt nicht nur die deutschen Männer mit ihren bescheidenen 78 Millionen Samenfäden pro Milliliter.
Die unerhörte Spermiendichte der Finnen verblüffte viele Forscher.
Um so mehr, da in aller Welt die Manneskraft schwindet, wie etwa Niels Skakkebæk vom Kopenhagener Rigshospitalet glaubt: In den vergangenen fünfzig Jahren hat sich den Berechnungen des dänischen Mediziners zufolge die Anzahl der Spermien pro Milliliter von durchschnittlich 113 Millionen auf 66 Millionen beinahe halbiert.
Auch Fehlbildungen der männlichen Geschlechtsorgane und Hodenkrebs häufen sich nach seiner Ansicht. Nur die Finnen schienen der Krise mannhaft zu trotzen.
Doch jetzt veröffentlichte das British Medical Journal eine Studie, die auch die Samen in neuem Licht erscheinen läßt. In Finnland habe sich die Zeugungsfähigkeit in einem Zeitraum von zehn Jahren drastisch verschlechtert, wollen Forscher der Universität Helsinki festgestellt haben. Nur noch ein Viertel der untersuchten Männer produziere normale Spermien, und das durchschnittliche Gewicht der Hoden sei von 18,9 auf 17,8 Gramm gesunken.
Angesichts von Schrumpfhoden und Spermienschwund spekulieren jetzt wieder einige Wissenschaftler, Umweltgifte brächten das Hormongefüge des Mannes durcheinander. Doch immer wieder erreicht uns auch die Mahnung, daß allzu enge Beinkleider für zu hohe Betriebstemperaturen in den männlichen Keimdrüsen sorgen. Denn nur bei Graden unterhalb der normalen Körpertemperatur können die Hoden Samenzellen produzieren (weshalb ein heißes Bad in manchen Kreisen als Verhütungsmittel gilt). Die nötige Wärmeregulierung bewerkstelligt ein Hautbeutel, der sich bei vielen Säugetieren bewährt hat. In ihm werden die Hoden durch die frische Außenluft gekühlt.
So besehen, scheint also ausgerechnet der Polarwinter das Fortbestehen der Samen begünstigt zu haben. Deren jüngste Spermienkrise ließe sich womöglich mit dem Aufkommen einer neuzeitlichen Erfindung und skandinavischen Spezialität erklären: Sitzheizungen in winterfesten schwedischen Limousinen. Sie laufen zunehmend den Ackjas und Pulks der Samen den Rang ab. Daß die sich nicht wieder auf diese traditionellen Schlitten besinnen wollen, sei ihnen zwar unbenommen. Aber warum eigentlich nennen sich die Lappen dann noch Samen?
 
Hier heisst es, Finnland kommt aus dem lateinischen und dem Wort "Fenni" und wurde im Tacitus erwähnt, wodurch eine germanische Herkunft vermutet wird.
Zu beachten ist hier, dass Tacitus seine Fennen, an östlich des Gebietes Suebia, im Grenzgebiet zwischen "Germanen" und "Sarmaten" lokalisiert.
Damit ist definitiv nicht das heutige Finnland gemeint, sondern wohl im Baltikum.

Hier ist die Grenze von Suebien. Ob ich die Stämme der Peukiner, Veneter und Fennen den Germanen oder Sarmaten zurechnen soll, ist mir zweifelhaft, obwohl es die Peukiner, die von einigen auch Bastarner genannt werden, in Sprache, Lebensart, Wohnart und häuslicher Einrichtung wie die Germanen halten. Schmutzig sind alle, lähmend faul die Vornehmen; in ihrem Aussehen neigen die Peukiner infolge von gegenseitigen Heiraten ziemlich zu dem garstigen Wesen der Sarmaten. Von ihren Sitten haben die Veneter viel angenommen; denn was sich zwischen den Peukinern und Fennen an Wäldern und Gebirgen emporhebt, durchstreifen sie in Raubzügen.

Damit wären die Fenni des Tacitus nicht die Vorfahren der heutigen Finnen sondern vielmehr die Vorfahren der ebenfalls finno-ugrischen sprachigen Völker im Baltikum Esten, Liven etc. Deren Sprachen waren früher weiter verbreitet, wurden in der Neuzeit von Lettisch, Russisch etc. verdrängt.

Bei Jordanes hingegen lebten die Phinnoi auf der "Insel" Skandinavien. Dass die Finnen einst in ganz Skandinavien lebten und nur die südlich Gebiete Norwegens und Schwedens von den Nordgermanen bewohnt wurden.

Fenne oder Finne war der germanische Sammelname für alle Sprecher der ostsee-finnischen Sprachen und eben jene Menschen, die den archaischen Lebensstil als Fischer, Jäger, Rentiernomade usf. pflegten. (Wichtig in der Nordischen Mythologie sind auch das Klischee der finnischen Hexerei oder gar die Gleichsetzung von Finne mit Riesen und Hexern, ja die Benutzung des Wortes Finne als Synonym für den Unhold.)
Eine genaue Unterscheidung von Lappen, Sami, Finnen etc, ergab sich erst mit der zunehmenden Heranführung von Bevölkerungsteilen an die gewöhnliche sesshafte und agrarische Lebenswese des übrigen Europa, mehr noch nach Gründung eines finnischen Staates, während Sami, Suomi etc. wiederum eine einheitliche Eigenbezeichnung darstellt, vielleicht mit den Samojeden sogar mit einem Ausläufer im fernen Sibirien.

Finne als Bezeichnung des Sumpf war auch mal in einigen deutschen Dialekten in Gebrauch.
 
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